II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 1093

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11. Reigen
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ADOLF SCHUSTERMANN
ZEITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
BERLIN SO. 16, RUNGESTR 22-24
Zeltang: Volkswacht
Adresse, Breslau
S = MALISc
Datum:
Eine neue „Reigen“=Aufführung in Breslau.
Die von der Schauburg wohl schon lange beabsichtigte Auf¬
führung des „Neigen“ von Arthur Schnitzler soll nun am Freitag,
den 5. Mai Wirklichkeit werden. Der größe Berliner Reigen¬
prozeß ist noch in frischer Erinnerung und wenn man hört, daß
der dort glänzend steigesprochene Regisseur Hubert Neusch, dessen
künstlerische Leistung von diesem Gericht ohne jede Einschränkung
und rückhaltlös anerkannt wurde, auch die hiesige Aufführung
leiten wird, kann man ohne Zweifel der Aufführung mit
Spannung entgegensehen. Das Muckertum wird sich zwar rühren
aber eine lünstlerische Tat wird gegen solche Engstirnigkeit immer
siegen.
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ADOLF SCHUSTERMANN
ZEITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
BERLIN SO. 16, RUNGESTR 22-24
Zeitang, Volkswacht
Adresse, Breslau
à = MAIIZ
Datum:
Der „Reigen“ und die „Schlesische Zeitung“.
Die „Schlesische Zeitung“ hat sich vielfach in erregten Artikeln
und erbitterten Notizen gegen die Aufführung des „Reigens“ ge¬
Sie hat das Gericht angegriffen, das seinerzeit die An¬
wandt.
geklagten, die aneder Aufführung beteiligt waren, frei#sprochen
hatte und hat in jeder Weise gegen den Neigen Stellung genom¬
men. Vom 5. Mai ab wird in Breslau der „Reigen“ unter Leitung
des Direktors Huvert Reusch von der Berliner Truppe in einem
Gastspiel vorgeführt werden. Sehr niedlich ist es, zu beobachten,
wie sich die „Schlesische Zeitung“ demgegenüber verhält. Anstatt
ihren Protest gegen den „Reigen“ angesichts der bevorstehenden
Aufführung in Breslau zu erneuern, zieht sie es in diesem Falle
vor, sich die fette Anzeige im Inseratenteil nicht entgehen zu lassen.
Um aber bei ihren Lesern nicht den Eindruck der sittlichen und
politischen Unzuverlässigkeit zu erwecken, wagt sie es nicht, in die
Anzeige das Wort „Reigen“ aufzunehmen, sondern kündigt darin
A. Schnitzlers vielumstrittenes Bühnenwerk“ an und verschweigt
schämig dessen eigentlichen Titel. Deswegen sei den Lesern der
„Schlesischen Zeitung“, die genau so wie die Leser anderer Blätter
einen Anspruch auf sachliche Unterrichtung über die Vorgänge auf
dem Gehiet der Kunst haben, auf diesem Wege mitgeteilt, daß es
sich bei dem „vielumstrittenen Bühnenwerk“ um den „Reigen
handelt, der im Inseratenteil der „Schlesischen Zeitung“ auftaucht,
nachdem der Kampf gegen dieses Werk im redaktionellen Teil aus
Zweckmäßigkeitsgründen im gegenwärtigen Augenblick eingestellt
worden ist.
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Bresiauer Neueste Nachrichten
Brestau.
5 - MATIA
Vor und hinter den Kulissen.
V.
Die Reigen=Première.
Ich gestatte mir vorzustellen: Zunächst Herrn Direktor
Hubert Reusch als den künstlerischen Macher von dem
Ganzen Der kultivierte Globetrotter in seiner Reinkultur,
immer in Bewegung und auf dem Sprunge. Würde sich
keinen Augenblick bedenken, mit dem nächsten Zuge nach
den Fidschi=Inseln abzureisen, wenn er Aussicht hätte, mit
der Kunst dort ein Geschäft zu machen. Hat im wilden
Westen und dem noch viel weniger sanften Osten Theater
und gut Theater gespielt. In San Francisco ebenso wie
in St. Petersburg. Trat zuerst in Wien besonders in Er¬
scheinung, als das Karltheater noch Schauspielbühne war
und in seinem Ensemble Adolf Klein, Schildkraut und
Tewele hatte. Spielt dort die gut angezogenen Frechlinge
mit Monokel und Watschengesicht. Theodor Herzls „neues
Ghetto“ machte den Anfang. Und das Pech wollte, daß
mehrere Theaterstücke folgten, deren Höhepunkt eine Ohr¬
feigenszene war, immer mit Hubert Reusch, der auf die
Frage, wie weit er es auf dem Theater bringen wolle
prompt hätte antworten können: „Wenn es meine Wangen
aushalten, bis ans Burgthaater.“ Er ließ es aber nicht
auf diese empfindliche Probe ankommen, sondern über¬
lahm lieber die Leitung des Deutschen Theaters in Han¬
nover, die er durch 6 Jahre in Ehren innehatte. Nach
Wien kam er wieder als Direktor der Neuen Wiener
Bühne und später als Oberregisseur des Deutschen Volks¬
theaters. In Berlin hat er zuletzt den „Reigen“ in Szene
gesetzt und darf es als sein Verdienst buchen, daß Arthur
Schnitzler, der bekanntlich zuerst von der Aufführung
nichts wissen wollte, seine Einwendungen fallen ließ.
Im übrigen soll der Kritik nicht vorgegriffen werden.
Ich stellte weiteres vor Fräulein Sybil Smolova,
die bekannte Filmdiva, die von den Brettern auf die Lein¬
wand gesprungen ist und nun den Rückweg antritt. Ein
Libussa=Typ, in Nordböhmen zu Hause, mit einem feinen
Kinovrofil und ewig vibrierenden Nasenflügeln. Hat im
tschechischen Nationaltheater im goldenen Prag begonnen
und wurde von Direktor Barnowsky aus Lessingtheater
geholt. Verleugnet im Sprechen nicht ihre slawische Ab¬
tammung, was mich zu der Frage veranlaßt, ob der
fremdländische Akzent sie auf der Bühne nicht geniere. Sie
erwidert aber nicht: „Wenn's der Publikum nicht
geniert“ (wie es dieRosalinde in der „Fledermaus“ tut),
sondern erzählt, daß sie am Lessingtheater die Anitra und
päter die Solveig in „Peer Gynt“ gespielt und von Alfreb
Kerr in ungezählten Punkten, Strichen und Ausrufungs¬
zeichen gefeiert wurde. Mit dem Kurbelkasten und einem
Berg von Koffern ist sie durch die halbe Welt gereist, hat
auf den Trümmern von Pomveji geträumt und in die un¬
Im
ergründlichen Tiefen der nordischen Fiorde geschaut.
Neigen“ spielt sie „die junge Frau“, und wenn ich mich
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