II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 28

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10. Das Vernaechtnis
1.— Prashsanzesten Herrn Eollard Lacina in Gaha zum welches einen Schaden von 83.000 fl. anrichtete


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ist. Sein Vater war ein berühmter Arzt jener Leute; das täglich in einem hiesigen Kaffeehause zusammen= will ihr in Hinkanft keine Hosenrollen mehr ges
die den Hausordinarlus gerne bei sich sehen, um aus kommt und dort Lteratur schmockt. Also die Wiener Frau Palmai hat heuer schon zwei Hosen
seinem Munde die neuesten Nachrichten der Gesellschaft Bohemiens! Das sind die „Lumpen“. Murger hat gespielt, ein drittes Mal läßt er die gräflschen
zu hören. Die ersten Theaterleute c#nsultirten ihn, er das so reizend gemacht, daß keine Nöthigung vorlag, unserer Ilka nicht bloßstellen. Fräulein v. Sch#
lebte inmitten der Kunstwelt. Der junge Schnitzlerses noch einmal zu versuchen.
statt sich auf das von Frau Palmai wahrsch
gilt für einen ernsten, fleißigen Arzt, und man weiß
Herr Hirschfeld behandelt die Schicksale eines erwarteie Zureden zu verlegen, theilte die Rollen
ihm keine andere Pose nachzusagen, als die Stirnlocke.
jungen Autors, der gegen seine Ueberzeugung ein anderen Schauspielerin zu und sagte: „Dann
Durch die säuselt noch immer der Wind.
Stück ändert, dann damit Erfolg erzielt und reich die Gräfin eben in der nächsten Novität
Eine cutiose Première hatten wir im Carl¬
wird. Seine bisherigen Freunde, die „Lumpen“, spielen.“ Und Frau Palmai sagte darauf: „S
Theater. Da wurde eine Komödie gegeben, die „Lum=neckten ihn darob und er meidet sie. Eine Heirath die Geschichte? Es ist also der Directorin gleich
pen“ heißt und einen Herrn Leo Hirschfeld zum Ver= versöhnt Alles. Die Vorgänge sind nicht auf, ob ich spiele oder nicht? Gut! Und sie melde
fasser hat, nicht zu verwechseln mit dem schon berühmt regend, aber es gab gute Milieuschilderung und das unwohl. Die Operetten, in denen Frau Palmai
gewordenen Berliner Hirschfeld. Den Wiener Hirsch= interessirte die Leute des ersten Abendes, welche sich mußten abgesetzt werden und man brachte ra
feld höre ich seit Jahren in den Zwischenacten der theilweise freuten, ihr Conterfei auf der Bühne Posse heraus, welche über die nächsten zwei A
zu sehen.
Premièren am lautesten schimpfen. Ich war überzeugt,
weghelfen sollte. Der Durchfall wirft neuerding
daß der einmal unversehens mit einem Stücke kommen
Einen spectakulösen Durchfall gab es Sonntag Pläue über den Haufen. Wenn die Schönere
wird. Denn alle die Premièren=Schimpfer fröhnen im
im Theater a. d. Wien. Eine niederträchtig schlechte,bs zur nruen Operette mit Einnahmen von
Geheimen dem Laster der Stückschreiberet. Und ebenso
dumme, blöde Posse, „Die Seehunde“, wurde aus¬elen will, wird sie sich bemühen müsse
wer ich überzeugt, daß der Schimpfer kein gutes Stück
gepfiffen und unter großem Spectakel mühevoll zu schmollende Palmai zu beruhigen. Ich sehe üb
zusamumenbringen wird. Es ist aber besser ausgefallen.
Ende gespielt. Am nächsten Tage wurde sie nicht seit gestern deren Landsmann Karczag das 2##
Am ersten Abend gestaltete sich sogar die Sache zu
mehr gegeben. Die Directorin dieses Theaters steht a. d. Wien umkreisen. Er wittert Raum für
einem ausgesprochenen Erfolg. Am zweiten Abend jetzt ohne Repertoire da. Frau Palmai ist nämlich schöne Frau. Wer weiß? Im vorigen Jah
war das Haus schwach, besucht, am dritten Abend leer. in den Strike getreten.
Fräulein v. Schönerer gesagt, daß die Ko#
Das ist begreiflich. Es war ein Stück für die Pre¬
Frau Palmat sollte in einer für Weihnachten ihr keine 500 fl. monatlich werth ist. Nichts
mierenbesucher. Das große Publicum interessirte sich
vorbereiteten neuen Operette, die den Neffen von als daß sie ihr jetzt 2000 bis 3000 fl. mo
nicht dafür und verstand es nicht.
Johann Strauß zum Componisten hat, eine Hosen= bezahlt.
Herr Hirschfeld photographirte jenes Jung=Wien rolle spielen. Graf Kinsky, der Gemahl der Künsilerin,