II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 648

11.
box 17/7
Reigen
Klose & Seidel
Bureau für Zeitungsausschnitte
Berlin NO. 43, Georgenkirchplatz 21
N Freie Presse
Zeitung:
Wien
Ort:

Datum:
I0. FED.EZ
Schluß mit dem „Reigen“!] Artur Schnitzler hat
sich# der Frage geäußert, ob der „Neizek in den
SpitMlan der Kammerspiele ausgenommen werden solle, und man
arsgem Dichter ehrlichen und tiefgefühlten Dank dafür wissen,
#####r es enschieden ablehnt, sich und sein Werk als Mittel zu
Spiklulationszwecken mißbrauchen zu lassen. Aus einem Brief,
en Schnitzler an den Theaterdirektor gerichtet hat, spricht die
tur allzu begreifliche Kränkung und Erbitterung darüber, daß
i Behörden sich gegenüber planmäßig vorbereiteten und kalt
eroierten „Sittlichkeits“=Ausbrüchen machtlos erwiesen haben.
Dieses Gefühl teilen übrigens mit dem Dichter auch alle jene, die
licht geneigt waren, die Frage, ob der „Reigen“ auf die Bühne
ehöre, im vorhinein unbedingt zu bejahen Wichtiger aber ist
denfalls, daß Artur Schnitzlers Veto uns davor bewahrt, eine
zeue, eventuell verbesserte und vermehrte Auflage jener ab¬
oßenden Vorjänge zu erleben, bei denen die Erotik mittels
Stinkbomben ausgeräuchert werden sollte Man kann den Be¬
örden in der „Reigen“=Affäre Mancherlei zum berechtigten Vor¬
zurf machen, aber es ist von ihnen keinesfalls zu verlangen, daß
ie neben jeden radaulustigen Theaterbesucher einen Schutzmann
instellen. Es unterliegt übrigens keinem Zweisel, daß es kaum
ehr viele Theaterbesucher gibt, die sich künstlerischen oder
arstellerischen Problemen zuliebe eine Karte zu einer „Reigen"¬
lufführung lösen würden. Eine Theaterdirektion, die heute in
Zien den „Reigen aufführt. vermag ausschließlich mit einem
ublikum zu-rechnen, das sich Reizungen verspricht, auf die es
er Dichter wahrlich zuletzt abgesehen hat Auch ein Tizianbild
t jedoch davor nicht geseit, daß es durch Beschauer geschändet
ird, deren gieriges Auge nur die Blöße des üppigen Frauen¬
eides auszunehmen vermag. Deswegen würde es aber gewieß ein
eder Kunstfreund auf das tiefste bedauern, wenn ein solches Ge¬
nälde von einem feindlichen Schicksal dazu verurteilt würde, als
Wandschmuck in einem Lupanar zu dienen. Mit dieser Kon¬
talierung ist natürlich kein bestimmtes Theater gemeint, um so
weniger, als die Mehrzahl der Wiener Bühnen gegenwärtig er¬
folgreich bemüht ist, dem bekannten Ausspruch des Zolaschen
Theaterdirektors Bordenave nachzueisern. Arkur Schnitzler,
dieses wertvolle österreichische Besitztum, ist uns jedenfalls viel
zu gut, als daß sein reiner Dichtername zum marätschreierischen
Aushüngeschild für Unternehmungen mißbraucht würde, die mit
Theaterkunst, mit Kunst überhaupt blutwenig zu tun haben.
Nebenbei bemerkt ist es auch mehr als fraglich, oo nach den Er¬
fahrungen des vergangenen Jahres Darsteller und Theater¬
besucher bei einer „Sreigen“=Aufführung überhaupt die not¬
Mndige Unbefangenheit aufzubringen vermöchten, künstlerische
Werte zu geben und zu empfangen. Aus allen diesen Gründen
wird man sich der Erklärung Artur Schnitzlers herzlich freuen,
die auf ein Aufführungsveroot herauskommt, das der Dichter
aus eigener=Machtvollkommenheit erläßt.
Klose & Seidel
Bureau für Zeitungsausschintte
Berlin NO. 43, Geergenkirchplatz 21
Zeitung: T üben Mlatt
Ort:
Datum: Ham


Crtter.
Arthur Schnitzler hat an den Direktor der Wiener
eipen Brief gerichtet, in dem er erklärt, daß er gegen
Kammerspiele
jeden Versuch
der Wiederaufnahme der Reigenvorstellung protestiert, wenn die
Behörden das Publikum und die Darsteller vor Pöbeleien nicht in
Schutz nehmen.
Cose & Seidel
Bureau für Zeitungsausschnitte
Berlin NO. 43, Georgenkirchplatz 21
Zeitung: Hamburger Nachrichten
Ort:
Datum: RRg REEAA Se


† „Reigen“=Berbot durch den — Dichter. Arthur Schnitzler
hat, an Direktor Bernau ein Schreiben gerichtet, in dem ererklärt,
seihe Zustimmung zur Wiederaufführung des nunmehr freigegebe¬
nen „Reigens“ in Wien nur dann zu geben, wenn die Behörden
ich bereit erklären, Darsteller und Publikum vor Ausbrüchen der
Entrüftung, als auch vor angezettelten Pöbeleien zu schützen. Ehe
diese Garantie vorliegt, erhebe er in aller Form Protest gegen
jeden Versuch einer Wiederaufführung. Die Direktion des Deut¬
chen Volkstheaters in Wien erklärt demgegenüber, die Behörden
haben den „Reigen“ freigegeben. Das Stück wird daher dort vor¬
aussichtlich in einigen Wochen zur Aufführung kommen.
— .a