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11. Reigen
Seite 2 Wien, Sametag
die Kammerspiele geht, braucht, wofern er
ein erwachsener, reifer, ethisch gefestigter Mensch
ist, nichts zu befürchten; und die es nicht
sind, können ohnehin nicht mehr „verdorhen“
werden. In zahlreichen Theatern
8030
und
Vergnügungslokalen wurden und werden Stücke,
Sketches und Dialoge aufgeführt, Lieder
gesungen und Tänze getanzt, die, ganz frei
von jeder Art literarischen Beigeschmacks,
eine weit wirksamere Spekulation auf
die
Sinnlichkeit sind, als der hervorragende Dichter,
der den „Reigen“ schrieb, sie beabsichtigte
Die Polizei oder die Direktion der Kammerspiele
hätte den Besuch der „Reigen“=Aufführungen durch
Jugendliche, wie es bei den Kinodarbietungen
geschieht, untersagen können, das wäre eine aus¬
reichende Maßregel zum Schutz der Sittlichkeit
gewesen; das Verbot nach erfolgter Frei¬
gabe und etlichen Aufführungen des Stückes
ist eine echt österreichische Halbheit und Un¬
geschicklichkeit.
„Das soll beileibe keine Apologie des
„Reigen“ als Theaterstückes und kein Beweis
dafür sein, daß etwa künstlerische oder literarische
Gründe die Aufführung dieser Dialoge recht¬
fertigen oder anraten; es soll nur erklären, wie
es kommen konnte, daß anständige, sittlich sicher¬
lich höchst einwandfreie, literarisch nicht hyper¬
moderne und politisch durchaus nicht radikale
Persönlichkeiten, wie die drei Mitglieder des
Zensurbetrates, die den „Reigen“ freigaben, in
dessen Aufführung keine Gefahr erblickten.
Da
das Stück aber von der einen Instanz einmal
Parteigründe maßgebend sein, daß es von
einer
nicht
anderen, und, wie behauptet wird,
kompetenten Instanz verboten wurde,
schon
deshalb nicht, weil Verfassungskonflikte in diesen
Tagen mehr als je vermieden werden müssen
und weil wir uns mit der Aufrollung solcher
Angelegenheiten just in diesen kritischesten
Stunden unseres Staates vor der ganzen Welt
des
bloßstellen, die von den Vorfällen
gestrigen Tages nur mit größter Ver¬
wunderung Kenntnis nehmen wird. Zwischen den
Gegnern und den Anhängern der „Reigen“=Auf¬
führungen stehen, was immer man sagen mag,
keine Weltanschauungen. Mit der Frage: Fort¬
schritt oder Reaktion hat die Angelegenheit trotz
des Lärmens von beiden Seiten nichts zu tun
Es ist eine Affäre, bei der starres Beharren auf
seinen Standpunkten keinem der beiden Teile
Parteisache sein sollte, sondern in der ein ver¬
nünftiger und rascher Vergleich gefunden werden
muß. Wir haben andere Sorgen und größere
Schmerzen.
Gewaltige Meuterei der
chen Ostfeeslolte.
Die Meuterer marschieren auf Peters¬
burg.
Paris, 11. Februar. Ueber Kopenhagen werden
aus Kronstadt gewaltige Meutereien der
russischen Ostseeflotte gemeldet. Die
Meuterer marschieren angeblich au
Petersburg.
Ausweisung von Deutschen aus der
Tschecho=Slowakei.
Prag, 11. Februar. (Privat=Depesche.)
Die Regierung hat heute einen Erlaß herausgegeben,
dem aufolge alle Ausländer aus der Tschecho¬
Wustric.
„Reigen“=Skandal im Nationalr
Am Schluß der Sitzung des Nationalrates, nach
inder Lage sei, von seine
Entscheidung abzugehe
Erledigung der Tagesördnung, brachte der sozialdemo¬
Aus Rücksichten der öffentlichen Si
kratische Abg. Leuzhner eine Aufrage wegen des
sich nun das Ministerium veranlaßt, die
Verbotes des „Reigen“ ein, das er als verfassungs¬
des „Rei
Aufführungen
widrig bezeichnete, In der darauf folgenden Rede des
untersalgen. (Zwischenrufe.)
Ministers des Innern, in der er die Gründe darlegte,
Präsident mahnt zur Ruhe.
die ihn zum Verbot veranlaßten, kam es zu äußerst
Bundesminister Dr. Glanz: Es
stürmischen Szenen, zu bedrohlichen Anempelungen
um ein Stuck, dessen Leitmotiv
des Ministers und schließlich beinahe zu einem Hand¬
bildet, die bei allen Völkern, selbst solchen
niederen Stufen der Zivilisation befinden
gemenge zwischen Sozialdemokraten und Christlich
jewissen Diskretion umgeben
sozialen. Schließlich aber besänftigten sich die Ge¬
Vorgänge,
die
müter, und da die Uhr bald zwei schlug, gingen alle
den Kern des Stückes
friedlich zum Speisen.
bilden, sind durchaus eindeuti
Die dringliche Anfrage der Sozial¬
Die dehltsche Kultur in Oe
demokraten.
wird g
zwiß keinen Schaden
wenn dite Schaustellung sol
Abg. Leuthner und Genossen überreichen
auf offener Bühn
gänge
folgende dringliche Anfrage: Das Verbot des Theater¬
bleibt. (Sturmischer Beifall bei de
tückes „Reigen“ stellt einen verfassungs¬
ozialen. — Heftige Gegenrufe bei den
widrigen Eingriff der Bundesregierung in
Lärm.)
kraten.
die Rechtedes Landes Wien dar, da zur
Abg. Dr. Bauer: Es handelt sich
Ausübung der Theaterzemur in Wien ausschließlich
Verfassungsfrage. Das, was Sie sagen,
der Landeshauptmann von Wien befugt
Verfassung nichts zu tun. (Fortgesetzte
st. Das Verbot beweist, daß der Regierung das
Bundesminister Dr Glanz:
Diktat der Klerikalen höher steht, als die
—
licht, daß die dreiten Mafsen der Wiener
Bestimmungen der Verfafsung. Es wird die Frage ge¬
die einen schweren Existenzkampf fuhren,
stellt, ob der Minister für Inneres den verfassungs¬
ust betrachten würden, wenn einer
widrigen Erlaß sofort zurückziehen wolle.
kleinen Zahl frivoler Gen
Angriffe gegen den Minister.
dieses dem sittlichen Empfinden und dem
Abg. Leuthner (Sozialdemokial): Stücke wie
Zeit widersprechende Vergnügen entzogen
er „Reigen“ werden in zahlreichen Fallen aufgeführt
Abg. Witternigg (Sozialdemokrat)
(Rufe bei den Chiistlichsozialen: Wo denn 2), ohne
Liquori=Moral. (Heftige Gegenrufe bei de
irgend einen Anstoß bei frommen Gemütern zu er¬
Andauernder Larm.)
sozialen.
sich
regen, zum Beispiel im Josefstädter=Theater, die
Bundesminister Dr. Glanz: Die
„Reigen“ dadurch unterscheiden, daß ihnen
vom
glaubt sich bei dieser Verfügung mit
letzte Spur kunstlerischer Absicht fehlt. Hier handelt
rreich
Niederh
Meinung in Wien und
de Seite.
sich aber lediglich um die gesetz
stimmung. Da seitens
des Maaistr
Nach dem Bundesverfassungsgesetz steht dem Landes¬
nissen, wie sie sich nach Aufführung
hauptmann — in diesem Falle dem Bürgel¬
gestaltet haben, nicht Rechnung getragen
die Entscheidung
3u
meister von Wien
es nach den geltenden Kompetenzbestimmu
gegen die, wenn sie einmal in bejahendem Sinne erfolgt
die Theaterangelegenheiten dem Ressort
ist, eine Entscheidung der Regierung gar nicht an¬
steriums des Innern zuweisen, mein Nech
gerufen werden kann. Redner wirft dem Minister
Pflicht, die weiteren Aufführungen zu untet
Bedientenhaftigkeit gegenüber den
luf die gegen mich gerichteten
christl csozialen Parteiführern vor.
will ich nicht näher eingehen. Ich glaube
In der würdelosesten, widerwartigsten
über mein Wirken getrost jedem
For in geradezu ekelhaften, lakgien¬
denkenden Menschen überlassem
mäßgen Formen (Zustimmung bei
Sozialdemokraten. — Lachen bei den Christlichsozialen
Drohendes Handgemeng
geschehe dies von einem Manne. der von dem Gefühl
Die letzten Worte des Ministers entf#
erfülli ist, daß er nur deshalb Minister wurde, um den
Sturmbei den Sozialdemokraten.
Die
Christlichsozialen Gefälligkenen zu erweisen.
P
Witternigg.
Zelenka,
Abg. Dr. Bauer (Sozialdemokrat): Und als
Widtolz stürzen zur Ministerbank un
Kandidat für den Landesamtsdirektor von Steiermark
m
it den Fäusten auf
Glanzl Andere Parteigenosse
Dr. Glanz begründet das Verbot.
D
nsch. Stürmische Rufe:
hnen
Bundesminister Dr. Glanz: Schon vor der
Hinaus mit ihm! Diese Beleid
Zulassung der Aufführung des „Reigen“, die durch den
wir uns nicht gefallen!
hat der Polizei¬
Magistrat erfolgt ist,
Jetzt drangen auch Christlichsoziale
präsident beim Bürgermeister auf die schweren
bank, um dem Minister, der ruhig auf
Bedenken gegen die Aufführung aufmerksam
sitzt, gegen etwaige Angriffe eine Schutzgar
gemacht. Der Magistrat hat dessen ungeachtet nach
Dabei geraten sie stark anemander, Schließli
Anhörung des Zeusurbeirates die Aufführung zugelassen.
unter tobendem Lärm
(Zwischenrufe.) Die Aufführung des Stuckes gab als¬
zu einem Zusammensto
balo zu lebhaften Erörterungen in
der Oeffentlichkeit Anlaß,
Man sieht plötzlich die Faust des Chi
Abg. Bick (Sozialdemokrat): In der „Reichs
itz einen Schlag
post!“ (Zwischemufe bei den Sozialdemokraten; Gegen¬
Kopf des ehemaligen Lande
rufe bei den Christlichsozialen. Lärm.)
mannes Sever führen. Es i
Bundesminister Dr. Glanz: Hiebei sprach sich
ob der Schlag ein absichtlicher oder zufälli
die weit überwiegende Mehrzahl der öffentliche
Sozialdemokraten halten ihn für absichilich
Stimmen
ich auf Pischitz stürzen. In dieser kritische
Abgeordneter Seitz: Wo haben Sie das ge¬
gelingt es endlich den Abgeordneten Dingha
nach! (Lärm.)
uns
das
Sie
weisen
hählt,
Fink und anderen, sich zwischen die einander
Bundesminister Dr. Glanz: .. .. dahin aus
Gruppen zu werfen und sie poneinander
daß die Aufführung eine
Der Präsident bedauer
arge Verletzung der öffentlichen Sitt¬
Präsiden! Dr. Weiskirchner kann
lichkeit
Gehör verschaffen. Er sagt: Ich muß
unaualifizierbaren Vorg
bedeute. Kundgehungen aus der Bevölkerung und
stes Bedauern ausdrücken.
zahlreiche Artikel der Presse verschiedener Richtung
tie
Anhatende Zwischenrufe und Larm.)
ließen erkennen, daß diese Vorführungen mit
Vorginge wird die Würde des
sittlichen Empfinden weiter
dem
aufstiefste geschadigt.
Kreise der Wiener Bevölkerung in
Die Debatte kann fortgesetzt werden
charfem Gegensatz stehen. (Lebhaften
nächste Redner ist in dem noch andaus¬
Beifall bei den Christlichsozialen — stürmische Gegen¬
11. Reigen
Seite 2 Wien, Sametag
die Kammerspiele geht, braucht, wofern er
ein erwachsener, reifer, ethisch gefestigter Mensch
ist, nichts zu befürchten; und die es nicht
sind, können ohnehin nicht mehr „verdorhen“
werden. In zahlreichen Theatern
8030
und
Vergnügungslokalen wurden und werden Stücke,
Sketches und Dialoge aufgeführt, Lieder
gesungen und Tänze getanzt, die, ganz frei
von jeder Art literarischen Beigeschmacks,
eine weit wirksamere Spekulation auf
die
Sinnlichkeit sind, als der hervorragende Dichter,
der den „Reigen“ schrieb, sie beabsichtigte
Die Polizei oder die Direktion der Kammerspiele
hätte den Besuch der „Reigen“=Aufführungen durch
Jugendliche, wie es bei den Kinodarbietungen
geschieht, untersagen können, das wäre eine aus¬
reichende Maßregel zum Schutz der Sittlichkeit
gewesen; das Verbot nach erfolgter Frei¬
gabe und etlichen Aufführungen des Stückes
ist eine echt österreichische Halbheit und Un¬
geschicklichkeit.
„Das soll beileibe keine Apologie des
„Reigen“ als Theaterstückes und kein Beweis
dafür sein, daß etwa künstlerische oder literarische
Gründe die Aufführung dieser Dialoge recht¬
fertigen oder anraten; es soll nur erklären, wie
es kommen konnte, daß anständige, sittlich sicher¬
lich höchst einwandfreie, literarisch nicht hyper¬
moderne und politisch durchaus nicht radikale
Persönlichkeiten, wie die drei Mitglieder des
Zensurbetrates, die den „Reigen“ freigaben, in
dessen Aufführung keine Gefahr erblickten.
Da
das Stück aber von der einen Instanz einmal
Parteigründe maßgebend sein, daß es von
einer
nicht
anderen, und, wie behauptet wird,
kompetenten Instanz verboten wurde,
schon
deshalb nicht, weil Verfassungskonflikte in diesen
Tagen mehr als je vermieden werden müssen
und weil wir uns mit der Aufrollung solcher
Angelegenheiten just in diesen kritischesten
Stunden unseres Staates vor der ganzen Welt
des
bloßstellen, die von den Vorfällen
gestrigen Tages nur mit größter Ver¬
wunderung Kenntnis nehmen wird. Zwischen den
Gegnern und den Anhängern der „Reigen“=Auf¬
führungen stehen, was immer man sagen mag,
keine Weltanschauungen. Mit der Frage: Fort¬
schritt oder Reaktion hat die Angelegenheit trotz
des Lärmens von beiden Seiten nichts zu tun
Es ist eine Affäre, bei der starres Beharren auf
seinen Standpunkten keinem der beiden Teile
Parteisache sein sollte, sondern in der ein ver¬
nünftiger und rascher Vergleich gefunden werden
muß. Wir haben andere Sorgen und größere
Schmerzen.
Gewaltige Meuterei der
chen Ostfeeslolte.
Die Meuterer marschieren auf Peters¬
burg.
Paris, 11. Februar. Ueber Kopenhagen werden
aus Kronstadt gewaltige Meutereien der
russischen Ostseeflotte gemeldet. Die
Meuterer marschieren angeblich au
Petersburg.
Ausweisung von Deutschen aus der
Tschecho=Slowakei.
Prag, 11. Februar. (Privat=Depesche.)
Die Regierung hat heute einen Erlaß herausgegeben,
dem aufolge alle Ausländer aus der Tschecho¬
Wustric.
„Reigen“=Skandal im Nationalr
Am Schluß der Sitzung des Nationalrates, nach
inder Lage sei, von seine
Entscheidung abzugehe
Erledigung der Tagesördnung, brachte der sozialdemo¬
Aus Rücksichten der öffentlichen Si
kratische Abg. Leuzhner eine Aufrage wegen des
sich nun das Ministerium veranlaßt, die
Verbotes des „Reigen“ ein, das er als verfassungs¬
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widrig bezeichnete, In der darauf folgenden Rede des
untersalgen. (Zwischenrufe.)
Ministers des Innern, in der er die Gründe darlegte,
Präsident mahnt zur Ruhe.
die ihn zum Verbot veranlaßten, kam es zu äußerst
Bundesminister Dr. Glanz: Es
stürmischen Szenen, zu bedrohlichen Anempelungen
um ein Stuck, dessen Leitmotiv
des Ministers und schließlich beinahe zu einem Hand¬
bildet, die bei allen Völkern, selbst solchen
niederen Stufen der Zivilisation befinden
gemenge zwischen Sozialdemokraten und Christlich
jewissen Diskretion umgeben
sozialen. Schließlich aber besänftigten sich die Ge¬
Vorgänge,
die
müter, und da die Uhr bald zwei schlug, gingen alle
den Kern des Stückes
friedlich zum Speisen.
bilden, sind durchaus eindeuti
Die dringliche Anfrage der Sozial¬
Die dehltsche Kultur in Oe
demokraten.
wird g
zwiß keinen Schaden
wenn dite Schaustellung sol
Abg. Leuthner und Genossen überreichen
auf offener Bühn
gänge
folgende dringliche Anfrage: Das Verbot des Theater¬
bleibt. (Sturmischer Beifall bei de
tückes „Reigen“ stellt einen verfassungs¬
ozialen. — Heftige Gegenrufe bei den
widrigen Eingriff der Bundesregierung in
Lärm.)
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Ausübung der Theaterzemur in Wien ausschließlich
Verfassungsfrage. Das, was Sie sagen,
der Landeshauptmann von Wien befugt
Verfassung nichts zu tun. (Fortgesetzte
st. Das Verbot beweist, daß der Regierung das
Bundesminister Dr Glanz:
Diktat der Klerikalen höher steht, als die
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Bestimmungen der Verfafsung. Es wird die Frage ge¬
die einen schweren Existenzkampf fuhren,
stellt, ob der Minister für Inneres den verfassungs¬
ust betrachten würden, wenn einer
widrigen Erlaß sofort zurückziehen wolle.
kleinen Zahl frivoler Gen
Angriffe gegen den Minister.
dieses dem sittlichen Empfinden und dem
Abg. Leuthner (Sozialdemokial): Stücke wie
Zeit widersprechende Vergnügen entzogen
er „Reigen“ werden in zahlreichen Fallen aufgeführt
Abg. Witternigg (Sozialdemokrat)
(Rufe bei den Chiistlichsozialen: Wo denn 2), ohne
Liquori=Moral. (Heftige Gegenrufe bei de
irgend einen Anstoß bei frommen Gemütern zu er¬
Andauernder Larm.)
sozialen.
sich
regen, zum Beispiel im Josefstädter=Theater, die
Bundesminister Dr. Glanz: Die
„Reigen“ dadurch unterscheiden, daß ihnen
vom
glaubt sich bei dieser Verfügung mit
letzte Spur kunstlerischer Absicht fehlt. Hier handelt
rreich
Niederh
Meinung in Wien und
de Seite.
sich aber lediglich um die gesetz
stimmung. Da seitens
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Nach dem Bundesverfassungsgesetz steht dem Landes¬
nissen, wie sie sich nach Aufführung
hauptmann — in diesem Falle dem Bürgel¬
gestaltet haben, nicht Rechnung getragen
die Entscheidung
3u
meister von Wien
es nach den geltenden Kompetenzbestimmu
gegen die, wenn sie einmal in bejahendem Sinne erfolgt
die Theaterangelegenheiten dem Ressort
ist, eine Entscheidung der Regierung gar nicht an¬
steriums des Innern zuweisen, mein Nech
gerufen werden kann. Redner wirft dem Minister
Pflicht, die weiteren Aufführungen zu untet
Bedientenhaftigkeit gegenüber den
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christl csozialen Parteiführern vor.
will ich nicht näher eingehen. Ich glaube
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Sozialdemokraten. — Lachen bei den Christlichsozialen
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erfülli ist, daß er nur deshalb Minister wurde, um den
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Christlichsozialen Gefälligkenen zu erweisen.
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Abg. Dr. Bauer (Sozialdemokrat): Und als
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Kandidat für den Landesamtsdirektor von Steiermark
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Dr. Glanz begründet das Verbot.
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Bundesminister Dr. Glanz: Schon vor der
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Magistrat erfolgt ist,
Jetzt drangen auch Christlichsoziale
präsident beim Bürgermeister auf die schweren
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Bedenken gegen die Aufführung aufmerksam
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Anhörung des Zeusurbeirates die Aufführung zugelassen.
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balo zu lebhaften Erörterungen in
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Abg. Bick (Sozialdemokrat): In der „Reichs
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mannes Sever führen. Es i
Bundesminister Dr. Glanz: Hiebei sprach sich
ob der Schlag ein absichtlicher oder zufälli
die weit überwiegende Mehrzahl der öffentliche
Sozialdemokraten halten ihn für absichilich
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ich auf Pischitz stürzen. In dieser kritische
Abgeordneter Seitz: Wo haben Sie das ge¬
gelingt es endlich den Abgeordneten Dingha
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hählt,
Fink und anderen, sich zwischen die einander
Bundesminister Dr. Glanz: .. .. dahin aus
Gruppen zu werfen und sie poneinander
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Der Präsident bedauer
arge Verletzung der öffentlichen Sitt¬
Präsiden! Dr. Weiskirchner kann
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Gehör verschaffen. Er sagt: Ich muß
unaualifizierbaren Vorg
bedeute. Kundgehungen aus der Bevölkerung und
stes Bedauern ausdrücken.
zahlreiche Artikel der Presse verschiedener Richtung
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Anhatende Zwischenrufe und Larm.)
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Vorginge wird die Würde des
sittlichen Empfinden weiter
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aufstiefste geschadigt.
Kreise der Wiener Bevölkerung in
Die Debatte kann fortgesetzt werden
charfem Gegensatz stehen. (Lebhaften
nächste Redner ist in dem noch andaus¬
Beifall bei den Christlichsozialen — stürmische Gegen¬