II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 1112

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11. Reigen
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Vallesche Zeifüng
4 81UL.
Dresdener Sommertheater
Die „opernlose,) die schreckliche Zeit“ zu überstehen (die
Staatstheater haben seit3 Wochen Ferien), versucht mit red¬
lichem Bemühen und — nehmt alles in allem — sehr gutem
Gelingen die alt berühmte Opernschule von Petrenz im
Neustadter Schauspielhaus. Es gibt ja nichts Reizvolleres, als
das Heranreifen junger künstlerischer Kräfte zu beobachten.
und dazu bietet sich hier treffliche Gelegenheit. Allerdings:
neben einer Reihe von Eleven, denen noch manches fehlt, ist auch
eine Anzahl schon fast fertiger, und erprobter Kräfte am
Werke, wie Hans Grohl (prachtvolle Figur und schönes
Stimmmaterial!), Erich Zimmermann. Ruth Schneider
Angela Vidron, Friedrich Zohsel u. a., nicht zu vergessen
den tüchtigen und ungewöhnlich begabten Kapellmeister Kurt
Kretzschmar. — Es ist das Verdienst des Petrenz=En¬
sembles, eine Anzahl guter alter Spielopern zu neuem Leben
erweckt zu haben, wie „Alexandro Stradella“, des seligen Flotow
und Aubers „Maurer und Schlosser", dies Werk mit seinem
gesunden, kräftigen musikalischen Realismus und seiner typischen
Opernromantik —: eine höchst reizvolle Mischung, für deren Stil¬
merkmale alle am Werke Beteiligten, nicht zuletzt das sich aus
Schülern und Mitgliedern des „Dresdener Philharmonischen
Orchesters“ sich rekrutierende Opernorchester ausgezeichnetes Ein¬
fühlungsvermögen an den Tag legten!
Im Dresdener Residenztheater (Leitung: Dr.
Karl Schreiber) wird jetzt von den Berlinern der Schnitz¬
lersche „Regengesi#ornehm, diskret, sodaß die Herren
Baumer und Genossen beim besten Willen keinen Einspruch er¬
Die geistvolle, graziöse Szenenreihe kommt
heben könnten ...
bei solch ausgezeichneter Darstellung aufs schönste zur Geltung
und Schnitzler selbst, der ja prinzipiell gegen die Auf¬
führungen des „Reigen“ ist, könnte hier seine Freude haben!
Felix von Lepel.
Gresdnel Anten
a# 101. e
Schnitzlers Reigen
Angesichls der verspäketen Aufführung von
Schnitzlers Reigen im Residenztheater möchte
man an das Wort von Moritz Saphir erinneen:
„Wenn die Welt einmal untergeht, ziehe ich nach
Dresden, dort geht die Welt 14 Tage später
Was die künstlerisch wählerischen
unter.“
Direktionen im Zentgal= und Alberttheuter
im November 1921 #erlassen haben, als der
Reigenpro involler Blüte stand und ein
großer gchäftlicher Erfolg ganz sicher war,
das hat nuh„nachdem der Reigenrummel glück¬
lich vergesfen war, die Direktion Dr. Schreiber
im Residenztheater nachgeholt und gestern einer
Zuschauerschar, die mit Spannung gekommen
war, aber schließlich eine gewisse Enttäuschung
nicht verbergen konnte, mit auswärtigen
Kräften vorgesetzt. Die Vorsicht war dabei an¬
jedem Theaterbesucher die
gewendet, daß
Außerung von Beifall oder Mißfallen während
und nach der Aufführung ausdrücklich als Ver¬
gehen gegen die Hausordnung untersagt war.
So ging denn das Ereignis, da der Versuch
einer Meinungsäußerung rasch unterdrückt
wurde, still vorüber.
Den Eindruck, den man von der Aufführung
empfing, war, gelinde gesagt, der einer Ent¬
Einer Enttäuschung in doppelter
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täuschung.
Beziehung. Diejenigen, die im stillen erwartet
hatten, daß von der Bühnendarstellung des
Reigens flirrende Lichter der Sinnlichkeit aus¬
gehen würden, sahen sich um das erwartete
Schauspiel getäuscht. Ja, man kann sogar
sagen, daß nach dem zehnmaligen Wechsel der
Szene vielleicht bei den meisten Zuschauern
das Gefühl des Ekels aufgestiegen ist, des
Ekels nicht nur vor den dargestellten Frauen
und Männern, sondern des Ekels vor der
Liebe, wie sie Schnitzler im Reigen als einzig
und allein existierend betrachtet. Wer also heute
oder morgen sein teures Geld in der Er¬
wartung graziöser erotischer Spannung hin¬
trägt, wird gründlich enttäuscht werden. Eine
plumpere und geistlosere Erotik als die in der
Bühnenausführung des Reigen läßt sich kaum
denken. Eine fade Lust, eine widerliche Leere
bleibt von dieser Vorstellung zurück. Der
Elel würgt bis zum Halse. Übersättigung tritt
ein. Die Aufführung wird, wenigstens für
Menschen mit einigermaßen reinlichen Emp¬
findungen, statt zu einem Genuß zu einer
bittern, häßlichen Schalheit.
kommt auch in
Aber Enttäuschung
künstlerischer Beziehung. Wie, das sollte das
Stück sein. um das man in Berlin solange
vor Gericht gestritten hat, bei dessen Auf¬
führung oder Nichtaufführung die Freiheit der
Kunst bedroht sein sollte? Nein, das Stück, wie
wir es auf der Bühne des Herrn Dr. Schreiber
mit seinen Berliner Gäster
Es ist
Stück Schnitzlers.
dem aller Blütenstaub von
wischt ist, dem die zierliche
ausgerissen sind. Es ist
vor der man sich ekelt.
ist
völligen Entstellung
Art.
Schnitzler hat einst die
Reigen als ein Artistenk
Stille des Ateliers geschi
einer Künstlerlaune nachg
Rops und viele Große der
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nachgegeben haben. Er
Probestückrein geben, das
tadelhaften Worten, mit
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das Werk in richtiger Erkei
art jahrelang zurückgehalt
erste Sammlung seiner
genommen, hat die Anfsü
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ist Schnitzler,
Darum
schelten, daß er eine Ski.
Blättern des Reigens füll
der Dichter, hätte die Er
lichen Aufführung nicht
wenn zehnmal die Revolm
seitigt hatte und wenn z
materieller Erfolg mit der
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gewann mit einer bloßen
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heit glaubt. Es kommt
hinzu: Die Notwendigkeit
der Darstellung allerlei 2
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Dramaturgen zu vielen
Szenen gezwungen. So hal
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geschändet. Und von der
reißt schließlich die Darstell
die anständigste, den letzt
hinweg. Es braucht gar
mäßige Darstellung zu sein
m Residenztheater mit
keiten zeigt. Auch eine vie
kann das Unausgesprochen
Schnitzlerschen Dialoge
Vor der Handgr
geben.
gänge erschrickt jedes feine