II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 169

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10. Das Vernaechtnig
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und hin und her gesprochen und zwischendurch geweint und dann
wieder das kleine, blasse Kind verhätschelt, das, wie der Vater,
der Abgott aller zu werden verspricht. Auch der Popfessor liebt
es, wenn er auch wehklagt, daß sich alle Freunde und Bekannten
von ihm und seiner Familie zurückziehen. Nachdem diese Ver¬
hältnisse mit großer Redseligkeit klargelegt worden sind, giebt der
Verfasser plötzlich der Sache einen Stoß von außen her, indem
er das Kind sterben läßt, diesmal glücklicherweise hinter der Szene¬
Damit endet der zweite Aufzug. Im dritten folgt dann noch
die unausbleibliche Auseinandersetzung mit der gewiß bedauerns¬
werten Geliebten des Sohnes. Man macht ihr möglichst
schonungsvoll klar, daß nunmehr, nach dem Tode des Kindes,
nicht mehr ihres Bleibens in dem Hause des Professors
sei, daß aber für sie ausgiebig gesorgt werden solle. Das ist
sicher hart, aber es ist durchaus vernünftig. Der Verfasser
ist freilich anderer Ansicht. Er meint, daß diese Handlungsweise
verächtlich und verdammenswert sei und richtet giftige Pfeile gegen
die Vertreter der bürgerlichen Moral, insbesondere gegen den Arzt,
von welchem sich auch die „edelmütige“, ganz auf der Seite der
brüderlichen Maitresse stehende Braut mit flammenden Worten
lossagt, während die Verstoßene auf Nimmerwiedersehen verschwunden
und wahrscheinlich ins Wasser gegangen ist. So endet das Stück,
eines der peinlichsten, die wir in den letzten Jahren über uns er¬
gehen lassen mußten. Es ist bei Lichte besehen ein durch und durch.
verlogenes Rührstück mit einer angefaulten Grundanschauung,
die auf unreife und noch nicht hinreichend urteilsfähige Gemüter
verderblicher wirken muß, als der frivolste Pariser Schwank.
Hoffentlich findet sich das frische Talent Schnitzlers, das sich nach
unserem Gesühl hier stark verirrt hat, recht bald zu würdigeren
Aufgaben zurück und entwickelt sich einmal vollständig und zur
Freude aller, nicht nur der Jungen und Jüngsten, an einem ge¬
sunden und guten Stoff. Auch in seinem neuesten Stück bricht sich
seine starke Begabung vielfach Bahn und gewinnt an vielen Stellen
den Beifall derer, die das Stück an sich mit Entschiedenheit ab¬
lehnen müssen. Giebtdes denn in der Welt w#lich nicht andere
Probleme, als Verhältnisse und deren Folgen?!
Von Kopelbagten ans-gr
W uin elnu mehh¬
als einer halben Stunde nach Rostilde, das in alten Zeiten dis
Residenz der dänischen Könige und im 12. und 13. Jahrhunderk
eine der größten und glänzendsten Städte des ganzen Nordens
war. Die Gründungszeit von Re####e läßr sich nicht genau fests¬
stellen. Anscheinend ist die Erbauung um das Jahr 800 erfolgts
Den Namen erhielt die Stadt ohne=Zweisel daher, weil in dieser
Gegend sich viele Quellen (Kilde=Quelle) befinden. König Harald#
Blaatand (Blauzahn) verlegte seine Residerz im 10. Jahrhunders
nach Roskilde und zu gleicher Zeit wurde die Stadt zum Bischofs#
sitze erhoben. Auch baute König Harald während seiner Regierung
die große Dreifaltigkeitskirche. Doch stand diese nur 70 Jahre
worauf der jetzige Dom vom Könige Svend Estridhson um das
Jahr 1050 erbaut wurde. In der Glanzperiode der Stadt, im
12. und 13. Jahrhundert, besatz Roskilde mehrere Dutzend pracht¬
voller Kirchen und stattlicher Kiöster. Seine Mauern warens
großer geschi
icher Ereignisse und alönzender Ver¬