II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 694

11
Reigen
box 18/1
ee Sesen Couner
Abendugab
2.1920
Berlin
1920
Cheater, Hlusik und Kunst
Das Verbot der „Rigen“=Aufführung
zurückgezogen. Das Kultutzministerium bzw. die
Hochschule für Musik haben siurch die Tatsachen
eines Besseren belehren lassen: sielhäben, wie wir er¬
fahren, ihren Einspruch gegen die Aufführungen von
Schnitzlers „Reigen“ im Kseinen Schau¬
spielhaus zurückgezogen, und Gertrud Eysoldt
und Marimilian Sladek werden sich, durch keine
Haftstrafe bedroht, ihrer Freiheit erfreuen dürfen.
Diese plötzlich geänderte Meinung basiert auf dem
Eindruck der gestrigen Vorstellung, deren Diskretion
und Dezenz die Leitung der Hochschule eine ganz
andere Wertung des verpönten Schnitzler=Stücks ge¬
winnen ließen. Die Hochschule bestreitet übrigens
die gestern abend von Frau Eysoldt aufgestellte Be¬
hauptung, sie habe nur einen Vorwand gesucht, um
die Pächter aus dem Haus zu drängen, das sie für
ihre eigenen Zwecke brauche. Sie läßt durch R.=A.
Dr. Alsberg erklären, sie habe lediglich vermeiden
wollen, daß man ihr den Vorwurf mache, sie dulde in
ihren Räumen ein Werk wie „Reigen“. Aber ihr
kurzes Gedächtnis läßt sie übersehen, daß sie (wir
wiesen schon gestern darauf hin) „Die Büchse der
Pandora“ ohne jeden Widerspruch und recht lange
geduldet hat. (Was wir ihr selbstverständlich nicht
zum Vorwurf machen.) Die Direktion Eysoldt¬
Sladek fühlt sich übrigens mit Recht dadurch be¬
schwert, daß die Herren von der Hochschule keiner der
Aufforderungen, durch Teilnahme an einer Probe sich
selbst ein Bild von der Aufführung zu verschaffen,
gefolgt sind.
0