II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 115

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10. Das Vermagchinig
inrichs Reise hat en Een
Antanft der Rosaten,
lgemeinen hier anzunehmen geneigt
widerspräche, da jede Gesandtschaft nur ernje#
überdies persönlich auf alle, ohne
Soldaten zu ihrem Schutze sollte kommen lassen.
n, einen vorzüglichen Eindruck ge¬
Die öffentliche Ankündigung, der Kaiser werde
tschland eines mächtigen und weit¬
Sonnabend zum Tempel des „langen Lebens“ pilgern
China für lange hinaus sicher sein.“
und dort ein feierliches Opfer für die Erhaltung seines
ite wird uns geschrieben:
Lebens darbringen, ist natürlich ohne jede Bedeutung
gen Tagen konnte ich Ihnen auf
und beweist keineswegs, daß Knang=ßü noch am Leben,
ationen melden, daß Lord Salisbury
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Dieser erste jkt ist der beste des Stückes und von
nicht hinausstrebend, der künstige
großer dichterischer Schönheit. Alle hohen Regungen der
ädchens, Dr. Schmidt, ein Mann,
Menschennatur werden geweckt, die edelsten Empfindungen
it Hugo's Hofmeister gewesen und
in Schwingung versetzt. Das Natürliche, Reinmenschliche
nz sich heraufgehungert und ge¬
wird zum Klingen gebracht. Die Vorurtheile fallen, die
ssie alle sind mit fester Hand vor
Gegensätze erscheinen ausgeglichen. Nur das große, un¬
diesen Kreis wird nun der sterbende
endliche Mitteld durchdringt die Herzen, und das Ver¬
als ein Vermächtniß übergiebt er
löschen dieses jungen, hoffnungsfrohen Lebens entzündet
ihnen seinen nnehelichen Sohn und
mit einem letzten Emporflackern noch die heilige Flamme
eber. Er hat sie über alles geliebt,
der Liebe. Aeußerst stimmungsvoll endet so der erste
Blück seines Lebens gewesen in an¬
Akt, der so abgeschlossen, fest gefügt und von einheitlicher
Hingebung und Treue. Das junge,
Wirkung ist, daß er als ein Ganzes gelten könnte, nicht nur
der zarte Knabe werden an das
als Exposition. Ein erschütterndes, einaktiges Stimmungs¬
und mit seinem letzten Seufzer
bild, etwa unter dem Titel: „In der Todesstunde.“ An diese
Fürsorge seiner Angehörigen, bei
Todesstunde aber knüpft das Leben und seine Ansprüche
Heimath sein von Mutter und Kind.
wieder an, und das füllt die beiden folgenden Akte.
den ganzen ersten Akt. Um die
Aber nicht das starke, gesunde, quellende Leben ist es,
r Familie gruppiren sich noch einige
was da in der Familie Losatti wieder emporblüht. Mit
Emma Winter, eine Schwägerin
Hugo scheint es begraben. Man liebt sein Vermächtniß,
d ihre Tochter Dora, die für Hugo,
das Kind, man umgiebt es mit Zärtlichkeit, man ist
gegolten hotte, eine schwärmerische
freundlich gegen die Mutter. Tapfer kämpft man an
Freund des Verunglückten, Gustav
gegen die Anschauungen der Welt, der man zugehört hat.
Anschauungen, von denen sie selbst sich niemals frei¬
ich eingetretene Ereigniß auf diese
gemacht hätten ohne die Katastrophe. Aber das Kind ist
teten Personen einwirkt, ist wunder¬
kränklich. Es kann nicht Wurzel fassen in der fremden
nd mit kräftigen Strichen wieder¬
Erde. Es siecht dahin, und mit ihm siechen die Gefühle
kelne zeigt seine innerste Natur bis in
in den Herzen seiner neuen Verwandten. Die ganze
Die Rathlosigkeit und Verwirrung des
Atmosphäre des Hauses hat etwas Kränkliches, Un¬
Egoismus und selbstgefällige Schön¬
natürliches. Physisch und psychisch. Und der kleine Hans
en schweren Moment hinweghilft, die
stirbt am Schlusse des zweiten Aktes. Toni Weber hat
correcte Haitung der Mutter, die
nun alles verloren. Die Familie stößt sie von sich nach
wester, das Mitleid und die Antheil¬
dem Tode des Kindes. Nicht hart und böse, denn sie
en und Freunde sind mit in imster
wollen für sie sorgen und glauben damit ihre Pflicht
r Wesenheit vorgeführt und mit
zu erfüllen. Ihre Freunde wollen sie bleiben, jeder¬
gen der Gesühle, die in diesem
zeit kann sie zu ihnen kommen, nur nicht mit
Augenblicke im Herzen des jungen
ihnen leben, das ist unmöglich. Nicht hart und böse, aber
Diese „süßen Mädel“ sind ein
grausam und klein, klein bis zur Gemeinheit. Wo soll
tles mit echt poetischem Sinn
das arme Geschöpf hin, das den Geliebten verloren und
Sie
Llteratur eingeführt hat.
das Kind? „Solche Mädchen finden sich zurück und zu¬
n directer Linie vom „Gretchen“ ab,
recht“ meint im Familienrath Dr. Schmidt, der Bräutigam
Merkmale unserer Zeit und verstehen
der Tochter, und erklärt sich bereit, ihr die Sache „schonend“
er einer Generation, die das Faustische
beizubringen. Der Dichter aber meint, daß diese „süßen
als man es von deutscher Art je
Mädel“ sich nicht zurückfinden und in den Tod gehen.
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wendige Verzögerungen grämt? Mit einem sentimentaten
Deutschthum ist auf portugiesischem Gebiet und im Be¬
reich der sehr nüchternen und selbstsüchtigen Buren
wahehaftig nichts gethan. Wir haben vor allem zu be¬
Das thut auch Toni Weber. Franziska Losatti aber reift
an den Ereignissen zum Weibe. Sie wird nun wohl eine
alte Jungfer werden, denn sie jagt den Bräutigam davon,
durch dessen Einflüsterungen ihre Familie des toten Bruders
letzten Willen nicht erfüllt hat. Es war nicht wahr, daß
nur das Kindzsein Vermächtniß war. Alle drei gehören
sie zusammen. Und jetzt sind sie wohl alle vereint —
„jetzt tritt sie vielleicht zu ihm hin“, ruft sie wie in
wachen Träumen, und dann sich diesen metaphysischen
Vorstellungen entreißend, fügt sie stark hinzu: „Gnaden
wollten wir ihr erweisen, und wir hätten gut sein
sie
Das
müssen.“
die Wirklichkeit, in
zurückkehrt, dies Erkenntniß, die sie gewonnen. „Wir
müssen gut sein“
ergreifend klingt das Stück damit
aus. Stürmischer Beifall rief den Autor nach jedem Akt
wiederholt und vielmals am Schluß vor den Vorhang.
Die Darstellung war ausgezeichnet. Ganz besonders that
sich Emannel Reicher als Professor Losatti hervor. Diesen
liberalisirenden, wackeren Ehrenmann wird man in Berlin
gesehen haben müssen, denn man wird über ihn sprechen
in allen schöngeistigen Kreisen. Und wie der Künstler
diese echt wienerische Figur bis in die kleinsten
Details nachempfand, st wahrhaft köstlich.
Das Königliche Schauspielhaus aber läßt zu gleicher
Zeit die alte Garde nicht aussterben und sorgt dafür, daß nicht
die Lorbeeren der Modernen in den Himmel wachsen. nur
Es hält seine Pforten offen für die Lustspiele, die ander¬
wärts nicht mehr ziehen wollen. Diese Pietät ist rührend.
Sie hat Herrn Thomas ins Königliche gezogen und ihm
Gelegenheit gegeben, im Blumenthal=Kadelburg'schen
Genre sich hervorzuthun. Dieses Genre gehört sonst nicht
zum langweiligen, aber in ihrem neuesten dreiaktigen
Lustspiel „Auf der Sonnenseite“ zeigen die Autoren eine
starke Neigung zum Verbotenen. Das Stück ist herzlich
langweili So nahm es das Publikum auf, trotz der
tüchtigen Darstellung, um die neben Thomas die ersten
Kräfte e Bühne bemüht waren.
Ulrich Frank.