11. Reigen
lauer Neueste Nachrichten,
Breslau.
5• MAI
Vor und hinter den Kulissen.
V.
Die Reigen=Première.
gestatts mir vorzustellen: Zunächst Herrn Direktor
t Reusch als den künstlerischen Macher von dem
n Der kultivierte Globetrotter in seiner Reinkultur,
rin Bewegung und auf dem Sprunge. Würde sich
Augenblick bedenken, mit dem nächsten Zuge nach
idschi=Inseln abzureisen, wenn er Aussicht hätte, mit
kunst dort ein Geschäft zu machen. Hat im wilder
en Theater
—
und dem noch viel weniger sanft¬
ebenso wie
ut Theater gespielt. In Sau Frau#
Petersburg. Trat zuerst in Wien besonders in Er¬
ing, als das Karltheater noch Schauspielbühne war
seinem Ensemble Adolf Klein, Schildkraut und
e hatte. Spielt dort die gut angezogenen Frechlinge
onokel und Watschengesicht. Theodor Herzls „neues
“ machte den Anfang. Und das Pech wollte, daß
re Theaterstücke folgten, deren Höhepunkt eine Ohr¬
zene war, immer mit Hubert Reusch, der auf die
wie weit er es auf dem Theater bringen wolle,
t hätte antworten können: „Wenn es meine Wangen
Aten, bis ans Burgtheater. Er ließ es aber nicht
ese empfindliche Probe ankommen, sondern über¬
lieber die Leitung des Deutschen Theaters in Han¬
die er durch 6 Jahre in Ehren innehatte. Nach
kam er wieder als Direktor der Neuen Wiener
und später als Oberregisseur des Deutschen Volks¬
s. In Berlin hat er zuletzt den „Reigen“ in Szene
und darf es als sein Verdienst buchen, daß Arthur
ler, der bekanntlich zuerst von der Aufführung
wissen wollte, seine Einwendungen fallen ließ.
brigen soll der Kritik nicht vorgegriffen werden.
ch stellte weiteres vor Fräulein Sybil Smolova,
kannte Filmdiva, die von den Brettern auf die Lein¬
gesprungen ist und nun den Rückweg antritt. Ein
a=Typ, in Nordböhmen zu Hause, mit einem feinen
rofil und ewig vibrierenden Nasenflügeln. Hat im
schen Nationaltheater im goldenen Prag begonnen
burde von Direktor Barnowsky ans Lessingtheaten
Verleugnet im Sprechen nicht ihre slawische Ab¬
ung, was mich zu der Frage veranlaßt, ob der
ändische Akzent sie auf der Bühne nicht geniere. Sie
nicht
ert aber nicht: „Wenn's der Publikum
tut),
“ (wie es dieRosalinde in der „Fledermaus
n erzählt, daß sie am Lessingtheater die Anitra und
die Solvejg in „Peer Gynt“ gespielt und von Alfreb
n ungezählten Punkten, Strichen und Ausrufungs
gefeiert wurde. Mit dem Kurbelkasten und einem
von Koffern ist sie durch die halbe Welt gereist, hat
Trümmern von Pompeii geträumt und in die un¬
Im
dlichen Tiefen der nordischen Fiorde geschaut.
n“ spielt sie „die junge Frau“, und wenn ich mich
box 18/3
nicht durch Unterschrift des auf der Rückseite der Ein¬
trittskarte gedruckten Reverses gebunden hätte, nur auf
die künstlerischen Absichten des „Reigen“ mein Augenmerk
zu richten, würde ich mich ein wenig über die vikanten
Verhüllungen und Enthüllungen auslassen, nach denen die
Smolova in ihren Szenen mit ihren schlanken Fingern
greift.
Das „süße Mädel“ und ein rechtes noch dazu, ist
Fräulein Poldi Müller. Könnte ganz gut dessen Vor¬
bild sein, wie es von Schnitzler schon vor dem „Reigen“
geschildert wurde. Ein rundes G'sichtel mit einer zier¬
ichen, neugierig ins Leben gesteckten Stupsnase und den
obligaten, schwärmerischen Augen. Stammt aus einer
— ihr Bruder ist ein bekannter Komiker
Theaterfamilie
ind leitet das Wiener Komödienhaus — und war sogar
schon — Respekt! — am Burgtheater engagiert. Hat auch
erfolgreich gefilmt und spielt seit einem Jahr. Abend für
Abend „das süße Mädel“ im „Reigen“ ohne zuckerkrank
geworden zu sein. Ihren Partner und Leidensgenossen
Hans Tillo hat sie vom Berliner Kleinen Schauspiel¬
haus gleich mitgenommen. Zu den Prominenten der Auf¬
führung gehören dann noch Herr Gustav Heppner, der
Direktor des Intimen Theaters, Fräulein Olga Fuchs
vom Dresdener Staatstheater und Fräulein Jutte
Versen aus Berlin, die man in der kömmenden Saison
vielleicht an einem anderen Breslauer Theater sehen wird.
Prominent sind auch die übrigen Darsteller. Denn der
„Reigen“ besteht, im Grunde genommen, nur aus kleinen
Rollen, die aber durchwegs in guten Händen sein müssen.
Jetzt bleibt nur noch zu wünschen, daß nicht das Publikum
durchfällt.
Das große Geheimnis.
Wir sind in der Lage, einen Zipfel von dem sorsfältig
gehüteten „großen Geheimnis“ zu lichten, das die Wah
des künftigen Leiters des Stadttheaters umgibt. Nach
unseren Informationen kommen oder vielmehr kamen
olgende Bewerber für die engere Wahl in Betracht:
Herr Curt Stickrodt, Intendant und
Oberspielleiter des Landestheaters in
Gotha.
Herr Ludwig Neubeck, Direktor de
Stadttheaters in Rostock.
Herr Dr. Otto Erhard t. Obersvielleiter
und Dramaturg des Württembergischen
Landestheaters.
Herr Woldemar Runge, Intendant des
Breslauer Stadttheaters.
Aus dem Umstand, daß die Wahl des Direktors nicht,
wvie geplant, in dieser Woche vorgenommen worden ist
ondern für die kommende Woche verschoben wurde, wird
geschlossen, daß die persönlichen Besprechungen, die in der
setzten Zeit mit den genannten Herren gepflogen wurden
nicht zufriedenstellend verlaufen sind und daß sich infolge¬
essen die Notwendiokeit ergeben hat, eine neuerlich
Sichtung und Klassifizierung der eingereichten Offerten
vorzunehmen. Sicher ist, daß auch mit anderen Persönlich¬
keiten mündliche Verhandlungen stattfinden sollen, die erst
am Montag oder Dienstag zum Abschluß gelangen dürften.
Gut Ding braucht Weile! Wenn es aber zu lange währt,
kann's auch anders kommen.
Eine interessante Uraufführung.
Im Verlag Oesterheld ist vor einiger Zeit ein Theater¬
stück erschienen, das durch die Persönlichkeit seines Ver¬
fassers besonderes Interesse beanspruchen darf. Es heißt:
„Wenn Frauen werben!“ und stammt aus der
Feder des Spielleite###d Schauspielers an den Ver¬
einigten Theatern H#### Gottfried Falkenhausen
Das Werk wurde von Direktor Barnap zur Ur
aufführung angenommen und soll schon demnäch
herauskommen. Hoffentlich blüht ihm der gleiche Ersol
wie der „Causa Kaiser“, die gleichfalls einen aktiven Schau
spieler zum Verfasser hat.
Ein unumschränkter Herrscher im Reiche des tiefe
„doch“ und ein treuer Diener am Lichte der Opernkun
der sonst noch für Leistungen auf dem Gebiete der — Kock
kunst einiges übrig hat, ist einmal in Breslau das Opfe
eines gelungenen Streiches worden. Auf seinem Mittag
tisch, den er im Kreise von Freunden und Kollegen ein
zunehmen pflegte, fehlte nie eine Flasche mit Suppen
würze, die er sorglich hütete und von der er nur unger
einige Tropfen in die Teller der anderen fallen ließ
Eines Tages ging die Flasche zur Neige und der Sänge
bestellte beim Ober eine frische Ladung. Das war die
Ursache zu einer kleinen Verschwörung der Tischgenossen,
welche die Flasche statt mit Maggi mit schwarzem Kaffee
üllen ließen. Am nächsten Tage herrschte am Tische ge¬
pannte Aufmerksamkeit, als der Sänger nach der Flasche
griff und feierlich drei wohlgezählte dunkle Tropfen in
die Suppe mischte. Keine Miene verzog sich und wohl¬
gemut löffelte er sie zu Ende. Er hatte nichts gemerkt und
merkte auch später nichts, als die Flasche immer von neuem
tatt Suppenwürze schwarzen Kaffee von sich gab. Die
größte Freude am Spaß hatte aber ein anderer Tisch
genosse, der sich alltäglich vor Lachen ausschüttete, wenn
der Sänger seine Mahlzeit beendet und den Speisesaal
verlassen hatte. Nur war dieser andere Tischgenosse
gleichfalls ein Anhänger Maggis und hatte auch vor seinem
Teller die bekannte Flasche aufgepflanzt. Und als er
elbst einmal dem Kellner den Auftrag gab, die Flasche
in der Küche frisch füllen zu lassen, da richtete sich die all¬
gemeine Verschwörung gegen ihn und auch er bekam statt
Suppenwürze schwarzen Kaffee und merkte davon ebenso¬
venig wie das andere Opfer. Diesmal zog man aber
den Sänger ins Vertrauen, der einen Lachkrampf bekam,
als er erfuhr, daß sein — Tischnachbar Tag um Tag
schwarzen Kassee statt Suppenwürze zu sich nahm, ohne
Carniculus,
sofort den Unterschied zu spüren!