II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 184

10. Das Vernaechtnis
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Kchen sic, von Cofans zuina. Der Pro=] das kleinbürgerliche Publikum dieser Bühne war nicht so unrein, wie ich es von diesem Künstler noch nich
fessor vermag das jedoch zu ertragen — er drapirt sich mit
enthusiastisch wie sonst bei Premièren. Man verspürte habe. Schade, daß auch er dafür ein Beleg sein
dem Mantel menschlicher Nächstenliebe. Der flattert bald
sogar beim Schluß des zweiten Aktes etwas wie — Oppo= wenig die leider jetzt für Wagner genügend
genug davon; nicht allein bei ihm. Am Ende des zweiten sition. Die Fehler des Stückes traten hier weit dentlicher Schulung der Stimme ausreicht, einen nur einig
Akts stirbt plötzlich der füße „Bubi“. Wir wissen nicht hervor als bei der Aufführung im Lessingtheuter.
vielseitigen Sänger heranzubilden. Die Aufführn
warum, wieso? Jedoch — darum, damit das eigentliche
Der tiefe Gesammteindruck, den der talentvolle
im Uebrigen ausgezeichnet, ganz besonders ragte
Stück endlich anfangen kann .. . „Ja, was soll denn jetzt
Dichter durch das Schicksal des meineidig ge¬
Frau Herzog (Elvira) hervor. Fräulein dell
die Toni noch im Hause? Jetzt, wo das letzte Band
wordenen Turaser hervorruft, wird durch die öftere Wieder= als „Stumme“ giebt doch noch zu viel balletmäßig
zwischen ihr und den Losatis, der Knabe. fehlt?" Die
holunger bereits bekannten Thatsachen und die allzu
und Pas: eine Künstlerin vom Schauspielhause i
Frage drängt sich zwischen sie und der beiden Todten
langen und lärmenden Gesammiscenen geschwächt. Noch
dieser Rolle gewiß eindringlicher wirken können.
Nächsten. Der Doktor näsonnirt und dozirt d'rauf los,
weinerlicher und schleppender als Herr Klein spielte Herr
P. S. Dem in egyptischen Pharaonengräbe
räsonnirt sich zuletzt freilich auch um seine Braut, die
Pategg den Turaser. Trotzdem schuf er eine charakte¬
gefundenen Mumienweizen rühmt man, wie bekan
Franzi, aber dozirt die Toni zum Hause hinaus. Die
ristische, lebensvoll wirkende Figur. Recht brav war die
Eigenschaft nach, daß er, in frisches Erdreich versen
Liebe und Freundschaft zerbröckeln ringsum, Eines nach
Leistung der Herren Eyben, Heinzel, Olmar,
heute, nach jahrtausendlangem Todesschlaf mit d
dem Andern kehrt ihr den Rücken, selbst die kluge,
Weigert und Wehlau; sie stellten wirkliche Arbeiter¬
blühenden Lebenskraft emporsprieße, wie Samen
wannherzige Frau Winter, die allzeit für sie ein¬
typen dar. Heir Thurner gab den schurkischen Färber¬
die der Landmann den jüngsten Ernten entnommen.
trat und sie sogar ins eigene Haus nehmen wollte,
meister Kleppl mit viel Geschick, ohne in den traditionellen
haben wir es freilich noch nicht, daß es dagegen
Unverstand, Porurtheile, Rohheit siegen und — Toni geht
Intrigantenton zu verfallen. Mit viel Temperament gab
theatralibus solchen Mumienweizen giebt, der nur
in den Tod. Es hilft ihr nichts mehr, daß die Franzi
Frl. Rosner die Marie Zelber, etwas kalt schaute
harrt, von einem findigen Direktor aus der #
der Sippe die Wahrheit sagt. Uns auch nicht: wir haben
Therese Leitner als Weib Turasers aus.
Gruft der Theaterbibliothek hervorgesucht zu werde
das selbst schon längst besorgt ... So viel Akte, so viel
E. L. Herr Kraus, unser stolzer Heldentenor und
ihm hundertfältige Frucht zu bringen, bewies uns d
Leichen, wenn wir auch nur eine zu sehen bekommen.
Wagnersänger par excellence, versucht sich gelegentlich
stellung von „Robert und Bertram“, n
Aber auch wieviel Talent, Empfinden, Können wieder!
auf Bahnen, die von den Wegen des Bayrenther Meisters,
Direktor Carl Weiß gestern in seinem O
Welch' reizvolle Stimmungs= und Detailmalerei, welch' seelen¬
geschweige denn von seinen Zielen, ziemlich weit abführen
[Theater ein total ausverkauftes Haus erzielte.
kundige Menschenschildeng. Und wie wurde das wieder
Daß er den Max in Webers „Freischütz“ singt, bürfte in
Jahre beinahe sind vergangen, seit wir in Elbflor
gespielt. Der bornirte Professor Emanuel Reichers,
diesem Sinne allerdings weniger auffallen, um so mehr
berühmte Posse des dort auf den Händen getr
die gutmüthige Mutter Luise von Pöllnitz',
aber, daß er's auch unternimmt, den Masaniello in der
Komikers Gustav Räder zum ersten Male
der Sterbende Hugo Rittners, die bejammernswerthe
„Stummen von Portici“, dieser durch und durch fran¬
die damals von dem Verfasser selbst wied
Toni der nach langer Krankheit zum ersten Mal wieder
zösischen Oper Aubers darzustellen. Was nun gerade das
beue Rolle hat so manchem unserer
auftretenden Else Lehmann — lauter Gestalten von
Darstellen aubetrifft, so hat Herr Krans das Ragniß am
Künstler, nicht am letzten unserm Emil T
schärfster Lebenswahrheit, wie der Dichter sie geschaut
vorigen Sonnabend recht gut bestanden. Er ist nicht der
Gelegenheit gegeben, froheste Lanne unter den Zu
Auch Lotti Sarrow als die klar denkende, warm fühlende
Mann vielon und heftigen Gestikulirens, wiewohl dies für
zu erwecken. Und heute noch dieselbe Lebenskraft #n
Franzi, Marie Elsinger in einer frischen Gymnasiasten¬
den leidenschaftlichen neapolitanischen Fischer eher als sonst
fünfzig Jahren? Nun, Direktor Carl Weiß konn
rolle, dann Dera Lux, die den Schmerz um den im
angebracht wäre; jede nicht unbedingt nöthige Bewegung
schmunzelnd davon überzeugen, daß er mit seiner ge
Stillen geliebten Hugo so naturwahr verkörperte, Luise
unterbleibt: die Figur erhält dadurch eiwas Gemessenes
„Première“ einen guten Griff gethan, denn das ju
Dumont, ihre Mutter, Oskar Sauer, der unerträgliche
Würdiges, einen mehr nordischen Charakter, den man sich
Haus bewies nicht nur den Darstellern stürmischen
Dr. Schmidt, Winterstein u. s. w. — alle trugen sie bei
aber gern gefallen läßt, weil Herr Kraus ihn konsequent
fall, sondern ruhte auch nicht eher, bis es dem D
zum schönen Gelingen. Denn es gab für den wiederholt
durchführt. Nicht ganz so gut stand es um die
Carl Weiß seinen Dank beim Erscheinen an der #
herausgerufenen Dichter einen starken Erfolg, der seinen
gesangliche Seite der Leistung. Freilich glänzten
abstatten konnte. Die beiden Vagabunden waren b
Höhepunkt am Schluß nach den zündenden Worten
auch hier die schönen, kräftigen hohen Brusttöne,
Herren Richard Jürgas und Joseph Dill i
Franzis erreichte. Ob er aber lange vorhalten wird?
aber für den eigentlichen Kunstgesang erwies sich das
guten Händen, der mauschelnde Kommerzienrath □
Das Premièren=Purlilum ist nicht immer maßgebend —
Organ nicht immer geschmeidig genug; die paar zu flüch¬
meyer fand in Herrn Robert Wach glückliche Vertre
weder beim Ablehnen, noch beim Erfolg. Warten
tigen Koloraturen verschlagen dabei noch nichts, aber z. B.
und alle übrigen Mitwirkenden waren nach Kräften
wir's ab.
das Schlummerlied (4. Akt), von Herrn Kraus sehr schön müht, den Abend zu einem gelungenen zu gestallen.
el. „Bartel Turaser“, Philipp Lang=intendirt, zeigte doch, daß in der Ausbildung seiner! Ob man von einer Posse der Herren Mannstädt, T###