box 18/3
11. Reigen
GERICHTSZEITUNG
Heller: „Die
Bölkern“, im
ein zugänglich.
Schnitzlers „Neigen“
Nittwoch, den
rof. Dr. Fritz
und die Prager Schöffen.
entypus“ (mit
Institutes 1##
Prag, 30. November. Vor dem hiesigen
Eintritt frei
Schöffengericht erschien heute als Angeklagten
Amerikanisches
Schriftsteller Dr. Georg Mannheimer
h den 13. De¬
wegen eines von ihm im Prager „Montags¬
in, der an de
iis zum Doktor
blatt“ veröffentlichten Gedichtes, durch das
sich
einer von der
er Teplitzer Stadtverordnete Seff Watzlik
nstalteten Ver¬
einer Ehre gekränkt fühlte. Das Gedicht erschien
eutschen Hause
cke)“. Der Vor¬
im Vorjahr, als nach Dr. Oskar Kuh Heraus
ffahr als Per¬
geber des Blattes war und im Teplitzer Ge¬
n Vereinigten
meinderat und in der Presse ein heftiger Kamp
he von Rechts¬
um die Aufführung von Schnitzlers „Reigen
n der Praxis
307
tobte, das heißt, als die dortigen Völkischen
riege und wie
mit allen Mitteln gegen die Aufführung an¬
ines Debatten¬
kämpften, am hitzigsten Seff Watzlik. Gegen ihn
lschaft Diens¬
also richtete sich Mannheimers Poem, eher aber
s im Zentral¬
je in Prag
wvar es geschrieben zur Verteidigung Arthu
Vortragender
Schnitzlers, der zur Zeit jener Teplitzer Angrifft
Akommen.
den Tod feiner Tochter betrauerte. Die Anklage¬
schrift enthält das Gedicht vollständig und dazi
ublikun,
eine musterhafte tschechische Uebersetzung aus
der Feder des Verteidigers Dr. Ernst Steiner.
„Nizza Shoe“
Der deutsche Wortlaut ist nach der Anklage
herren, können
dieser:
erkaufsnieder¬
Vodiskova ul.
Der Tag verzittert im Zypressenhain,
aupthalle), be¬
Du stehst an Deines Kindes Grab allein.
lichst zur Be¬
Fernwo vergeigt die Welt die letzte Terz,
nserem Fach
Du horchst in Dich und hörst nur Deinen Schmerz.
21261
Dich nicht zu stören, hält der große Pan,
Der Herr des Lebens, selbst den Atem an.
Da kommt herangesorungen mit Gekläff
Ein Hündchen mit dem heitern Namen Seff.
Es bellt nach Dir, Hepp, Hepp. und hebt das Bein,
Dann trabt es wieder quietschvergnügt seldein.
Empört ermacht die Macht, der Hain erbraust.
Der große Pan hebt zürnenk seine Faust.
Du aber bleibst versenlt im inneren Hören,
Ein Hündchen kann besudeln Dich, nicht stören.
Unterzeichnet ist das Gedicht mit „Gyury
Dr. Mannheimer bekennt sich als Träger dieses
Pfeudonyms und erklärt, dieses Gedicht zur
Wahrung öffentlicher Interessen, das heißt zum
Schutz eines großen Dichters und eines künst¬
lerischen Werkes geschrieben zu haben. Daß es
sich um ein solches Werk handle, wolle er durch
ein zum 60. Geblirtstag Schnitzlers erschienenes
Heft der „Neuen Rundschau“ belegen und be¬
weisen. Heinrich Mann. Bruno Frank. Vegesac
haben damals Arthur Schnitzler und sein Werk
r jede Haus
in ehrenden Artikeln gepriesen. Der Vertreter
r. Oetker her
Dr. Mannheimers, Dr. Ernst Steiner, erklärt
elches 134 Re¬
erner, daß das Gedicht eine satirische Abwehr
nthäft. Es ist
i jedem Kaus¬
von Angriffen darstelle und als solche nach der
k. A. Oetker
bisherigen Judikatur straflos sei. Daß die An¬
Fenkrapferl: 8
griffe auf Schnitzler und den „Reigen“ ins¬
in wenig von
besondere von seiten Watzliks das erlaubte Maß
alben Zitrone
Dr. Oetker
überschritten und eine Antwort herausforder
ell zu einem
ten, solle durch Anhören des Teplitzer Stabt¬
die man mit
verordneten Russy bewiesen werden. Der Ver,
keine Vertie¬
t#ter Watliks der Prager tchechische Advakn
ferin mit
Wausgeruhtr
Dr. Halik, protestiertnegen die Ark von An¬
P 3801
trägen, da bei der vorliegenden Ehrenbeleidi¬
gung diese Art von Beweisführung oder Ver¬
teidigung ausgeschlossen werden müsse. Das Ge¬
US FuR
richt lehnte nach längerer Beratung die
CHE
Zitierung der „Neuen Rundschau“ als Beweis¬
mittel ab, beschloß aber die Zulassung des
URFE
Zeugen Russy und vertagte die Verhandlung.
Illusionen strafbar?
Prag, 30. November. Dem Einzelrichter werden
zwei Angler wegen unbefugten Angelns vorgeführt.
Beide sind kaum dem Knabenalter entwachsen, alsc
wahrscheinlich auch nicht entwachsen dem atavistischen.
von unseren prähistorischen Vorfahren ererbten Trieb
Auch alte Knaben werden
zu Jago und Fischerei.
Grde
HHNDELSTEI.
Prager Börsenwoche
O Prag, 30. November.
Der Konjunktur-Rückgang
Der diesmonatige Bericht des Bankrates
ebenso wie die Mitteilungen der Nationalbank
die im allgemeinen die Enunziationen des
Bankrates um in etwas ausführlicherer Form zu
widerholen pflegen, haben erstmalig seit vielen
Monaten pessimistischer gelautet. Sie sprechen
von nachlassender Aktivitat der Wirtschaft und
stellen fest, daß die Krise der Landwirtschaft eine
verminderte Kaufkraft der ländlicher Bevölkerung
zur Folge hat, die auf dem heimischen Markt
ühlbar zu werden beginnt. Was die industrielle
Beschäftigung anbelangt, wird gesagt, sie sei bis¬
her verhältnismäßig gut, aber ungleichmäßig,
und mitunter herrschte Unsicherheit über den wei¬
eren Bestellungseingang, der in der letzten Zeit
geringer geworden ist. Der Bericht schließt mit
der ziemlich unklaren Feststellung die wirt¬
chaftli he Gesamtlage bleibe „ungeachtet der herr
schenden Unsicherheit ausgeglichen“. Auch das
deutsche Konjunkturinstitut kennzeichnet die Wirt¬
chaftslage der Tschechoslowakei dahin, daß die
Geschäftstätigkeit nachgelassen hat. Der konjunk¬
turelle Abschwung kommt in der Außenhandels¬
bilanz zum Ausdruck, da nicht nur der Gesamt¬
umsatz hinter dem Vorjahrs=Oktober zurück¬
geblieben ist, sondern auch der Rohstoffimport be¬
trächtlich abgenommen hat. Wieder läßt sich die
Außenhandelsschwere beobachten, indem zur Zeit
nachlassender Konjunktur die Ausfuhr über den
Import hinausgeht und die Bilanz aktiv ge¬
staltet wird. Andererseits äußert sich der infolge
geringerer Beschäftigung verminderte Geldbedarf
in
leichteren
Geldverhältnissen
zumal die Nachfrage an Importdevisen hinter
den Eingängen aus dem Export zurückbleibt.
Infolgedessen konnte sich die Wirtschaft ihre Er¬
ordernisse zum Ultimo teils durch Veräuße¬
rung des Ueberschusses an Eport¬
hevisen beschaffen, teils griff siehauf die Giro¬
guthaben bei der Nationalbank zurück. Dadurch
st im Leihgeschäft des Zettelinstitutes keine
nennenswerte Anspannung zum
Ultimo eingetreten, der im ganzen einen
leichten Verlauf genommen hat. Der Besonder¬
heit der inländischen Verhältnisse war as zu
danken gewesen, daß zur Zeiteder angespannten
Geldweltmärkte
die Tschechoslowakei neben
Frankreich und der Schweiz das einzige Land
Europas war, das icht der Welle der Diskont¬
erhöhungen hatte folgen müssen. Aus dem
gleichen Grunde wirkt sich nun die Entspannung
der internationalen Geldmärkte in der Tschecho¬
slowakei nur langsam aus, und erst in den letzten
# langen Angebote auf langfristige Kredite
em Auslande, namentlich aus Amerika ein
Böltte ein Bedarf auftreten, so ist anzunehmen,
daß Amerika als Geldgeber auftreten würde;
allerdings ist es nicht gewohnt, kleine Beträge, die
im allgemeinen für die heimische Industrie hin¬
reichen würden, zu verleihen, und wahrscheinlich
nüßten sich dann Unternehmungen der gleichen
Branche zusammentun, um als gemein¬
amer Kreditnehmer den amerikanischen
Bankiers attraktiv zu erscheinen.
Wirtschaftliche Notwendigkeiten und noch immer
keine Regierung
Hat die Wirtschaft infolge der rückgängigen
Beschäftigung und der landwirtschaftlichen Not¬
lage gerade Sorgen genug, so werden die Zu¬
unftsaussichten durch die schleppenden Ver¬
Sonntag, den 1. Dezembet 1929.
stark zugenommen und die letzte Liste des Kreditoren¬
vereins hat 87 Ausgleichsverfahren und 12 Konkurse
gemeldet. Gegenüber diesen ungünstigen Faktoren
konnte sich die Erleichterung der Geldverhältnisse als
kursbesserndes Moment nicht durchsetzen. Die Kon¬
termine schritt zu neuen Attacken, doch sind auch zahl¬
reiche Realisationen von Haussepositionen erfolgt, an
denen noch, aus früherer Zeit stammend, Gewinne
haften. Den Verkäufen stand eine auf ein Mindest¬
maß zusammengeschrumpfte Kaustätigkeit gegenüber.
Die Banken intervenierten nur vereinzelt, um be¬
sonders empfindliche Verluste zu verhindern und im
übrigen ließen sie der rückgängigen Tendenz ihren
Lauf. Eine tschechische Graßbank, deren
Klientel in der Hausseperiode beträchtliche Engage¬
ments eingegangen ist, scheint nun einen Teil dieser
Positionen zu liquidieren und namentlich wird der
Kursverfall in der Polkikulisse mit diesen Ab¬
gaben in Zusammenhong gebracht, denen sich übri¬
zens auch eine zweite, gemischtsprachige Großbank zu¬
zesellte. In den letzten Tagen nahm der Prämien¬
narkt einen unbefriedigenden Perlauf und am Er¬
klärungstag kam umfangreiches Material auf den
Markt, vornehmlich in den Kulissenwerten. Die
technische Sitnation des Marktes ist aller¬
dings infolge der neuen Vorstöße r Kontermine
und der weiteren Reinigung noch bestehender Hausse¬
positionen besser geworden und die heute gegen
Schluß der Börse eingetretene freundlichere Stim¬
mung hatte hauptsächlich in diesem Umstand ihre
Ursache. Auch die Rentabilität hat sich gebessert und
vielfach ist eine fünfprozentige Verzinsung erreicht
worden.
Start passlve Wochen-Kursbilanz
Die Wochenverluste waren auf der ganzen
Linie bedeutend. Wie im ser richtete sich der Angriff
der Baissiers in erster Reihe gegen die Kulisse, in der
Poldi empfindlich betroffen wurden. Das Kommu¬
niquee des Unternehmens wurde von der Börse ent¬
prechend ihrer pessimistischen Einstellung ungünstig
kommentiert, und da auch die erwähnte tschechische
Bank zum Arrangementschluß einen größeren Posten
ür Rechnung ihrer Klientel abgegeben hat (man
pricht von 1800 Stück) wurde der Kurs scharf ge¬
rissen. Das Papier geht mit einer Einbuße von 77
K
aus der Woche hervor. Widerstandskräftiger erwiesen
ich Skoda, in denen man Käufe der Zivnostensks
banka und eines Bankhauses beobachtet haben wollte.
Der Wochenverlust beläuft sich auf 44 K Krlerk
büßten 49 K ein. Im Schranken wurden wieder die
chweren Kategorien am stärksten mitgenommen. Berg¬
uind Hütten verloren 225. Nordbahn 220. Cesto¬
noravskà 300. Prager Eisen, in denen die Patronanz¬
bank eingriff, gaben bloß 40 K nach. Der Abschwä¬
chungsprozeß machte vor keinem Papier Halt und das
gesamte Kursblatt schließt mit meist erheblichen Rück¬
jängen.
Die Kursverschiebungen in der abgelaufenen Woche
stellen sich wie folgt dar:
16./11. 30./1I. Differ.
Kronen
Böhmische Eskompte
402
402
*
Böhmische Union
394
*
3
Zivnostenska
*
Böhmische Industrial
47
Prager Krebit
553
549
änderbank
728
725
670
Böhmische Zucker
71
Schoeller
1165
1120
Restomrber
Aussiger Rafsinerte
Kroat. Zucker
6
* *
Prager Eisen
207
2035
1040
Berg= und Hütten
837
Poldthütte
760
** „ „ * " *
Rothau=Neudek
441
* „ „ „
Alpine
*
155
*
2000
Böhm. Handels
** *
900
100
* *
Nordböhm. Kohlen
2450
* *
Westböhmische Kohlen
611
27
—
4850
Ferdinands=Nordbahn
4630
220
1105
Dux=Boben bacher
125
*
20
1680
Skoda
—
396
186
Brünner Maschinen
10
**
5300
Cesko=Morauskä
5000
300
*
Ring hoffer
* *
1165
„
46
Simmeringer
—
688
655
Kupferwerke
33
Krizik
378
49
Vereinigte Elektro
221
10
** *
11. Reigen
GERICHTSZEITUNG
Heller: „Die
Bölkern“, im
ein zugänglich.
Schnitzlers „Neigen“
Nittwoch, den
rof. Dr. Fritz
und die Prager Schöffen.
entypus“ (mit
Institutes 1##
Prag, 30. November. Vor dem hiesigen
Eintritt frei
Schöffengericht erschien heute als Angeklagten
Amerikanisches
Schriftsteller Dr. Georg Mannheimer
h den 13. De¬
wegen eines von ihm im Prager „Montags¬
in, der an de
iis zum Doktor
blatt“ veröffentlichten Gedichtes, durch das
sich
einer von der
er Teplitzer Stadtverordnete Seff Watzlik
nstalteten Ver¬
einer Ehre gekränkt fühlte. Das Gedicht erschien
eutschen Hause
cke)“. Der Vor¬
im Vorjahr, als nach Dr. Oskar Kuh Heraus
ffahr als Per¬
geber des Blattes war und im Teplitzer Ge¬
n Vereinigten
meinderat und in der Presse ein heftiger Kamp
he von Rechts¬
um die Aufführung von Schnitzlers „Reigen
n der Praxis
307
tobte, das heißt, als die dortigen Völkischen
riege und wie
mit allen Mitteln gegen die Aufführung an¬
ines Debatten¬
kämpften, am hitzigsten Seff Watzlik. Gegen ihn
lschaft Diens¬
also richtete sich Mannheimers Poem, eher aber
s im Zentral¬
je in Prag
wvar es geschrieben zur Verteidigung Arthu
Vortragender
Schnitzlers, der zur Zeit jener Teplitzer Angrifft
Akommen.
den Tod feiner Tochter betrauerte. Die Anklage¬
schrift enthält das Gedicht vollständig und dazi
ublikun,
eine musterhafte tschechische Uebersetzung aus
der Feder des Verteidigers Dr. Ernst Steiner.
„Nizza Shoe“
Der deutsche Wortlaut ist nach der Anklage
herren, können
dieser:
erkaufsnieder¬
Vodiskova ul.
Der Tag verzittert im Zypressenhain,
aupthalle), be¬
Du stehst an Deines Kindes Grab allein.
lichst zur Be¬
Fernwo vergeigt die Welt die letzte Terz,
nserem Fach
Du horchst in Dich und hörst nur Deinen Schmerz.
21261
Dich nicht zu stören, hält der große Pan,
Der Herr des Lebens, selbst den Atem an.
Da kommt herangesorungen mit Gekläff
Ein Hündchen mit dem heitern Namen Seff.
Es bellt nach Dir, Hepp, Hepp. und hebt das Bein,
Dann trabt es wieder quietschvergnügt seldein.
Empört ermacht die Macht, der Hain erbraust.
Der große Pan hebt zürnenk seine Faust.
Du aber bleibst versenlt im inneren Hören,
Ein Hündchen kann besudeln Dich, nicht stören.
Unterzeichnet ist das Gedicht mit „Gyury
Dr. Mannheimer bekennt sich als Träger dieses
Pfeudonyms und erklärt, dieses Gedicht zur
Wahrung öffentlicher Interessen, das heißt zum
Schutz eines großen Dichters und eines künst¬
lerischen Werkes geschrieben zu haben. Daß es
sich um ein solches Werk handle, wolle er durch
ein zum 60. Geblirtstag Schnitzlers erschienenes
Heft der „Neuen Rundschau“ belegen und be¬
weisen. Heinrich Mann. Bruno Frank. Vegesac
haben damals Arthur Schnitzler und sein Werk
r jede Haus
in ehrenden Artikeln gepriesen. Der Vertreter
r. Oetker her
Dr. Mannheimers, Dr. Ernst Steiner, erklärt
elches 134 Re¬
erner, daß das Gedicht eine satirische Abwehr
nthäft. Es ist
i jedem Kaus¬
von Angriffen darstelle und als solche nach der
k. A. Oetker
bisherigen Judikatur straflos sei. Daß die An¬
Fenkrapferl: 8
griffe auf Schnitzler und den „Reigen“ ins¬
in wenig von
besondere von seiten Watzliks das erlaubte Maß
alben Zitrone
Dr. Oetker
überschritten und eine Antwort herausforder
ell zu einem
ten, solle durch Anhören des Teplitzer Stabt¬
die man mit
verordneten Russy bewiesen werden. Der Ver,
keine Vertie¬
t#ter Watliks der Prager tchechische Advakn
ferin mit
Wausgeruhtr
Dr. Halik, protestiertnegen die Ark von An¬
P 3801
trägen, da bei der vorliegenden Ehrenbeleidi¬
gung diese Art von Beweisführung oder Ver¬
teidigung ausgeschlossen werden müsse. Das Ge¬
US FuR
richt lehnte nach längerer Beratung die
CHE
Zitierung der „Neuen Rundschau“ als Beweis¬
mittel ab, beschloß aber die Zulassung des
URFE
Zeugen Russy und vertagte die Verhandlung.
Illusionen strafbar?
Prag, 30. November. Dem Einzelrichter werden
zwei Angler wegen unbefugten Angelns vorgeführt.
Beide sind kaum dem Knabenalter entwachsen, alsc
wahrscheinlich auch nicht entwachsen dem atavistischen.
von unseren prähistorischen Vorfahren ererbten Trieb
Auch alte Knaben werden
zu Jago und Fischerei.
Grde
HHNDELSTEI.
Prager Börsenwoche
O Prag, 30. November.
Der Konjunktur-Rückgang
Der diesmonatige Bericht des Bankrates
ebenso wie die Mitteilungen der Nationalbank
die im allgemeinen die Enunziationen des
Bankrates um in etwas ausführlicherer Form zu
widerholen pflegen, haben erstmalig seit vielen
Monaten pessimistischer gelautet. Sie sprechen
von nachlassender Aktivitat der Wirtschaft und
stellen fest, daß die Krise der Landwirtschaft eine
verminderte Kaufkraft der ländlicher Bevölkerung
zur Folge hat, die auf dem heimischen Markt
ühlbar zu werden beginnt. Was die industrielle
Beschäftigung anbelangt, wird gesagt, sie sei bis¬
her verhältnismäßig gut, aber ungleichmäßig,
und mitunter herrschte Unsicherheit über den wei¬
eren Bestellungseingang, der in der letzten Zeit
geringer geworden ist. Der Bericht schließt mit
der ziemlich unklaren Feststellung die wirt¬
chaftli he Gesamtlage bleibe „ungeachtet der herr
schenden Unsicherheit ausgeglichen“. Auch das
deutsche Konjunkturinstitut kennzeichnet die Wirt¬
chaftslage der Tschechoslowakei dahin, daß die
Geschäftstätigkeit nachgelassen hat. Der konjunk¬
turelle Abschwung kommt in der Außenhandels¬
bilanz zum Ausdruck, da nicht nur der Gesamt¬
umsatz hinter dem Vorjahrs=Oktober zurück¬
geblieben ist, sondern auch der Rohstoffimport be¬
trächtlich abgenommen hat. Wieder läßt sich die
Außenhandelsschwere beobachten, indem zur Zeit
nachlassender Konjunktur die Ausfuhr über den
Import hinausgeht und die Bilanz aktiv ge¬
staltet wird. Andererseits äußert sich der infolge
geringerer Beschäftigung verminderte Geldbedarf
in
leichteren
Geldverhältnissen
zumal die Nachfrage an Importdevisen hinter
den Eingängen aus dem Export zurückbleibt.
Infolgedessen konnte sich die Wirtschaft ihre Er¬
ordernisse zum Ultimo teils durch Veräuße¬
rung des Ueberschusses an Eport¬
hevisen beschaffen, teils griff siehauf die Giro¬
guthaben bei der Nationalbank zurück. Dadurch
st im Leihgeschäft des Zettelinstitutes keine
nennenswerte Anspannung zum
Ultimo eingetreten, der im ganzen einen
leichten Verlauf genommen hat. Der Besonder¬
heit der inländischen Verhältnisse war as zu
danken gewesen, daß zur Zeiteder angespannten
Geldweltmärkte
die Tschechoslowakei neben
Frankreich und der Schweiz das einzige Land
Europas war, das icht der Welle der Diskont¬
erhöhungen hatte folgen müssen. Aus dem
gleichen Grunde wirkt sich nun die Entspannung
der internationalen Geldmärkte in der Tschecho¬
slowakei nur langsam aus, und erst in den letzten
# langen Angebote auf langfristige Kredite
em Auslande, namentlich aus Amerika ein
Böltte ein Bedarf auftreten, so ist anzunehmen,
daß Amerika als Geldgeber auftreten würde;
allerdings ist es nicht gewohnt, kleine Beträge, die
im allgemeinen für die heimische Industrie hin¬
reichen würden, zu verleihen, und wahrscheinlich
nüßten sich dann Unternehmungen der gleichen
Branche zusammentun, um als gemein¬
amer Kreditnehmer den amerikanischen
Bankiers attraktiv zu erscheinen.
Wirtschaftliche Notwendigkeiten und noch immer
keine Regierung
Hat die Wirtschaft infolge der rückgängigen
Beschäftigung und der landwirtschaftlichen Not¬
lage gerade Sorgen genug, so werden die Zu¬
unftsaussichten durch die schleppenden Ver¬
Sonntag, den 1. Dezembet 1929.
stark zugenommen und die letzte Liste des Kreditoren¬
vereins hat 87 Ausgleichsverfahren und 12 Konkurse
gemeldet. Gegenüber diesen ungünstigen Faktoren
konnte sich die Erleichterung der Geldverhältnisse als
kursbesserndes Moment nicht durchsetzen. Die Kon¬
termine schritt zu neuen Attacken, doch sind auch zahl¬
reiche Realisationen von Haussepositionen erfolgt, an
denen noch, aus früherer Zeit stammend, Gewinne
haften. Den Verkäufen stand eine auf ein Mindest¬
maß zusammengeschrumpfte Kaustätigkeit gegenüber.
Die Banken intervenierten nur vereinzelt, um be¬
sonders empfindliche Verluste zu verhindern und im
übrigen ließen sie der rückgängigen Tendenz ihren
Lauf. Eine tschechische Graßbank, deren
Klientel in der Hausseperiode beträchtliche Engage¬
ments eingegangen ist, scheint nun einen Teil dieser
Positionen zu liquidieren und namentlich wird der
Kursverfall in der Polkikulisse mit diesen Ab¬
gaben in Zusammenhong gebracht, denen sich übri¬
zens auch eine zweite, gemischtsprachige Großbank zu¬
zesellte. In den letzten Tagen nahm der Prämien¬
narkt einen unbefriedigenden Perlauf und am Er¬
klärungstag kam umfangreiches Material auf den
Markt, vornehmlich in den Kulissenwerten. Die
technische Sitnation des Marktes ist aller¬
dings infolge der neuen Vorstöße r Kontermine
und der weiteren Reinigung noch bestehender Hausse¬
positionen besser geworden und die heute gegen
Schluß der Börse eingetretene freundlichere Stim¬
mung hatte hauptsächlich in diesem Umstand ihre
Ursache. Auch die Rentabilität hat sich gebessert und
vielfach ist eine fünfprozentige Verzinsung erreicht
worden.
Start passlve Wochen-Kursbilanz
Die Wochenverluste waren auf der ganzen
Linie bedeutend. Wie im ser richtete sich der Angriff
der Baissiers in erster Reihe gegen die Kulisse, in der
Poldi empfindlich betroffen wurden. Das Kommu¬
niquee des Unternehmens wurde von der Börse ent¬
prechend ihrer pessimistischen Einstellung ungünstig
kommentiert, und da auch die erwähnte tschechische
Bank zum Arrangementschluß einen größeren Posten
ür Rechnung ihrer Klientel abgegeben hat (man
pricht von 1800 Stück) wurde der Kurs scharf ge¬
rissen. Das Papier geht mit einer Einbuße von 77
K
aus der Woche hervor. Widerstandskräftiger erwiesen
ich Skoda, in denen man Käufe der Zivnostensks
banka und eines Bankhauses beobachtet haben wollte.
Der Wochenverlust beläuft sich auf 44 K Krlerk
büßten 49 K ein. Im Schranken wurden wieder die
chweren Kategorien am stärksten mitgenommen. Berg¬
uind Hütten verloren 225. Nordbahn 220. Cesto¬
noravskà 300. Prager Eisen, in denen die Patronanz¬
bank eingriff, gaben bloß 40 K nach. Der Abschwä¬
chungsprozeß machte vor keinem Papier Halt und das
gesamte Kursblatt schließt mit meist erheblichen Rück¬
jängen.
Die Kursverschiebungen in der abgelaufenen Woche
stellen sich wie folgt dar:
16./11. 30./1I. Differ.
Kronen
Böhmische Eskompte
402
402
*
Böhmische Union
394
*
3
Zivnostenska
*
Böhmische Industrial
47
Prager Krebit
553
549
änderbank
728
725
670
Böhmische Zucker
71
Schoeller
1165
1120
Restomrber
Aussiger Rafsinerte
Kroat. Zucker
6
* *
Prager Eisen
207
2035
1040
Berg= und Hütten
837
Poldthütte
760
** „ „ * " *
Rothau=Neudek
441
* „ „ „
Alpine
*
155
*
2000
Böhm. Handels
** *
900
100
* *
Nordböhm. Kohlen
2450
* *
Westböhmische Kohlen
611
27
—
4850
Ferdinands=Nordbahn
4630
220
1105
Dux=Boben bacher
125
*
20
1680
Skoda
—
396
186
Brünner Maschinen
10
**
5300
Cesko=Morauskä
5000
300
*
Ring hoffer
* *
1165
„
46
Simmeringer
—
688
655
Kupferwerke
33
Krizik
378
49
Vereinigte Elektro
221
10
** *