II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 8

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10. Das Vermacchtnis


Mädchengestalten Gretchens und Klärchens. Vor und nach ffizirt. Das Herz eines Armenarztes und d
Wiener Theater. ## ##, #0
ihm gedieh freilich allezeit eine faule Flora der sogenanntenl politischen Sachwalters arbeiret in Sch##
Schnitzlers „Vermächtniß“ im Burgtheater.
„Buhlerinnen=Romane“ neben dem selbständigen Typus, Mit außerordentlicher advokatorischer
hm. Wien, 2. Dez. Das jüngste Modewort von den den Rousseau in den „Conkessions“ mit seiner Lauretta und blendet, reizt oder empört er sein
„lieben, süßen Wiener Mädeln“, ist nur ein neuer Name
Pisana geschaffen. So würde es ein Buch, nicht einen Theaterabend. Der höchste Kranz des
für eine uralte Sache; auf Schritt und Tritt begegnen
Zeitungsaufsatz erfordern, den Stammbaum der cour- indessen nicht solchen Eingebungen un
uns in der deutschen Dichtung der letzten anderthalb Jahr¬
tisaue genéreuse aufwärts bis zu den frühesten Um= dauernde Sieg des Dichters fällt nach U
hunderte die vielgestaltigen Spielarten der courtisane
bildungen des Magdalenen=Charakters im mittelalter=nur dem zu, der als Richter über Alle
généreuse, wie das der Heidelberger Germanist Professor
lichen, geistlichen Schauspiel und abwärts bis zur Lady parteiische, Gerechte und Ungerechtemit g
Max Freiherr v. Waldberg im Festvortrag dieses Jahres
Milford allen emanzipirten Weibern des „Jungen Deutsch¬
heit wägende Urtheil Shakespeare's —
Goethe und die Empfindsamkeit“ — im Frankfurter
land“, Auerbachs Irma (die im Roman „Auf der Höhe“ gewissen — wird länger währen als die
—Freien Deutschen Hochstift beiläufig andeutet. Auf Goethe geflissentlich mit Lessings Orsina in Parallele gestellt istgen der Rebellen=Literatur. „Torped#
hatten Prevosts Romane, deren nachl##tiger Einfluß auf und der Heldin von Fontane's „Irrungen, Wirrungen“ Arche zerschellt“
— dieser Trutzvorsa
die deutsche Literatur noch so wenig gew#ürdigt worden ist, zu verfolgen. Es wäre eine nicht minder lockende und nicht zu Shakespeare's Persönlichkeit.
schon in seiner ersten Jugend tiefen Eindruck gemacht, und
heikle Aufgabe, zu prüfen, ob und wie weit unsre jüngeren fangen stimmt gewiß auch mit Schnitzlers
die Geschichte der schönen Sünderin aus den Rémoires deutschen Dramatiker an solchen und anderen großen Vorbil= wie mit seinen Kräften. Ein bißchen
d'un homme de qualité hatten früh seinen durch eigene dern des 18. und 19. Jahrhunderts festgehalten oder neuen
des Menschengeistes“ treibt er gleichw
Liebeswirren erregten Sinn empfindsam gestimmt. In Mustern dieser wandlungsfähigen Hetären=und Büßerinnen¬
seiner Dramen Liebelei“ war ein Ankla
den Nachlaßserien des Dichters hat sich bei Eröffnung Schaar sich zugewendet haben. Selten, meines Erachtens
Kant der Philisterehe, Freiwild ein
des Goethe=Archivs ein 1811 ausgearbeiteter Auszug der allzu selten, gehen unsre jüngsten deutschen Erzähler und
die Gleißnerei unsrer Ehrbegriffe und
Manon Lescaut gesunden, der den Schluß des V. Buches Dramatiker bei den härteren, herberen realistischen Lehr¬
„Das Vermächtniß“ ist ein Anklagestück
von Dichtung und Wahrheit“ bilden sollte. In den ein= meistern der Romane in die Schule. Doppelgängerinnen
heiligkeit unsrer bürgerlichen Gesellschaf
leitenden Bemerkungen, die an sein unglücklich ausgegan= von Balzacs Madame Marneffe, Flauberts Madame
Ein 26 jähriger Doctor juris veru
genes Adeateuer mit dem Frankfurter Gretchen anknüpfen,Bovary, Augiers „Abenteurerin" und Olympia, nicht zu
Spazierritt. Sterbend heimgebracht,
erzählt er, daß die Prevost'schen Romane wohl auserlesen vergessen Zola's Nana, treffen wir in deutschen Büchern
Seinigen, seine Geliebte und sein un
waren zur Nahrung eines solchen Kummers. Die Ge¬
und Stücken — wir möchten sagen dürfen: auch im deut¬
in ihr Haus zu nehmen — etwa wie
schichte des Ritter des Grieur und der Manon Lescaut'schen Leben — lange nicht so häufig an, wie die roman¬
Gang zum Blutgerüst zu Alba's Bastat
wäre ihm zu jener Zeit in die Hände gefallen und bestärkte tisch verklärten Abkömmlinge von Victor Hugo's Maria
ein Mädchen; du wirst sie nicht verach
ihn auf eine süß quälende Weise in seinen hypochondrischen! Delorme, Mussets Grisetten, Dumas', „Cameliendame“
war. Nun ich sie dir empfehle, sterb'
Thorheiten. Er gesteht in den Schlußworten ein, daß der
und Maupassants Musotte.
ein edler Mann. Ein Weib. das den fit
große Verstand womit diese Dichtung konzipirt, die un¬
Von diesen Pariser Urbildern sind zumal Schnitzlers Dies wuchtige, in seiner Wortkargheit
schätzbare Kunst, womit sie ausgeführt worden, ihm ver¬
„süße Mädeln“ bewußt oder unbewußt angeregt. Und Anliegen veranlaßte die Weimaraner
borgen geblieben waren, daß das Werk auf ihn nur stoff=so wenig wie die Stoffwahl kann Schnitzlers Technik fran= Dichters, weitere Ausführungen des M
liche Wirkung ausgeübt habe, fügt aber gleich hinzu, daß zösischen Einfluß verleugnen. Gleich dem jüngeren Du= verlangen. Goethe hätte — wie die It
die Lektüre dazu beigetragen habe, sein Verhältniß zu mas geht er als Menschenfreund warmherzig ins Gericht richtet — gern diesen Wunsch erfüllt,
Gretchen wonnevoller und als es zerstört wurde. seinen mit allerhand wirklichen oder vermeintlichen Schäden der mächtniß Egmonts“ einige Modifikati
Zustand elender, ja das Uebel unheilbar zu machen.
gebrechlichen Einrichtung der Welt. Und gleich dem jün¬
allein die Oekonomie des Stückes duld
Aus solchen persönlichen und literarischen Jugend=geren Dumas legt er als Kasuist sein Beweisthemn sich
in der Scene mit Ferdinand Klärchens
eindrücken erwuchsen die in reine Höhen reiner mensch= und Anderen spitzfindig zurecht, bevor er als Theater=„subordinirte Weise“ gedacht werden k#
licher und dichterischer Empfindung emporgehobenen, ewigen redner stets anregend, nicht immer überzeugend, exempli= gefangenen Helden nicht befreien kann,
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