11. Reigen
box 18/2
Riole & Elidel
Bureau für Zeitungsausschnitte
Berlin NO. 45, Georgenkirchplatz 21
Abendpest.
Zeitung: e
nsusanraen asansen
UII: unmmm
Datum: m
U. NUVIISZL
Kung
Der Reigen-Prozeß.
Widersprechende Zeugenaussagen.
Sch weiteren Verlauf der gestrigen Beweis¬
aufnahmne wurde nach dem Zeugen Direktor
Stelzbeg ein Bankprokurist als Zeuge vernom¬
men, der anfängich nur unter Ausschluß der
Oeffentlichkeit seine Aussage abgeben wollte. Der
Antrag des Staatsanwalts auf Ausschluß der
Oeffentlichkeit wurde jedoch abgelehnt. Der Zeuge
bekundete dann, daß er als junger Mann von
zwanzig Jahren vielleicht an dem Stücke Ge¬
fallen gefunden hätte. Jetzt, als gereiften
Mann, hätte ihn der Inhalt des Stückes abge¬
stoßen. Im Gegensatz zu dieser Aussage stand
die Bekundung einer Zeugin, die die Aufführung
als geaziös und dezent bezeichnete. Dem wiber¬
sprachen die Auzsagen verschiedener folgendee
Zeuginnen, der Vorsitzenden eines Frauenver¬
eines, einer Lehrerin und einer Rektorin, die
den Vorsitz des Vereins Berliner Lehrerinnen
innehat. Diese Zeuginnen lehnten das Stück ent¬
schieden ab, sie bezeichneten es als stark unsittlich
und als verderblich für die Jugend. Scharfe Aus¬
brücke fand der Vorsitzende der Deutsch=evange
lischen Missionshilfe, der den „Verein für An¬
stand und gute Sitte“ leitet; an ihn ist ebenfalls
eine Anfrage des Staatsanwalts ergangen, die
ihn veranlaßte, einer Aufführung des „Reigens
beizuwohnen. Der Zeuge bezeichnete das Stück
als Darstellung der Unzucht und Mißbrauch der
Kunst.
Bemerkenswert waren die Aussagen des
Landgerichtsvirektors Geh. Rats Bock. Er ist
der Vorsitzende der Zivilkammer, die sich schon
einmal mit dem „Reigen“ beschäftigt hat. Der
Zeuge ist Vorstandsmitglied des Deutschen
Opernhauses. Er hat seinerzeit zusammen mit
den Beisitzern seiner Kammer einer Aufführung
beigewohnt und die Einzelheiten der Szenerie,
der Darstellung und der Kostüme genau beob¬
achtet, ohne irgend etwas Anstößiges entdeckt zu
haben; auch die Steigerung bis zum Fallen des
Vorhanges sei nicht obszön, beispielsweise gehe
sie im Venusberg bei Richard Wagner noch wei¬
ter. Die Darsteller hätten sich jeder Geste, die
an Vorgänge hinter dem Vorhang erinnerten,
enthalten.
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Bureau für Zeitungsausschnitte
Berlin NO. 45, Georgenkirchplatz 21
Abendpest.
Zeitung: e
nsusanraen asansen
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Datum: m
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Kung
Der Reigen-Prozeß.
Widersprechende Zeugenaussagen.
Sch weiteren Verlauf der gestrigen Beweis¬
aufnahmne wurde nach dem Zeugen Direktor
Stelzbeg ein Bankprokurist als Zeuge vernom¬
men, der anfängich nur unter Ausschluß der
Oeffentlichkeit seine Aussage abgeben wollte. Der
Antrag des Staatsanwalts auf Ausschluß der
Oeffentlichkeit wurde jedoch abgelehnt. Der Zeuge
bekundete dann, daß er als junger Mann von
zwanzig Jahren vielleicht an dem Stücke Ge¬
fallen gefunden hätte. Jetzt, als gereiften
Mann, hätte ihn der Inhalt des Stückes abge¬
stoßen. Im Gegensatz zu dieser Aussage stand
die Bekundung einer Zeugin, die die Aufführung
als geaziös und dezent bezeichnete. Dem wiber¬
sprachen die Auzsagen verschiedener folgendee
Zeuginnen, der Vorsitzenden eines Frauenver¬
eines, einer Lehrerin und einer Rektorin, die
den Vorsitz des Vereins Berliner Lehrerinnen
innehat. Diese Zeuginnen lehnten das Stück ent¬
schieden ab, sie bezeichneten es als stark unsittlich
und als verderblich für die Jugend. Scharfe Aus¬
brücke fand der Vorsitzende der Deutsch=evange
lischen Missionshilfe, der den „Verein für An¬
stand und gute Sitte“ leitet; an ihn ist ebenfalls
eine Anfrage des Staatsanwalts ergangen, die
ihn veranlaßte, einer Aufführung des „Reigens
beizuwohnen. Der Zeuge bezeichnete das Stück
als Darstellung der Unzucht und Mißbrauch der
Kunst.
Bemerkenswert waren die Aussagen des
Landgerichtsvirektors Geh. Rats Bock. Er ist
der Vorsitzende der Zivilkammer, die sich schon
einmal mit dem „Reigen“ beschäftigt hat. Der
Zeuge ist Vorstandsmitglied des Deutschen
Opernhauses. Er hat seinerzeit zusammen mit
den Beisitzern seiner Kammer einer Aufführung
beigewohnt und die Einzelheiten der Szenerie,
der Darstellung und der Kostüme genau beob¬
achtet, ohne irgend etwas Anstößiges entdeckt zu
haben; auch die Steigerung bis zum Fallen des
Vorhanges sei nicht obszön, beispielsweise gehe
sie im Venusberg bei Richard Wagner noch wei¬
ter. Die Darsteller hätten sich jeder Geste, die
an Vorgänge hinter dem Vorhang erinnerten,
enthalten.
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