II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 1013

11. Reigen
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nach schwülen Nachmittagen verheißend kühle Dämmerung in
blick des Daseins prellen. Diese Aufgabe ist gar nicht so leicht;
ihre Lösung dürfte eigentlich nicht unterschätzt werden. Sie lautet
für den Mann jedesmal anders als für die Frau, aber auch für
jeden Mann und jede Frau wieder anders als für alle andern
Männer und Frauen. Aber von allen verlangt sie ein ungewöhn¬
liches Maß von Selbstbeherrschung, Nachsicht, Erziehung, Geistes.
gegenwart — und Schauspielerei. Trotz der kleinen Künste, deren
sie zu ihrer Bewältigung bedarf, ist es keine geringfügige verächt¬
liche Aufgabe. Denn, die sie lösen, helfen einander unbewußt
und heimlich, die wehmutsvolle und fast groteske Unbeständig¬
keit, die sie jetzt zusammenführt, jetzt wieder auseinanderjagt,
durch das ebenso angenehme wie sinnreiche Mittel einer aus¬
gleichenden Gemeinsamkeit (die die gesellschaftlichen Schranken
wirksamer überwindet als irgend eine Sozialreform), mit heiterer
R. P.
Würdelosigkeit zu tragen.
THEATERNACHRICHT
Arthur Schnitzler, der Sohn des bekannten Arztes Johann Schnitzler und
selbst Arzt. trat mit seinem „Anatol“, als seinem Erstlingswerk. 1905 hervor.
Später erschienen: „Der grüne Kakadu“. „Parazelsus“. „Die Gefährtin“ (3 Ein¬
akter. 1900). „Lebendige Stunden“ (4 Einakter. 1902): „Marionetten“ (3 Einakter,
1906), „Das Vermächtnis“ (1905). „Freiwild“ (1902,, „Schleier der Beatrice
„Ruf des Lebens“ (1905). „Der einsame Weg“ (1906). Zwischenspiel“ (1906). end¬
lich der lange verbotene Professor Bernhardi“ sowie das Journalistenlustspiel
„Fink, und Fliederbusch“ (1917). In seinen epischen Werken liegt.
ebenso wie in dem Drama „Liebelei“ (1895), das Schwergewicht auf
der Schilderung des Liebeslebens gewisser Wièner Kreise; genannt seien die
Novellen „Sterben“ (1904), „Frau Bertha Garlan“ (1901). „Leutnant Gustl“ (1901),
„Do Frau des Weisen“ (1898), „Die Griechische Tänzerin“, „Reigen“ (1903),
Dämmerseelen“ (1907). .Der Weg ins Freie“, „Doktor Gräsler, Badearzt“ (1917),
Ein besonders gedankentiefes Schauspiel ist sein im Burgtheater oft gegebenes
Drama „Das weite Land“.
Kunstausstellung im Foyer. Da mit den gegebenen Garderobeverhält¬
nissen gerechnet werden mußte. wird, um die glatte Abfertigung sowie die all¬
mähliche Entleerung des Theaters zu ermöglichen, gebeten, die Besichtigung der
Kunstausstellung nach Schluß der Vorstellung vorzunehmen. — Auf die
Blätter aus dem Kunstverlag Dehne, Leipzig, sei besonders hingewiesen.
Herausgeber und Schriftleiter: Robert Pirk.
Verlag: Max Beck Verlag, Leipzig. Druck: Dr. Reinhold & Co., Leipzig,