II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 71

10. Das Vermacchtnis
läßt: zwei große Principien stehen einander im letzten furcht¬
baren Kampf gegenüber, und das eine, in der Handlung
untergehende, jubelt seine ewige Größe und dauernde Kraft
dem anderen, das der momentane Sieg nur verwirrt und
verdrießt, ins Gesicht. Ganz herrlich wird da die Bangig¬
keit vor dem machtlosen Zugrundegehen der unschuldigen
Schwäche von dem glanzvollen Sieg der freien und edlen
Meinung abgelöst und versöhnend überglänzt. Und der Schluß
der mit milden Augen all das schmerzliche Vergangene über¬

geht, heißt dann: „Wir hätten einfach gut sein müssen!“
Sokkendet dieses traurige Erlebniß, das ein Paur
schwache, gegen ihr Schicksal wehrlose Menschen mit einander
durchmachen. In großen, bedeutsamen Stimmungen zieht es
über die Bühne, jedes Ereigniß schickt seine Schatten voraus,
zieht lange, melancholische Wellen nach sich. Drei plötzliche
Todesfälle, die nur sehr äußerlich mit einander zusammen¬
hängen, bilden den Vorgang des Stückes. Aber durch den
schicksalsschweren Hauch, den sie um sich verbreiten, werden
sie zur Tragödie dieser Menschen, die von ihnen betroffen sind.
Das ist kein Drama mehr, keine objectivirende Dich¬
tung, welche durch die innere Nothwendigkeit ihrer Vorgänge
bezwingt und überzeugt. Man wird da keinen Ideen, keinen
Gedanken, nicht der uralt ewigen Macht tragischen Geschehens
unterworfen. Der Subjectivität eines Dichters, den Stim¬
mungen, die er in jeder Scene eigenmächtig gewollt hat,
fällt man anheim. Und die eigentlich dramatische Wirkung
wird ein Mysterium, das nicht controllirt und nicht gefaßt
werden kann. Es liegt nicht in der Handlung, nicht in den
Personen, nicht in den Ideen. Im Dichter liegt es. Der
kann nun, wenn er fein und stark genug ist, durch die Gewalt
seiner Stimmungen allein, mit uns machen, was er will.
Es ist eine neue und gefährliche Kunst.
Die Schauspieler kamen ihr größtentheils mit allen
Feinheiten zu Hilfe. Besonders Herrn Hartmann ist zu
diesem glanzvollen Aufleben aller seiner Gaben in der fein
psychologischen Komik aus vollem Herzen Glück zu wünschen.
Er könnte — das war bei diesem Professor Losatti nur
allzu deutlich klar — ein ausgezeichneter Hjahnar Ekdal sein.
Frau Hohenfels gab von ihrer edlen und reinen Junig¬
keit, die wie ein mildes Licht über ihrer Heiterkeit, wie über
ihrem Ernst leuchtet. Die Damen Medelsky, Bleib¬
treu und Schmittlein, die Herren Devrient und
Treßler waren ausgezeichnet. Fräulein Metzl spielte
eine Knabenrolle mit feinster Discretion. Frau Schratt
war im Ton ein wenig zu derb, in der Zeichnung der Figur
Willi Handl.
zu matt.
box 16/2
Dir Widtaet
mentes gilt als Zeichen i
Lebens in der Hauptstadt.
viele der tonangebenden #
nun auf's Neue im Mittel
Alte Gewohnheit oder irge
gegen Ende November die
lichen Villen in den Albaue
zählen meistens zu den pä
nannten „Schwarzen Gesell
lichen Hof gehen, werden ##
schaft“ bezeichnet. — Schw
Bälde wieder in Rom vere
Weil der Italiener im Gr
auch den ernstesten Fragen
dieser „Uneinigkeit“ keine st
stellen und das Wort „ver
zu nehmen, duß die gleichen
schaftshälften umschließen.
nur auf abstrakte Begriffe,
oder traditionellen festhält,
für das praktische Leben na
gehen nicht zu Hof, besuche
Rgäk
L.
urct aue Anzeichenstlagen, so gehen wit einet
Wansty und die
bewegten Woche auf dem Gebiete der inneren Politik ent¬
gegen. Von allen Seiten wird den kommenden Tagen er¬
pellations
höhte Bedeutung beigemessen und es wird behauptet, daß
(Telegramme un
Budapest, 4. De
wir zu einem Wendepunkt in der Lage gelangt sind. Aus
allen Lagern kommen Nachrichten, welche darauf schließen
Sitzung des österreichischen
lassen, daß jetzt die Entscheidungsschlacht geschlagen wird.
haben auch in den maßgeb
Befremden hervorgerufen.
Von officiöser Seite werden für Dienstag im libe¬
Thun über Deutschland
ralen Klub wichtige Eröffnungen des Ministerpräsidenten
angesagt. In den Kreisen der liberalen Partei sieht man
und schon am folgenden
diesen Erklärungen mit begreiflicher Spannung entgegen,
der liberalen Partei diskut
wie es scheint, eine gewisse
umsomehr, als die Erledigung der Ausgleichsfragen in
officiösen Organe gaben i
Oesterreich einen sehr günstigen Verlauf nimmt. In seinem
Ausdruck, indem darauf
Expose über den Stand der Ausgleichsverhandlungen wird
mit Deutschland sei das B
Baron Banffy auf die seiner Anschauung nach geänderten
speciell Ungarn die Pflicht
parlamentarischen Verhältnisse Oesterreichs hinweisen, welche
Wie Ihr Corresp
die parlamentarische Durchführung des Ausgleiches, wie er
Baron Bauffy am 1
meint, als gesichert erscheinen lassen. Mit Rücksicht darauf
nister des Aeußern
wird ein Provisorium für nur kurze Zeit ab¬
geschlossen werden.
gehen, wenn man a
Es ist Hoffnung vorhanden, daß die österreichischen
pellation Kossuth
dem Ministerpräsi
Ausschüsse noch bis Mitte der nächsten Woche die Ausgleichs¬
vorlagen erledigen, und das österreichische Cabinet gedenkt
geben, sich zu äußer
terpellation schleunigst, wie
bald nach dem auf Donnerstag den 8. d. fallenden Marien¬
beantworten.
tage die Vorlagen über das Zoll= und Handels¬
bündniß der Berathung im Plenum zuzuführen, wo den¬
Prag, 4. December
betreffs der Rede des M
selben die Majorität gesichert ist. Da in Oesterreich angeb¬
lich selbst im Falle einer Obstruktion ein Remedium gefun¬
wird in der czechischen
„Narodni Listy“ ermahnen
den werden könnte, muß die ungarische Regierung ebenfalls
Sorge zu tragen, daß
Mittel und Wege suchen, um ihrerseits den übernommenen
schwemmen mit ihren Klag
Verpflichtungen nachzukommen. In dieser Beziehung wird
und nicht Hunderttausende
nun die Regierung in der dienstägigen Konferenz der Majo¬
rität die nöthigen Aufschlüsse ertheilen. Alles, was bisher
derung in die Fremde nöth
sollten sie lieber Banffy in
über die letzten Abmachungen zwischen dem Grafen Thnn
und Baron Bauffy veröffentlicht wurde, ist nach öfficiösen
Carlisten¬
Informationen blos eine mehr oder minder geglückte Kombi¬
Madrid, Die Blät
nation.
einem Felde 396 von Car
Die Regierung wird beantragen, um den ex lex¬
wölbe versteckte Gewehre
Zustand zu vermeiden, doppelte Sitzungen abzuhalten: Vor¬
dieses Fundes mehrere Car
mittags über die Indenmitätsvorlage, Nachmittags über den
Telegramme aus Valencia
Ausgleich. Die Regierung wird trachten, beide Vorlagen bis
lungen gestern vorsichtshalb
Jänner durchzuführen.
stilien zu durchstreifen bega
Von oppositioneller Seite werden Sturmfan¬
erkärt, die Regierung habe
faren geblasen. Die in Verhandlung stehende Rakovßky¬
Umtriebe neuerlich Vorsicht
Affaire wird zu Obstruktionszwecken weidlich ausgebeutet.
Man will für nächste Woche geschlossene Sitzungen verlan¬
Die Affaire
gen und überhaupt die Indemnity auf die Tagesordnung
Prag, 4. December
gelangen lassen. Oppositionelle Organe fordern die Mitglie¬
der der Opposition auf, in der kommenden Woche vollzählig czechischer Blätter wird