II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 925

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11. Reigen
GM. 0
Schluß der Beweisaufnahme im „Reigen“-Prozeß.
zreußen.
hebung betont wird. Die Ernüchterung des ethisch Erhebenden
undes der
sei ein Nichts, wenn nicht etwas Positives dagegen gewährt wird.
Drofessor Brunner als Gachverständiger
nem der Mit¬
Die Schlußszene zwischen Grafund Dirne wird nun auch von den
Nach zweitägiger Pause begann heute vormittag der Schlu߬
Sachverständigen als besonders ethisch geschildert. Er aber habe
mit, daß für
akt in dem Kampfe um den Schnitzlerschen „Reigen“
gekocht vor Zorn über die Heuchelei. Der Graf sagt bekanntlich
Intrag einge¬
zum Schluß die Worte: „Ich bedauere, daß ich sie nicht nur auf
vor der sechsten Strafkammer des Landgerichts III. Auch heute war
ng aus dem
die Augen geküßt habe.“ Diese Worte sprechen einen ganz anderen
wieder lange vor dem Beginn der Verhandlung gegen Frau Gertrud
schrieb, daß
Gedanken, als hier angeführt worden, aus, ein Gedanke, auf den
Eysoldt, den Direktor Sladek, den Regisseur Reusch und
en Versamm¬
ich durch einen hochstehenden Mann gebracht wurde: sie beziehen
die elf Darsteller des „Reigens“ der Zuhörerraum dicht gefüllt.
nd auch dies¬
sich darauf, daß der Graf befürchtet, geschlechtlich sich an¬
sich indessen
Landgerichtsdirektor Brennhausen teilte zunächst mit, daß
gesteckt zu haben. (Bewegung und Entrüstung, im be¬
der Angeklagte, Schauspieler Kampers, nicht erschienen ist, da er
rn Nast vor¬
onderen auch auf der Anklagebank.) Das ganze Stück
am Sonntag zu einer Filmaufnahme nach Stralsund gefahren ist
sei exzessiv. es geschieht letzten Endes nichts als eine Verherrlichung
derr Nast hat
und infolge Verkehrsstörung durch Sturm und Schneeverwehungen
der Exzesse in Seitensprüngen. Und wenn der Sachverständige
vir in seinen
nicht in der Lage ist. zurückzukehren. Frau Eysoldt und Direktor
Karnasch begutachtet hat, daß das Werk ein dauerndes Kultur¬
Sladek erklären, daß sie gestern schon telephonisch ersucht hatten,
bild unserer Zeit sei, so sage er: das deutsche Volk habe das volle
orten, auch der
Herrn Kampers sogar mit einem von Berlin aus entsendeten Auto¬
Recht, sich dagegen zu wehren, daß man in 50 Jahren einmal sagen
hat keiner
mobil rechtzeitig zum Termin herbeizuschaffen. Da sich herausstellt,
kann, daß das der Typus der deutschen Ehe unserer Zeit sei.
Abkunft, alle
daß Kampers offenbar absichtlich dem Termin fernbleibt da
Gegen ein solches Zerrbild müsse lauter Protest erhoben wer¬
zenband schlang
er schon am Sonnabend geäußert hat: „Am Dienstag ohne
den. Es sei Respekt vor der Kunst, daß er sich dafür einsetze, daß
e, Christen wie
beschließt das Gericht, die Verhandlung in Abwesenheit
sie nicht auf ein Bordellniveau herabsinke. Er würde
mich!“,
Die¬
gegen eine Aufführung des „Reigens“ nichts einzuwenden haben,
des Angeklagten zu Ende zu führen.
Christen und
1
Hierauf wird die Vernehmung des Sachverständigen Pro¬
wenn die Vorstellung in einem geschlossenen Kreise von ernsthaften
ls am 11. Juli
essor Brunner fortgesetzt, der an den Angeklagten Sladek die
Menschen, die sich kennen, stattfinden würde Er müsse aber da¬
urde, da stand
Frage richtet, ob irgendwelche Schutzmaßregeln gegen den
gegen ankämpfen, solange jugendlich=unreise Mensche die Möglichkeit
Türen der Ab¬
Besuch Jugendlicher getroffen worden seien.
haben, eine solche Aufführung zu besuchen.
rne zu wehren.
Angekl. Sladek: Nein, sonst wäre die Reklame noch größer
Professor Brunner wendet sich hierauf der rein geschäftlichen
resdener, deren
Der Sachverständige erläutert sodann ausführlich die
Seite der „Reigen“=Aufführung zu und erklärt, daß ihm zugetragen
gewesen!“
ich frage alle
Motive seines zweimaligen Besuchs des „Reigens“ und betont aus¬
worden sei, daß seitens der Angeklagten geäußert worden sei: „Wenn
im Bund
er
brücklich, daß er keinesfalls in die Theater gehe, um zu schnüffeln.
wir den „Reigen“ nicht herausbringen dürfen, dann sind wir pleite.
e Sie auf Ehre
Er selbst habe häufig Films und Bücher, die von anderer Seite als
Rechtsanw. Wolfgang Heine protestiert gegen derartige Erkun¬
nilien Marien¬
unzüchtig bezeichnet worden waren, als nicht anstoßerregend und un¬
digungen.
hat von euren
züchtig bezeichnet und die Freisprechung der Betreffenden beantragt
Der Sachverständige beklagt sich unter Anführung von Einzel¬
h nur ein ein¬
oder angeregt. Auch in der jetzigen Strafsache, in der mit vollem
heiten über die planmäßige Unzüchtigkeit der Dar¬
nd so, wie in
ange¬
seine Sachverständigenqualität
stellung. Alles was „Handlung“ ist, zielt auf den Geschlechtsakt
Unrecht
in gewesen sein.
zweifelt werde, würde er keinen Anstand nehmen, seinen Stand¬
hin und stellt eine starke Zumutung an das Publikum, und wird.
m 12. Juli die
punkt zu verändern, wenn er belehrt würde durch die Größen, die
an verschiedenen Stellen geradezu eine Zote. Die Protestbewegung
berz und Mund
hier aufgetreten sind. Aber er sei nicht belehrt worden. Er halte
gegen das Stück sei durchaus nicht künstlich gemacht, er habe durch¬
rstiea zum ge¬
die Aufführung dieses Stückes für eine Ungeheuerlichkeit.
aus nicht, die Volksstimme systematisch bearbeitet und e Protest¬
zen Landsleute,
die ihresgleichen in der ganzen Theatergeschichte Deutschlands nicht
bewegung sei auch keine antisemitische Bewegung,
1 die Harmonie
In vollem Gegensatz zu sämtlichen Sachverständigen be¬
sondern eine Bewegung der Empörung gegen zahlreiche Dinge, die
der Sieg unser,
habe.
gründet der Sachverständige die Berechtigung seines Standpunktes.
Kombattanten,
christlichen Personen jetzt geboten werden dürfen.
wonach die Aufhebung des Stückes als unzüchtig erklärt werden
An das fast zweistündige Gutachten knüpften sich dann lebhafte
die Gefahr vor¬
mußte. Er beschwert sich lebhaft über die innere Unwahrhaftigkeit,
Auseinandersetzungen zwischen Prof. Brunner
eil sie jüdischer
fortgesetzten
die
durch
dieser Kampf
und einzelnen Sachverständigen und der Verteidigung.
tig, perfid
hier

ge¬
Angriffe von Zeugen und Verteidigern gegen ihn
Insbesondere hält Prof. Wittkowski dem Prof. Brunner vor,
den deutschen
der
Freiheit
die
man
für
Wenn
daß er in der vorigen Sitzung behauptet habe, daß unsere Moral noch
werde.

führt
Theaterkultur eintritt, dann müssen die Mittel befremden, mit denen
hente auf der Ethik Kants und seines kategorischen Imperativs stehe.
westpreußischen
hier nicht sachlich, sondern mit persönlichen Invektiven gegen ihn
Auf Grund dieser Bemerkung müsse er dem Prof. Brunner das Recht
Kräften erfüllt,
vorgegangen werde. Die Streichungen, die gegenüber dem
bestreiten, als Sachverständiger in sittlichen und künstlerischen Dingen
ung des Heeres.
Buche vorgenommen worden sind, sind für den Charakter des ganzen
ataillon Briesen
zu fungieren.
Stückes sehr irrelevant. Der Sachverständige führt die ein¬
Nachdem noch Dr. Oshorn und Dr. Alfred Kerr gesprochen
an der Grenze
zelnen Stellen vor, an denen unter allen Umständen Anstoß zu
und Hof west¬
hatten, trat eine Pause bis 3 Uhr ein. Dann begannen die
nehmen sei. Schon die Tatsache, daß am Schlusse der einzelnen
erfälle der Ko¬
Plaidoyers.
Szemn in keinem einzigen Falle eine sittliche Er¬
eiger, and¬
zu machen, im
dat, ein Veteran
erhebt. Die Denkschrift stützt sich auf die persönlichen Erfahrungen
unerhörte In¬
des Verfassers und auf die Mitteilungen seiner Mitgefangenen, zu
Oberschlesien und das Auswärtige Amt.
denen bekanntlich Toller, Mühsam und andere linksradikale
er Antrag auf
Führer der Münchener Rätezeit gehören.
Eine Unterredung.
nd Westpreußen
hl wie als Jude
Dem oberschlesischen Berichterstatter einer Nachrichtenagentur hat
Bund noch
eine führende Persönlichkeit der oberschlesischen Industrie über
Krisis in der Metallindustrie.
vür deloser,
die infolge der Genser Entscheidung entstandene Situation und
tur gestellt
die in letzter Zeit erfolgten Presseangriffe gegen das Auswärtige
Schließung der Nationalen Automobilgesellschaft.
Stolz, ein Deut¬
rrechtigte Stolz
Amt folgendes gesagt:
In der Groß=Berliner Metallindustrie bereitet sich gegenwärtio
„Die oberschlesische Entscheidung ist gefallen. Die Regierung
gkeit zu einem
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