II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 88

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10. Das Vernaechtnis
un G ernRUPGRAAIEGAT DAMMEETAMO
Huga's mit Agues gesehen. Dabei
bürtige ausgenommen zu werden und aufzugehen. Ein Theil von
Mädchen aus unseren Kreisen, wie Losatti sagt. Ja, in
Er ist nur bis ins Mark ausgehöhlt
ihnen behält die Erinnerung an die harte Zeit der Noth und der
der That, wenn alle Leute fortwährend korrekt sind, man die
ens, es ist nichts mehr echt an ihm,
Entbehrungen. Es ist eine bittere Erinnerung. Und gewisse
Menschen wie Uhren aufziehen könnte, man sie alle zu den
#er öffentlich ist), ist ihm in der
Naturen tragen den Stachel dieser Vitterkeit durch ihr ganzes
Puppen machen könnte, die sie in gewissen Schichten, insbesondere
ur korrekt! Dabei ist er gutmüthig
Leben. Sie haben Fleiß und Talent gehabt. Sie haben gearbeitet
den „besseren“, zum großen Theil wirklich sind, dann gäbe es
Willen Hugo's und Mamas keinen
und geleistet. Aber was hätten sie arbeiten und leisten können,
keine Konflikte, und dann gäbe es auch kein Drama mehr. Dieser
nsetzen kann, so erinnert er sich noch
wenn die Noth des Lebens sie nicht gezwungen hätte, für den
Hugo ist nun einmal so, daß er ein Mädchen aus dem Volke
„liberaler“ Mann ist, und wendet
Erwerb, für die nackten Lebensbedürfnisse zu sorgen! Oft nicht
wenigstens die weib¬
wirklich liebt, und diese Familie —
und Vorurtheilslosigkeit. Je weniger
allein für die ihren allein, sondern auch für die ihrer Angehörigen,
sind nun einmal so anständig, den
lichen Mitglieder
schwätzt er. Für jede Situation
alter Eltern, junger Geschwister. Mit kuirschenden Zähnen sagen
Willen des Sterbenden wörtlich zu erfüllen. Sie maßen
oße, so doch tönende Worte und
sie sich,
sich nicht das Recht rabulistischer Auslegungskünste an,
„Daß die Sorge des Erwerbens
bedeutend vor. Das hat er aus
sie sind ehrliche Leute und wollen, wenigstens was an ihnen
Unser Bestes untergräbt
#ir kennen den Professor Losatti in
liegt, das Vertrauen sterbender Menschen, daß man ihnen gegebene
Und am Tage seines Sterbens
Unarten. Wir haben in Oester¬
Versprechen hält, auch für die Zukunft aufrechterhalten. Aber das
Niemand weiß, daß er gelebt.“
aftlosen Schwätzertypus politisch so
Unwahrscheinliche, sagen die Leute, denen das Stück unangenehm
Das sind dann gewöhnlich dieselben, die mit herbem Stolz
Nen entzückender Widerwärtigkeit
ist, liegt doch darin, daß jo diese Toni nicht in das Milien der
gern davon reden, daß sie arm gewesen sind, und daß sie mit
sich selbst in Rührung und Größe
Losatti paßt. Selbst angenommen, Hugo hätte sie beiraten
Mühe und Noth zu kämpfen gehabt haben, und daß sie doch
er in Haltung und Geberde der
wollen. Es geht nicht — diese Toni spricht im Dialekt und hat
etwas geworden seien. Zu dieser Art von Emporkömmlingen ge¬
richtige Marquis Poseur. Immer
keine „Bildung". Nun, die Toni ist als ein Mädchen von
hört Dr. Schmidt. Er ist nun einmal in die oberen Kreise
hervorstechendste Kennzeichen des
etwa zwanzig Jahren zu denken. Auch scheint sie ein leidlich wisses
gelangt, er will ihre Sitten und Gewohnheiten beobachten und
reich), unterliegt er dem Willen
Mädel zu sein, denn Hugo hat mit ihr viel zusammengelebt —
ehren, und zu diesen gehört in erster Reihe die Korrektheit.
Er unterliegt immer. Sich von dem
und wie es scheint oft lieber mit ihr als mit seiner Familie und
Schickt sich denn das, daß seine Braut, die reine Franzi, mit
lassen, ist für ihn eine innere Noth¬
den Familien seines Kreises. Glaubt jemand im Ernst, daß
einer „solchen Person“ wie Toni ein intimes Verhältniß hat?
ist er auch wehrlos. Er unterliegt
ein solches Mädel in solchem Alter den läppischen Manieren¬
Was war schließlich Toni? Hugo's Maitresse. Diese Damen
Willen der Seinen dem Willen Dr.
vorrath der „besseren“ Schichten sich nicht erwerben könne? Damit
kennt man. Natürlich, man benimmt sich auch da anständig,
nirtheit, Brutalität und innerliche
aber hat sie schon zum größten Theil die Bildung dieser Kreise
korrekt. Mit Geld ordnet man derartige Sachen. Und in der
soweit er noch eigene Natur hat, am
That, das ist die Denkungsweise des Milieus, nicht allein
diese Bornirtheit und Gemeinheit
„höheren Töchterschulen“ lernen, das kann wahrhaftig ein geistig
Losatti's und Schmidt's, das ist auch die Denkungsweise des
eit. Und nur korrekt sein, korrekt!
normales Frauenzimmer von zwanzig Jahren sich leicht in einem
Premièrenpublikums des Burgtheaters. Der ganze Fall, sagen
Ferdinand Schmidt. Aus bitterer
Jahre aneignen. Ja, vermuthlich wird sie dabei dann noch
diese Leute, ist unmöglich. Denn erstlich, wo ist in unseren
nten Stellung emporgearbeitet. Die
immer unterrichteter sein als die anderen, denn sie nimmt mite
Kreisen ein junger Mann, der, wie Hugo, ein solches Verhältniß
reife em Hirn und reiferer Seele auf. Man mache aus der
ist zwar im Verhältniß zur Zahl
so bitter ernst nimmt? Wo sind, in unseren Kreisen, die Eltern,
Bildung dieser Kreise nur kein besonderes Aufheben.
herlich gering, aber sie kommt inner¬
die, wenn sie schon dem unmöglichen, sterbenden Hugo das Ver¬
doch als Typus in Betracht. Die
sprechen gegeben haben, Mutter und Kind in ihr Haus auf¬
Neben diesen beiden männlichen Hauptpersonen, deren
jeden materiellen, geistigen und
zunehmen, dieses Versprechen auch halten? Er war ja, sagen
Zeichnung dem Dichter vorzüglich gelungen ist, haben wir zwei
nit dem Milien, dem sie entsprossen
diese Leute mit Dr. Schmidt, als er dieses Versprechen verlangte,
weibliche Hauptpersonen hervorzuheben. Frau Emma wird mit
rung daran so schnell als möglich nicht bei vollem Bewußtsein. Wäre er wieder gesund geworden,
einigen wenigen, aber deutlichen Strichen lebendig gemacht. Sie
sch, in dem neuen Milien als Eben=1 dann hätte er ja selbst nie Toni geheiratet, sondern ein ist eine tief empfindende Frauennatur, die nur einmal in ihren