II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 1109

Montag, den 8. Mai 1922
Benage zal Vonswach.
besten Krästen mit.
erscheinung naturgemäß eine sittliche und geistige Verrohung zur
gerade bei seinen Anhängern finden, denen er weis machen
Folge. Die Zeit der Schieber und Wucherer hat Gewissen und
wollte, daß die „Juden“ sie besäßen. Daß in dem Vortrage wüste
enliebe
Verantwortungsgefühl des Einzelnen stark geschwächt und die
Beschimpfungen von Sozialdemokratie und Regierung nicht
Zahl der Schuldigen ist heute zu groß, als daß jedes Vergehen
Quatsch, den die „Schle¬
fehlten und auch der ermordete Erzberger als Objekt für faule
seine Bestrafung jände. Viele Vergehen bleiben so ungejuhnt,
sat eine Dame von der
Witze herhalten mußte, nimmt bei dem Kusturniveau dieser
viele kommen garnicht an die Oeffentlichkeit.
wollen, um eine Kranke
Sekte nicht Wunder. Schön war es freilich, daß auch die „Schle¬
Kaiser=Wilhelm=Straße
Das T. T.=Programm bringt wieder zwei Eheprobleme. In
sische Zeitung“ die Hohenzollern, die Geistlichkeit und überhaupt
B über das Odertor und
dem Lustspiel Lcos Eheroman wird dies Problem von der
auch seine eigene Gefolgschaft von dem Redner starke Grobheiten
rum nach der Herdain¬
komischen Seite angefaßt. Nach kurzer Ehe wird diese geschieden,
gesagt bekamen, und was er über Alkohol= und Tabakgenuß der
spätung zu der Kranken
aber nach einem Jahr wieder neu geschlossen. So etwas soll ja
Männer und die Modefexerei der Frauen, über das Saufhelden¬
im Leben auch vorkommen.
tum der Studentischen Korporationen sagte, war das einzig Ver¬
der vielen Ordner zu
nünftige an dem ganzen Vortrag, der sonst nichts anderes bewies,
„Im Wahn und Wirren“ ist eine Ehetragödie,
andere Straßenseite ge¬
als die Tatsache, selbst mit dem Mäntelchen rassengeschichtlicher
der Roman einer unglücklichen Frau, die von ihrem Mann in
d Lücken gewesen, durch
Wissenschaft nicht den geringsten Beweis für die Berechtigung des
fraglichen Situation mit dem Freunde ihres Mannes über¬
einer
gefahren sind. Neulich
Hakenkreuzlertums erbringen zu können. Den sehr einseitig ver¬
wird, einer Situation, in die sie unverschuldet geraten ist.
rascht
„Tagespost“, wie schwer
anlagten, fast durchweg mit dem schmalen Schädel des wirk¬
ihrem Mann verstoßen, sinkt sie von Stufe zu Stufe und
eine Lücke
hat, bis —
lichkeitsfremden Theoretikers behafteten Jüngern dieser Bewe¬
als alte Frau durch Selbstmord. Der Film spielt in London
endet
fortzusetzen. Vielleicht
gung wird freilich mangels genügender Kritikfähigkeit diese Tat¬
Paris und bringt schöne Bilder.
und
alten, wie ehemals beim
Dazu das übliche Beiprogramm; dieses Mal u. a. die Aus¬
sache sobald nicht einleuchten.
u zu schildern weiß, ob¬
Der Vortrag klang aus in Säbelgerassel, schwarzweißrote
der Minensucher aus Wilhelmshaven.
fahrt
lnd weil sie dann eine
undheldentum,
* „ „
Fahnenschwärmerei und blutrünstiges M
Auch in den Ah=Lichtspielen wird in dem großen Sittenfilm
Sozialdemokraten daran
ein passender Abschluß dieses verlorenen Abends.
„Die schwarze Lu“, das Schicksal eines durch eine Verkettung von
widrigen Umständen unverschuldet in Not geratenen Menschen
geschildert, der ein Hochstaplerdasein führt; aber hier nimmt das
Theater und Film.
Stück einen weniger tragischen Ausgang. Mit Hilfe eines Be¬
Leser über eine kürzlich
„Reigen“.
kannten, den er einst vor dem Selbstmord bewahrt, wird es ihm
7. stattgefundene deutsch¬
ermöglicht, ein neues Leben zu beginnen.
Von A. Schnitzler.
„Die Ehe der Charlotte von Brenken“ ist von
nur für den intim
Konnte man bei der im vorigen Jahre hier gezeigten Auf¬

kurzer Dauer; ihr Mann, den sie geheiratet, um den Vater von
rag des „Sprach
führung des „Reigen“, die immerhin am Primitiven litt, als
dem Ruin zu retten. stirbt nach der Trauung. Nach Ablauf des
schie über „Die
normal auffassender Mensch nicht zu der Auffassung kommen, daß
Trauerjahres kehrt sie zu ihrem Geliebten wieder, der sie aber
trotz meines Einspru##s
man es mit einem unsittlichen Werke, mit einem Appell an die
erst wieder annimmt, nachdem sie auf die reiche Erbschaft ihres
d Physiognomiker in
niederen Instinkte der Menge zu tun habe, so führt die, im Augen¬
Mannes verzichtet und sie den Beweis erbringt, daß sie diesen
ging ich hin. Anwe
blick auf dem Spielplan der Schauburg stehende Aufführung des
nglinge und Jungfra
nicht aus Eigennutz geheiratet.
„Reigen“ noch um ein wesentliches mehr jeden etwa Zweifelnden
und Herren letztere
von dieser Auffassung ab. Die Art der Wiedergabe der zehn
Ufa=Theater. Ein Seemannsstück vom Strand der Bretagne:
sicht. Die Tische tru
Schnitzlerschen Dialoge, womit der Dichter die schalen und falschen
„Die Brandung braust“, erzielt obne Zweifel durch seinen
rozentigem, oder zu
Allgemeinbegriffe unserer Zeit über das Liebesleben aufzeigt,
Inhalt und die ausgezeichnete Darstellung greßen Erfolg. Die
ng schon vor Eröffr
um bessernd und veredelnd zu wirken, die Art der Darstellung also,
Brandung des Lebens schleudert die Schicksale der Menschen zu
hsicher vor den
erfährt durch die Mitwirkenden eine derart dezente Wiedergabe,
den Höben der Liebe und den Tiefen bittersten Leides. Der ver¬
itzte so schöne Versa
daß sich am Stoff selbst nur eben höchstens ein in heimlicher
sohnende Ausklang ist nicht gewaltsam geschaffen, sondern tat¬
führende reichlich
Niedrigkeit weilender und mit krankhafter Phantasie belasteter
— Ein amerikanisches tragi¬
sächlich der wirksamste Abschluß.
ar im üblichen der
Sittenfex zu entrüsten vermag. Gibt ja doch auch ein Auszug aus
komisches Liebesspiel: „Nach dem Gesetz der Sioux“ vervollständigt
eRosenthal am gleih
dem Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Berlin III fol¬
das gute Programm.
den sei“ erschütterte###s
gendes wieder: Alles, was frech, schlüpfrig oder zotig wirken
icke Bier= und Zigen
könnte, wird vermieden. Die Wirkung der Aufführung gipfelt in
klang in das weine##
der Erzielung eines sittlichen Ekels vor dem Tiefstand der Hal¬
Vereinskalender.
he Schutz= und Tru###u#d
tung weitester Bevölkerungsschichten auf dem Gebiete des Ge¬
Achtung, Hausmeister! Die Mitgliederversammlung findet Mon¬
n könne und müs,
schlechtslebens. Dieser Erfolg wird bei jedem reifen, gebildeten
der Stadt dazu hergel
tag, den 8. Mai, nicht statt, sondern erst Donnerstag,
Zuschauer auch erzielt. Vor allem aber beruht diese Wirkung auf der
den 11. Mai, abends 8 Uhr, Zimmer 7/8 des Gewerkschafts¬
bieten. Nun trat
ernsten Hingabe der Direktion an ihre Aufgabe und auf ihrer
hauses. Sehr wichtige Tagesordnung, darum pünktlich und voll¬
überlegenen Kenntnis der Wirkung der szenischen Darstellung.
zählig erscheinen
Durchweg vorzügliche, darstellerische Kräfte sind bei der Auf¬

der! Ich bedauere,
Deutscher Textilarbeiterverband, Bezirksfiliale Breslau. Diens¬
führung tätig. Allseitig ist Wort und Geste peinlich abgewogen,
gann mit diesen Wo##
tag, den 9. Mai, nachmittags 5 Uhr, im Zimmer 7/8 des Ge¬
so daß dem kritischen Auge nichts bleibt, als den Darstellenden
är
semitische Hetzrede,
werkschaftshauses: Branchen=Versammlung für chemische Fär¬
gutzuschreiben, daß sie sogar teilweise auf künstlerische Wirkungen
die wirklich zum wisten¬
bereien und Waschanstalten.
verzichten, wenn es sich darum handelt, zur Erhaltung dezenten
dafür kehrten die A#
Eindrucks, zwischen dieser und strenger Einfachheit der Darstellung
Deutscher Bararbeiterverband, Maurer=Sektion. Mittwoch, abends
häufig mit den da
7 Uhr, im kleinen Saale des Gewerkschaftshauses: Versammlung.
Hinauswerfens wie#
zu wählen.
Und dieser Auffassung waren am Abend der Erstaufführung
B
Tagesordnung: Lohnbewegung. Kein einziger Kollege darf
n der Vortrag mit
die überwiegende Mehrzahl jener Besucher, denen die Fähigkeit.
Die Sektionsleitung.
e“ Text anscheinend
fehlen.
objektiv zu denken, ein eigenes gesundes Urteil ermöglicht. Gewiß
ollte. Besonders bei d
Achtung, Baudelegierte! Dienstag, den 9. Mai, abends 7 Uhr, im
aber hörte man auch Stimmen brunnerschen Geistes.
zen des Redners ergab
Zimmer 3 des Gewerkschaftshauses: Wichtige Delegierten=Ver¬
Warum sollten die Brunners in Breslau fehlen? Sie gehen
hi erheiternde Momen
Die Ortsverwaltung.
sammlung.
in den „Reigen“, um sich — zu entrüsten. Wenigstens äußerlich.
ezeichneten germanisch
Deutscher Holzarbeiterverband, Verwaltungsstelle Breslau. Diens¬
3.
ise durch das Publikur
tag, den 9. Mai, abends 7 Uhr, im großen Saale des Gewerk¬
isich peinlich blamien
schaftshauses: Außerordentliche Mitgliederversammlung. Näheres
Redner den Irrtum
siehe Inserat.
Wenn man die Films der heutigen Zeit betrachtet, kann
die abfällige (aber
Se
man, gerade auch bei den guten Filmstücken vielfach die Be¬
und des vorspringenden
obachtung machen, daß der alte Satz: „alle Schuld rächt sich auf
ner der „fremden Rasse
Aus der Geschäftswelt.
Erden“, heute seine Bedeutung verloren hat. Nicht der wirkliche
esonders auch der mehr¬
Das bekannte Modehaus A. Bielschowsky verlegt seinen
Schudige wird immer bestraft, sondern gerade der Unschuldige
diesen Merkmalen nicht
Sitz von Kattowitz nach Breslau und eröffnet sein Geschäft am
wird oft vom harten unerbittlichen Schicksal verfolgt. Es ist dies
lte Formenunschönheiten
Dienstag, den 9. Mai, Schmiedebrücke 29.
wohl auch ein Zeichen der Zeit. Kriege haben als Folge¬
Onnte man in Reinkultur