II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 924

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Reigen
Padkampf am den „Reigen.
Brunner kurzerhand das Recht bestritt, als Sachverständiger
be'saufnahme.
in künstlerischen und sittlichen Dingen aufzutreten, als Professor
Brunner auf seine Frage, ob nach seiner, Professors Brunner An¬
kocht vor Zorn“.
sicht die Sittlichkeit noch heute auf der Kantschen Ethik be¬
nähert sich nunmehr seinem
ruht, eine bejahende Antwort gab. Professor Wittkowsky sprach
ob Professor Brunner und
auch im Anschluß daran von „absolutem Unsinn“, von „Unwissen¬
der die Direktion des Kleinen
heit", „wissenschaftlichem Schwindel“, da die Kantsche Ethik eine
ch hervorgehen wird, wird je¬
praktische Anwendung nicht finden könne.
niden gefällt werden, da der
Nachdem sodann Dr. Osborn sein Gutachten abgegeben und
pierten Nachmittagsstunde das
von dem hohen Reiz und reinen Wert des „Reigen“ von dem
griff, an das sich dann die
Kampf der Menschen, die die Wandlung der Dinge nicht verstehen,
beiden Verteidiger schlossen.
gesprochen hatte, gab der Direktor des Konservatoriums Klind¬
es war recht lebhaft und bei
worth=Scharwenka, Robitschek, als Musiksachverständiger eine ein¬
Gegensatz zu allen Sachver¬
gehende Analyse der Musik im „Reigen“, die er als eine ruhige,
von Professor Brun¬
ozusagen würdige Melodie ohne Wirkung einer Anreizung kriti¬
n, teils persönlich zugespitzten
sierte. Schließlich ergänzten noch mehrere Sachverständige ihre
her insbesondere polemisierte
früheren Gutachten.
aß der „Reigen“ unsittlich und
Dr. Alfred Kerr sprach dabei von Professor Brunner als
ufführung zu verhindern, der¬
einen „fanatischen Dilettanten" und „gutgläubi¬
r Vorsitzende ihn darauf auf¬
gen Schädling", von „geistigen Kindern" und „geistig Er¬
ei um keine Angriffe, sondern
wächsenen“ und bezeichnete als den Normalmenschen den sich
Unzweifelung seiner Sachver¬
„entwickelnden Menschen“.
ner erklärte dann u. a., die
Hierauf wurde die Beweisaufnahme geschlossen.
jer als das Buch, sie sei
ührte aus, daß er im tota¬
Das Plädoyer des Staatsanwalts.
Fachverständigen gerade
ß die Szenen keine irgendwie
Nach der Mittagspause ergriff sodann Staatsanwaltschafts¬
hung bewirken. In länge¬
rat v. Bradke das Wort zu seinem Plädoyer, in dem er u. a.
Gegenteil nachzuweisen. Die
ausführte: „Es ist hier Anklage erhoben worden wegen Erregung
nen fingierten
öffentlichen Aergernisses und es ist zu prüfen, inwieweit die Auf¬
führung als anstößig im Sinne des Gesetzes anzusehen ist.
mKinde“
Es steht also lediglich die Aufführung des Reigens zur An¬
aus Sittlichkeitsgründen, son.
klage, alles andere ist nicht Gegenstand der Verhandlung, und
den ein Ueber die Heuchele
ich werde deshalb hierauf nicht eingehen. Zunächst muß ich mich
vor Zorn gekocht, denn
gegen die Auffassung wenden, als ob von ausschlaggebender Be¬
Graf eine Geschlchiskrankhei:
deutung ist, ob ein Kunstwerk unzüchtig sein kann oder nicht.
ße Entrüstung unter den an¬
Ein Kunstwerk kann immer unzüchtig sein, das ist
Das Volk habe das Recht, sich
anerkanntes Recht. Unzüchtig ist, was einen normalen Menschen
as nur ein Zerrbild sei, zu
in seinem sittlichen Empfinden verletzt. Es genügt also, daß der
sei in dem Reigen nur später
Inhalt des Stückes das Schamgefühl verletzt.
Rotiv für die Aufführung
Die Frage, ob dies geschieht, ist meines Erachtens zu bejahen.
die geschäftliche Seite.
Einen sittlich normal empfindenden Idealmenschen gibt es zwar
en, daß die von dem „Lite¬
nicht, aber doch muß man mit diesem Begriff hier operieren.
nichts mit der Kunst gemein¬
Von großem Wert ist in dieser Beziehung das Gutachten
karstellung von Unzüchtigkeiten
von Professor Witkowsky, der die Menschen in zwei
m Schlusse, wie weit die Be¬
Gruppen, den traditionellen und den künstlerischen Menschen,
künstlich inszeniert worden.
eingeteilt hat. Es ist nun die Frage, ob die große Mehrheit der
eien. Unser Bezug auf seinen
Menschen Form und Inhalt eines Kunstwerkes von einander
s eine Volksbewegung,
lösen kann. Das Publikum geht ins Theater, nicht um zu kriti¬
Reigen gipfele. Es sei also
sieren, sondern um ein Stück auf sich wirken zu lassen, um sich
zu erbauen. Von diesem Gesichtspunkte muß man ausgehen.
Man kann also Form und Inhalt nicht scheiden, und nur auf den
fessor Brunner.
letzteren kommt es an. Der Staatsanwalt sucht dann des länge¬
hsodann der Sachverständige
ren nachzuweisen, daß der Inhalt als unzüchtig anzu¬
auseinander, der Professor
sprechen ist.
schnellzug aus Hamburg wird Altona etwa um ½7 Uhr, Hamburg
um ¾7. Büchen 14“ Seng #o

##ng und einge anere Bender des Oflend, die ehre Währung
auf das Slber stützen, vermöchten diese aufrechtzuerhalten
De. Wert aller Gegenstande bisien auf der Goldwahrung. Bacht
diese zusammen, so müßte inzendein anderer Goatesser
vielleicht Platin — für den Wert der Währung angenommen
werden.
handels-Nachrichten.
Vom evisen- und Effektenmarkt.
Wegen des morgigen Ausfalles der Börse infolge des Bu߬
tages hate der Börsenvorstand die Maßnahme angeordnet, daß
die Börsenräume zur Entgegennahme von Reklamationen usw.
bei den Maklern erst um 3 Uhr geöffnet nürden. Infolgeressen
war das Interesse für Effekten in den Vormittags= sowie in den
rühen Nachmittagsstunden sehr geringfügig. Im allgemeinen
herrsche weder größere Verkaufsneigung, noch stärkere Nachfrage,
wenn man von einzelnen Spezialvapieren absieht. Als
olche sind Deutsche Petroleum Deutsche Erdöl,
owie einzelne chemische und Elektrowerte zu bezeichnen;
ferner verschiedene Bauwerte.
Der Devisenmarkt zeigte im allgemeinen nach der
gestrigen Abschwächung eine gewisse Erholung bei Neigung
u Rückkäufen. Der Dollar hate um etwa ½12 Uhr den
Stand von 270 erreicht, war aber später wieder abgeschwächt und
benegte sich auf etwa 265 bis 267. Das Geschäft war im übrigen
ziemlich geringfügig.
Berliner Devisenkurse
Gierer
171.
1
77
Geld
Banknot.
71
Geld
urie Iu. Banknor
Geld
Prief
Geld
Amsterdam
II. NS G81 7
140,2519159. 75
803.
Patis.
348, 1511351,3
810.
Brüssel
831.8
8.8,15
773,201776,8
935,05
Schweiz
944.95
4879.90
1.25
3728,75
Chriblanka
80,1512813.8:
Spanien
3511,45
3471,50
3518,55
Kopenhag.
820 15
785. 20|4794
829. 8
sten, alte
6/53,90
60 6, 11
919.05 930 95
9.18
9.18
abgest.
9.17
9.17
Helsinasors
484.50 485.5
508.55
267,70
268.30
Prag
279.30
Italten.
96 55
05-90|1061,10
1091, (
Budavest
24.98
104% 0.
ondon
057.95
00, 951011,05
83.65
Buen Atres
83.85
260 73
New York
261, 7] 256,74 257.2.
Nächste Woche zwei Vollbörsentage.
Der Berliner Börsenporstand erläßt folgende Bekannt¬
nachung: In der Woche vom 21. bis 28. November 1921 finden
Vollbörsen der Abteilung Wertpapierbörse statt am Montag, den
21. November, und Donnerstag, den 24. November. An den
börsenfreien Tagen tritt die Drei=Männer=Kommission von jetzt.
ab um 2 Uhr zusammen. Im übrigen werden die in den bis¬
erigen Bekanntmachungen bezüglich der Zeitbestimmung
des Erscheinens der Kursmakler und der Zulässigkeit des Han¬
delns enthaltenen Bestimmungen aufrechterhalten. Dem¬
nach werden sich die Marler an den börsenfreien Tagen wieder zun
Entgegennahme von Aufträgen, Reklamationen usw. in den
Börsenräumen einfinden, während jeder Handel in Wertpapieren
untersagt ist.
Hamburger Börse.
Telegraphischer Bericht.
Hamburg, 15. November.
Nach gestriger Abschwächung trat bereits gegen Abend und
am heutigen Vormittag eine neue Befestigung am
Dedisenmarkt ein. London wurde mit 1070, Amerika
mit 268 und Holland mit 9350 bezahlt. Im offiziellen Ver¬
ab.