II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 1039

11. Reigen
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Klose d Seidel
Burean für Zeitungsausschnit#e
Ban NO. 48. Oeorgenkirchplatz mn
7. Courier
Zeitung:
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Datum:
54
Zur Aufführung von Schnißlers Reigen
im Residenztheäter.
Athur Schnitzlers 1896/97 geschriebenen, 1900 gedruckten
„Reigen zu lesen, ist für wirklich erwachsene Menschen ein er¬
tragvalles Unternehmen. Der Mensch dürfte so sein, wie er sich
in diesen zehn Dialogen ausgiebig verrät. Schnitzler ist nicht
irgendwie aufs Lüsterne eingestellt, sondern gonz auf die Kurio¬
ität Mensch. Und daß er den Kranz dieser verschiedenen und
doch so gleichen Menschlichkeiten mit Grazie zu flechten wußte,
wollen wir ihm nicht übel nehmen.
Ein anderes ist die Aufführung. Notwendig drängt sich auf
der Bühne das Geschehen, das sich zehnfach wiederholt, vor,
während es im Buche hinter dem Dialog zurücktritt. Zuschauen
im Theater ist ein gesellschaftliches Unternehmen. Mensch sitzt
neben Mensch, Erlebnis geschieht gemeinsam. Die Frau befindet
sich in der Oeffentlichkeit. Daß eine Frau schamlos ist, die unter
männlichen Blicken diesen Dialogen zuhört, zusieht, steht für uns
fest. Daß ein Mann schamlos ist, dem die Gemeinsamkeit des Zu¬
schauens nicht zuwider wird, ebenso. Ein Theater „für Herren“
wollen wir nicht, brauchen wir nicht. Die unendlich zerstörende
Herauszerrung alles Geheimen auf die Straße ist ein Leichtes,
man lasse nur der Spekulation ganze Bewegungsfreiheit. Aber,
was noch nicht verroht ist im heutigen deutschen Volk, wird es
in Bälde dann auch sein.
Kein großes Werk wird der Bühne gewonnen, kein verkann¬
ter Dichter geretiet — warum muß also aufgeführt werden?
Niemand gab Beifull in der Aufführung am Donnerstag, die
wir sahen. Aus Verlegenheit offensichtlich.
Ein Polizeipräsident verbietet und läßt sich den Tag darauf
wieder umstimmen, und schon wird eine weitere Aufführung des
Stückes für den kommenden Sonntag angekündigt, wobei man
diesmal die Faxe mit den „Cinladungen“ fallen läßt.
Verständlich, wenn Theater — die heute bekanntlich hart
zu kämpfen haben
—, sich Stücke sichern und aufzuführen ver¬
pflichten, die sonst die „Konkurrenz“
erfolgreich ausbeuten
würde. Schwer verständlich aber, daß Polizei= oder Oberpräsi¬
denten sich durch Freiheitstheoreme. Literatengeschwätz oder ge¬
wiegte Ueberredungskünstler so verblenden lassen, daß sie ihrer
Duldsamkeit und ihrem Gehenlassen keine Grenzen mehr zu
stecken wagen.
Wir können uns nicht entschließen, ein Unternehmen, das
wir verurteilen, theaterkritisch zu würdigen. Nur so viel, daß
die Regie und die Mehrzahl der Schauspieler Gutes leisteten,
und daß sie selbstverständlich die Dezenz im einzelnen zu wahren
wußten.
(lose & Seide
Bureau für Zeitungsausechnitte
Bestin NO. 48. Georgenkirchplatz ###
Courte
Zeitung:
Ort:
3.001. 197
SAFAEI
Sträßendemonstration gegen die
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Aufführung des „Reigen“
Hannover, 3. Oktober.
Erstern mittag versammelte sich auf der Georgstraße vor dem
Opery nd
Schauspielhause eine große Menschenmenge, Ange¬
hörige #ller christlichen Vereine und anderer Organisationen, um
gegen die Aufführung des „Reigen“ im Residenztheater zu pro¬
testieren. Nach Posaunenvortrag sprach von der errichteten
Tribüne Pastor Hustedt. Er kennzeichnete das Stück als eine
Anhäufung von Schmutz und Gemeinheit. Durch derartige Auf¬
führungen werde das anständige Bürgertum vergewaltigt. Die
Polizei wäre zu schwach, das Theater hätte mehr Macht als sie.
Der Polizeipräsident hätte das Stück zwar verboten gehabt.
das Verbot aber wieder zurückgezogen. Der Redner machte auch
der Presse Vorwürfe. Es müsse sich der Bürger selbst helfen und
in alle Häuser hinein schreien: In unserer Stadt darf kein Reigen
aufgeführt werden. Dadurch müsse man den Polizeipräsidenten
veranlassen, einzuschreiten. Die Rede wurde überall von donnern¬
dem Beifall begleitet.
Ein anderer Redner sagte unter allgemeiner Zustimmung,
wenn das polizeiliche Verbot bis Mittwoch nicht heraus ist,
dann gehen wir in die Marktstraße vor das Residenztheater in
Massen und hindern alle, die hinein wollen.
Mit dem Deutsch¬
land=Lied wurde die Kundgebung offiziell geschlossen. Inoffiziell
war sie aber noch nicht zu Ende, denn eine Menge begab
ich nach dem Residenztheater, in dem soeben wieder
der „Reigen“ gegeben wurde. Die Polizei hatte aber schon den
Eingang besetzen lassen, so daß nichts geschehen konnte und die
Theaterbesucher durch die Osterstraße hinausgelassen werden
konnten. Der Andrang vor dem Eingange in der Marktstraße
war so groß geworden, daß die Polizei weitere Ver¬
stärkungen heranziehen mußte, sogar ein Auto mit
Mannschaften erschien. Einige Festnahmen erfolgten.
Klose & Seidel
Bureau für Zeitungsausschnitte
Berlin NO. 43, Georgenkirchplats 21
Zeitung: Tägliche Rundschau
Ort:
Berlin
Datum:




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