II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 245

10. Das Vermaechtnis box 16/4
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Vertretungen in Berlin, Chicago, London, Newyork, Paris, Stockholm.
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vom 4½
von ¼
Aus München schreibt uns unser Correspondent:
Der Freitag, den Director Stollberg zur Wieder¬
„eröffnung des
„Münchener
chauspiel¬
K. (Münchener Theaterbrief.) Aus München vom
Hauses“ gewählt hatte, war für ihn keineswegs ein
I6. d. M., wird uns geschrieben: Jetzt ist die theaterlose Zeit auch
Unglückstag. Er beschenkte ihn im Gegentheil mit
für die Münchener wieder vorüber. Gespielt wird freilich auch
einem schönen Erfolge. Das „ausverkaufte Haus“
während des Sommers in den beiden Königlichen Theatern
brachte dem hier noch nicht gesehenen Schauspiel
aber angesichts der abnormen Preise geht der Eingeborene nicht“
„Das Vermächtniß“ von Axthur Schnitzler.
hinein; in diesem Jahre sollen auch die Fremden von der Ver¬
sowie den zum ersten Mäl ins Treffen geführten
günstigung, für den Parketsitz neun und zehn Mark zu zahlen,
Kräften des neuen Personals lebhaftes Interesse ent¬
keinen starken Gebrauch gemacht haben. Ihre winterliche Spiel¬
gegen, und wenn man auch durch die aus einer
zeit haben die Hofbühnen jetzt mit einem energischen und erfreu¬
seltsamen Prämisse heraus construirte Tragik des
lichen Anlauf begonnen; die hiesige Goethefeier — durch eine
Stückes sich nicht sonderlich tief ergriffen fühlte, so
stimmungsvolle Huldigung am Denkmal des Dichters eingeleitet —
wurde doch die Theilnahme bis zum Schlusse wach
konnte sich mit den Aufführungen von „Torquato Tasso“
Iphigenie“ del. „Geschwistern“ „Clavigo“ und dem gesammten
und rege erhalten, einerseits durch die virtuose Be¬
„Faust“ wohl sehen lassen. Als Iphigenie schuf Klara Ziegler
handlung des Problems, die ungemein geschickte Ver¬
wieder einmal durch ihre so schön stilisirte Darstellung reichen
fechtung einer durchaus nicht einwandsfreien These
Genuß. Jenen verheißungsvollen Eröffnungsvorstellungen ist in
und die meisterhafte Milienschilderung, anderseits durch
dieser Woche bereits die hier so meisterhaft inszenirte „Wallenstein“=
die von Director Stollberg mit kluger Sorgfalt
Trilogie gefolgt, und heute kommt „Egmont“ neu einstudirt auf
inscenirte Aufführung. Es gehört zu den Seltsam¬
die Bühne. Wenn es so fortgeht, kann man sich freuen. Außer
keiten des genannten Stückes, daß von den beiden
den beiden vereinigten Hoftheatern hat München von jetzt an aber
Personen, deren Geschick uns am meisten interessirt,
auch noch zwei andere vereinigte Bühnen: „Gärtnerplatz¬
die eine schon im ersten Acte stirbt, die andere
theater" und „Schauspielhaus“ haben unter der gleichen
zumeist eine ganz passive Rolle spielt. Demnach hatte
Direktion ihre Spielzeit eröffnet. Herr Stollberg und Herr
weder Herr Rübsam (Hugo), noch Frl. Hedwig
Schmederer fungiren als gemeinsame Direktoren; als künstlerischer
Leiter kommt wohl nur ersterer in Betracht. Ob die Vereinigung
kar 50 Lange (Toni) eine besonders „dankbare“ Aufgabe
dieser Bühnen ein Glück für das hiesige Kunstleben ist, steht dahin;
100 zu erfüllen und ein Urtheil über die Eigenart und inelusire
vorläufig hat sie ein paar unerfreuliche Wirkungen geübt. Wenn
200 den Umfang ihres Könnens wäre verfrüht, weßhalb ! Porto.
die Eröffnungsvorstellungen als Programm gelten sollen, so kann
ich für diesmal nur constatiren will, daß Beide nicht Zahlbar
500
man bereits sagen, daß von jetzt an das Gärtnerplatztheater keine
über Mangel an Beifall zu klagen hatten. Tüchtiges Voraus.
„ 1000
eigentliche Volksbühne mehr sein wird. Als solche war es ge= lusiver
Kräfte scheint Director Stollberg namentlich auch in
gründet worden, und eine solche — mit guten und wohlfeilen sro.
ln den Herren Lind (Losatti) und Schwartzekte ist das
Aufführungen — wäre zur Zeit für München vielleicht das blbar#
Abonnem (Dr. Schmidt), sowie in Frl. v. Kroll (Agnes) ge=ehti###dn¬
Traus,
Nöthigste. Weder „Cyrano von Bergerac“ aber, noch die „Jugend“,
Abonnen wonnen zu haben. Mit vieler Freude wurde Frl.
womit man den Anfang machte, gehören von Rechtswegen auf den
Centa Bré (Franziska) begrüßt, welche von den
Spielplan einer Volksbühne. Dazu sind die Preise erhöht worden; ist d#
Besten und Beliebtesten des ersten Jahrganges fast
dem großen Publikum wird der Besuch auch dieses Theaters jetzt it es den
allein uns erhalten geblieben
schwer. Die Aufführung des „Cyrano“ litt unter miserablem
Ein voll¬
werthiger Ersatz.
Sprechen der Schauspieler; mit angestreugtester Aufmerksamkeit
Fi
lArronge scheint
verstand man kaum ein Drittel, und das bedeutet für ein Stück
vorerst noch nicht gefunden worden zu sein.
wie dieses, bei dem das Wort so wichtig ist, beinahe schon ein
Drei glückliche Tage hat die Direction der „Ver¬
Todesurtheil. Man hatte versucht, die im Schauspielhaus übliche
einigten Theater“ nun schon zu verzeichnen; denn
Sprechweise in den so viel größeren Raum zu übertragen; auch
auch das Debut der Operette, welches dem des
dort wird vielfach undeutlich geredet, aber in dem kleineren Saal
Schauspiels („Cyrano von Bergerac“) im Theater
empfindet man's weniger. Darum konnte man auch an der
sam Gärtnerplatz folgte, war vom Glück be¬
gestrigen Eröffnungsvorstellung dieser Bühne Genuß und Freude
günstigt. Die Direction Brakl hat in letzter Zeit auf
haben. Als Novität erschien Schnitzlers dreiaktiges Schauspiel
dem Gebiete der Operette so Gediegenes geboten, daß
„Das Vermächtniß“ ein auf wunderlicher Voraussetzung auf¬
man ein Ueber bieten des von ihr Geleisteten
gebautes, aber sehr interessantes Problemstück. Ein Sterbender
seitens der neuen Leitung zunächst wohl mit Unrecht
verlangt von seiner Familie, daß sie nach seinem Tode seine Ge¬
fordern würde. Was man mit gutem Gewissen sagen
liebte und ihr Kind zu sich ins Haus nehmen! Daß sie für sie
sorgen, versteht sich von selbst, aber ins Haus? Trotzdem erfüllt
kann, das ist, daß die von Herrn Regisseur Rudolf
man ihm den Willen, und nun beginnt der unausbleibliche Kampf
Haas geschickt inscenirte Darstellung von Suppé's
Afrikareise“
zwischen den Anschauungen der Gesellschaft und dem halb wider¬
(für München Novität) den
willigen Thun der Hinterbliebenen, die ein freies Liebesverhältniß
Beweis dafür lieferte, daß auch die neue Direction
unter ihren Schutz nehmen müssen. So lange das Kind lebt, geht
bestrebt und ausgerüstet ist, das Beste zu bieten, was
die Sache erträglich, aber als auch dieses stirbt, schickt man die
man, in Anbetracht der verhältnißmäßig niedrigen
Mutter aus dem Hause, die durch Selbstmord endigt. Die Moral des
Eintrittspreise des Gärtnerplatztheaters, mit Fug und
Stückes wird in die Worte gefaßt: „Wir hätten ihr nicht Gnaden
Recht fordern kann. Die ersten Kräfte (Frl. Collin
erweisen, wir hätten einfach gut sein sollen.“ Hier und an vielen
in erster Reihe, dann Frl. Gisela Fischer und die
anderen Stellen spitzt sich's auf eine Verherrlichung der freien Liebe
Herren Werner und Wallner) suchten ihr
zu. Das absonderliche Problem ist mit viel Geist behandelt, und
Können in das hellste Licht zu stellen und zwar mit
einzelne brillaut gezeichnete Figuren bewahren sich das Interesse.
dem besten Erfolge; nur war dieses Bestreben hie und
Gespielt wurde vortrefflich; besonders erwies Fräulein Hedwig
Lange, die sich im „Cyrano“ nicht allzu bedeutend eingeführt hatte,
da etwas zu stark markirt, worauf, im Interesse des
für das eigentlich moderne Stück durch schöne Verbindung von
Gesammteindrucks, das Augenmerk der Regie zu
lenken wäre.
Diskretion und Nachdruck sich als eine sehr werthvolle Kraft.