II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 189

ungen
zügen von Oscar Blumenthal und Gustav Kadel¬
#eng
burg. Wenn erfolgreichen Bühnenautoren gar nichts
Das
Neues einfällt, so machen sie bei sich selbst Anleihe
In¬
und wissen es, das, was schon einmal gefallen hat,
der
gefällt wieder, zumal wenn es harmlos und liebens¬
mnt.
würdig ist. Nun, das neue Lustspiel der begabten
Herren ist sehr, fast unerlaubt harmlos selbst für ein
auf
sogenanntes neuzeitliches Lustspiel, und die Liebens¬
würdigkeit desselben wird nur durch bewährte Typen
zeiter
personificirt. Der Töpfermeister Heinrich Wulkow hat
erste
seine allmählich groß gewordene Fabrik in eine Actien¬
gesellschaft umgewandelt und will nun seiner Frau zu
An¬
Liebe das Leben geneßen. Wir machen seine Be¬
2 J.
kanntschaft, als er bei dem jungen Freiherrn von San¬
tins,
dorf eintrut, um einen Wechsel zu präsentiren. Herr
jselde
o. Sandorf und Richard von Brick, ebenfalls ein
elten
junger Leichtsinn, haben eben die letzte Flasche Sect
mit einander geleert und fragen sich: Was nun? Beide
ngen
haben ihr Vermögen verjubelt, um „die Sonnenseite“.
hren.
des Lebens kennen zu lernen. Sandorf hofft auf das vom
dieser
Himmel hereinichneiende Glück, es läutet und siehe da —
eiden
Hr. Wulkow präsentirt den Wechsel, der schon vor
ver¬
8 Tagen fällig war. Hr. Wulkow ist auch Käufer
Ffelde
inner der Bilder Sandorfs, durch deren Erlös dieser den
Wechsel bezahlen will, kurz, Hr. Wulkow hat Sandorf
wohl
in der Hand. Warum aber hat er den Wechsel nicht
um
rechtzeitig präsentirt, warum will er Sandorf noch
eßen.
weiter helfen? Weil er einen vornehmen Schlepper
m
braucht, wie sein früherer Associé einen solchen.
2
fand, der ihm die vornehme Welt ins Haus
bringt. Sandorf weist dies Ansinnen mit Ent¬

rüstung zurück und das gerade gefällt dem alten

Wulkow. Richard von Brick aber nimmt die
Stellung mit Freuden an, trotzdem er eigentlich,
wie er sagt, immer daueben greift, in einer Nebenlimie
8
geboren ist und als Todter noch ebenfalls nicht im
Haupttheil ruhen wird, sondern — daneben. Hätte
vom
Sandorf nicht noch im letzten Augenblick des ersten
einen
Actes des Töpfermeisters Töchterlein Käthe kennen und
of
der
lieben gelernt, wir hätten uns einreden können, etwas wie
#ß in
ein Charakter=Lustspiel vorgesetzt zu bekommen. Von das
ab aber spann sich der Faden ohne Knoten glatt ab. v. Brick
von
will die reiche Käthe ergattern, blitzt aber ab und er¬
auf
hält von Baronesse Thessa von Sandorf eine Lection,
die ihn bessert und es zu Wege bringt, daß er auf ein
inter
verwittertes Gut seines Onkels gehen und dort die
Jagd in Ordnung bringen will. Dieses Gut liegt
eiden
zufällig hart neben dem Thessas und es werden
zwischen Beiden spätere Verheirathungspläne theatermäßig
#urde
chts¬
erörtert. v. Sandorf will fort, weil er, ohne eine Stellung
einzunehmen, die reiche Käthe nicht freien will, obgleich er
chon
sie liebt, und sie, die ihn ebenfalls liebt, ist darüber
sehr unglücklich. Aber der Alte spricht mit v. Sandorf
igten
ein vernünftiges Wort und dieser tritt als Modell¬
auf
zeichner in die Fabrik, darf endlich, als er den ersten
Hundertmarkschein verdient, sein Käthchen freien ¬
und die beiden leichtsinnigen jungen Herren lernen die
wahre Sonnenseite des Lebens nun erst kennen. Diese
cht ll.
der
magere, altmodische und an so viele bewährte Stücke
und Rollen erinnernde Geschichte ist mit einer
aus
Fülle geistreicher Mots im ersten Act aus¬
wird.
gestattet, echte Blumenthalauer, die sofort aufgegriffen
1
und bejubelt wurden. Der zweite Act ist recht schwach
n,
und der dritte conventionell. Aber das Stück hatte
#
einen freundlichen Erfolg, die Autoren konnten nach
,der
jedem Act wiederholt erscheinen. Daß der Hauptdar¬
steller Vollmer (Richard v. Brick), der stürmisch ge¬
beiten
ziesem
rufen wurde, immer wieder nicht erschien, war die
10
Ursache, daß die Dichter angezischt wurden. Es galt
Bier
aber öffenbar nur der lacherlich bleibenden Vor¬
schrift, auch nach Fallen des Vorhanges nicht den
Als
verdienten Beifall persönlich einheimsen zu dürfen,
bald
)die
wenn das Publicum noch so lebhaft einen Namen rust.
Hr. Christians spielte die Rolle des jungen v. Sau¬
rbeten
dorf, ohne irgendwie hervorzuragen. Frl. Poppe
Reit¬
im
war von fortreißender Einfachheit als Thessa. Sie
sah nie so schön, so gewinnend aus wie gestern und
itgehe
spielte im Lustspiel selten so überragend vornehm und
eran,
rühmenswerth wie gestern. Die Darsteller des
Heran
einer
Töpfer=Ehepaars (Thomas und Anna Schramm)
fühlten sich in den possenhaften und
ußtlos
schon varürten Scenen heimisch und retteten selbst
zu sich
ihm
magere Scherze durch ihren einzigen Humor, Frl.
v. Mayburg spielte das Käthchen einfach und un¬
id war
bedeutend, aber Hr. Hartmann hat als Kammer¬
r war
diener Jcan eine wahre Prachtleistung geboten, wie
och ein
wenig die dem Diener in den Mund gelegten Worte
nntag¬
an auf
auch der Wahrscheinlichkeit nahe kamen.
gestern
G—n.
lig ge¬
mt ge¬
„Das Vermächtniß“ ein monotones ge¬
Als er
quältes dreiactiges Schauspiel von Arthur Schnitzler
r zum
hat gestern im Deutschen Theater, dank dem
rst 10
rührigen Eifer guter Freunde und dank einer vorzüg¬
issenen
lichen Darstellung dem Autor eine lauten Erfolg
gebracht.
lte er
Das Stück fängt gleich mit stark erregter Action an.
han! Hugo Losatti, der Sohn eines Wiener Professors,