II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 1014

11.
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Reigen
*# Vorsichtsmaßregeln für Schnitzlers „Reigen“. Die bis
herigen Leipziger Kammerspiele werdels, i ünser Korresponden
meldet, als Filiale des Leipziger Schauspielhauses am 22. Janual
unter dem Namen „Kleines Theater“ mit Schnitzlers „Reigen“ nei
eröffnen. Durch die Berliner Vorgänge gewitzigt, hat die Direktion
folgende Vorsichtsmaßregeln getrofsen: Sie veranstaltet die Auf
führung des „Reigen“ nur als geschlossen. und verlangt von jeden
Besucher oder von einem die Eintrittskarten in Empfang nehmender
Vertreter die handschriftliche Unterzeichnung folgender Erklärung
„Die Unterzeichneten erklären, daß sie freiwillig die Aufführung de
„Reigen“ besuchen, gegen den Inhalt der Szenen keine Einwendun
erheben, und verpflichten sich, die von ihnen gelösten Karten nur fü
sich zu verwenden oder nur an gleichgesinnte Personen, nicht unte
achtzehn Jahren, weiterzugeben.“ Diese Idee ist sicherlich eriginell
und man kann auch sagen, daß sie nicht dumm ist.
Wissenschaftliche Nachrichten. Zum Rektor der
Königs
beiger Universität wurde Geheimer Medizinalrat Professor Di
Max Matthis gewählt.
Professor Ferdinanh Josef Schneider von der deutschen Universitä
in Prag wurde di
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Zürich erledigte
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an der Untversität Halle übertragen.
16. 1. 1921
Das Kleina Theater in Leipzig, hervorgegangen
aus den ehemnaligen Leipziger Kammerspielen, das am ### ds.
unter Fritz Viehweg, dem Direktor des Leivziger Schauspiel¬
hauses, mit Schuitzlers „Reigen“ eröffnet werden, wird,
hat sich offenbar auf Schwierigkeiten hin entschlassen, ¬
karten für die „Reigen“=Aufführungen nur gegen #o###e E1=8.
klärung auszugeben: „Die Unterzeichnetengerkla#daß sie frei¬
willig die Aufführung des „Reigen“ bese#hen den Inhalt
der Szenen keine Einwendungen erhe####lichten sich, die
von ihnen gelösten Karten nur für sich #wenden oder nur
an gleichaesinnte Personen. nicht unter 18 Jahren, weiterzugeben.“
= TAus den Frankfurter Theatern.! Die Direktion dir
der Alberk=Theater=A.=G. mit Hypotheken und an¬
deren Schulden geht ins Große.
Das klassische Lustspiel der Weltliteratur. Man
schreibt uns aus Halle a. S.: Das hiesige Stadttheater
will einen Lustspielzyklus veranstalten, der d#s klassische
Lustspiel zu der Weltliteratur umfassen soll, einep Auf¬
führungsesz## von Aristophanes bis Lessing. Man be¬
gann mit ein Aufführung der „Lysistrata“ des ##
stophenes in d###arbeitung von Leo Greiner. ##
sorgfältige Vorberkit# der Aufführung durch den Ober¬
spielleiter Dr. Gr##### die vorzügliche Wiedergabe der
Hauptrollen brachteh eswege, daß ein gut Teil der
tollen ausgelassenheilWie die= Lomödie von Arkstophanes
auszeichnet, auf der Bu####ers
Sohnitzlers „Reigen“ Kar ge##n schriftlichen Re¬
vers. Uns wird aus Leipzig####hrichen: Das Kleine
Theater, hervorgegangen aus odenligen Loip¬
ziger Kammerspielen, das am 22. Januar## J. unter
Fritz Viehweg, dem Direktor des Leipziger Schauspiel¬
hauses mit Schnitzlers „Reigen“ eröffnet werden wird, hat
sich offenbar auf Schwierigkeiten hin entschlossen, Eintritts¬
arten für die „Reigen“=Aufführungen nur gegen folgende
Erklärung auszugeben: „Die Unterzeichneten erklären, daß
sie freiwillig die Aufführung des „Reigen“ besuchen, gegen
den Inhalt der Szenen keine Einwendungen erheben und
verpflichten sich, die von ihnen gelösten Karten nur für
sich zu verwenden oder nur an gleichgesinnte Personen,
nicht unter 18 Jahren, weiterzugeben.“
Otto Zareck, der Dramatura der Münchener Demc¬
den 1813 erschienenen „Vaterlandischen Gedichten in
Reihe der Arndt, Schenkendorf und Rückert.
Scmitzlers „Reigen“ nur gegen Verpflicht
schein. Aus Telzigw##d=g#schrieben: Das Kleine Tha#e her¬
vergegangen aus den ehemaligen Leipziger Kammerspfelen, das
am 22 Jänner d. J. unter Fritz Viehweg, dem Direhkog des
Leipziger Schauspielhauses mit Schnitzlers O=Reigen“ deköffnet
werden wird, hat sich offenbax auf Schwierigkeiten hinzentsch6
sen, Eintrittskarten für dies „Reigens=Aufführunger gegen
folgende Erklärung auszugeben:Die Unterze##en erklären,
daß sie freiwillig die Auf###ng des „N# besuchen, gegen
den Inhalt der Szene#####e Einwendungen erheben und ver¬
pflichten sich, die von ihnn gelösten Karten nur für sich zu ver¬
wenden oder nur an gleichgesinnte Personen, nicht unter 18 Jah¬
ren, weiterzugeben.“

Wrer.
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l. 192
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Nr. 22.
Leipzige
„Stimmen aus dem Leserkreise.
[Schnitzlers „Reigen in Leipzig.]
Als ich vor etwa 20 Jahren Schnitzlers „Reigen“ las, hielt ich es für
ausgeschlossen, daß ein Theaterleiter eine Aufführung dieser Szenen
wagen werde. Ich sagte mir: eine Schamlosigkeit, die den
Unzuchtsakt zehnmal zu nahezu handgreiflicher Gegenwart auf
die Bühne bringt, sei keinem Theaterleiter zuzutrauen. Heute
ist — dank den Bemühungen zahlloser Bühnendichter und Bühnen¬
leiter um Ausmerzung des Schamgefühls — die Abstumpfung des sitt¬
lichen Empfindens unb zugleich — dank vor allem der expressionistischen
Kunst .— die Verrohung des künstlerischen Geschmacks so weit gediehen
daß ein Theater ben traurigen Mut hat, sich am Tage
seiner Eröffnung durch Schnitzlers pornographische
Skizzen die Weihe zu geben. Ich frage: Ist es wirklich ein
veralteter Standpunkt, wenn erwartet wird, daß sich der Theater¬
leiter die ungeheure. Verantwortung vor Augen
halte, die er der Volksseele gegenüber trägt?
Es ist ein gerabezu grauenhafter Gebanke, daß die nichtswür¬
dige Unzuchts=Feinschmeckerei, aus der Schnitzlers Stück hervorgegangen
ist, Abend für Abend in Phantasie und Fühlen zahlloser Zuhörer hin¬
überströmt.
Wenn Nietzsche von „Umwertung der sittlichen Werte“ redet, so meint
er damit Umwertung nach oben hin; Umwertung im Sinne tapferer
Selbstüberwindung, immer steilerer Aufgaben, immer härterer Selbst¬
zucht. In unseren Tagen bebeutet „Umwertung“ meistens Umwertung
nach unten hin: nach der Richtung des Tierischen; und zwar nicht
einmal des Gesund=, sondern des Erkrankt=Tierischen. Ein Theater, das
seine Vorstellungen mit Schnitzlers „Reigen“ beginnt, stellt sich hiermit
programmatisch in den Dienst der Umwertung der sittlichen Werte in dem
schlechtesten Sinne.
Leipolg, den 18. Fanuar 1921.
Professor Johannes Bolkelt.
Theaterzeilung.
Vorsichlsmigßregeln für Schnihlers
21.
„Reigen“.
Aus Leipzig wird geschlieden: Die bis¬
herigen Leipziger Kammerspielewerden
22. Jänner mit Schnitzlers „Reigen“ neu
öffnen. Durch die Berliner Vorgänge gewitzigt,
hat
die Direktion folgende Vorschtsmaßregeln
ge¬
troffen: Sie veranstaltet die Aufführung des
„Reigen“ nur als geschlossen und verlangt von
jedem Besucher oder von einem die Eintrittskarien
in Empfang helr###den Vertreter die hand¬
schrif##l#ee Unterzeichnung folgender Er¬
klärung: „Die Anterzeichneten erklären, daß sie
freiwillig die Aufführung des „Reigen“ besuchen,
gegen den Inhalt der Szenen keine
Einwendung erheben, und verpflichten
sich, die von ihnen gelösten Karten nur für sich zu
verwenden oder nur an gleichgesinnte Personen
nicht unter achtzehn Jahren, weiterzugeben.“ Diese
Idee ist sicherlich originell.
Die große Grillparzer=Ausgabe der Stadt
Wien.
Dem Vernehmen nach, wird sich der Stadtsenat
demnächst mit den von der Verlagsfirma
Gerlach & Wiedling verlangten Zuschußkrediten für die
in Vorbereituna befindlichen sieben neuen Bände