II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 1001

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(auch in Briefmatten) von 40 Lr. oder 50 ht, 10 Stück M 2.50
oder Kt. B.-
Schaubühne, Kunst und Schrifttum.
I. W. — Das Heimchen am Herdfand sich in unserer
Aufführung nicht ganz so heimelig zurecht, wie es seinem und
auch dem Behagen des Publikums entsprochen hätte. Abgesehen
von kleinen, zufälligen szenischen Unßlücksfällen, war das
Gesamtbild mehr auf den zarten deutschen, als den hier allein
richtigen, derbgemütlichen englischen Märchenton eingestimmt,
was weder der an sich nicht gerade farbenprächtigen Hand¬
lung, noch der trotz all ihrer innigen Anlehnungsfreude an
schlichte deutsche Volksliedart im Kerne doch undeutschen
Goldmark'schen Musik zuträglich war. Vom praktischen Stand¬
punkt aus stemmt sich das szenische Gefüge mit seinem Bo¬
gen- und Stufenbau und dem zu weit rückwärts erhöhten
Hinterbühnchen nicht nur allerlei Bewegungserfordernissen
entgegen sondern spannte auch die räumlichen Verhältnisse
zwischen Sängern, Orchester und Zuschauerraum nicht num
sichtbar, sondern besonders hörbar zu unliebsamer Weite. Der
orchestrale und gesangliche Teil d. Aufführ. (Kapellm. Mohn) war
äußerst sorgfältig vorbereitet, die Einzelleistungen standen nicht
alle auf gleicher Höhe. Gesanglich und darstellerisch fein ab¬
gewogen gaben sich Herrn Räcke's „Postillon“ Herrn Topitz's
„Eduard“ und Frl. Folkners „May“; Frl. Müller („Dot“
ersetzte darstellerische Mängel mit stimmlichen Vorzügen, Frl.
Staude („Heimchen“) und diesmal auch Herr Pruscha hielten
ihre Rollen nach beiden Seiten hin in allzu bescheidenen
Reigen von Arthur Schnitzler Daß es zur
Aufführung von Schnitzlers „Reigen“ kam, muß bebauert
werden, nicht so sehr aus Gründen der gefährdeten Sittlich¬
keit, sondern deswegen, weil die Veranlassung zur Aufführung
denkbar niedrigster Art ist: Spekulation auf den Kitzel der
Gedankenstriche. Ferner: der „Reigen“ der trotz seiner
Dialogform nicht als Bühnenstück gedacht war, läßt sich nicht
ohne weiters auf die Bühne zerren; so wirken die verschie¬
denen Feigenblattskniffe (Umsetzung der Gedankenstriche in
Bühnenfinsternis mit Musikbegleitung, Schattenrisse am Tür¬
fenster u. a. m.), zu denen die Bühne greifen muß, teils
lächerlich, teils absteßend. Und wenn die Darstellung in
plump zugreifende Hände von Schauspielern gerät, welche
die kluge Zurückhaltung und den künstlerischen Takt, wie sie
unseren Darstellerinnen und Darstellern (Frl. Kadlé, Witzmann,
Karoly, Gerl, Meller, Herrn Andersen, Götz, Zeisel, Wail
und Schönhoff) mit Dank nachgerühmt werden können, nicht
besitzen? Ernste Bedenken, umso ernster, als es sich hier nicht
um ein Machwerk eines Stückeschreibers handelt, sondern um
das Werk eines Dichters, dessen übrige, nur selten aufgeführ¬
ten dramatischen Werke von größerem künstlerischem Werte,
sich kaum dieser Nachfrage erfreuen wie jetzt diese zehn Dia¬
loge. Ja, das Publikum: ein Teil verhält sich gegenüber dem
Werke so, daß die Rechnung des Spekulanten restlos stimmte,
ein Teil fügte sich ins Unvermeidliche und nur wenige be¬
dauerten, daß nicht der berufenste Zensor die Aufführung
des Werkes verbot: der Dichter selbst.
Das Buch der Oper von Edgar Istel (Max Hesse's
Verlag, Berlin W 15, Preis gebunden 9 Mark) das Buch
ist kein Opernführer im landläufigen Sinne. Deren gibt es
mehr als genug. Der Verfasser ein bekannter Musikschriftsteller
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