II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 575

11.
Reigen
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Wiener Montags=Presse
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I. „Die Affär
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tliche Kiule. 2.
Die innerpo
Der Kampf um den. „Reigen“. — Die Stellung des Ministers Dr. Glanz.
111 Peinliche Eindrücke im Auslande.
Mamann
Wien, 14. Februar.
habe, daß jedoch die eigentliche Erschüt¬
terung in der Position des Dr. Glanz durch
In parlamentarischen Kreisen erwar¬
tet man die Entscheidung des Verfas¬
die Gestaltung der Wehrfrage hervor¬
sungsgerichtshofes in der bekannten
gerusen worden sei, und daß selbst die Christ¬
lichsozialen aus verschiedenen Gründen mit
„Reigen“=Angelegenheit für Ende dieser
Woche. Man ist überzeugt — wenigstens
dem Verhalten des Dr. Glanz unzufrieder
in christlichsozialen Kreisen — daß es zum
eien. Die Christlichsozialen stellen dies ir
Verbote der Aufführungen schon deshalb
Abrede, und auch in neutralen Zirkeln zoll
kommen werde, weil Beweise dafür erbracht
man dem ernergischen und konsequenter
werden könnten, wie demoralisierend
Vorgehen Glanz' Anerkennung, der übri¬
die Vorstellungen auf das jugendliche Pu¬
gens in diesen Fragen keineswegs
blikum wirken und welche unsittlichen Sze¬
eigenmächtig gehandelt habe, sondern
in Uebereinstimmung mit der Gesamt¬
nen sie im Zuschauerraume zur Foige
hätten. In sozialdemokratischen Kreisen
regierung. Der erste Funktionär, der
äußert man die gegenteilige Ansicht
gegen die „Reigen“=ufführungen Bedenken
und beruft sich auf den Standpunkt des
erhob, sei der Polizeipräsident gewe¬
sen, und er sowie die Christlichsozialen hät¬
Dichters, der erklärt habe, unter keinen Um¬
ten, noch bevor die Vorstellungen statt¬
ständen das Stück freiwillig zurückzuziehen
Uebrigens haben beide Parteien es aufge¬
anden, vergeblich auf den Bürgermei¬
ster einzuwirken gesucht, um auf friedlichem
geben, den literarischen Deckmantel vorzu¬
täuschen und bekennen offen, deß es sich
Wege die Aufführungen zu verhindern.
nunmehr ausschließlich um das Politi¬
Man bedauere auch, daß gerade der Lan¬
kum handelt. Die Christlichsozialen behaup¬
deshauptmann von Wien, gegen die Re¬
ten direkt, die Sozialdemokraten hätten
gierung Front mache, was für die übrigen
österreichischen Landeshauptleute angesichts
diese Affäre im jetzigen Zeitpunkte derart
ihrer separatistischen Bestrebungen ein
aufgegriffen, um eine Negierungs¬
krise zu provozieren. Die Auffassung der
Kommunisten bleibt nach wie vor be¬
An den maßgebenden ausländis¬
sonders interessant, da sie nunmehr dahin
chen Stellen haben diese Angelegenheiten
lautet, daß es sich nur um ein abgekar¬
und die ihnen in der Presse gewidmeten
tetes Spiel zwischen den in geheimer
spaltenlangen Darstellungen, besonders jine
in den Parteiblättern, peinlichste Ver¬
Koalition stehenden Hauptparteien drehe,
die durch scheinbare heftige Konflikte in
wunderung hervorgerufen. Man ver¬
nebensächlichen Fragen diese Arbeitsgemein¬
steht nicht, daß Oesterreich und namentlich
Wien, in der jetzigen Situation und ange¬
schaft, die eigentlich nur eine Interessen¬
sichts der bevorstehenden schwerwiegenden
gemeinschaft sei, verbergen wollten.
In christlichsozialen Kreisen bestreitet
Entscheidungen aus derartigen Fragen
man, daß Bundesminister Dr. Glanz in¬
Konsequenzen dieser Dimensionen ableite,
was im Auslande unbedingt den Eindruck
folge der „Reigen“=Affäre zurücktreten¬
werde. In sozialdemokratischen Kreisen da¬
erwecken müsse, als ob Oesterreich seine wirk¬
gegen beharrt man dabei, daß die Demis¬
lichen Sorgen übertreibe und den
Ernst seiner Lage nur vortäusche. Man
sion des Dr. Glanz unausweichlich erscheine,
ja, man nennt sogar bereits in der Person
äußert, daß es unter diesen Umständen den
des bekannten Christlichsozialen Vaugoin
Oesterreich wohlwollenden ausländischen
Kreisen natürlich schwer falle, die weritäti¬
seinen Nachfolger. Gleichzeitig wird sozial¬
gen Sympathien für die Oesterreicher her¬
demokratischerseits versichert, daß die „Nei¬
gen“=Affäre den Stein ins Rollen gebracht