II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 187

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10. Das Ve, #schtnis box 16/3
abgesehen von ganz geringfügigen Zidischensallen, rahlg # —
Die Lage ist nach wie vor unklar. Zwar sind verschiedene An= spalten sei. Ein sektirerischer Geist sei zum politischen Dogma er¬
nnt wie heute.
und wenn nun
unter giebt sich hier eine innere Verwandtschaft mit dem jungen
dichterisch bedeutenden ersten Akte finden sich Ansätze von Theaterei,
Hirschfeld, dem Dichter der „Mütter“ und der „Agnes Jordan“, kund.
Jede Gestalt, vor Allen der den nur mundliberalen Typus revrä¬
dann aber siegt der Künstler, der Dichter Schnitzler. In weichen
sentirende Professor, ist eine vollendete, abgerundete Schöpfung. Eine
Halbtönen schildert er seine Menschen, er kennt die Strömungen
Fülle feiner Beobachtung giebt sich in Allem kund. Oft erklingt ein
ihrer Unterseele, er weiß, wie leicht sich die Grenzen verwischen
Wort, das ganze Gedankenreihen abschließt, so wenn Toni aus
zwischen dem, was man konventionell Tugend nennt und Laster.
dumpfem Brüten plötzlich mit der Frage auffährt: nicht wahr, ich
! Er weiß, wie die Sehnsucht nach Glück in Allen lebt — er hat das
spiel=Dichtung
bin nicht Schuld, daß das Kind todt ist — anderen Müttern sterben
iit des Theater¬
in seiner „Liebelei“ schlicht und herzlich den alten Musikus aus¬
sprechen lassen und hier ist es eine hochherzige Frau, die den Eiferern
diesem Stand¬
ja auch Kinder.
Das schöne, reife Dichterwerk hat starken Erfolg gehabt und er¬
nz minimal ist:
entgegnet, daß der Schauer eines Frühlingstages, ein Blick, der im
erhält sterbend
rechten Moment üher uns gleitet, all die ängstlich gehüteten Grenzen der
greifende Wirtung ausgeübt. Wir haben, was sehr erfreulich, bereits
Konvention für uns verwischt. Und dem liberalisirenden, bequem mit dem
r Geliebten und
eine Schnitzler=Gemeinde, aber nicht nur diese rief wiederholt den
breiten Strom der Mehrheit schwimmenden Professor, der sich rühmt,
den Beiden ein
Dichter. Auch darstellerisch war es ein Ehrenabend des „Deutschen
Theaters“; ganz vollendete Leistungen gaben Reicher, Sauer,
ses Vermächtniß,
der armen Toni verziehen zu haben, erwidert sie das schöne Wort:
ben sie die Ge¬
Rittner, Else Lehmann und Luise Dumont und d
was hat ein Mensch dem andern zu verzeihen? Strafen dürfen wir
Darsteller der übrigen Partien schufen ein einheitliches künstlerisches
und rächen meinethalben, damit bleiben wir unter uns — aber zum
Berlich gewaltsam,
Ph. St.
stelnden Worten
Verzeihen ist doch Keiner gut genug ...
Ensemble.
Besitzenden, sich
Die Professorenfamilie hat eben beständig das Gefühl, daß sie
Schiller=Theater.
Geld. Das ist
verzeihend der armen Toni Gnaden erweise — erst als Toni, von
* Philipp Langmanns „Bartel Turaser“ hat am Sonnabend
itzlers, und der
der Familie ihres Geliebten brutalisirt, in den Tod geht, erkennt
machen, daß er
im Schiller=Theater unter beifallsfreudiger Theilnahme des
durch Verwicke= diese, daß sie das Vermächtniß des Sohnes erst erfüllt hätte, wenn
Publikums seine Auferstehung gefeiert. Es ist ein gutes Zeichen
sie zu Toni einfach gut gewesen wäre. Diese Güte mangelt aber
fr den Dichter
für den Geschmack des östlichen Publikums, daß es die herbe
der Familie — die egoistische Freude, in dem Knahen ihres Sohnes
liker ersetzt sehen
Komödiemt vollem Verständniß aufnahm. Das Stück wurde aller¬
Ersatz für den Verstorbenen zu finden, ist es allein, was
dings auch in einem Stil vorgeführt, der mustergiltig genannt
daß er hier, wenn
ihnen die Uebernahme des Vermächtnisses und die übernommene
gat ein Theater¬
werden könnte, wenn nicht kleine Geschmacklosigkeiten und Ueber¬
Pflicht erleichtert. Nach dem Tode des Kindes macht sich sofort alles
treibungen den Gesammteindruck störten. Sehr gut gelungen war die
iben. Ich glaube
Kleinliche in ihnen wieder geltend und die Rücksicht auf die Gesell¬
aller dichterischen
Volksscene im 2. Akt; aus der bewegten Masse traten die einzelnen
schaft siegt endlich. Unterstützt wird dieser Rückfall in Gewöhnlich¬
ien der „Liebelei“
Charaktere deutlich vor, jede Aeußerung der Masse war individuell
keit durch die Beredsamkeit des jungen Hausarztes, der um die
nd seiner grund¬
gegliedert und doch einheitlich zusammengefaßt. Nur mit dem
Tochter wirbt — diese Figur mag erlebt, mag durchaus wahr sein,
tlich ein Bühnen¬
Schreien könnte man etwas sparsamer umgehen. Die Titelrolle, die
aber sie wirkt nicht ganz wahrscheinlich, wie fein auch Schnitzler durch
nicht der
n. Der Tod des
Max Pategg spielte, war sehr wuchtig angelegt, infolge dessen
Beionung der freudlosen Jugend dieses Fanatikers
bel gelegt worden
erschien der äußere Ausdruck der Seelenkämpfe etwas übertrieben.
Sittlichkeit, sondern unserer Sitten — ihn vielfach erklärt. Alle
e Beziehungen der
]Therese Leitner gab das Ebeweib Turasers mit viel Geschick,
anderen Gestalten, in denen immer das Für und Wider
die Vertheidigung ihres Mannes und die Zankscene mit Anna Zeller
Sohnes, ihre all¬
gegeneinander kämpft, sind dem Dichter vorzüglich geglückt: sie
(Grete Meyer) war eine Leistung ersten Ranges. Allen anderen
gegen Toni noch
sind wirklich lebende Menschen, gesehen und geschildert ohne Haß,
Darstellern kann in Bausch und Bogen ein Lob ertheilt werden.
1 aber vielfach mit warmer Liebe. Die Heldin wurzelt diesmal nicht
F. B.
wöhnlichen Sinne
itert — gescheitert] wie in der „Liebelei“ auf Wiener Boden, wie denn überhaupt Schnitzler
gmerhin auch schon diesmal nicht mehr von lokalen Vorbedingungen ausgeht — mit¬