II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 535

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box 17/6
Reigen
* Boj o Schnitzlerüv „Reigene se
stal vvlozeré politickym. Véereisi
skandäly v rähouské Närodni radé do¬
käzaly, Ze anijkrest. seciälüm ani soc.
demokratüm rteide o pchorslivy räs
dramatu, ale o Eisté mocenskou otäz¬
ku. Soc.-demckratiéti poslanci uznali,
Ze vyjevy dramatu st ncholli na 2c ####.

Stézeynim problémem kueu jest vliv,
ktery intelek: mä na pohiavnl instinkt.
2
Ukazuje sc, jak prilisné vyvieuty in¬
telektualismus a dep #c#t stavy vedo¬
2
mi zuemoznuji dast. i m.jdüleknejst
funkce reffcani, a pullorch# me h.
nismu. Celd véc br pilftla spise 49 Sil¬
borného pofdnäm logick ##
Schnitzler napsal toto drama paivodné
jen pro uzsi kröuzrk pfätel a dal je
vrtisknouti jako rukopis. Bratälni 5¬
tevrenost spisovatciova,
snesitelna
snad pri Steni, püsobi na jevisti. zvlä¬
Sté na zeny, velmi trapné, ba uräzlivé.
Cely déj a jeho rozreseni nemüße ko¬
ho povznésti. Podnécuje penze
*
— —
chtid. Proto také po kazdé b.
vyprödäno. To uz souvisi s perversllo¬
sti jistych vrstev videnského divadel¬
niho obecenstva. Rozumni lidé se prä¬
rem apreli proti tomuto nestondnemu
odhalováni lidskych choutck a slags¬
sti. Ale krest. sociäiové z celcho sporu
udelali politikum. Spolkovä vläda pod
jejich nätlakem chtéla zasähnouti do
präv zemské vlädy videnské. Neni po¬
chyby, ze by se takoveho nédeho neby¬
la opoväzila, kdyby bylo slo oklerikai¬
ni vlädu tyrolskou nebo salepurskou.
Boj o Schnitzlerüv rReigeng se mél
stäti zkusebnim kamenem, tim co Ném¬
ci nazyvaji 2Kraftprober, mélo se u¬
kázat, kdo zde ve Vidni komanduse,
zdali krest.-sociälni wäda spollovà Ci
soc. dem. vläda zemskä. Pnoto ten hroz¬
ny rämus. Min. dr. Glanz utrpel üplncu
poräzku. President Seitz na neho uto¬
Cil tak prudce, ze president dr. Ding
hofer byl nucen, volati ho k porädku.
Seitz pravil mezi jinym: Estetické
näzory dra Glanze näs vübec nezajimia¬
ji. Nestaräme se oto, kdo ten kus po¬
sloucha. Tyrdim urdité, ze to neison
deinici. Nemaji pencz aby zaplatili ta¬
kové vysoké ceny. Zde nebézi o ohroze¬
nou mravopocestnost, ale o politickon
otäzku, o otäzku, zdali vynos dra Gian¬
ze byl zäkonity dili nic.e Boj se skonci
vitèzstvim zemské vlädy videnské.
PReigene se bude provozovati däle
Vécrejsi predstaveni mélo üplné klidny
prübéh.
#un ½10 Uhr ver¬
K. Aiggsdrdhung: Die K#hlens in die Arbeiser=und
Angestelltenkammer.)
Das#rote Reigenspiel.
Es ist in der Wiener Presse eigentlich nur noch das
sozialdemokratische Zentralorgan, das für die Rettung
der unappetitlichen Abendunterhaltung der Schieberwelt
sich ganz gewaltig erhitzt. Von den übrigen Blättern geben
elbst diejenigen, die dem Verfasser der dramatisierten
Zoten besonders nahestehen, das „Reigen“=Banner mahr
oder weniger verschämt preis. Man mag sich doch nicht
unter diesen Linden grüßen lassen. Selbst die Masseusen¬
presse fühlt sich in der „Reigen"=Gegend nicht ganz be¬
haglich und sie bemüht sich, um das notgedrungene Ab¬
rücken von Schnitzler=Bernan nicht zu schroff in Erschei¬
nung treten zu lassen, eine Frage der öffentlichen Moral
zu einem reinen Rechts= und Kompetenzstreit zu machen.
Ein paar liberale Blätter bringen sogar den anerken¬
nennenswerten Mut auf, offen herauszusagen, was jeder
normal veranlagte Mensch fühlen muß, nämlich daß
die Dialoge Schnitzlers keinesfalls auf die Bühne ge¬
hören. Das Austerlitzblatt steht somit mit seiner Begeiste¬
rung für die Schieberunterhaltung einstweilen so ziemlich
vereinsamt da, mit der Aussicht, daß ihm sväter, die ge¬
wissen illustrierten „Witzblätter“ das anrüchigste, was
es auf dem Gebiete in Europa gibt, Gesellschaft leisten
werden. Sogar das Organ der Kommunisten, die „Rote
Fahne“, ist nicht so ausgeschämt, um dem Austerlitzblatt
und dessen Hintermännern bei der Rettungsaktion für
die Schieberunterhaltungen Gesellschaft zu leisten; es
schreibt:
Wer soll ernst bleiben, wenn Seitz für den „Reigen“
seinen berühmten „le#ten Revolver“ zieht? ... Wie oft
hätten die Sozieldemokrafen in der letzten Zeit den
ernstesten Grund gehabt, den Kampf bis aufs Messer anzu¬
kündigen ... Die Not der Massen wird von Tag zu
Tag arger. Also halten die Sozialdemokraten es für an¬
gezeigt, sich radikal zu gebärden. Aber ie sollen
ie die großen wirtschaftlichen und politischen Fragen
radikal behandeln! Das gerade wollten sie ja unter allen
Umständen vermeiden. So müssen sie es versuchen,
das Interesse der Massen auf minder wichtige
Fragen abzulenken. Das ist der Grund, warum
sie in der letzten Zeit ihren Antiklerikalismus aus der
Rumpelkammer, in die er in der Koalitionszeit gewandert
war, wieder hervorgeholt und auf den Glanz hergerichtet
haben. Das Verbot der „Reigen"=Aufführungen hat
ihnen nur einen willkommenen Anlaß geboten, ihren
Radikalismus auf eine ungefährliche
und naiven
Gemütern doch imponierende Weise auszutoben.
In der Sackgasse, in die sich die sozialdemokratische
Führung mit ihrer Begeisterung für die unsauberen
Abendunterhaltungen der Schieber verrannt hat, tut das
Austerlitzblatt, was es in solchen Fällen immer tut:
Es schmäht den Oberhirten der Wiener Katholtken. Es
wird niemand einfallen, sich mit den armseligen
Flegeleien, die dem Zentralorgan der Umsturzjuden
Gewohnheit geworden sind, in unnütze Dialoge einzu¬
lassen zumal der Beifall der roten Führung auf ihrem
Feldzug für die Zotendramatik bei den Massen,
die doch noch stubenreiner denken und fühlen, nicht zu
üppig ausfallen dürfte. Die Wiener Bevölke¬
rung, auch ihr sozialdemokratischer Teil, hat
dringendere und größere Sorgen, als die
der Herren Austerlitz, Reumann, Seitz. Leuthner,
Danneberg und Genossen, daß die Schieberwelt bei
ihren unsaulern Abendunterhaltungen nicht gestört
werde.
Wiane. Stimmen. Wiens
12 FrBRUER 1921