ation und ihr Echo.
batte im Nationalrat.
des Innern hat das klerikale Diktat
d mit einem Erlaß an den Wiener
ung der Aufführung des „Reigen“
er außer Kraft gesetzt und die
verboten. Dieser Vorstoß der
erung gegen die Landesautonomie
ationalrat seinen Widerhall in
nden, die durch die dring¬
Abgeordneten Leuthner und
en wurde und die von heftigen
et war. Aber diese Sturm¬
Tätlichkeiten steigerten, haben -
drücklich beiont werden — ihre
angen aus der Stimmung des
dem im höchsten Grade würdelosen
radezu ungezogenen Benehmen des
der mit dem rechten Uebereifer
Christlichsozialen die Dreistigkeit
die bewußte Dreistigkeit seiner
ls der Abgeordnete Leuthner
ebegründete, ging die Bewegung
über die natürlichen Aeußerungen
nd erregten Widerspruches hinaus.
hhrlich in der Schärfe des Aus¬
das Charakterbild des Ministers
sttichen Entschiedenheit der Worte,
kische Politik der Christlichsozialen,
Hender Landesanarchie iust das
ien der Willkür verfassungs¬
usliefern zu wollen, kennzeichnete,
ig gelassen. Doch weder während¬
#nd des ersten Teiles der Rede des
ntlich Sturmszenen; der Sturm
lanz in seinem Schlußwort die
stheit beging, einer großen Panel
zialdemokratie, die Anständigkeit
kleum so aufreizender, als Glanz
der erste Teil, das Werk seiner
Beschimpfungen eigener Mache
uch in der Nedekunst minder¬
tig mit dem Bleistift vorher
Sozialdemokraten die unerhörte
mit zornigen Zurusen und Vor¬
isterbank beantworteten, stürzte
christlichsozialen Ministerschützer
bedränge, ein Wogen, ein Stoßen.
bgeordnete Pischitz, wie er
en Sever führte, brachte den
Doch nicht die Aeußerlichteit
ern die berechtigte Empörung
Anstandsbegriffen befreite Ver¬
s beherrschte die Bewegung
denn auch nicht aufhörte,
Ordnerkeite dem anhebenden
setzte, die sich über den unglück¬
stedner Volker ergoß, obwohl das
bieser leere Schwätzer vorbrachte,
8
zum Lächeln oder zum
sen können. Herr Volker hat
den Namen erst nachträglich
rüher auf den weit weniger
Namen Strepitschka gehört.
keine Gelegenheit, den echten
ubeißen und tat es heute mit
keit. Es war deshalb gut und
eber an die Klänge des ihm
wohl vertrauteren Väteridioms
ene
Erpel und Kunsal, sonden vor jedem cuitlich ozalen
keit, die die sittliche Befähigung des Mannes zur
Landeshangmann dann hor jedes Regieren auf, dann ver¬
Würde eines Vorsitzenden zu bezweifeln gestattet,
wandeit sich pas Regiesen in ein bloßes System von Gefällig¬
idem er trotz des ausdrücklichen Verlangens
keuen gegenüber dei chriftlich ozialen Partei und Brutali¬
tätenund Ueberschreilungen gegenüber
Bauers sich weigerte, dem Minister Glanz einen
dem einzigen Lande, das nicht christlich¬
Ordnungsruf zu erteilen, obwohl dieser eine ganze
oatalverwaltetwir d. Aber der Versuch, die Bundes¬
Partei des Hauses dreist beleidigt hatte. Ja, obschon
verfassung, die Sie selbst im Sinne der Allgewalt der Länder
Dinghofer gestand, die Aeußerung Glanz' nicht gehört
geschaffen haben, dort, wo sie Ihren Parteiinieressen wider¬
spricht, nach Ihren Wünschen umzudeuten, der wird Ihnen
zu haben, ließ er sich dennoch mit offenbarer Ver¬
ingen. (Ledhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)
letzung seiner Pflicht nicht einmal das Protokoll zur
Feststellung des Wortlauts übergeben. Man hat Herrn
Die Antwort des Ministers.
Dinghofer bisher steis sehr gut behandelt; es ist nach
Minister Dr. Glanz: Schon vor Zulassung der Auf¬
seinem heutigen Benehmen offenkundig, daß er einer
führung des „Reigen“, die durch den Magistrat in seiner
ganz anderen Behandlung würdig wäre.
Eigenschaft als polnische Landeestelle erfolgt ist, hat der Polizei¬
präsident beim Bürgermeister von Wien auf die schweren Be¬
denten gegen die Aufführung dieses Bähnenwerkes aufmerksam
Die Debatte im Nationalrat.
gemacht. Der Magistral als polntische Landesdenorde hat jedoch
Im Verlauf der Sitzung des Nationalrates am Freitag
dessenungeachtei nach Anhörung des Zensurdeirates mit dem
überreichten die ##bgeordneten D#nihne (Soz) und Ge¬
Bescheid vom 12. Zänner d. J. die Aufführung zugelassen.
nossen folgende dringliche Kaftage:
Die Anfführung des Stückes gab alsbald zu lebhaften
Erbrierungen in der Oeffentlichten Anlaß.
Die Bundeslegierung hat die Aufführung des be¬
Pick: In der Reichspost“
kannten Theaierstückes „Reigen“ in Wien verd##en. Dieses Ver¬
Dr. Glanz: Hiedet sprach sich die weit überwiegende
bot stellt einen verfassungswidrigen Eingriff
Mehrzahl der öffentluten Stimmen
der Bundesregierung in die Rechte de
Seitz: Wo haben Ste das gezählt! Weisen Sie uns
Landes Wien dar, da zur Ausübung der Theater¬
das nach!
zemtur in Wien ausschließlich der Bandeshaupimann von
Dr. Glanz: . .. dahin aus, daß die Aufführung ihrem
Wien besugt ih. Das Verbot beweist, daß der Regierung das
gesamten Eindruck nach eine aige Verletzung der öffentlichen
Tittat der Kleritalen höher steht als die Bestimmungen der
Sütlichken bedeute.
Verfassung. Gs wird die Frage gestellt, ob der Minister für
Seit: Woher wissen Sie das!
Inneres den verfassungswidrigen Eilaß über das Verbot
Wigany: Die christlich ozialen Abgeordneten haben sich
der Aufführung des „Reigen“ sofort zurückziehen wolle.
die Fühe wundaelaufen, damit sie Karten bekommen! (Wider¬
Die Aufrags gelangte sofort zur Verhandlung.
spruch bei den Christlichsozialen.)
Dr. Glanz: Wenn man Argumente bekämpfen will,
Leuthner (Soz.)
muß man sie horen. (Fortgesetzte ledhafte Zwischenrufe bei den
föhrt aus, er wolle sich durchaus nicht in eine Diskussion über
Soztaldemolraten.)
asthetische oder eihische Fragen einlassen und gar nicht fragen,
Seih: Sie haben bis jetzt nur über ästhetische Meinungen
was der „Reigen“ künstierisch und ethisch bedeute. Wollte man
geredet, ader kein einziges gesetzliches Algument vorgebracht.
die Frage deurteilen, was der „Reigen“ künstierisch oder ethisch
Dr. Majaja: Der Heir Prästdent als Krawallmacher!
bedeute, so würde sich herausstellen, daß Gtücke wie der
Dr. Bauer: Ein solcher Schreier wie der Herr Mataja
Reigen“ in zahlreichen Fällen aufgeführt werden (Ruse bei
wagt es, hier so zu sprechen. (Ruse bei den Soztaldemotruten:
den Christlichsozialen: Wo denn ?), ohne irgend einen Anstoß
Bräsident Seitz hat das Recht, hier zu sprechen so wie Sie 1)
bei frommen Gemütern zu erregen, wie beispielsweise Stücke
Dr. Glanz: Ich wendete mich daher in einem Schreiben
im Josefstädter Theater, die sich vom Reigen“ badurch unter¬
an den Bürgermeister, nicht etwa um die Verantwortung auf
scheiden, daß ihnen die letzte Spur könstlertscher Absicht fehlt.
ihn abzuwälzen, sondern weil ich es für ein Gebot
Es handelt sich hier lediglich um
amtlichen Courkoisie hielt, zunächst ihm selbst
die rein gesetzliche Seite der Angelegenheit.
eine abändernde Verfügung im eigenen Wirtungskreise zu er¬
möglichen. Der Bürgermeister teilte mir jedoch hierauf mit,
Nach dem Bundesverfassungsgesetz sieht dem Landeshaupt¬
mann
daß er nicht in der Lage sei, von seiner ersten Entscheidung
— in diesem Falle dem Bürgermeisier von Wien — die Ent¬
abzugehen.
cheidung nach der Theaterverordnung vom Jahre 1850
zu,
Vick: Das muß Ihnen genügen! (Lebhafte Zustimmung
gegen die, wenn sie einmal in bejahendem Sinne erfolgt ist,
bei den Sozialdemokraten.)
eine Entscheidung der Resierung garnicht angerusen
Dr. Glanz: Aus Rücksichten der öffentlichen Sütlichkeit
werden kann. Nur in dem Fall, wenn sie verneinend, ist,
sah sich nun das Bundesministerium für Inneres veranlaßt,
ist eine Berufung an die Regierung möglich. In diesem Falle
die weiteren Aufführungen des „Reigen“ zu untersagen. (Zahl¬
ist nun eine bejahende Entscheidung erfolgt, die Re¬
reiche Protestrufe der Sozialdemotralen.)
gierung hat aber trotzdem in der Person des Ministers Glanz
Der Präsident gibt das Glockenzeichen und mahnt
eingegrifsen. Die Angelegenheit bekommt badurch einen anderen
zur Ruhe.
Geschmack, daß es dieselbe Regierung ist, die sich
Dr. Glanz: Die Vorgänge, die den Kern des in Rede
allen anderen Landeshauptleuten gegenüber vollständig
stehenden Stückes bilden, sind in dieser Beziehung durchaus
tatenlos verhält.
eindeutiger Art. Die deutsche Kultur in Oesterreich wird gewiß
(Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Herr Glanz wird es
keinen Schaden leiden, wenn die Schaustellung solcher Vorgänge
überhaupt nicht wagen, sich in irgend welche Verfügungen der
auf offener Bühne unterbleibt. (Stürmischer Beifall bei den
Landeshauptleute einzumengen. (Lebhafte Zustimmung bei den
Chrislichsozialen; heftige Gegenrufe bei den Sozialdemokraten,
Sozialdemokraten.) Denn diese stehen ihm als christlich¬
Lärm.)
1e Partelführer gegenüber, vor denen er
Dr. Bauer: Es handelt sich um eine Verfassungs¬
sich eben o bedientenhaft benimmt wie vor den Parteifahrern
frage. Das, was Sie sagen, hat mit der Verfassung nichts
der Christlichsozialen im Hause. Ich verweise dabei auf ein
zu tun. (Fortgesetzte Zwischenrufe.)
anderes Beispiel: In Steiermark droht der Streik der Gen¬
Witternigg: Das ist Liguori=Moral. (Oeftige Geg nrufe bei
darmen, well diese die Entsernung des Herrn Peinlich fordern.
den Christlichsozielen; andauernder Lärm.)
Dieser darf aber nicht entfernt werben,
Dr. Glanz: Da seitens des Magistrats den Verhältnissen,
weil Landeshauptmann Rintelen darin eine Prestige¬
wie sie sich nach Aufführung des „Reigen“ gestaltet haben,
frage erblickt
nicht Rechnung getragen wurde, war es nach den geltenden
und es nicht gestattet! Nach der Verfassung hat aber Herr
Kompetenzbestimmungen, die die Theateangelegen¬
Rintelen in dieser Frage gar nichts dreinzureden, sondern
heiten dem Ressort des Ministeriums des Innern zuweisen, mein
nur der Bundesminister Glanz, denn die Gendarmerie ist
Recht und meine Pflicht, die weiteren Aufführungen zu untersagen.
Bundessache! Wir stehen vor einer Regierung, die sich um
Dieses Recht, in dem ich übrigens vor allem eine Pflicht erblicke,
die Verfassung nicht kümmert, sondern die Verwaltung führt
ist schon in dem Verhältnis der in Beiracht kommenden
ausschließlich nach den Gefälligkeiten, die sie der Partei erweist,
Behörden an sich begründet, daß es Wissenschaft und Praxis
in deren Dienst sie arbeitet. (Lebhafter Beifall bei den
niemals bezweifele haben, daß es von unseren obersten Gerichts¬
Sozialdemotraten.) Wir sind an den Begriff einer Parteiregierung
höfen steis einmütig anerkannt wurde, daß es auch in unsere
gewöhnt. Aber hier wird
neue Verfassung übernommen wurde, wie die Artikel 103 und 142
ausdrücklich bezeugen. Die Regierung wird in analogen Fällen
offenkundig der Wortlaut des Gesetzes verlett,
immer genau so handeln, mögen sie welches Land immer
und das gechieht in der würdelo esten, widerwärtigsten Form,
beireffen
... (Lachen und Widerspruch bei den Sozialdemo¬
nicht von einem wirklichen Vertreter der regierenden Partei,
kraten.) Auf die gegen mich persönlich gerichteten Bemerlungen
sondern von einem Bedienten derselben (lebhafter
will ich nicht näher eingehen. Ich glaube, das Urteil über mein
Beifall bei den Sozialdempiruten), der sich durch sein Auf¬
Wirken getost
jedem anständig denkenden
treten im Haute und in den Aemtern, in denen er wirktam
Menschen überlassen zu können. (Stürmischer Beifall bei
ist, in geradezu eielhaftesten. lakaien¬
den Christlich ozialen; fortgesetzte heftige Zwischenrufe bei den
mäßigen Formen (lebhafte Zustimmung bei den
Soialdemokaten.) Ich kann nur beionen, da mich persönliche An¬
Sozialdemokraten) als ein Mensch belätigt, der sich die Ehre griffe, mögen sie von wo immer komuten, nicht einen Schriu weit von
batte im Nationalrat.
des Innern hat das klerikale Diktat
d mit einem Erlaß an den Wiener
ung der Aufführung des „Reigen“
er außer Kraft gesetzt und die
verboten. Dieser Vorstoß der
erung gegen die Landesautonomie
ationalrat seinen Widerhall in
nden, die durch die dring¬
Abgeordneten Leuthner und
en wurde und die von heftigen
et war. Aber diese Sturm¬
Tätlichkeiten steigerten, haben -
drücklich beiont werden — ihre
angen aus der Stimmung des
dem im höchsten Grade würdelosen
radezu ungezogenen Benehmen des
der mit dem rechten Uebereifer
Christlichsozialen die Dreistigkeit
die bewußte Dreistigkeit seiner
ls der Abgeordnete Leuthner
ebegründete, ging die Bewegung
über die natürlichen Aeußerungen
nd erregten Widerspruches hinaus.
hhrlich in der Schärfe des Aus¬
das Charakterbild des Ministers
sttichen Entschiedenheit der Worte,
kische Politik der Christlichsozialen,
Hender Landesanarchie iust das
ien der Willkür verfassungs¬
usliefern zu wollen, kennzeichnete,
ig gelassen. Doch weder während¬
#nd des ersten Teiles der Rede des
ntlich Sturmszenen; der Sturm
lanz in seinem Schlußwort die
stheit beging, einer großen Panel
zialdemokratie, die Anständigkeit
kleum so aufreizender, als Glanz
der erste Teil, das Werk seiner
Beschimpfungen eigener Mache
uch in der Nedekunst minder¬
tig mit dem Bleistift vorher
Sozialdemokraten die unerhörte
mit zornigen Zurusen und Vor¬
isterbank beantworteten, stürzte
christlichsozialen Ministerschützer
bedränge, ein Wogen, ein Stoßen.
bgeordnete Pischitz, wie er
en Sever führte, brachte den
Doch nicht die Aeußerlichteit
ern die berechtigte Empörung
Anstandsbegriffen befreite Ver¬
s beherrschte die Bewegung
denn auch nicht aufhörte,
Ordnerkeite dem anhebenden
setzte, die sich über den unglück¬
stedner Volker ergoß, obwohl das
bieser leere Schwätzer vorbrachte,
8
zum Lächeln oder zum
sen können. Herr Volker hat
den Namen erst nachträglich
rüher auf den weit weniger
Namen Strepitschka gehört.
keine Gelegenheit, den echten
ubeißen und tat es heute mit
keit. Es war deshalb gut und
eber an die Klänge des ihm
wohl vertrauteren Väteridioms
ene
Erpel und Kunsal, sonden vor jedem cuitlich ozalen
keit, die die sittliche Befähigung des Mannes zur
Landeshangmann dann hor jedes Regieren auf, dann ver¬
Würde eines Vorsitzenden zu bezweifeln gestattet,
wandeit sich pas Regiesen in ein bloßes System von Gefällig¬
idem er trotz des ausdrücklichen Verlangens
keuen gegenüber dei chriftlich ozialen Partei und Brutali¬
tätenund Ueberschreilungen gegenüber
Bauers sich weigerte, dem Minister Glanz einen
dem einzigen Lande, das nicht christlich¬
Ordnungsruf zu erteilen, obwohl dieser eine ganze
oatalverwaltetwir d. Aber der Versuch, die Bundes¬
Partei des Hauses dreist beleidigt hatte. Ja, obschon
verfassung, die Sie selbst im Sinne der Allgewalt der Länder
Dinghofer gestand, die Aeußerung Glanz' nicht gehört
geschaffen haben, dort, wo sie Ihren Parteiinieressen wider¬
spricht, nach Ihren Wünschen umzudeuten, der wird Ihnen
zu haben, ließ er sich dennoch mit offenbarer Ver¬
ingen. (Ledhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)
letzung seiner Pflicht nicht einmal das Protokoll zur
Feststellung des Wortlauts übergeben. Man hat Herrn
Die Antwort des Ministers.
Dinghofer bisher steis sehr gut behandelt; es ist nach
Minister Dr. Glanz: Schon vor Zulassung der Auf¬
seinem heutigen Benehmen offenkundig, daß er einer
führung des „Reigen“, die durch den Magistrat in seiner
ganz anderen Behandlung würdig wäre.
Eigenschaft als polnische Landeestelle erfolgt ist, hat der Polizei¬
präsident beim Bürgermeister von Wien auf die schweren Be¬
denten gegen die Aufführung dieses Bähnenwerkes aufmerksam
Die Debatte im Nationalrat.
gemacht. Der Magistral als polntische Landesdenorde hat jedoch
Im Verlauf der Sitzung des Nationalrates am Freitag
dessenungeachtei nach Anhörung des Zensurdeirates mit dem
überreichten die ##bgeordneten D#nihne (Soz) und Ge¬
Bescheid vom 12. Zänner d. J. die Aufführung zugelassen.
nossen folgende dringliche Kaftage:
Die Anfführung des Stückes gab alsbald zu lebhaften
Erbrierungen in der Oeffentlichten Anlaß.
Die Bundeslegierung hat die Aufführung des be¬
Pick: In der Reichspost“
kannten Theaierstückes „Reigen“ in Wien verd##en. Dieses Ver¬
Dr. Glanz: Hiedet sprach sich die weit überwiegende
bot stellt einen verfassungswidrigen Eingriff
Mehrzahl der öffentluten Stimmen
der Bundesregierung in die Rechte de
Seitz: Wo haben Ste das gezählt! Weisen Sie uns
Landes Wien dar, da zur Ausübung der Theater¬
das nach!
zemtur in Wien ausschließlich der Bandeshaupimann von
Dr. Glanz: . .. dahin aus, daß die Aufführung ihrem
Wien besugt ih. Das Verbot beweist, daß der Regierung das
gesamten Eindruck nach eine aige Verletzung der öffentlichen
Tittat der Kleritalen höher steht als die Bestimmungen der
Sütlichken bedeute.
Verfassung. Gs wird die Frage gestellt, ob der Minister für
Seit: Woher wissen Sie das!
Inneres den verfassungswidrigen Eilaß über das Verbot
Wigany: Die christlich ozialen Abgeordneten haben sich
der Aufführung des „Reigen“ sofort zurückziehen wolle.
die Fühe wundaelaufen, damit sie Karten bekommen! (Wider¬
Die Aufrags gelangte sofort zur Verhandlung.
spruch bei den Christlichsozialen.)
Dr. Glanz: Wenn man Argumente bekämpfen will,
Leuthner (Soz.)
muß man sie horen. (Fortgesetzte ledhafte Zwischenrufe bei den
föhrt aus, er wolle sich durchaus nicht in eine Diskussion über
Soztaldemolraten.)
asthetische oder eihische Fragen einlassen und gar nicht fragen,
Seih: Sie haben bis jetzt nur über ästhetische Meinungen
was der „Reigen“ künstierisch und ethisch bedeute. Wollte man
geredet, ader kein einziges gesetzliches Algument vorgebracht.
die Frage deurteilen, was der „Reigen“ künstierisch oder ethisch
Dr. Majaja: Der Heir Prästdent als Krawallmacher!
bedeute, so würde sich herausstellen, daß Gtücke wie der
Dr. Bauer: Ein solcher Schreier wie der Herr Mataja
Reigen“ in zahlreichen Fällen aufgeführt werden (Ruse bei
wagt es, hier so zu sprechen. (Ruse bei den Soztaldemotruten:
den Christlichsozialen: Wo denn ?), ohne irgend einen Anstoß
Bräsident Seitz hat das Recht, hier zu sprechen so wie Sie 1)
bei frommen Gemütern zu erregen, wie beispielsweise Stücke
Dr. Glanz: Ich wendete mich daher in einem Schreiben
im Josefstädter Theater, die sich vom Reigen“ badurch unter¬
an den Bürgermeister, nicht etwa um die Verantwortung auf
scheiden, daß ihnen die letzte Spur könstlertscher Absicht fehlt.
ihn abzuwälzen, sondern weil ich es für ein Gebot
Es handelt sich hier lediglich um
amtlichen Courkoisie hielt, zunächst ihm selbst
die rein gesetzliche Seite der Angelegenheit.
eine abändernde Verfügung im eigenen Wirtungskreise zu er¬
möglichen. Der Bürgermeister teilte mir jedoch hierauf mit,
Nach dem Bundesverfassungsgesetz sieht dem Landeshaupt¬
mann
daß er nicht in der Lage sei, von seiner ersten Entscheidung
— in diesem Falle dem Bürgermeisier von Wien — die Ent¬
abzugehen.
cheidung nach der Theaterverordnung vom Jahre 1850
zu,
Vick: Das muß Ihnen genügen! (Lebhafte Zustimmung
gegen die, wenn sie einmal in bejahendem Sinne erfolgt ist,
bei den Sozialdemokraten.)
eine Entscheidung der Resierung garnicht angerusen
Dr. Glanz: Aus Rücksichten der öffentlichen Sütlichkeit
werden kann. Nur in dem Fall, wenn sie verneinend, ist,
sah sich nun das Bundesministerium für Inneres veranlaßt,
ist eine Berufung an die Regierung möglich. In diesem Falle
die weiteren Aufführungen des „Reigen“ zu untersagen. (Zahl¬
ist nun eine bejahende Entscheidung erfolgt, die Re¬
reiche Protestrufe der Sozialdemotralen.)
gierung hat aber trotzdem in der Person des Ministers Glanz
Der Präsident gibt das Glockenzeichen und mahnt
eingegrifsen. Die Angelegenheit bekommt badurch einen anderen
zur Ruhe.
Geschmack, daß es dieselbe Regierung ist, die sich
Dr. Glanz: Die Vorgänge, die den Kern des in Rede
allen anderen Landeshauptleuten gegenüber vollständig
stehenden Stückes bilden, sind in dieser Beziehung durchaus
tatenlos verhält.
eindeutiger Art. Die deutsche Kultur in Oesterreich wird gewiß
(Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Herr Glanz wird es
keinen Schaden leiden, wenn die Schaustellung solcher Vorgänge
überhaupt nicht wagen, sich in irgend welche Verfügungen der
auf offener Bühne unterbleibt. (Stürmischer Beifall bei den
Landeshauptleute einzumengen. (Lebhafte Zustimmung bei den
Chrislichsozialen; heftige Gegenrufe bei den Sozialdemokraten,
Sozialdemokraten.) Denn diese stehen ihm als christlich¬
Lärm.)
1e Partelführer gegenüber, vor denen er
Dr. Bauer: Es handelt sich um eine Verfassungs¬
sich eben o bedientenhaft benimmt wie vor den Parteifahrern
frage. Das, was Sie sagen, hat mit der Verfassung nichts
der Christlichsozialen im Hause. Ich verweise dabei auf ein
zu tun. (Fortgesetzte Zwischenrufe.)
anderes Beispiel: In Steiermark droht der Streik der Gen¬
Witternigg: Das ist Liguori=Moral. (Oeftige Geg nrufe bei
darmen, well diese die Entsernung des Herrn Peinlich fordern.
den Christlichsozielen; andauernder Lärm.)
Dieser darf aber nicht entfernt werben,
Dr. Glanz: Da seitens des Magistrats den Verhältnissen,
weil Landeshauptmann Rintelen darin eine Prestige¬
wie sie sich nach Aufführung des „Reigen“ gestaltet haben,
frage erblickt
nicht Rechnung getragen wurde, war es nach den geltenden
und es nicht gestattet! Nach der Verfassung hat aber Herr
Kompetenzbestimmungen, die die Theateangelegen¬
Rintelen in dieser Frage gar nichts dreinzureden, sondern
heiten dem Ressort des Ministeriums des Innern zuweisen, mein
nur der Bundesminister Glanz, denn die Gendarmerie ist
Recht und meine Pflicht, die weiteren Aufführungen zu untersagen.
Bundessache! Wir stehen vor einer Regierung, die sich um
Dieses Recht, in dem ich übrigens vor allem eine Pflicht erblicke,
die Verfassung nicht kümmert, sondern die Verwaltung führt
ist schon in dem Verhältnis der in Beiracht kommenden
ausschließlich nach den Gefälligkeiten, die sie der Partei erweist,
Behörden an sich begründet, daß es Wissenschaft und Praxis
in deren Dienst sie arbeitet. (Lebhafter Beifall bei den
niemals bezweifele haben, daß es von unseren obersten Gerichts¬
Sozialdemotraten.) Wir sind an den Begriff einer Parteiregierung
höfen steis einmütig anerkannt wurde, daß es auch in unsere
gewöhnt. Aber hier wird
neue Verfassung übernommen wurde, wie die Artikel 103 und 142
ausdrücklich bezeugen. Die Regierung wird in analogen Fällen
offenkundig der Wortlaut des Gesetzes verlett,
immer genau so handeln, mögen sie welches Land immer
und das gechieht in der würdelo esten, widerwärtigsten Form,
beireffen
... (Lachen und Widerspruch bei den Sozialdemo¬
nicht von einem wirklichen Vertreter der regierenden Partei,
kraten.) Auf die gegen mich persönlich gerichteten Bemerlungen
sondern von einem Bedienten derselben (lebhafter
will ich nicht näher eingehen. Ich glaube, das Urteil über mein
Beifall bei den Sozialdempiruten), der sich durch sein Auf¬
Wirken getost
jedem anständig denkenden
treten im Haute und in den Aemtern, in denen er wirktam
Menschen überlassen zu können. (Stürmischer Beifall bei
ist, in geradezu eielhaftesten. lakaien¬
den Christlich ozialen; fortgesetzte heftige Zwischenrufe bei den
mäßigen Formen (lebhafte Zustimmung bei den
Soialdemokaten.) Ich kann nur beionen, da mich persönliche An¬
Sozialdemokraten) als ein Mensch belätigt, der sich die Ehre griffe, mögen sie von wo immer komuten, nicht einen Schriu weit von