II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 26

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10. Das Verngechtnis
Bühne bewarb sich darum. Man bereitete ihm da und Kind sind ins Haus gekommen. Die
Wiener Brief.
und dort eine achtungsvolle Aufnahme. Seine halten correct das gegebene Wort. Mehr nich
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0 — 7. December.„Liebelei“ wird in der ganzen Welt gegeben und sein Kind wird geliebt, die Mutter des Kindes ge
Arthur Schnitzler ist wohl der Begabteste neuestes Schauspiel „Vermächtniß“ ist wohl seine Mit psychologischer Feinheit hat der Dichts
des dramatischen Jung=Wiens. Lange Jahre hat beste Arbeit. In Berlin gab es einen ebenso herz= Seelenmalerei dramatisch herausgearbeitet. D
man über den blonden jungen Arzt gespöttelt, man haften Erfolg wie vor einigen Tagen am Wiener das Band entzwei, welches die Eltern nur
sprach mehr von der mit absichtlicher Unabsichtlichkeit Burgtheater. Man stellt Schnitzler heute Sudermann die verwitwete Geliebte des Sohnes gebunde
in die Stirne hineinfallenden Locke, als von seinen zunächst. Vielleicht ist er in dieser Reihenfolge nicht Das Kind stirbt. Das ist der zweite Act. Das
ist todt, die Gevatterschaft ist aus. Dieses Spi
richtig placirt. Sudermann ist ein größerer Techniker,
dichterischen Fähigkeiten. Ich weiß mich zu erinnern,
verkörpert der dritte Act. Man nimmt keine R
Schnitzler ist ein größerer Dichter.
daß man uns vor einigen Jahren in Baden die auf¬
mehr auf das unglückliche Frauenzimmer, d
„Das Vermächtniß“ hat vorn und hinten Mängel,
regende Nachricht erzählte, Schnitzler habe sich in
mit einem Male so überflüssig auf der Welt sie
aber es ist eine famose Arbeit und von packender
Ischl die Stirnlocke wegschnelden lassen. Die Sen¬
Wirkung, es ist technisch zu bekriteln, aber dem in den Tod geht. An der Leiche der Märtyrerin
sation ging von Mund zu Mund, in einer halben
sich das Gericht über die Eltern des todten
Dichter ist die Anerkennung nicht zu versagen.
Stunde wußte man sie in ganz Baden. Und doch
Folgendes ist die Fabel: Ein junger Mann wird Es ist die eigene Tochter. Sie hält den Elte
wollten wir es nicht glauben. Schnitzler ohne Stirn¬
sterbend zu seinen Eltern gebracht. Er hat einen verlogene gesellschaftliche Moral vor, welche
locke! Simson ohne Haarschmuck! Es war ganz und
gar nicht möglich. Die Tochter Julius Bauer's letzten Wunsch. Man wird den Wunsch des Sterbenden grausamen Herzlosigkeit getrieben hat, sie v
mußte es übernehmen, an ihren eben in Ischl wei= in Ehren halten. Der junge Mann hat eine Geliebte eine solche Moral; sie ladet den Tod des M#
auf das Gewissen der Eltern.
lenden Vater zu schreiben. Im Namen von ganz und ein Kind Diese verlassenen zwei Wesen, die
Man kann sich darüber moquiren, daß je
Niemanden haben, wenn er stirbt, mögen die Eltern
Baden bat sie ihn um Nachricht, ob es wahr sei, ob
mit einem Todesfall abschließt, daß der Zufall
ins Haus nehmen, sie gut halten, für sie sorgen. Das
es möglich sei. Und Bauer antwortete seiner Tochter
ist ein großes Verlangen in den Augen der Menschen, eingreifen muß, um an der Bahre die Handlun
prompt ungefähr Folgendes:
die sehr an die herkömmliche Moral halten, die sich wärts zu schieben, daß die vorurtheilsfreie
„Sei ruhig, bleib ruhig, mein Kind,
vermöge ihrer gesellschaftlichen Position vornehm nicht früher gesprochen hat, aber man muß den
Noch säuselt in Schnitzler's Locke der Wind.“
Schnitzler pflegte seine Locke weiter und schrieb dünken, die eine große Tochter im Hause haben. Aber gutheißen der sich äußerlich besonders großar
fleißig. Seine Sachen wurden gelesen, das Burg= angesichts des Todes leisten sie das Versprechen. Der gestaltete. Daz' mag auch beigetragen haben, d
junge Mann stirbt. Das ist der erste Act. Geliebte junge Doctor in der Wiener Gesellschaft gern
theater führte sie allgemach auf, die erste Berline#