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11. Reigen
O
S S
20
der
Ea
Nach
Klto
mit der illustrierten Monatssch
Anabhängige demokratische Tageszeitung
Fernruf: Verwaltung N#. 761
Die Bezugsgebühr ist #
Feruruf: Schr istleitung Rr.750
Manuskripte, auch mit Rückporto, werden nur ohne Gewähr
erhöhungen wird die Liefe
Bezugspreise: Am Platze monatl. in den Abholstellen K 32.—, mit Zustellung
übernommen; eine Verpflichtung zur Rücksendung wiro nicht
zahlung eingehalten. Jer
ins Haus K 36.—, Einzelnummer K 1.50. Mit Postzusendung monatl. K 37.—
gedruckt von der Wagner¬
anerkannt. Herausgegeben und
hältnis (Abonnement)
vierteljährl. K 111.—; Deutschland vierteljährl. Mk. 24.—; ins Ausland
schen UniversitätsDuchdruckerei R. Kiesel in Innsbruck,
Monats, in dem die
vierteljährl. Mk. 30.—. Mit Postzusendung in das besetzte Gebiet jenseits
Erlerstraße Nr. 7.
Postsparkasse
des Brenners (Südttrol) monatl. Lire 3.80, Einzelnummer Lire —.20.
Verantwortlicher Schriftleiter I. E. Lestghans.
Dienstag, den 15. Februar 1921
Nummer, 36
Wochenkolender Montag, 14. Valentin. Dienstag, 15. Faustinus. Mittwoch, 16. Juliana. Donnerstag, 17. Konstantia. Freitag, 18. Flavian. Samstag, 19. Konradu#
scheinen alle Kämpen am Kampfplatze und die Rebeschlacht
beginnt; sie endet fast immer in einer grotesken Tragi¬
komöbie.
mmer.
Nr „Reigen =Ru
Und das Fazit des „ereignisreichen“ Sitzungstages:
Innsbruck, 15. Februar.
Die Wiener Behörden ignorieren das Verbot der
Bundesregierung, die „Reigen“=Aufführungen gehen
Als der ehemalige k. u. k. Regimentsarzt Arthur
weiter, Direktor Bernau von den Kammerspielen hat
Schnitzler vor etwa 20 Jahren die pikant=lüsterne Ein¬
einen glänzenden Kaffenerfolg und der Autor Tantiemen
akterfolge, benannt „Der Keigen“, schrieb, hat er das
in einer Höhe, die er sich nie erhofft hat. Der Verfas¬
Werk nicht der Oeffentlicht# übergeben, sondern wollte
sungsgerichtshof soll die Streitfrage entscheiden;
es nur einem Kreis intimer FFreunde und gleichgesinnter
vielleicht wird er zuerst den Fall „Reigen“ und anschlie¬
Literaten zugänglich machen Es ist dann schließlich in
ßend daun die „Volksabstimmung in Tirol“ zu erledigen
Buchform erschienen und bäs in vielen Kreisen Anstoß er¬
haben, vorausgesetzt, daß die Tiroler Abgeordneten an
regt. Der Nachkriegszeit mit ihren Exaltiertheiten und
ihrem ursprünglichen Entschluß festhalten.
Perversitäten war es vorbehalten, den „Reigen“ auch noch
Für uns, die wir verständnislos und vereckelt diesen
auf die deutsche Bühne, die früher einmal als moralische
balkanischen Zuständen gegenüberstehen, mögen die
Anstalt gegolten hat, zu britgen. Niemals freilich konnte
Vorfälle eine Lehre sein, die Scheidewand zwischen Tirol
der Verfasser des „Reigen“ ahnen, daß sein Werk einmal
und jenem Wien, auf dessen heißen Boden derartige Aus¬
den obersten Vertretungskösper der österreichischen Re¬
arlungen gedeihen, noch mehr auszubauen und alle Ver¬
publik während einer mehrstündigen Sitzung beschäftigen
schleppungsgefahren dieser Seuche in unser Land zu ban¬
werde und daß sich die Gemüter der christlichsozialen und
nen. Auch im Tiroler Landtag hat leider eine kleine Par¬
der sozialdemokratischen Nationalräte über die Frage, ob
tei oft tagelang wegen Nichtigkeiten den Fortgang der Ver¬
dem Bundesministerium des Innern ein Aufführungs¬
handlungen verzögert, nur aus dem Grunde, weil die
verbotsrecht zustehe oder nicht, bis zum Siedepunkt erhit¬
Gefahr vorlag, daß in Wien geschaffene Parteigrundsätze,
zen werden.
die für das Wohl und Wehe des Tiroler Volkes gänzlich
Es ist aber doch so gekommen. Der österreichische Na¬
belanglos sind, verletzt werden könnten.
Konalrat hat über diese Angelegenheit drei Stunden lang
Die Autortlät der Wiener Regierung ist durch diese und
debattiert; man hat sich fast geprügelt und dem Bundes¬
ähnliche Entgleisungen gänzlich untergraben: es regiert
minister des Innern suchtelten sogar die Fäuste einiger
in Wien ein rücksichtsloser Parteiterror. Traurig, wdenn
besonders schlagfertiger Abgeordneter ins Gesicht. „Tant
wir in Tirol uns das Wiener Regime widerstandslos ge¬
de brutt vour une omelette“ könnte man lächelnd sagen,
fallen lie
menn die Sache im Grunde nicht so toternst wäre. Man
solchen Verhältnissen nicht selbstverständlich,
Ist es
denke nur, was geschehen ist. Der Minister des Innern
daß ein Arterikaner, der unsere Verhältnisse genau kennt,
hat es gewagt, über die „Majestüt“ des Landeshaupt¬
Mister
o#ver, sich dahin äußert, daß er „froh wäre,
mannes hinweg, das Stück von Schnitzler zu verbieten,
wenn die Reparationskommission die Regierungsgeschäfte
weil er und tausend andere der Ansicht waren, daß es
in Oesterreich übernehmen würde, damit die Oesterrei¬
man verzeihe den Ausdruck — eine „Schweinerei“ ist, in
cher selbst sehen, welchen Schaden hre Regierungen an¬
einer Zeit, da die Familien vor Hunger dehinsterben, Hun.
gerichtet hätten.“
derte und hunderte junger Leute in die Wiener Kammer¬
Hoover steht mit seiner Meinung nicht allein. Auch
spiele laufen, nicht um sich an einem Erzeugnis der Kunst
anderwärts gibt es genug Leute, die glauben, daß mit
zu erbauen, sondern damit sie sich an obszönen Szenen be¬
dem Wiener „Milieu“ nichts mehr zu machen ist. Der
geilen können. Auf Wochen hinaus sind in den Kammer¬
„Reigen“=Rummel war ein Blitzlicht in diese abstoßende
spielen, wo „Der Reigen“ gespielt wird, alle Plätze ver¬
Mentalität an der Donau.
griffen.
Dieses Verbot mar für die Wiener Sozialdemokraten
ein gefundener Anlaß, die Verfassungsfrage aufzurollen
Ihr Redner, der ehemalige Präsident der Nationalver
fmnmlung, Seitz, erklärte im Brusttone der Ueberzeu
gung, der für solche Fälle immer zur Verfügung steht, da
ein Versassungsbruch vorliege, da nur dem Büt
germeister von Wien als Landeshauptmann das Rec
Mdehe
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mit der illustrierten Monatssch
Anabhängige demokratische Tageszeitung
Fernruf: Verwaltung N#. 761
Die Bezugsgebühr ist #
Feruruf: Schr istleitung Rr.750
Manuskripte, auch mit Rückporto, werden nur ohne Gewähr
erhöhungen wird die Liefe
Bezugspreise: Am Platze monatl. in den Abholstellen K 32.—, mit Zustellung
übernommen; eine Verpflichtung zur Rücksendung wiro nicht
zahlung eingehalten. Jer
ins Haus K 36.—, Einzelnummer K 1.50. Mit Postzusendung monatl. K 37.—
gedruckt von der Wagner¬
anerkannt. Herausgegeben und
hältnis (Abonnement)
vierteljährl. K 111.—; Deutschland vierteljährl. Mk. 24.—; ins Ausland
schen UniversitätsDuchdruckerei R. Kiesel in Innsbruck,
Monats, in dem die
vierteljährl. Mk. 30.—. Mit Postzusendung in das besetzte Gebiet jenseits
Erlerstraße Nr. 7.
Postsparkasse
des Brenners (Südttrol) monatl. Lire 3.80, Einzelnummer Lire —.20.
Verantwortlicher Schriftleiter I. E. Lestghans.
Dienstag, den 15. Februar 1921
Nummer, 36
Wochenkolender Montag, 14. Valentin. Dienstag, 15. Faustinus. Mittwoch, 16. Juliana. Donnerstag, 17. Konstantia. Freitag, 18. Flavian. Samstag, 19. Konradu#
scheinen alle Kämpen am Kampfplatze und die Rebeschlacht
beginnt; sie endet fast immer in einer grotesken Tragi¬
komöbie.
mmer.
Nr „Reigen =Ru
Und das Fazit des „ereignisreichen“ Sitzungstages:
Innsbruck, 15. Februar.
Die Wiener Behörden ignorieren das Verbot der
Bundesregierung, die „Reigen“=Aufführungen gehen
Als der ehemalige k. u. k. Regimentsarzt Arthur
weiter, Direktor Bernau von den Kammerspielen hat
Schnitzler vor etwa 20 Jahren die pikant=lüsterne Ein¬
einen glänzenden Kaffenerfolg und der Autor Tantiemen
akterfolge, benannt „Der Keigen“, schrieb, hat er das
in einer Höhe, die er sich nie erhofft hat. Der Verfas¬
Werk nicht der Oeffentlicht# übergeben, sondern wollte
sungsgerichtshof soll die Streitfrage entscheiden;
es nur einem Kreis intimer FFreunde und gleichgesinnter
vielleicht wird er zuerst den Fall „Reigen“ und anschlie¬
Literaten zugänglich machen Es ist dann schließlich in
ßend daun die „Volksabstimmung in Tirol“ zu erledigen
Buchform erschienen und bäs in vielen Kreisen Anstoß er¬
haben, vorausgesetzt, daß die Tiroler Abgeordneten an
regt. Der Nachkriegszeit mit ihren Exaltiertheiten und
ihrem ursprünglichen Entschluß festhalten.
Perversitäten war es vorbehalten, den „Reigen“ auch noch
Für uns, die wir verständnislos und vereckelt diesen
auf die deutsche Bühne, die früher einmal als moralische
balkanischen Zuständen gegenüberstehen, mögen die
Anstalt gegolten hat, zu britgen. Niemals freilich konnte
Vorfälle eine Lehre sein, die Scheidewand zwischen Tirol
der Verfasser des „Reigen“ ahnen, daß sein Werk einmal
und jenem Wien, auf dessen heißen Boden derartige Aus¬
den obersten Vertretungskösper der österreichischen Re¬
arlungen gedeihen, noch mehr auszubauen und alle Ver¬
publik während einer mehrstündigen Sitzung beschäftigen
schleppungsgefahren dieser Seuche in unser Land zu ban¬
werde und daß sich die Gemüter der christlichsozialen und
nen. Auch im Tiroler Landtag hat leider eine kleine Par¬
der sozialdemokratischen Nationalräte über die Frage, ob
tei oft tagelang wegen Nichtigkeiten den Fortgang der Ver¬
dem Bundesministerium des Innern ein Aufführungs¬
handlungen verzögert, nur aus dem Grunde, weil die
verbotsrecht zustehe oder nicht, bis zum Siedepunkt erhit¬
Gefahr vorlag, daß in Wien geschaffene Parteigrundsätze,
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die für das Wohl und Wehe des Tiroler Volkes gänzlich
Es ist aber doch so gekommen. Der österreichische Na¬
belanglos sind, verletzt werden könnten.
Konalrat hat über diese Angelegenheit drei Stunden lang
Die Autortlät der Wiener Regierung ist durch diese und
debattiert; man hat sich fast geprügelt und dem Bundes¬
ähnliche Entgleisungen gänzlich untergraben: es regiert
minister des Innern suchtelten sogar die Fäuste einiger
in Wien ein rücksichtsloser Parteiterror. Traurig, wdenn
besonders schlagfertiger Abgeordneter ins Gesicht. „Tant
wir in Tirol uns das Wiener Regime widerstandslos ge¬
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menn die Sache im Grunde nicht so toternst wäre. Man
solchen Verhältnissen nicht selbstverständlich,
Ist es
denke nur, was geschehen ist. Der Minister des Innern
daß ein Arterikaner, der unsere Verhältnisse genau kennt,
hat es gewagt, über die „Majestüt“ des Landeshaupt¬
Mister
o#ver, sich dahin äußert, daß er „froh wäre,
mannes hinweg, das Stück von Schnitzler zu verbieten,
wenn die Reparationskommission die Regierungsgeschäfte
weil er und tausend andere der Ansicht waren, daß es
in Oesterreich übernehmen würde, damit die Oesterrei¬
man verzeihe den Ausdruck — eine „Schweinerei“ ist, in
cher selbst sehen, welchen Schaden hre Regierungen an¬
einer Zeit, da die Familien vor Hunger dehinsterben, Hun.
gerichtet hätten.“
derte und hunderte junger Leute in die Wiener Kammer¬
Hoover steht mit seiner Meinung nicht allein. Auch
spiele laufen, nicht um sich an einem Erzeugnis der Kunst
anderwärts gibt es genug Leute, die glauben, daß mit
zu erbauen, sondern damit sie sich an obszönen Szenen be¬
dem Wiener „Milieu“ nichts mehr zu machen ist. Der
geilen können. Auf Wochen hinaus sind in den Kammer¬
„Reigen“=Rummel war ein Blitzlicht in diese abstoßende
spielen, wo „Der Reigen“ gespielt wird, alle Plätze ver¬
Mentalität an der Donau.
griffen.
Dieses Verbot mar für die Wiener Sozialdemokraten
ein gefundener Anlaß, die Verfassungsfrage aufzurollen
Ihr Redner, der ehemalige Präsident der Nationalver
fmnmlung, Seitz, erklärte im Brusttone der Ueberzeu
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germeister von Wien als Landeshauptmann das Rec
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