II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 981

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Reigen
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Kiel
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fer am Sophienblatt.
“ von Arthur Schnitzler.
der Hamburger Kammerspiele.)
erade angenehm, in einer Angelegenheit
amen, in der schon mehr als genug ge¬
t.
Aus diesem Grunde haben wir es
uns an dieser Stelle mit dem „Reigen
en um den „Reigen“ kritisch auseinander¬
chränkten uns lediglich darauf, Charakte¬
Fall zu berichten Wir hätten gewünscht,
eranlassung gegeben würde, diese unser¬
n. Da nun aber — wohl um dem be¬
den Bedürfnis“ abzuhelfen und „viel¬
Rechnung zu tragen

der „Reigen
in Einzug gehalten hat, ausgerechnet auch
hne, der sonst literarischer Ehrgeiz
meyr in mustergültiger Weise anständige
ng pflegt, müssen wir, der Pflicht der
uns mit dem
vielbeschrieenen Thema
rauseinandersetzen.
zu betonen, das, der „Reigen“ im Buch
auf der Bühne durchaus zweierlei ist.
unz g Jahre her, seitdem das Buch „Rei¬
erschienen ist.
de“
Damals schon ent¬
Werk ein heftiger Streit. Hunderte von
Für und Wider in Bewegung. Aber be¬
urde
410
selbst von Kritikern, die dem
gegenüber standen, die Gefahr einer
instellung des Publikums nicht
inen es uns nicht versagen, ein Zitat aus
gen“=Kampfzeit hier anzuführen; denn
en „Reigen =Aufführungen

damals kein Mensch dachte, wovon noch
pird —
bestätigt die Richtigkeit der Be¬
tlich. In einer sehr anerkennenden Kri¬
Neuesten Nachrichten hieß es vor zwan¬
igen“ ist ein gewagtes, ein „frivoles
folg ist ein Pikanterie=Erfolg. Damit soll
Dichter getadelt werden, sondern das
ünstlerischen Qualitäten der Gespräche
ufsehen, das sie erregen, nichts zu jun.
en erotischen Ereignissen dieser Szenen
einerte Psychologie und eine vornehm
verachtung bergen, merkt die auch in der
off klebende Menge nicht.“ Und wie ist
n beschaffen? Der Dichter führt uns
in dem in zehn Szenen die Dirne und
dat und das Stubenmädchen, das Stuben¬
inge Herr, der junge Herr und die junge
krau und der Ehegatte, der Ehegatte und
das süße Mädel und der Dichter, der
hauspielerin, die Schauspielerin und der
d die Dirne Erotik in letzter Konsequenz
eren. Wir geben ohne weiteres zu, daß
wagtheiten sicher nicht um ihrer selbst
er stellt. Ein Schriftsteller von Schnitz¬
von Schnitzlers Erfolgen hatte es nicht
t Pornographie eine Lesergemeinde zu
box 18/3
schaffen. Wir stehen sogar nicht an, zuzugestehen, daß,
wenn es überhaupt notwendig war, das Thema vom Ver¬
halten der Geschlechter in der Erotil belletristisch zu behan¬
deln, dies kaum in zurückhaltenderer Weise geschehen konnte.
Könnte es erreicht werden, daß solche Bücher nur in die
Hände von Lesern kommen, die in der Lektüre keinen
Sinnenkitzel suchen, die das Buch nicht wegen des Stoffes,
ondern um der künstlerischen Behandlung wegen lesen, so
würden wir zu diesem Buche gern Ja sagen; denn es deckt
Abgründe zwischen Mann und Web mit einer Offenheit
auf, die reinigend und warnend wirken kann. Es erreicht
daneben stellenweise, wie z. B. in dem Dialog zwischen dem
jungen Herrn und der jungen Frau eine solche Kraft, man
möchte sagen: sachlicher Komik, die dem Besten in Bo¬
caccios „Delamerone“ nicht nachsteht, ohne übrigens in Ein¬
zelheiten so weit über die Grenzen des Erlaubten zu
schweifen, wie der italienische Novellist es manchmal tut.
Also wer der Schnitzlerschen Publikation auch nicht gerade
wohlwollend gegenübersteht, aus der allgemeinen Sorge um
das sittliche Wohl des Volkes beraus, wird doch nicht zum
Kampfe gegen das Buch aufrufen; denn es hat immerhin
mehr Daseinsberechtigung als Hunderte von Schriften, die
jedem zugänglich sind und sich eines großen Leserkreises er¬
reuen dürfen, ohne daß ihr gewagter Stoff durch die Art
der Behandlung gehoben würde.
Etwas ganz anderes aber ist es um die Wiedergabe des
„Reigens“ auf der Bühne. Zunächst ganz abgesehen
vom volkssittlichen Standpunkt, ist es ein ästhetisches
Unding. den „Reigen“ auf die Bühne zu schleppen. Ge¬
rade die Kreise, die sich so schützend vor die „Reigen“=Auf¬
führung stellen, würden wohl vor ästbetischer Entrüstung
überschäumen, wenn es jemandem einfallen sollte, z. B. den
„Dekamerone“ oder Lucians „Hetären=Gespräche“ auf die
Bühne zu schleppen. So tief bedauerlich es ist, wenn eine
Dichtung, die ihr ureigenstes Leben nur im Lichte der
Rampe leben kann, aus politischen oder moralischen Beden¬
ken im Buch verkümmern muß, so unsinnig ist es, ein Werk.
das nur als d alogisierte Novelle gedacht ist. auf die Bühne
zu schleppen, nur weil auf den Sinnenkitzel der breiten
Masse spekuliert wird. Gerade das geistreich Novellistische,
die feinen Züge des Werkes vertragen die Umprägung zum
lauten Theater nicht. Und wenn wir nicht irren, entspricht
diese ästhetische Auffassung auch der eigenen Schnitzlers;
denn der Verfasser hat sich selbst nie um eine Aufführung
bemüht. Allerdings mußte man bisher vergebens darauf
warten, daß Schnitzler entschieden und entscheidend in dem
„Reigen“=Rummel eingriff.
Was das andere, im öffentlichen Interesse weit schwer¬
wiegendere Bedenken anlangt, so geben wir einer anerkann¬
ten Führerin der deutschen Frauenbewegung, Anna Pap¬
pritz, das Wort. Sie schreibt in einem Aufsatz, der sich
ür den „Reigen“ einsetzt: „Eine andere Frage ist die, ol
sich der „Reigen“ zur Darstellung auf der Bühne eignet. Es
muß leider zugegeben werden, daß das ethische und
künstlerische Empfinden der Mehrzahl der
Theaterbesucher so wenig entwickelt ist, daß
sie nicht nachdenken wollen, daß ihnen die Fähigkeit abgeht
den tiefen Sinn dieses pessimistischen Werkes zu verstehen.
Sie suchen im Theater Zerstreuung und Sensation, und
das Sexuelle ist ihnen an und für sich das „Unanständige“,
über das man lacht!" Diese Kritikerin begeht aber dann
einen Trugschluß, indem sie den „Reigen“, nicht für die ver¬
kehrte Einstellung seiner Zuschauer verantwortlich gemacht
seben will. Wir sind vielmehr der Ansicht, daß ein verant¬
wortlicher Theaterleiter gerade die Wirkung, die eine
Aufführung bei der ihm do## lekannten Psyche des Publi¬
kums unbedingt haben muß, #tscheidend zu berücksichtigen
habe. Und hier kommen wir nochmals zu dem uns am
nächsten liegenden speziellen Kieler Fall. Hätte eine Bühne
die auch sonst das Schauspiel pflegt, den „Reigen“ aufge¬
ührt, so wäre immerhin die Annahme nicht ganz von der
Hand zu weisen gewesen, daß ihr Leiter sich verpflichtet ge¬
fühlt hätte, seinem Publikum ein Stück, von dem man so
viel spricht, nicht vorzuenthalten. Erscheint der „Reig##
auf einer Operetten=Bühne, so können wir beim besten
Willen nichts anderes darin erblicken, als eine Spekulation

auf das
sagen wir es gelinde — Sensationsbedürfnis der
breiten Masse. Das bedauern wir umsomehr, als ein solches
Bestreben in diesem Hause auf dem Gebiet der Overette
sonst nicht üblich war.
zweite Besetzung nach Kiel gesandt, sondern boten unter der
Spielleitung von Paul Marx eine Aufführung, die dem
Werke soweit gerecht wurde, wie es unter den oben gelenn¬
zeichneten Umständen möglich war.
Sie bemühte sich, die
Feinheiten nicht durch erzwungene Dramatik zu erdrücken
und bauchte dennoch dem Ganzen Bühnenbewegtbeit ein, die
zurückfaltender Weise wurde es vermieden, aus möglichen
Entkleidungsszenen Pikanierien zu schöpfen. Sehr gut machte.
sich die Umrahmung der Szene durch ein dunkles Ausschnitt¬
schränkung auf die charakteristischen und notwendigen Re¬
quisiten aufbauten. Die Wiedergabe der einzelnen Rollen
war durchweg vorzüglich, wenn auch die Damen zunächst
Mühe hatten, sich auf die Akustik des ungewohnten Rau¬
mes einzustellen. Georg Pepper svielte den Soldaten
mit brutaler, durch keine Erziebung gemilderter Nur=Sinn¬
lichkeit. Die Dirne charakterisierte Mara Lolja ohne
Uebertreibung und mit leisem Anklingen verschütteter Ge¬
fühlswerte. Als Stubenmädchen gab Maja Wokos einen
wohlgetroffenen Typ. ohne Schablone zu werden. Den fun¬
gen Herren mit Resten von Schüchternbeit und dem Stolz
auf erotische Erfolge bot Günther Bobrik vortrefflich.
Das Girrende, spielerisch Lüsterne der jungen Frau wußte
Marcella Halicz in Wort und Geste vollauf glaubbast
zu machen. Die ebeliche Ueberheblichkeit und selbstver¬
tändliche Sicherheit des Gatten wäre noch echter gewesen,
wenn Paul Marx auf kar'kierende Züge verzichtet hätte.
Ein wohlgetroffenes süßes Mädel kekannter Schnitzlerscher
Prägung war Friedel Lang Die Schönrednerei des
Dichters, die echtes Gefühl erstickt, bot Rudolf Fernau
überzeugend und gerade dadurch komisch. Centa Bré füllte
die Schausvielerin mit vollsaftigem Leben, auch vor gewag¬
ter Lautheit nicht zurückschreckend, we sie am Nlatze war.
Den vertrottelten Grafen, der sich für einen Philosophen
hält, bot Wolf Dehnberg mit erheiternder Deutlichkeit.
Anzuerkennen ist bei allen Mitwirkenden die mühelose Be¬
herrschung des Wiener Dialektes.
K. W.