II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 183

10. Das Vernaschinis
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n über das Entstehen des Wertes zu veroffent= übersenden, der es nach und nach vorlegen mird. Ich] Kröner am anderen Tage nach Stullgatt, Wo soiel. 2..
den Titel führt: Gedanken und Erinnerungen, werde morgen abreisen, um auf einige Wochen ein behag= Satz hergestellt und eine geringe Anzahl von Abzügen ge¬
licheres Klima aufzusuchen und werde etwa am 1. Juni macht wurde, deren Geheimhaltung in dem kleinen Kreise
Fürst von Bismarck.
im Januar 1889 hatte die Cotta'sche Buch= wieder in Friedrichsruh eintreffen. — Der Fürst hat sich der Eingeweihten bis heute gelang. An dem Manuskript
gerdnen, die Aebe 14. führ den — dan Sehn— Ale
e. mn den Zoblin den Leiamtenf lich sen Bidus, unch un Biengten Bunge. Ur er
schwärmen, den Alle lieben, darunter auch seine Cousiue
„den werde ich niemals empfangen — ich lasse
geliebt hat — Ihr aber, Ihr habt zum Hause hinaus¬
Agnes Winter, da wird also dieser Hugo sterbend ins
gejagt, was ihm am theuersten auf Erden war!“ So ruft
feiern. Man braucht wahrlich nicht zu jenen
Haus getragen. Ein passionirter Sportsman, ist er im
die tapfere Franzi Losati den Eltern und ihrem Bräutigam,
u gehören, die jedes leichte Lustspiel verreißen,
Prater unglücklich gestürzt: eine tödtliche Gehirnerschütterung
er als Direktoren den aibernsten Tand anzu¬
dem steifledernen Moralfex Dr. Schmidt, zum Schluß von
war die Folge. Und nun stirbt er während einer halben
ber zwischen einem wirklich lustigen Stück und
Arthur Schnitzlers neuestem dreiaktigen Schauspiel „Das
Stunde. Um sein Lager herum herrscht ein Gerenne und Ge¬
Vermächtniß“ zu, das am Sonnabend im Deutschen
Werk ist doch ein gewaltiger Unterschied.
thue; ein Arzt ist zur Stelle, greift aber nicht ernstlich ein; die
gern habe ich mich bei Blumenthal=Kadelburg
Theater zum ersten Male aufgeführt wurde. Es ist
Menschen reden ohne Ende; es redet auch der Sterbende:
die Quintessenz der Dichtung. Der Kampf mit bornirtem
amüsirt und ihrem großen Talent volle
er erzählt der Mutter, daß er mit einer Toni Weber seit
Philisterthum, der Gegensatz zwischen schöner Menschlichkeit
Et widerfahren lassen, diesmal wurde ich aber
fünf Jahren in wilder Ehe lebt und einen vierjährigen
und beschränkter innerlich hohler Ehrbegriffsstutzigkeit —
uriger. Wer das Zeug hat, etwas wirklich
Buben hat; die soll man holen, zum Abschied. und dann
chaffen, soll sich auch die Mühe dazu geben. — das wäre eigentlich ein Stoff, der sich als Komödie, oder
sollen sie im Hause bleiben, Mutter und Kind, das
iscenirung des Stückes war alles Mögliche ge= Tragikomödie höheren Stils wirksamer behandeln ließ,
Theuerste, was er besessen, er hinterläßt sie den Seinigen
weil so wir zum befreienden Lachen kommen würden.
die Bühne sah reizend aus — ein Be¬
als sein „Vermächtniß". Wunderbar die Zeichnung der
Schnitzler hat sich für den tragischen Ton entschieden und
das Regie=Talent des Herrn Keßler.
einzelnen Charaktere, der Eltern, Geschwister, der Cousine,
er hält ihn durchweg fest. Die Schlußtirade der Franzi
gab den alten Töpfermeister in glänzender
des Hausarztes — Franzis Bräutigam — vortrefflich die
kommt in gewisser Beziehung zu spät: der Eindruck all'
Es war eine Leistung, an der man seine
Beobachtung einzelner Züge. Aber — aber im Zwischenakt
der düsteren, schmerzlichen, häßlichen Vorgänge auf der
haben konnte, und man muß aufrichtig be¬
sprach ich einen Geheimen Sanitätsrath: „Gewiß — sagte
Bühne droben wirkte auf die Zuschauer drunten so be¬
eine solche Kraft allerersten Ranges dem
er — Sie haben ganz Recht! Da hätte man ganz anders
klemmend, daß jene Worte eine befreiende Wirkung nicht
Hause verloren geht. Vollmer entwickelte
vorgehen müssen. Alle aus dem Zimmer 'raus; Blutegel,
mehr ausüben können, denn man wartet zu lange auf sie.
eichen Humor in der bekannten Bonvivantrolle
Eisbeutel! Das bischen kalte Umschläge — zu dumm. Und
Ich habe mich den ganzen Abend über gefragt: be¬
Schramm war köstlich als Schwärmerin
dentet „Vermächtniß“ einen Rückschritt des immer liebens= dann — soviel sprechen konnte der Hugo gar nicht, wenn
rnehme. Herr Christians, der merkwür¬
der Fall so schwer war.“ Der Naturalismus hatte also,
würdigen, oft geistreichen Antors des „Anatol“, von
ein Wien gerade in modernen Stücken gefeiert
obschon Schnitzler ja selbst „Dr. med.“ ist, ein gewaltiges
„Liebelei", „Freiwild“. Ich glaube das nicht — es ist
e den verschuldeten Baron, der endlich den
Loch. Bei den vielen schönen, künstlerischen Einzelheiten
wohl nur eher ein Mißgriff. Nicht in Bezug auf die
ehrlichen Arbeit erkennt, mit einem Pathos, das
der scenischen Ausgestaltung der Situation wäre man
Wahl des Stoffs, der übrigens auf der Bühne fast ebenso
war, als dessen Schulden. Die Naive wurde
jedoch hierüber gewiß hinweg gekommen, wenn's nicht so
häufig anzutreffen ist, wie im Leben selbst, zumal in der
von Fräulein von Mayburg gegeben, und
sehr peinlich gewesen wäre, diesem Sterben beizuwohnen,
französischen Literatur, wo ja die „wilde Ehe“ die „rkehabili¬
tmann war als Jean an seinem Platze. Eine
ohne daß dem Sterbenden geholfen wird. Aber die
tirung der Gefallenen“ u. s. w. das Thema unzähliger
rige Baronesse, die eben aus einem Geufer
„Exposition“ mußte doch durgeführt werden, die Charaktere
Bühnendichtungen bildet. Und dazu hat der Deutsch¬
rmt, war der ausgezeichneten Heroine unseres
sich zeigen. Das geschah meisterhaft, aber eben auf Kosten
Wiener die Sache natürlich ganz anders angefaßt, als
zudiktirt worden. Medea als Baroneßlein —
unseres Empfindens.
seine Pariser Kollegen. Es ist keine tendenziöse Disser¬
der, daß Fräulein Poppe den Titel des
Ich verweilte hierbei etwas länger, um an einem Bei¬
tation à la Dumas und Augier — es ist ein Stück
ichstäblich nahm und den ganzen Abend über
spiel zu zeigen, worin mir der Mißgriff Schnitzers zu
wahren, echten Lebens, feinfühlig empfunden und scharf
ihren Sonnenschirm festhielt. — Zahlreiche
beobachtet mit einem Dichterherzen und Künstlerangen.
liegen scheint. Der zweite Akt bringt eine Reihe Stim¬
sogar der Leiter des Stadttheaters in Neu¬
mungsbilder von köstlicher Intimität, aber die Handlung
Nur daß wir das Grau in Grau, richtiger — das
aren erschienen; sie zogen enttäuscht von dannen
im Uebrigen kaum weiter. Toni ist freundlich, ja herzlich
Schwarz in Schwarz auf die Dauer nicht gut ertragen
sten Absicht, den Autoren die Reisekostru beim
können. Das geht uns so schon gleich im ersten Akt. Daj aufgenommen, der kleine Franz — der Abgott des Hauses.
effer abzuhandeln.
n. „Wenn ein Mensch stirbt, den wir lieb wird nach einigen einleitenden Scenen, in denen immer] Der superkluge, gefühlsarme Professor und der verstandes¬
n, dann heben wir Andenken an ihn auf, nicht wieder von Hugo Losati, Sohn eines Professors und Ab= kalte bornirte Doktor bilden einen Gegensatz zu den über¬

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Tust#.