II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 1048

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11. Reigen
Klose & Seidel
Burenn für Zeitumgsausschmitte
Sertin NO. 48. Georgenkirchplatz ##
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Doch noch esne „Reigen“=Aufführung
in Breslau
De# krotz des Protestes der hiesigen Ortsgrup
des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller“ nio
immet bestehende Aufführung verbot für Arthy¬
Schnitzlers Szenenfolge „Reigen“ im B
reiche des Breslauer Polizeipräsidiums zwingt de¬
sich in der Hauptsache aus Künstlern des Kleine
und Großen Schauspielhauses Berlin zusammer
setzende Ensemble zur Wahl eines außerhalb de
Machtkreises der vorgenannten Behörde liegendet
Ortes für die Aufführung. Die Bühne des nur
wenige Schritte von der Endstelle der Linie 2 ent¬
fernten „Bürgerpark“ in Krietern, wo vom
18. d. Mts. ab der „Reigen“ in der Inszenierung de¬
Kleinen Schauspielhauses Berlin gespielt wird, ist
für die Zwecke der Aufführung architektonisch her¬
gerichtet worden. Von Hauptdarstellern seien ge¬
nannt: Fritz Kampers vom Berliner Großen Schau¬
svielhaus, Elvira Bach=Clemenz, Bessie Skarra und
Elvirc von Trachten vom Kleinen Schauspielhaus zu
Berlin, Karl Morvilius von den Kammerspielen,
Fritz Reinhold vom Nollendorf=Theater und Fredy
Barten vom Kölner Stadttheater.
Klose & Seidel
Bureau für Zeitungeausschnitte
Swün NO. 43, Georgenkirchplatz 21
Zeitung
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Brasian
Datum:
* „Reigen“=Aufführung in Breslau. Man schreibt uns:
trotz Nes Protestes der hiesigen Ortsgruppe des „Schutzverbat
deatsher Schriftsteller“ noch immer bestehende Aufführungsver
##effarthur Schuitzlers Szenenfolge „Reigen
re##des Breslaner Polizeipräsidiums zwingt das sich in
Hauptsache aus Künstlern des Kleinen und Großen Schauspie
hauses Berlin zusammensetzende Ensemble zur Wahl eines außen
halb des Machtbereiches der genannten Behörde liegenden Orte¬
für die Aufführung. Die Bühne des nur wenige Schritte von der
Endstelle der Linie 2 entfernten „Bürgerpark“ in Krietern
wo vom 18. d. Mts. ab der „Reigen“ in der Inszenierung des
Kleinen Schauspielhauses Berlin gespielt wird, ist für die Zwecke
der Aufführung architektonisch hergerichtet worden. Von Haupt¬
darstellern seien genannt: Fritz Kampers vom Berliner Großen
Schauspielhaus, Elvira Bach=Clemenz, Bessie Skarra und Elvira
von Trachten vom Kleinen Schauspielhaus zu Berlin, Karl Mor¬
vilius von den Kammerspielen, Fritz Reinhold vom Nollendoxs¬
Theater und Fredy Barten vom Kölner Stadttheater.
Mose d Geldel
Bureau für Zeitungsausschnitte
Berlin NO. 43, Georgenkirchplatz 21
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Geileng.
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E.OED 100
*Protest gegen das Breslauer „Reigen"=Verbot Der Vor¬
stand der Ortsgruppe Breslau des Schutzverbandes
deutscher Schriftsteller übermittelt uns eine, leider keine
Kamensuntenchriften tragende Entschließung, die zu dem
Verbot VerzAufführung des Schnitzlerschen „Reigen“ in Bres¬
lau Stellusa nimmt. In dieser Entschließung heißt es u. a.:
„Das Bib# muß um so befremdlicher wirken, als der „Reigen“
in zahlr#en deutschen Städten unbehindert aufgeführt wurde
und weiterhin aufgeführ wird un als ihm durch Entscheidung
der VI. Zivilkammer des Landgerichts li in Berlin ausdrücklich
hochwertig moralische Eigenschaften zugesprochen worden
sind.“ Die Entschließung weist die Behauptung, die Aufführung
widerspreche dem sittlichen Empfinden des gesunden Teites der
Bevölkerung, als eine schwere Herabsetzung derfenigen Kreise,
denen künstlerische Einsicht und sittliches Verantwortungsgefühl
eine Aufführung dieses Werkes eines anerkannten Dichters von
hohem Rang ethisch und ästhetisch einwandfrei erscheinen lassen,
entschieden zurück, betont, daß ein wirkliches Kunstwerk nicht
anders als sittlich wirken könne, was nicht heiße, daß es
moralische Absichten haben müsse, und gibt zuletzt der „zuversicht¬
lichen Erwartung Ausdruck, daß an zuständiger Stelle schiennigst
Maßnahmen ergriffen werden, das durch nichts zu rechtsertigende¬
Verbot der Breslauer „Reigen“=Aufführung aufzuheben“. —
Wir
möchten, so sehr auch wir uns gegen eine Knebelung der künst¬
lerischen Freiheit durch die Zensur auflehnen, doch bemerken, daß
wir eine Aufführung des „Reigen“, der ursprüngsich nicht für
die Bühne gedacht war, schon deswegen nicht für ersprießlich
erachten, weil sie unserer Ueberzeugung nach dem Kunstwerke
keineswegs gerecht werden kann, und daß die Anziehungskraft
diese Dichtung auf das Publikum gewiß nicht aus ihren künst¬
leris#en und „hochwertig moralischen Eigenschaften“ sich ergeben
würde, Zweifellos würde die Sensationslust und der tüsterne
Kitzel gewisser zahlungsfähiger Schichten des Publikums, die wie
man sieht, für ernste, große Kunst keine Teilnahme und kein Geld
übrig haben, hier Befriedigung suchen, ohne sie vielleicht zu finden.
Wem es um die reine, unverfälschte Wirkung des Kunstwerks zu¬
tun ist, der kann, unserer Ansicht nach, eine theatralische Vor¬
führung des „Reigen“ nicht wünschen, was freilich eine grundsate
liche Ablehnung der Zensur nicht ausschließt.
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Kiose & Geide
Burcan für Zeitungsansschnitte
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Berin NO. 48, Grorgenkirchplatz
*

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Breslau
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Der „Reigen“ in Breslau.
Die Aufführung des Schnitzlerschen Reigens“ ist vom künstle¬
rischenie vom ethischen Gesichtspunkt aus ein Skandal, dessen be¬
hördliche Förderung ein trübes Kapitel heutiger deutscher Regierungs¬
kunst Hhildet. Aber der niedriger Spekulation entsprungene Versuch
auch die Breslauer mit dem ärgerlichen Werke zu beglücken, führte
zu einem kläglichen Fiasko. In einem Vergnügungslokal in Krietern
wurde eine Miniaturbühne aufgeschlagen, auf der ein aus früheren
Mitgliedern verschiedenster Theater zusammengestoppeltes Ensemble
sich um die Schnitzlerschen Dialoge bemühte. Man hatte aber den
ursprigglichen Text durch eine unsagbar kindische Inszenierung um
fast alle Pointen gebracht. Die meisten darstellerischen Leistungen
vollends würden selbst in Posemuckel Befremden erregen und reizten
angesichts ihrer dilettantischen Unzulänglichkeit die Zuschauer ge¬
legentlich zu ironischem Gelächter. Gleiches war der Fall bei
einigen unvorhergesehenen Zwischenfällen, wie dem Zusammen¬
krachen eines Bettes. Beinahe hätte hier das Publikum angefangen,
mitzuspielen. Im übrigen wurden die in hellen Scharen erschienenen
„Reigen“=Freunde (man kann wirklich nicht behaupten, daß sie die
„crême“ der Breslauer Bevölkerung darstellten) arg enttäuscht, da
sie für ihr schweres Geld (35 Mk. ein elender Sessel!) statt pikanter
Bühnenvorgänge lediglich langweilige Unverständlichkeiten vorgesetzt
bekamen. Kein Wunder, daß viele schon vor Schluß schimpfend den
Saal verließen. Es war ein Reinfall für beide Teile.
A. D.