50
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200
500
1000
im
Ponnem
bonnent
iie 1ere er eeeenng
sieht sich durch das „Vermächtniß“ vollkommen enttäuscht.
Dieses, in drei überlauge Sterbe=Akte zersollende Stück ist
nichts Alderes als eine recht breitspurig vorgetragene
Variation der „Liebesei“ und die These, die der Autor
seinem Problem zu Grunde legt, ist gleichfalls nichts
weniger als neu und erscheint gerade in der Foim, wie
sie Herr Schnitzler aufwirft, unlösbar. Dazu gesellt sich
noch die Armuth in der Efindung einer interessanten
Handlung, die eigentlich über die Exposition nicht hinaus¬
kommt und von da ab in Dialogen und Stimmungsmale#ei
untergeht. Ohne den Zuinkk, daß in jedem Akte der Tod
als treibender Motor auftritt, würde auf der Bühne nur
endloses Gerede herrschen; aber auch so wirkt das Sterben
der Hauptfiguren des Stückes nichts weniger als tragisch.
Wieder ist es das „süße Mädel“ für dessen Geschick
Schnitzler unsere Theilnahme aufruft. Der Sohn einer wohl¬
inclusive
Porto.
habenden und angesehenen Familie, deren Haupt Professor
Zahlbar
der Nationalökonomie und Abgeordneter ist, hat ohne Wissen
im Voraus
der Eltern ein Verhältniß mit einem Mädchen aus dem
Volke angeknüpft, welcher Liebesbund bereits mehrere Jahre
währt und dem ein Knäblein entsprossen ist. Eines Tages itte ist das
wird der jugendliche Vater, der im Prater durch einen steht es den
Sturz vom Pferde verunglückt ist, sterbend ins Elternhaus adern.
gebrocht. In seiner letzten Stunde legt er den Seinen das
Schicksal seiner Geliebten und seines Kindes, die er zu sich
rufen läßt, ans Herz. Er stirbt und hinterläßt Toni und
den kleinen Franzi seiner Familie als Vermächtniß. Die
Frauen des Hauses ehren das Andenken des geliebten Heim¬
gegangenen, indem sie Toni und ihr Kind in die Familie
aufnehmen und sie wie vollwerthige Glieder derselben zu be¬
PLieien 13301.
handeln suchen. Der Professor jedoch, ein moderner Phra¬
seur und Poseur, schwankt in seinen Ansichten und Empfin¬
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
dungen sehr bedenklich. Er will den Großmüthigen spielen
Ausschnitt
2
und sich dafür bewundern lassen. Die „Welt“ aber, d. h.
der Kreis von Bekannten, den man so zu benennen liebt,
Nr. 2
„OBSERVER“
findet es anstößig, daß ein gefallenes Mädchen die Rechte
einer legitimen Witwe in Anspruch nimmt und eingeräumt
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
erhält. Die Gesellschaft zieht sich somit vom Hause des
Professors zurück, was diesen alsbald zu einer anderen
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Moraianschauung bringt, in welcher er von einem jungen
Arzte, der um die Hand der Tochter des Professors wirbt,
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31a. —
auf das nachdrücklichste unterstützt wird.
Der kleine Franzi hat jedoch die Herzen der Frauen ganz
gewopnen und jeder Hinweis auf Gesellschaft und Sitte
prallt deshalb bei ihnen wirkungslos ab. Da stirbt aber
Ausschnitt aus: Wiener alldemeine Zeitugg.
auch das Kind und nun verändert sich die Sitnation jäh¬
lings. Das Kind erschien der Familie wohl als ein zu
respektirendes Bermächtniß, anders aber ist es mit Toni,
die doch nichts Anderes als die Geliebte des Sohnes ge¬
vom
wesen war und die dieser wohl kaum geheiratet haben würde,
K. 75.
auch wenn er am Leben geblieben wäre. Sie gehort, nachdem
sie auch ein weiter Abstand in der Bildung von der Familie
des Proffessors trennt, nicht zu dieser und ihr wird nun
der Standpunkt klar gemacht, daß es für sie am besten sei,
das Haus, das ihr eine Heimstätte geboten, wieder zu ver¬
lassen, wogegen man natürlich für ihre materielle Existenz
Sorge tragen werde.
Theater, Kunst und Literatur.
Was thut nun Toni? Sie geht in den Tod, vermuthlich
in's Wasser und dieser Abschluß des Stückes wirft die besten
Wien, 1. December.
Absichten des Autors über den Haufen. Ist Toni unseres
(Burgtheater.) Ein neues Schauspiel von Arthur
vollen Mitgesühles würdig, dann würde sie nicht das
Schnitzler: „Das Vermächtniß“ ist gestern mit
Gnadenbrod im Hause des Professors beanspruchen wollen;
großen Sympathien aufgenommen worden und hat eine tief¬
als Mädchen aus dem Volke, dem die Arbeit nicht fremd
ist, würde sie allein für ihr Fortkommen zu sorgen wissen.
gehende Wirkung geübt. Wir berichten morgen ausführlich
Und ist es glaublich, daß sie, die den Verlust des Geliebten
über das Werk und die Darstellung und über den verdienten
und des Kindes ertragen hat, nun das Leben von sich wirst,
Erfolg, den Beides errungen.
weil sie nicht mehr im Hause des Professors als eine
Geduldete verweilen darf? Das ist bei einem Mädchen von
rechtschaffenem Empfinden undenkbar und würde sie unseres
Interesses absulut unwerth erscheinen lossen.
Was aber wirft der Autor der Gesellschaft vor? Daß sie die
„freie Liebe“ nicht mit der sittlichen Institution der Ehe auf
gleiche Stufe stellen, ihr nicht dieselben Rechte einräumen will?
Herr Schnitzler selbst wagte es nicht, diesen Vorwurf mehr
als anzudeuten; eine vernünftige Begründung desselben
wäre ihm auch auch unmöglich gewesen und da ihm die
Lösung seines Problems aus den Händen glitt, so schließt
sein Stück ab, ohne daß in der Frage, die es behandelt,
ein entscheidendes Wort gefallen wäre.
Ueber diese Schwäche des Stückes täuscht auch nicht die
geschickte Mache einzefner Szenen hinweg. Man weiß, daß
Schnitzler sich auf Bühnenwirkung versteht, viel u. ehr aber
Bezugs-Bedingungen.
bringt er für den Beruf des Dramatikers nicht mit. Wenn
trotzdem „Das Vermächtniß“ bei der Première vielen Beifall
Für 50 Zeitungsausschnitte (Artikel oder Notizen) fl. 7.50
inclusive
gesunden hat, so ist dies zum großen Theil ein Verdienst
100
Porto.
der Darstellung, die insgesammt eine vortreffliche war.
25.—
Zahlbar
200
Herr Hartmann, der den Professor gab, entrirte damit
55.— im Voraus
500
ein neues Fach, für das er ausgezeichnete Qualitäten mit¬
„ 100.—
„ 1000
bringt. Er skizzirte den unschlüssigen, wechselnden Csarakter
Im Gegensatze zu anderen Bureaux für Zeitungsausschnitte ist dar
der Figur in den wirksamsten Farben und blieb dabei
auch steht es den
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt; —
immer natürlich und wahr. Rührend und mit schlichter Herz'ich¬
nien frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.
keit spielte Frau Schratt die Toni und Frau Hohenfels
als mitfühlende Freundin war von sieghafter Gewalt der
Rede. mit der sie insbesondere im dritten Akte mächtig
durchschlug. Fein und charakteristisch spielte Frau Schmitt¬
lein die Professorin und Herr Treßler gab ihren sterben¬
den Sohn mit einer realistischen Detailmalerei, welche die
Nerven erregte. Fräusein Medelsky wandte ihre reichen
Mittel für eine ebenso überflüssige wie uninteressante Ge¬
stalt auf, indeß Frl. Bleibtren trotz ihrer natürlichen
Jugendlichkeit einer älteren Mutterrolle bestens gerecht
wurde. Herr Devrient erwies sich wieder als Meister
unangenehmer Partien und in einer Knabenrolle entwickelte
Alpha.
Frl. Metzl recht hübsche Talentproben.
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im
Ponnem
bonnent
iie 1ere er eeeenng
sieht sich durch das „Vermächtniß“ vollkommen enttäuscht.
Dieses, in drei überlauge Sterbe=Akte zersollende Stück ist
nichts Alderes als eine recht breitspurig vorgetragene
Variation der „Liebesei“ und die These, die der Autor
seinem Problem zu Grunde legt, ist gleichfalls nichts
weniger als neu und erscheint gerade in der Foim, wie
sie Herr Schnitzler aufwirft, unlösbar. Dazu gesellt sich
noch die Armuth in der Efindung einer interessanten
Handlung, die eigentlich über die Exposition nicht hinaus¬
kommt und von da ab in Dialogen und Stimmungsmale#ei
untergeht. Ohne den Zuinkk, daß in jedem Akte der Tod
als treibender Motor auftritt, würde auf der Bühne nur
endloses Gerede herrschen; aber auch so wirkt das Sterben
der Hauptfiguren des Stückes nichts weniger als tragisch.
Wieder ist es das „süße Mädel“ für dessen Geschick
Schnitzler unsere Theilnahme aufruft. Der Sohn einer wohl¬
inclusive
Porto.
habenden und angesehenen Familie, deren Haupt Professor
Zahlbar
der Nationalökonomie und Abgeordneter ist, hat ohne Wissen
im Voraus
der Eltern ein Verhältniß mit einem Mädchen aus dem
Volke angeknüpft, welcher Liebesbund bereits mehrere Jahre
währt und dem ein Knäblein entsprossen ist. Eines Tages itte ist das
wird der jugendliche Vater, der im Prater durch einen steht es den
Sturz vom Pferde verunglückt ist, sterbend ins Elternhaus adern.
gebrocht. In seiner letzten Stunde legt er den Seinen das
Schicksal seiner Geliebten und seines Kindes, die er zu sich
rufen läßt, ans Herz. Er stirbt und hinterläßt Toni und
den kleinen Franzi seiner Familie als Vermächtniß. Die
Frauen des Hauses ehren das Andenken des geliebten Heim¬
gegangenen, indem sie Toni und ihr Kind in die Familie
aufnehmen und sie wie vollwerthige Glieder derselben zu be¬
PLieien 13301.
handeln suchen. Der Professor jedoch, ein moderner Phra¬
seur und Poseur, schwankt in seinen Ansichten und Empfin¬
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
dungen sehr bedenklich. Er will den Großmüthigen spielen
Ausschnitt
2
und sich dafür bewundern lassen. Die „Welt“ aber, d. h.
der Kreis von Bekannten, den man so zu benennen liebt,
Nr. 2
„OBSERVER“
findet es anstößig, daß ein gefallenes Mädchen die Rechte
einer legitimen Witwe in Anspruch nimmt und eingeräumt
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
erhält. Die Gesellschaft zieht sich somit vom Hause des
Professors zurück, was diesen alsbald zu einer anderen
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Moraianschauung bringt, in welcher er von einem jungen
Arzte, der um die Hand der Tochter des Professors wirbt,
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31a. —
auf das nachdrücklichste unterstützt wird.
Der kleine Franzi hat jedoch die Herzen der Frauen ganz
gewopnen und jeder Hinweis auf Gesellschaft und Sitte
prallt deshalb bei ihnen wirkungslos ab. Da stirbt aber
Ausschnitt aus: Wiener alldemeine Zeitugg.
auch das Kind und nun verändert sich die Sitnation jäh¬
lings. Das Kind erschien der Familie wohl als ein zu
respektirendes Bermächtniß, anders aber ist es mit Toni,
die doch nichts Anderes als die Geliebte des Sohnes ge¬
vom
wesen war und die dieser wohl kaum geheiratet haben würde,
K. 75.
auch wenn er am Leben geblieben wäre. Sie gehort, nachdem
sie auch ein weiter Abstand in der Bildung von der Familie
des Proffessors trennt, nicht zu dieser und ihr wird nun
der Standpunkt klar gemacht, daß es für sie am besten sei,
das Haus, das ihr eine Heimstätte geboten, wieder zu ver¬
lassen, wogegen man natürlich für ihre materielle Existenz
Sorge tragen werde.
Theater, Kunst und Literatur.
Was thut nun Toni? Sie geht in den Tod, vermuthlich
in's Wasser und dieser Abschluß des Stückes wirft die besten
Wien, 1. December.
Absichten des Autors über den Haufen. Ist Toni unseres
(Burgtheater.) Ein neues Schauspiel von Arthur
vollen Mitgesühles würdig, dann würde sie nicht das
Schnitzler: „Das Vermächtniß“ ist gestern mit
Gnadenbrod im Hause des Professors beanspruchen wollen;
großen Sympathien aufgenommen worden und hat eine tief¬
als Mädchen aus dem Volke, dem die Arbeit nicht fremd
ist, würde sie allein für ihr Fortkommen zu sorgen wissen.
gehende Wirkung geübt. Wir berichten morgen ausführlich
Und ist es glaublich, daß sie, die den Verlust des Geliebten
über das Werk und die Darstellung und über den verdienten
und des Kindes ertragen hat, nun das Leben von sich wirst,
Erfolg, den Beides errungen.
weil sie nicht mehr im Hause des Professors als eine
Geduldete verweilen darf? Das ist bei einem Mädchen von
rechtschaffenem Empfinden undenkbar und würde sie unseres
Interesses absulut unwerth erscheinen lossen.
Was aber wirft der Autor der Gesellschaft vor? Daß sie die
„freie Liebe“ nicht mit der sittlichen Institution der Ehe auf
gleiche Stufe stellen, ihr nicht dieselben Rechte einräumen will?
Herr Schnitzler selbst wagte es nicht, diesen Vorwurf mehr
als anzudeuten; eine vernünftige Begründung desselben
wäre ihm auch auch unmöglich gewesen und da ihm die
Lösung seines Problems aus den Händen glitt, so schließt
sein Stück ab, ohne daß in der Frage, die es behandelt,
ein entscheidendes Wort gefallen wäre.
Ueber diese Schwäche des Stückes täuscht auch nicht die
geschickte Mache einzefner Szenen hinweg. Man weiß, daß
Schnitzler sich auf Bühnenwirkung versteht, viel u. ehr aber
Bezugs-Bedingungen.
bringt er für den Beruf des Dramatikers nicht mit. Wenn
trotzdem „Das Vermächtniß“ bei der Première vielen Beifall
Für 50 Zeitungsausschnitte (Artikel oder Notizen) fl. 7.50
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gesunden hat, so ist dies zum großen Theil ein Verdienst
100
Porto.
der Darstellung, die insgesammt eine vortreffliche war.
25.—
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200
Herr Hartmann, der den Professor gab, entrirte damit
55.— im Voraus
500
ein neues Fach, für das er ausgezeichnete Qualitäten mit¬
„ 100.—
„ 1000
bringt. Er skizzirte den unschlüssigen, wechselnden Csarakter
Im Gegensatze zu anderen Bureaux für Zeitungsausschnitte ist dar
der Figur in den wirksamsten Farben und blieb dabei
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Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt; —
immer natürlich und wahr. Rührend und mit schlichter Herz'ich¬
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keit spielte Frau Schratt die Toni und Frau Hohenfels
als mitfühlende Freundin war von sieghafter Gewalt der
Rede. mit der sie insbesondere im dritten Akte mächtig
durchschlug. Fein und charakteristisch spielte Frau Schmitt¬
lein die Professorin und Herr Treßler gab ihren sterben¬
den Sohn mit einer realistischen Detailmalerei, welche die
Nerven erregte. Fräusein Medelsky wandte ihre reichen
Mittel für eine ebenso überflüssige wie uninteressante Ge¬
stalt auf, indeß Frl. Bleibtren trotz ihrer natürlichen
Jugendlichkeit einer älteren Mutterrolle bestens gerecht
wurde. Herr Devrient erwies sich wieder als Meister
unangenehmer Partien und in einer Knabenrolle entwickelte
Alpha.
Frl. Metzl recht hübsche Talentproben.