II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 174

10. Das Vermaschinis box 16/3

Berlin ist nun einmal ein Hauptstapelplatz für zarte Kindchen Franz auch das Zeitliche segnet, die Weisen, den Text und die Herren Verfasser i Interesse an d
jedwede Bühsenwagre geworden. Allein schon
steigert sich die Schwierigkeit für Toni Weber im
nachgrade schon auswendig, so daß die ganze bis
steigert. Herr
der Anblick zhak otwas Vepwirxendes. Der Be¬
Hause Losattis bis zur Unleidlichkeit. Das arme
ins Kleinste ausgeführte Seelenmalerei schon be¬
gewisse Seiten
schäuer jst #anschtutsig an Cfelner-Wahl: Soll er
Weib soll, namentlich auf das Betreiben jenes
denklich langweilig zu werden beeinnt. Geläugnet
Kreisen unsere
sich für frankösische, füy'heimische Muster, oder soll
Doctors hin, aus dem Hause geschickt werden. Ein
soll indessen auch nicht werden, daß sich die Ge¬
dens angeschla
er sich für die wiener Mode entscheiden? Aus
Versuch, den die Schwägerin Losattis, eine ver¬
sammtkünstlerschaft des Deutschen Theaters auf
starken Widerh#
freandnochbarlicher Gesinnung greist man sich die
wittwete Frau Winter, macht, um Toni bei sich
diese sogenannte naturwahre Spielweise ganz] rufen vermocht.
wiener Waare zuerst heraus und folgt Herru aufzunehmen, scheitert an dem Widerstande der meisterlich versteht, wenngleich es den verehrlichen
„Vermächtniß“
Arthur Schnitzler, dem Dichter des famosen
Tochter eben dieser Wittwe. Im dritten Acte Herrschaften nicht schaden könnte, wenn sie mit
dessen scenischer
Anaiol=Cyclüs und von „Liebelei“. Dieser geht Toni ins Wasser, der Dr. Schmidt aber erhält der Verwendung der Pausen beim Sprechen er¬
lung kaum ein
wiener Schriftsteller hat sich eine ganz besondere durch die über sein Benehmen gegenuber der
heblich sparsamer umgingen. Mit diesen Sprech¬
Personen jedoch
Eigenart unter den gesellschaftlichen Elementen
armen Tom auf das Aeußerste empörte Franziska,
pausen auf der Buhne verhält es sich genau so,
geringes Inter
der Grofstadt auserkoren, die er bühnengemäß zu die Schwester des verunglückten Hugo, den Lauf¬
wie mit den Gedankenstrichen beim Schreiben.
nimmt in diesen
verwenden weix. Nämlich die sogenannten „süßen
paß. In jedem Acte eine Leiche, im zweiten sogar] Mit Vorsicht und mit Discretion angewendet
Anlauf zu einen
Modeln“ von der Weanerstadt und die zu ihnen
eine Kindesleiche — und doch keine dramatisch
kann solch ein Gedankenstrich eine außer¬
Ernst mit sein
passenden jungen Herren aus guten Häusern.
entwickelte, das heißt keine mit Nothwendigkeit von
ordentliche Wirkung hervorbringen. Allein der
stimmten social
Meistens kann man schon aus der bloßen Auf¬
innen heraus entwickelte Handlung. Wor es denn
verschwenderische Gebrauch derartiger Kunstgriffe
Stücks, die Ge
zählung der Personen im Stück auf seinen Inhalt
nothwendig, daß der vierjährige „Bubi“ an einer
stumpft ihre Wirkung ab und fordert gradezu
sohnes, betrach
und sehr bald auch auf das Ende mit Sicherheit
unheilbaren allgemeinen Schwäche starb? An und
unsere Spottlust heraus. Wer in Gedankenstrichen
gegenüber der
schließen. Es giebt bei Herrn Arthur Schnitzler
für sich nicht. Allein das arme Würmchen mußte
herumwühlt oder in Kunstpausen sich überbietet,
Sitte. Sie er#
für den Zuschauer auch nicht die mindeste Ueber¬
zu Grunde gehen, weil Herr Schnitzler auf diese
der bezeugt nur Eines, daß er wirklich keine Ge¬
die „Gefallene“
roschung. Wirft man beispielshalver einen Blick
Weise Gelegenheit sand, die Erhärmlichkeit
danken und keine Empfindunen hat. Es wäre
zeugtes Kind gil
auf den Theaterzettel zu seinem neuesten Stück
der Gesinnung eines durchaus hohlen und
denn, man käme dahin, in der erzwungenen Wort¬
dem Stigma de
„Das Vermäcktniß“, das vor einigen Tagen auf
albernen Professors und eines schurkischen Arztes
losigkeit den eigentlichen kunstierischen Empfindungs¬
Es ist als sei
dem Deutschen Theater aufgeführt wurde, dann
uns zu demonstriren. Ist das aber in Wahrheit
ausdruck gelten zu lassen.
Familie des P
weiß man sofort und ganz genau, daß sich die Ge¬
ein verständliches Motiv für den Tod eines un¬
Aber es läßt sich anderseits nicht in Abrede
Mutter dieses
schichte um Tomi Weber und ihr Kind Fronz
schuldigen Kindes? Sieht man von diesen em¬
stellen, daß man den scenischen Vorgängen, die,
denn auch ganz
drehen wird. So wie jedoch der Dr. jur. Hugo
pfindlichen Mängeln in der Anlage des Stückes
vom bühnentechnischen Stondpunkte aus betrachtet,
scheidet mich den
Losatti sterbend in die älterliche Wohnung gebracht
und von der Dürftigkeit der dramatischen Fort¬
gar nichts Spannendes hoben können, weil man
eine Frau den
wird und er der verzweifelten Mutter seine pre¬
bewegung ab, dann kann man dem Dichter die
ja Alles mit der größten Bestimmtheit vorherzu¬
als ich?“ Man
täre Lage offenbart, ist auch selbst dem naibsten
Anerkennung nicht versagen, daß die in dem Stucke
ahnen vermag, dennoch mit ener gewissen inneren
verteufelt ernst
Zuschauer jede Möglichkeit des Zweisels und her
e##tretenden Personen mit einer, man möchte
Anthcilnahme folgt. Der Grund liegt unseres
Daß alle Bethe
Unsicherheit über das sogenannte Problem selbst
##### phelog, aphiichen Le#enstreue wiedergegeben] Dafürhaltens in dem Umstande, daß von den ein= der Beweggrünk
in dem Stück genommen. In diesem Um= sind. Auch die satirischen Momente, wie soiche zelnen Personen im Stück gelegemlich Fragen ge= daß sie aberan
stande liegt unseres Dafürhaltens der sich in den Figuren des Professors und des urzees
streift werden, die so zu sagen innerhalb des Gesellschaftsansch
große Fehler in der Anlage des Stückes. Dieser
zeigen, entbehren der Wirkung auf den Zuhörer
moralischen Gesichtsfeldes unserer Zeitgenossen können, eben we
gänzliche Mangel an Spannung auf die Ent¬
nicht. Aber wan kommt beim besten Willen nicht
liegen. Namentlich dürfte es unter den Zu= philistern gehör
wicklung und den Ausgang des Problems soll nun
über die Armseligkeit in der Erfindung hinaus.
schauerinnen eine sehr große Anzahl geben, die in
hältnist zwischen
durch eine wahrhaft unerträgliche Breite ersetzt
Es ist zu wenig dramatische Bewegtheit und zu
ihren inneren Empfindungen vielfoch mit d##en
Hande“ für die
verden, in der die einzelnen Vorgänge innerhalb
viel Stimmungsmalerei, zu viel Beobachtungs¬
übereinstimmen, welchen die weitaus interessameste
der einzige Aus
der Familie des verunglückten Hugo Losatti veran¬
kram. Herr Arthur Schnitzler versügt nur
Frau im Stucke, nämlich die verwittwete Frau
Dafürhaltens die
schaulicht werden. Toni Weber und ihr Kind
über eine äuferst geringe Zahl Modelle. Er be¬
Emma Winter, einen oftmals bis zur shärfsten
schaftliche Zustä
bleiben vorerst also im Hause des Professors
wegt sich in einem zu engen Gesellschaftskreise, es
Rücksichtslosigkeit gehenden Ausdruck verleiht.
satirisches Schla
Losatti, des Vaters Hugos. Die, Familie erfullt
ist daher unausbleiblich, daß seine Typen immer
Diese vollreise Wittwe mit ihren klugen, offenen
schaftliche Mora
junächst treu das dem Sterbenden gegebene Ver¬
von Neuem in seinen Stücken uiderkehren. Das
Augen, der anständigen Gesinnung und jener un¬
läufige gesellschaft
prechen. Die Schwester und eine Tante Hugos
muß schließlich auch den Geduldigsten ermüden.
befangenen Auffassung menschlicher Verhältnisse,
dem Gewande er
zehmen sich der in ihrem Schmerze verzweiselten
Von dieser Eintönigkeit in dem dichterischen Proceß die das Errebniß von Lebenserfahrung und
sogenannte äuß
Toni Weber recht menschlich an. Nur der Haus¬
muß ganz naturgemäß auch der Tarsteller beein=I nüchterner Ueberlegung zu sein pflegt, kann als ein
spectability, wie
irzt Schmiet, der zukünftige Schwiegersohn des
flußt werden. Es sind immer wieder in der] Typus für die in manchen Frauenkreisen sich durch¬
lassen, hat der
Professors Losatti, fühlt sich in seinem moralischen
Hauptsache dieselben Menschen und die gleichen dringende Anschauungen gelten. Es spinnen sich
dramotische Aufb
Gefürl darüber verletzt, daß die ehemalige
Situationen. Alles wird zuletzt in diesen ver¬
allerhand Empfindungsfäden zwischen dieser Frau
verfehlt, denn e
Geliebte Hugos mit ihrem Kinde in der Familie
meintlich „naturwahren“ Stücken schablonenhaft
auf der Bühne und den Frauen im Zuschauer¬
wendigkeit in de
des Professors Aufnahme gefunden hat. Als
— die Sprache der handelnden Personen ebenso räume. Das merken aber auch die Männer, und hat dem Zufall zu
zun gar noch während des zweiten Actes das wie die stilvolle Zimmereinrichtungen. Man kennt daher kommt es, daß sich das psychologische dramatischen Co#
Ter ist stets ein
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