II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 139

dagegen Posen 2, Pommern 3, Westpreußen 2.
eben.
Stärker wird dieser Gegensatz noch, wenn wir noch
e. Kaum
die Verlagsorte mit mindestens zwei aber unter vier
das nicht
Zeitungen hinzunehmen. Von diesen entfallen nämlich auf
der über
Rheinland 57, auf Schlesien 43, auf Provinz Sachsen
chung an¬
34, auf Königreich Sachsen 45, dagegen auf Ost¬
in jeder
preußen 15, auf Posen 15, auf Pommern 18, auf
ist so ent¬
Westpreußen 13. Auf der anderen Seite ist interessant,
icht seiner
zu beobachten, wie im Gegensatz zu diesen mehr oder
igen durch
weniger bedeutenden Verlagszentren selbst ganz kleine
Orte eine eigene Zeitung haben. So besitzen von den
he Presse
1884 Zeitungsverlagsorten nicht weniger als 177 Orte
fast gänz¬
eine Einwohnerzahl, die die Höhe von 2000 nicht
geht eine
erreicht. Von ihnen entfallen nicht weniger als 53
über den
allein auf Bayern, 15 auf Schleswig=Holstein und 12
r jährlich
auf die thüringischen Fürstenthümer.
nchem der
Auch die Zahl der Einwohner im Verhältniß zu der
über den
Anzahl der Zeitungen ist in den einzelnen Staaten
sich sieht,
eine verschiedene. Durchschnittlich kommt, wie wir oben
utendsten
sahen, im Deutschen Reich eine Zeitung auf 15 354
inreichen
Einwohner. Die Gebiete, welche am weitesten sich von
Nenschen¬
diesem Durchschnitt entfernen, sind die folgenden: In
te Kerle,
Schleswig=Holstein kommt eine Zeitung bereits auf
10 126 Einwohner, in den thüringischen Staaten auf
abus um
10 341, in Mecklenburg sogar schon auf 9333, dagegen
Und die
in Ostpreußen erst auf 23 069, in Westpreußen auf
chäft zu
22 985 und in Elsaß=Lothringen gar erst auf 29 836.
aufrecht
Wahrscheinlich ist diese für Elsaß=Lothringen so un¬
ist dieses
günstige Zahl auf die Einfuhr französischer Zeitungen
nan fast
aus Frankreich zurückzuführen.
von so
Betrachten wir nunmehr die Häufigkeit ihres Er¬
erfolg¬
scheinens für die Woche. Die Zeitungen, die nur einmal
zeitungs¬
wöchentlich erscheinen, sind verhältnißmäßig stark ver¬
einem
treten in Schlesien mit 31 v. H., in Ostpreußen mit
die sich
21 v. H., in Posen mit 18 v. H., in Westpreußen
seits der
mit 21 v. H. und wiederum in den Reichslanden mit
igen Er¬
20 v. H. Auch die zweimal wöchentlich erscheinenden
erringert
Zeitungen sind in diesen Gebieten noch zahlreich vor¬
in der
handen, nämlich in Schlesien 30 v. H., in Ostpreußen
Ueberblick
27 v. H., in Posen 36 v. H., in Westpreußen 29 v. H.,
deutschen
in Elsaß=Lothringen 23 v. H.; ferner verzeichenen noch
zweimal wöchentlich erscheinende Zeitungen Hessen
n April¬
48 v. H. und Mecklenburg 36 v. H. Die sechsmal
National¬
und häufiger erscheinenden Zeitungen stellten dagegen
tikel die
in folgenden Gebieten beträchtliche Kontingente. Thürin¬
über die
gische Staaten 40 v. H., Baden 44 v. H., Württem¬
mmerhin
berg 38 v. H., Bayern 48 v. H., Pommern 47 v. H.
sammen¬
In den übrigen Gebieten vertheilt es sich mehr gleich¬
Angaben
mäßig. Natürlich sind in den großen Städten die häufig
sollen in
erscheinenden Zeitungen bei Weitem in der Mehrzahl.
So nehmen die sechs Mal und häufiger erscheinenden
gesammt
Blätter in Berlin allein 65 v. H. ein. Beinahe ein
ner eine
Vieriel der Berliner Zeitungen erscheinen sogar 12 oder
ien und
13 Mal in der Woche. In den freien Städten beträgt
niedrige
das Kontingent der sechs Mal und häufiger erscheinenden
nen eine
Zeitungen sogar 74 v. H.
hl zwölf
Wie das häufigste Erscheinen, so werden wir natür¬
hiernach
lich auch die höchsten Auflagen in den großen Städten
ier nicht
finden. So haben in Berlin 80 v. H. der dortigen
gleich¬
Zeitungen eine Auflage von mehr als 7000, 65 v. H.
e ganz
mehr als 15000 und 40 v. H. mehr als 30 000.*) In
ver¬
den freien Städten haben 60 v. H. über 7000 Abonnenten
ganze
und 40 v. H. über 15000.
der
Gegenüber diesen so hohen Auflageziffern fällt die
4 Ver¬
breite Masse der Zeitungsauflagen etwas niedriger aus,
n nicht
als der theoretische Durchschnitt. Beinahe die Hälfte
r
doch
aller Zeitungen bewegen sich in der Auflagehöhe zwischen
öchent¬
900 und 3000 Exemplaren. Beinahe ein Viertel aller
tal die
Zeitungen zeigen eine Auflagehöhe, die 900 noch nicht
ils drei
erreicht, so daß drei Viertel aller Zeitungen des
Berech¬
Deutschen Reiches in ihrer Auflagehöhe unter dem be¬
edurch¬
rechneten Durchschnitt bleiben. Dies giebt einen Aus¬
30 ist,
blick darauf, welch eine Macht die großen Zeitungen
aller
gegenüber den kleineren besitzen. Es belehrt gleichfalls
eträcht¬
darüber, wie schwer es ist, eine große Zeitung zu schaffen
und zu erhalten.
ild von
Schon aus unserer einfachen statistischen Betrachtung
werth,
ergeben sich einige zuverlässige Anhaltspunkte, die über
vir auf
den materiellen Stand des Zeitungswesens unterrichten.
hes be¬
Er lehrt aber ferner, daß die materielle Seite des
Zeitungswesens unlöslich verknüpft ist mit höheren geistigen
inzelnen
und wirthschaftlichen Interessen. Die Zeitung ist ein volks¬
Größen¬
wirthschaftliches Verkehrsmittel, das mit den sonstigen Ver¬
haben
kehrsverhältnissen übereinstimmen muß. Das ergiebt
Begenden
sich besonders aus den vergleichenden Angaben über die
1
rten auf
Es dürften hier freilich infolge des mangelhaften
z Sachsen
Materials über die Auflagehöhe der Berliner Zeitungen die
auf Ost= Ziffern etwas zu hoch gerathen sein.
ihren r n
haine des „Schauspielhauses“ gepflückt. Und
die königliche Bühne kam mit der Aufführung ihres drei¬
aktigen Lustspiels „Auf der Sonnenseite“ ohne
Frage dem Ziele des reinen Idealismus, von dem im
vorigen Winter der Kaiser sprach, um einen ent¬
scheidenden Schritt näher. Mit großem Vergnügen habe
ich denn auch in den Zeitungen gelesen, daß
einige unserer Klitiker gerade das idealistische Wesen der
Blumenthal =Kadelburgschen Poesie fein und tief her¬
ausfühlten und ihr jüngstes Werk dem ... natura¬
listischen Lustspiel gegenüber stellten, als Muster und
als Mahnung, welche deutsche Kunst wir am meisten
lieben. Es muß wohl in dem Tiefsinn unseres Volkes
begründet sein, daß wir stets „Idealismus“
sagen und steis das „weiße Rößl“ meinen.
Ließe man unsere Nation abstimmen, was
für eine Poesie sie für die höchste und edelste an¬
sieht, welche sie vor Allem sucht und verehrt, so würde
sicherlich die Mehrheit antworten: die ideale Poesie.
Ebenso sicher ist aber auch, daß Blumenthal und Kadel¬
burg die erfolgreichsten, die meist gespielten Dramatiker
der Gegenwart sind. Daran läßt sich nicht drehen und
nicht deuteln. Ihre Werke sind fast immer auf
der
Sonnenseite des Erfolges geboren

was
hilft
dagegen alle Betheuerung, daß sie auf
der Bomster Schattenseite der Kunst heran¬
gewachsen sind? Wenn die beiden verehrten
Herren diesmal nicht ganz so glänzend abschnitten, wie
das letzte Mal, so liegt das an ihrem „literarischen" Ehr¬
geiz. Der ist ein sehr thörichter Berather für einen
Theaterschriftsteller. Je weniger man davon besitzt,
desto sicherer kann man des Erfolges sein. Aber auch
Blumenthal und Kadelburg haben zuweilen einen
schlechten Einfall und dann setzen sie auf die Titelseite ihres
Werkes statt des Wortes „Schwank“ das Wort „Lust¬
spiel“. Das macht mich immer unruhig für sie. Sie
fühlen sich dann stets zum Höheren aufgelegt, un¬
versehens überfallen sie uns mit moralischen Ueber¬
zeugungen, sie glauben es sich schuldig zu sein, daß sie
dann und wann einmal ein ernstes Wort reden,
aber wir gehen doch ins Theater, um uns zu amüsiren,
um zu lachen, um Witze zu hören. Glücklicherweise sind
sie ja keine Moralerneuerer, und das söhnt dann wieder
mit ihnen aus. Arbeit schändet nicht — Arbeit ist des
Lebens Zier, sagen sie, und ebenso eigenartig und ungewöhn¬
lich ist das kleine Geschichtchen, welches sie uns erzählen.
Den braven Töpfermeister Wulkow, der durch seiner
Hände Arbeit ein kleiner Rothschild geworden ist und
ein großes Haus machen, mit echten Baronen umgehen
will
d. h. er wills eigentlich nicht, sondern muß
es, weil seine aufgeblasene Ehehälfte, Anna
Schramm, es will — sieht man um so lieber wieder,
je öfter man ihn schon begrüßt hat. Dargestellt von
Emil Thomas, spielt er noch immer dieselbe
komische Rolle, wie vor fünfzig Jahren, wenn er sich
vor seinem vornehmen Kammerdiener ängstigt und sich
nach der kleinen Weiße mit Kümmel sehnt, während er
Trüffelpastete essen muß. Man freut sich auch immer
wieder der heruntergekommenen Barone, die ihr Ver¬
mögen durchgebracht haben, und im Hause des Empor¬
kömmlings die Schmarotzerrolle spielen um dann
moralisch gebessert zu werden. Da ist der ganz schlimme
und leichtsinnige Freiherr von Brink, schon mehr
Hochstapler, den nur die feine Komik Vollmers
einigermaßen noch erträglich macht, und der tugendsamere
Baron von Sandorf, dem kein Mensch glaubt, daß er
jemals ein Durchgänger war. Der wird Ofenmodell¬
zeichner bei Wulkow und bekommt dafür dessen an¬
muthreiches Töchterchen zur Frau, nachdem er sich
energisch einen Akt lang gegen eine Geldheirath gewehrt
hat. Mit Blumenthalschen Wortwitzen und Kadelburg¬
schen Requisitenwitzen ausgestattet, ist das Ganze jeden¬
falls ein ausgezeichnetes Lustspiel, und wir verdienen
gewiß, daß es über alle deutschen Bühnen geht und
überall hundert Mal gespielt wird. Julius Hart.
Die zwei Strömungen, aus denen sich im Wesent¬
lichen die neuere Literaturbewegung zusammensetzt, fließen
noch immer, auch heute noch, nebeneinander hin. Auf
der einen Seite überwiegt das Stoffliche, die Tendenz,
das Problem; die Erörterung sozialer und ethischer
Zeitfragen bildet das Mark der Dichtung. Auf der
anderen schwelgt man in ästhetischem Formenspiel; man
sucht nach neuen Rhythmen und Wortgebilden, wenig
bekümmert um den Gehalt. Mit einer wahren Scheu geht
man hier dem „realen Ernst des Lebens“ aus dem Wege und
verzückt sich an phantastischen Stimmungen, in welche die
Wirklichkeit nur traumhaft hineinklingt. Mit seinem
neuesten Werke „Das Vermächtniß“, das am