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Verlangens apportiert. Er vollendete seine
keit, die die sittliche Befähigung des Mannes zur
Würde eines Vorsitzenden zu bezweifeln gestattet.
indem er trotz des ausdrücklichen Verlangens
Bauers sich weigerte, dem Minister Glanz einen
Ordnungsruf zu erteilen, obwohl dieser eine ganze
Partei des Hauses dreist beleidigt hatte. Ja, obschon
Dinghofer gestand, die Aeußerung Glanz' nicht gehört
zu haben, ließ er sich dennoch mit offenharer Ver¬
letzung seiner Pflicht nicht einmal das Protokoll zur
Feststellung des Wortlauts übergeben. Man hat Herrn
Dinghofer bisher stets sehr gut behandelt; es ist nach
seinem heutigen Benehmen offenkundig, daß er einer
ganz anderen Behandlung würdig wäre.
Die Debatte im Nationalrat.
Im Vertauf der Sitzung des Nationalrales am Freitag
überreichten die Abgeordneten Leuthyes (Soz) und Ge¬
nossen folgende dringliche Anfrage:
41
Die Bundesiegierung hat die Aufführung des be¬
kannten Theaterstückes „Rrigen“ in Wien verboten. Dieses Ver¬
bot stellt enen verfassungswidrigen Eingrif
& Bundesregierung in die Rechte des
Landes Wien dur, da zur Ausübung der Theater¬
zensur in Wien ausschließlich der Bandeshauptmann von
Wien befuct ift. Das Verbot beweist, daß der Regierung das
Peren
Setpel unb Kunschak, sondern vor jedem christlichsozialen
Lanbeshauptmann, dann hört jedes Regieren auf, dann vero
wundelt sich das Regieren in ein bloßes System von Gefällig¬
eiten gegenüber der christlich ozialen Partei und Brutali¬
tüten und Ueberschreitungen gegenüber
dam einzigen Bande, das nicht christlich¬
sozlalverwaltetwir d. Aber der Versuch, die Bundese
verlassung, die Sie selbst im Sinne der Allgewalt der Länder
geschaffen haben, dort, wvo sie Ihren Parteinieressen wider¬
spricht, nach Ihren Wünschen umzudenten, der wird Ihnen
##gelingen. (Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)
Die Antwort des Ministers.
Minister Dr. Glanz: Schon vor Zulassung der Aufe
führung des „Reigen“, die durch den Magistrat in seiner
igenschaft als polnische Landesstelle erfolgt ist, hat der Polizei¬
präsident beim Büigermeister von Wien auf die schweren Be¬
denlen gegen die Aufführung dieses Bühnenwerkes aufmerksam
gemacht. Der Magistrat als politische Landesbehörde hat jedach
dessenungeachtet nach Anhörung des Zensurbeirates mit dem
Bescheid vom 12. Jänner d. J. die Aufführung zugelassen.
Die Anfführung des Siückes gab alsbald zu lebhaften
Frörtetungeu in der Oeffentlichkeit Anlaß.
Oick: In der „Reichspost“
Dr. Glanz: Hiebet sprach sich die weit überwiegende
Mehrzahl der öffentluhen Stimmen
Ceitz: Wo haben Sie das gezählt! Weisen Sie uns
das nach!
Dr. Glanz: . .. dahin aus, daß die Aufführung ihrem
gesamten Eindruck nach eine aige Verletzung der öffentlichen
Stttlichleck bedeute.
Sein: Woher wissen Sie das 9
Wihany: Die christlichsozialen Abgeordneten haben sich
die Fü#r wundgelaufen, damil sie Karten bekommen! (Wider¬
speuch bei den Christlichsozialen.)
Dr. Glanz: Wenn man Argaments bekämpfen will,
moß man sie horen. (Fortgesetzte lebhafte Zwischenrufe ber dem
Goz#ldemolraten.)
Geig: Sie haben bis jetzt nur über ästhettsche Meinungen
gerebet, ider kein einziges gesehliches Atgument vorgebracht.
Hr. Maiala: Der Heir Präsident als Krawallinacher!
Dr. Bauer: Ein solcher Schreier wie der Hert Ma. 2ja
wagt #9, hier so zu sprechen. (Nuse bei den Soztalbemottalen!
Präsidenl Seitz hal das Recht, hier zu sprechen so Wie Sie 1)
Dr. Glanz: Ich wendete mich daher in einem Schreiben
an den Bürgermeister, nicht elwe um die Verankwartung auf
ihn abzuwälzen, sondern weil ich es für ein Gebol der
amtlichen Couktolste hielk, zunächst ihm selbst
eine abändernde Verfügung im eigenen Wirtungskreise zu ers
möglichen. Der Bürgermeister teilte mit jedoch hierauf mit,
daß #i nicht ie der Lage set von seiner desten Gittscheibung
abengehen.
Wick: Das muß Ihnen genügen! (Lebhafte Zustimmung
bei den Sozial demokraten.
Dr. Glanz: Aus Rücksichten der öffentlichen Stitlichkeit
sah sich nun das Bundesministerium für Inneres veranlaht,
die weileten Aufführungen des „Reigen“ zu untersagen. (Zahl
reche Protestruse der Sozialdemotraten.)
Der Prüsideut gibt das Glockenzeichen und mahmt
zür Luhe.
Dr. Glanz: Die Vorssänge, die den Kerr des in Nebe
stehenden Stückes bilden, sind in dieser Beziehung durchau
eindeutiger Art. Die drutsche Kult#r in Oesterreich wird gewiß
keinen Schaben leiden, wenn die Schaustellung solcher Vorgänge
auf offener Bühne unterbleibt. (Srülrmischer Beifall bei den
Christlichsozialen; hestige Gegenrufe bei den Sdzialdemolkaten,
Läim.)
Dr. Bauer: Es handelt sich um eine Vertalsungs¬
frage. Das, wdas Sie sagen, hat mit der Verfassung nichts
n. (Fortgesetzte Zwischenrufe.
Witternigg: Das ist Ligudria Motal. (Heftige Gegenrufe dn
den Cheistlichsozialen; andauernder Bärm.,
Dr. Glanz: Da seitens des Magistrats den Verhältnissen,
wie sie sich nach Aufführung des „Reigen“ gestaltel haben,
nicht Rechttung geltagen wurde, war es nach den geltenden
n, die die Theatslangslegen¬
Kompetenzbestimt
heiten dem Ressort des Minisikriuins des Inhein zuweisen, miein
Recht und meine Pflicht, die weiteren Aufführungen zu. Untersagen.
Dieses Recht, in dem ich übrigens vor allem eine Pflicht erblicke.
st schon 1# dem Verhältnis der in Betracht kommenden
Behörden un sich begründet, daß es Wissenschaft und Pratzi¬
niemals destanfelt haben, daß es von unseien obersten Gerichts¬
höfen stett einmütig anerkannt wurde, daß es auch in uniere
neue Verinssung übernommen wurde, wie die Artikel 103 und 142
ausdrücklich bezeugen. Die Regierung wird in analogen Fällen
mmer genan so handeln, mögen sie welches Lund immer
beireffen... (Lachen und Widerspruch bei den Sozialdems¬
rasen.) Auf die gegen mich pelsönlich gerichteten Bemerlungen
will ich nicht näher eingehen. Ich glaube, das Urteit übet mein
jedem anständig denkind
Wirken getrbst
Menschen überlassen zu können. (Stürmischer Belfall bei
den Christlich ozialen; fortgesetzte heftige Zwischenrüfs bei den
Speialdemökraten.) Ich kann nür beionen, daß mich persönliche An¬
grisse, mögen sie von wo immer koniaten, nicht einen Schriel weil von
Verlangens apportiert. Er vollendete seine
keit, die die sittliche Befähigung des Mannes zur
Würde eines Vorsitzenden zu bezweifeln gestattet.
indem er trotz des ausdrücklichen Verlangens
Bauers sich weigerte, dem Minister Glanz einen
Ordnungsruf zu erteilen, obwohl dieser eine ganze
Partei des Hauses dreist beleidigt hatte. Ja, obschon
Dinghofer gestand, die Aeußerung Glanz' nicht gehört
zu haben, ließ er sich dennoch mit offenharer Ver¬
letzung seiner Pflicht nicht einmal das Protokoll zur
Feststellung des Wortlauts übergeben. Man hat Herrn
Dinghofer bisher stets sehr gut behandelt; es ist nach
seinem heutigen Benehmen offenkundig, daß er einer
ganz anderen Behandlung würdig wäre.
Die Debatte im Nationalrat.
Im Vertauf der Sitzung des Nationalrales am Freitag
überreichten die Abgeordneten Leuthyes (Soz) und Ge¬
nossen folgende dringliche Anfrage:
41
Die Bundesiegierung hat die Aufführung des be¬
kannten Theaterstückes „Rrigen“ in Wien verboten. Dieses Ver¬
bot stellt enen verfassungswidrigen Eingrif
& Bundesregierung in die Rechte des
Landes Wien dur, da zur Ausübung der Theater¬
zensur in Wien ausschließlich der Bandeshauptmann von
Wien befuct ift. Das Verbot beweist, daß der Regierung das
Peren
Setpel unb Kunschak, sondern vor jedem christlichsozialen
Lanbeshauptmann, dann hört jedes Regieren auf, dann vero
wundelt sich das Regieren in ein bloßes System von Gefällig¬
eiten gegenüber der christlich ozialen Partei und Brutali¬
tüten und Ueberschreitungen gegenüber
dam einzigen Bande, das nicht christlich¬
sozlalverwaltetwir d. Aber der Versuch, die Bundese
verlassung, die Sie selbst im Sinne der Allgewalt der Länder
geschaffen haben, dort, wvo sie Ihren Parteinieressen wider¬
spricht, nach Ihren Wünschen umzudenten, der wird Ihnen
##gelingen. (Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)
Die Antwort des Ministers.
Minister Dr. Glanz: Schon vor Zulassung der Aufe
führung des „Reigen“, die durch den Magistrat in seiner
igenschaft als polnische Landesstelle erfolgt ist, hat der Polizei¬
präsident beim Büigermeister von Wien auf die schweren Be¬
denlen gegen die Aufführung dieses Bühnenwerkes aufmerksam
gemacht. Der Magistrat als politische Landesbehörde hat jedach
dessenungeachtet nach Anhörung des Zensurbeirates mit dem
Bescheid vom 12. Jänner d. J. die Aufführung zugelassen.
Die Anfführung des Siückes gab alsbald zu lebhaften
Frörtetungeu in der Oeffentlichkeit Anlaß.
Oick: In der „Reichspost“
Dr. Glanz: Hiebet sprach sich die weit überwiegende
Mehrzahl der öffentluhen Stimmen
Ceitz: Wo haben Sie das gezählt! Weisen Sie uns
das nach!
Dr. Glanz: . .. dahin aus, daß die Aufführung ihrem
gesamten Eindruck nach eine aige Verletzung der öffentlichen
Stttlichleck bedeute.
Sein: Woher wissen Sie das 9
Wihany: Die christlichsozialen Abgeordneten haben sich
die Fü#r wundgelaufen, damil sie Karten bekommen! (Wider¬
speuch bei den Christlichsozialen.)
Dr. Glanz: Wenn man Argaments bekämpfen will,
moß man sie horen. (Fortgesetzte lebhafte Zwischenrufe ber dem
Goz#ldemolraten.)
Geig: Sie haben bis jetzt nur über ästhettsche Meinungen
gerebet, ider kein einziges gesehliches Atgument vorgebracht.
Hr. Maiala: Der Heir Präsident als Krawallinacher!
Dr. Bauer: Ein solcher Schreier wie der Hert Ma. 2ja
wagt #9, hier so zu sprechen. (Nuse bei den Soztalbemottalen!
Präsidenl Seitz hal das Recht, hier zu sprechen so Wie Sie 1)
Dr. Glanz: Ich wendete mich daher in einem Schreiben
an den Bürgermeister, nicht elwe um die Verankwartung auf
ihn abzuwälzen, sondern weil ich es für ein Gebol der
amtlichen Couktolste hielk, zunächst ihm selbst
eine abändernde Verfügung im eigenen Wirtungskreise zu ers
möglichen. Der Bürgermeister teilte mit jedoch hierauf mit,
daß #i nicht ie der Lage set von seiner desten Gittscheibung
abengehen.
Wick: Das muß Ihnen genügen! (Lebhafte Zustimmung
bei den Sozial demokraten.
Dr. Glanz: Aus Rücksichten der öffentlichen Stitlichkeit
sah sich nun das Bundesministerium für Inneres veranlaht,
die weileten Aufführungen des „Reigen“ zu untersagen. (Zahl
reche Protestruse der Sozialdemotraten.)
Der Prüsideut gibt das Glockenzeichen und mahmt
zür Luhe.
Dr. Glanz: Die Vorssänge, die den Kerr des in Nebe
stehenden Stückes bilden, sind in dieser Beziehung durchau
eindeutiger Art. Die drutsche Kult#r in Oesterreich wird gewiß
keinen Schaben leiden, wenn die Schaustellung solcher Vorgänge
auf offener Bühne unterbleibt. (Srülrmischer Beifall bei den
Christlichsozialen; hestige Gegenrufe bei den Sdzialdemolkaten,
Läim.)
Dr. Bauer: Es handelt sich um eine Vertalsungs¬
frage. Das, wdas Sie sagen, hat mit der Verfassung nichts
n. (Fortgesetzte Zwischenrufe.
Witternigg: Das ist Ligudria Motal. (Heftige Gegenrufe dn
den Cheistlichsozialen; andauernder Bärm.,
Dr. Glanz: Da seitens des Magistrats den Verhältnissen,
wie sie sich nach Aufführung des „Reigen“ gestaltel haben,
nicht Rechttung geltagen wurde, war es nach den geltenden
n, die die Theatslangslegen¬
Kompetenzbestimt
heiten dem Ressort des Minisikriuins des Inhein zuweisen, miein
Recht und meine Pflicht, die weiteren Aufführungen zu. Untersagen.
Dieses Recht, in dem ich übrigens vor allem eine Pflicht erblicke.
st schon 1# dem Verhältnis der in Betracht kommenden
Behörden un sich begründet, daß es Wissenschaft und Pratzi¬
niemals destanfelt haben, daß es von unseien obersten Gerichts¬
höfen stett einmütig anerkannt wurde, daß es auch in uniere
neue Verinssung übernommen wurde, wie die Artikel 103 und 142
ausdrücklich bezeugen. Die Regierung wird in analogen Fällen
mmer genan so handeln, mögen sie welches Lund immer
beireffen... (Lachen und Widerspruch bei den Sozialdems¬
rasen.) Auf die gegen mich pelsönlich gerichteten Bemerlungen
will ich nicht näher eingehen. Ich glaube, das Urteit übet mein
jedem anständig denkind
Wirken getrbst
Menschen überlassen zu können. (Stürmischer Belfall bei
den Christlich ozialen; fortgesetzte heftige Zwischenrüfs bei den
Speialdemökraten.) Ich kann nür beionen, daß mich persönliche An¬
grisse, mögen sie von wo immer koniaten, nicht einen Schriel weil von