II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 246

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Ausschnitt aus:
von
nnchen, 17. September. (Eig. Mitth.) Wie angekündigt,
hat die Direktion Stollberg=Schmedner das „Münchener Schau¬
spielhaus“ mit der ersten Aufführung des Schnitzlerschen
Schauspiels „Das Vermächtniß“ wieder eröffnet. Das neue
Ensemble ist nicht ganz so gut und natürlich auch noch nicht
so eingespielt wie das alte. Man wird weitere Vorstellungen ab¬
warten müssen. Interessanter ist, daß München, das schon die be¬
stehenden Theater nicht zu füllen vermag, wieder ein neues
Theater erhalten soll. Trotz aller trüben Erfahrungen giebt es
hier noch immer Leute, die glauben, München habe zu wenig
Theater und müsse es Berlin nachthun, als ob die Berechtigung
eines neuen Theaters wie eine Apothekerkonzession mit der
Vergrößerung der Stadt allein zu begründen wäre.
Das
neue Theater scheint
eine
Art Terrain¬
spekulation der Banfirma Heilmann u.
Littmann und
eines ehrgeizigen Rentiers Scheuer, des Schwagers Schmedners,
zu sein. Räthselhaft ist bis jetzt nur, daß unser Hoftheaterinten¬
dant v. Possart als Leiter des neuen „Prinzregenten¬
(Theaters“ genannt wird — so soll das Theater heißen. Es
soll in der Prinzregentenstraße stehen, der Zugang ist eben durch
das Hochwasser gründlich zerstört worden. Will Possart gehen
und ein Konkurrenztheater gründen — dann wird es wohl nicht
den Namen des Regenten führen, soll es eine Art Hoftheater No. 3
werden — diese und andere Fragen stehen noch offen, so lange
Possart, der dem Gerücht nicht ausdrücklich widerspricht, aus
seinem Schweigen nicht heraustritt. Die Großstadtsucht Münchens,
es Berlin gleichzuthun, hat schon wunderbare Blasen getrieben,
per Die aber eine überflüssigere als dieses dritte Schauspielhaus', „neineire
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vom 44½ J
Theater und Musik.
Münchener Theaterbrief.
Die unter der Leitung der Herren Stollberg
jund Schmederer vereinigten Bühnen Gärtnerplatz¬
ktheater und Münchener Schauspielhaus haben ihre
Spielzeit mit einem glänzenden Sieg auf der ganzen
Linie eröffnet. Nach dem durchschlagenden Erfolg,
den das Gärtnerplatztheater mit der romantischen
Franzosen=Komödie „Cyrano von Bergerac“
erzielte, rückte es mit einer Operette heraus,
und zwar mit der in Mülchen noch nicht gespielten,
herzlich altbackenen „Afrikareise“ des seligen
Meisters Suppé. Musikalisch wenig hervorragend,
textlich von haarsträubender Unwahrscheinlichkeit,
gewann die alte neue Operette stürmischen Beifall
dank einer entzückend gelungenen Darstellung
sämmtlicher Rollen und einer künstlerisch tadellosen
Ausstattung und Inszenirung.
Seit
gut zehn
Jahren hatten die Münchener keine so — seltsam zu
sagen — gediegene Operetten=Aufführung mehr erlebt.
Was dieser abgeschmackten Wechselbalg=Kunstgattung an
feineren musikalischen und schauspielerischen Reizen und
Für
50 munterer, nicht bloß blödsinnig lustiger Stimmung ab= inelusive
100 zugewinnen ist, hat der überaus geschickte und feinsinnige Porto.
200
500 Regisseur Direktor Stollberg aus der „Afrikareise“ heraus= Zahlbar
" l00g gelockt. Man bekam in den Hauptrollen, weiblichen wie n Veraus.
männlichen, wieder einmal wirklichen Kunstgesang und #ie in aus
in den Chören geschulte und frische Stimm=Massen in sicht es den
Abonn
geschmackvoller Abtönung zu hören. Die Kostüme und ern.
Abonne
Bühnenbilder waren auch für den anspruchsvolleren
Sinn eine Augenweide, fern von der rohen Berechnung
der Lüsternheits=Wirkung, die den süßen Pöbel zur
Operette drängt.
Das Schauspielhaus wurde mit Schnitzlers „Ver¬
mächtniß“ eröffnet. Dieses innigste und vornehmste
Theäterstück des Wiener Dichters ist eine schwere
Talentprobe für Darsteller und Regisseur. Ein Zuviel
oder Zuwenig, und die gesunde Dichtung wird zum
thränenreichen Familiendrama oder zum lärmenden
Thesenstück. Mit geringen Schwankungen fand die Dar¬
stellung in den großen und kleinen Rollen die richtige Linie.
Wohl ließ das Zusammenspiel noch etliches zu wünschen
übrig, dafür hatte der Zuschauer den seltenen Genuß,
durchaus tüchtige und fesselnde Künstler vor sich zu
sehen, die mit heiligem Eifer ihrer Aufgabe gerecht zu
werden strebten. Auch die vielen heimlichen Feinheiten
und Bezüge, die der Dichter in sein kunstvolles Drama
hineingearbeitet, sind nur zum Theile offenbat ge¬
worden, so daß die volle Schätzung des poetischen Werkes
nach dieser Erstaufführung nicht möglich ist. Immerhin
hat das ausverkaufte Haus so reichen Genuß ge¬
funden, daß es sich mit seinem Beifall nicht genug thunn
konnte. Zum Schlusse gab es jubelnde Hervorrufe für
etener
Reaisseur und Direktor nachdemschen
Szene einige besondere ergreifende Einzelleistungen
(z. B. die von Fräulein Lange als Toni in der
wundervollen Abgangsizeue des zweiten Aktes) mit
lautem Beifall ausgezeichnet wurde.
Man darf ohne Uebertreibung sagen: es ist aus¬
erlesen vornehme Darstellungskunst, was die unter der
Leitung der Herren Stollberg und Schmederer vereiigten:
Bühnen in ihren Erstaufführungen dem Münchener
Publikum geboten haben.
M. G. C.