II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 251

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10. Das Vernaechtnis
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Akrivia Phrangopoulo.
nahm, nicht das Ergebnis eines bloß durch das Auge gewonnenen Eindruckes sei. Woher
kam sie also? Akrivia war ohne Geist, zeigte die Unwissenheit eines Täuflings in allen
Dingen und hatte, bar auch der geringsten Koketterie, weder ihrem Bewunderer zu ge¬
fallen noch zu mißfallen gesucht. Wenn er ihr überhaupt ein Gefühl eingeflößt hatte,
so war dies das der Neugierde, woraus sich für die Einbildungskraft der Schönen ohne
Zweifel nur ein Eindruck von den Fremden im allgemeinen und die Kapitäne der
englischen Marine im besonderen ergeben hatte. Und dennoch vermutete Norton noch
etwas anderes in dieser Natur, die der anderer Frauen, die er mehr oder minder
geliebt hatte, so wenig glich. Dies Etwas zog ihn an und entzückte ihn; es machte
ihn um es in ein einziges Wort zu fassen, so verliebt, als er jetzt war. Er hatte einige
Zeit nötig, das Geheimnis zu entdecken; am Ende gelang es ihm aber, und dies gereichte
ihm zur Ehre.
(Schluß folgt.)

Beiblatt.
geordneten Graf Arnim=Muskau, v. Kardorff
in der Hauptleitung, Dr. Reismann=Grone,
Wer hervoragende Schweizer Katur¬
Prof. Th. Fischer, Prof. Lamprecht, Unter¬
forscher Prof. Forel stellt, auf Grund
staatssekretär Prof. v. Mayr im Vorstand
Darwin'scher Ergebnisse, in der „Zukunft¬
sie ve reten. Die Ausfälle, Unterstellungen
VII 53 als ethische Forderungen auf: die
und Schmähungen gegen Fr. Bley und
Hintanhaltung kulturgefährlicher Menschen¬
Arthur Dix, älteste Mitarbeiter des Kynast,
rassen mit enormer Vermehrung und Aus¬
sind für den völlig unverständlich, der den
breitung (wie Chinesen und Neger) und
Verlauf der Polemik Dr. Helmolts gegen
die Höherzüchtung unserer eigenen Rasse,
beide Herren — vgl. August und Sptbr.
die sehr wohl möglich ist, wie die Zucht
Heft (11 und 12) des ersten Jahrgangs des
der Tiere beweise. Wir vermerken Forels
Kynast — nicht kennt; aber Dr. Helmolt
Schlüsse als ein neues Anzeichen dafür,
hätte doch wohl klüger gethan, den Schein
daß die Wissenschaft, wie sie vor einem
zu vermeiden, als sei seine plötzlich verän¬
Jahrhundert Rousseaus demokratischer Phi¬
derte Haltung gegenüber dem früher „so
losophie Vorschub leistete, in unserm Zeit¬
vortrefflichen“ Kynast verursacht durch jene
alter der aristokratischen Philosophie Gobi¬
litterarische Fehde. — Schließlich bemerken
neaus und Nietzsches entgegentreibt, deren
wir, daß wir Herrn Dr. Helmolt für zu
berühmten Ausdruck die Theorie von der
vornehm für eine derartige Leistung gehalten
indogermanischen Herrenmoral bildet.
hätten. —
Herr Dr. Helmolt, den wir im
Die Schlesische Zeitung veröffent¬
Sommer d. J. zur Mitarbeit aufgefordert
lichte im Morgenblatt vom 30. Sept. d. J.
hatten, ließ auf seine zwei für uns sehr
ein für uns sehr schmeichelhaftes ausführ¬
günstigen Besprechungen des Kynast in der
liches Feuilleton über den ersten Jahrgang
Leipziger Zeitung, wissenschaftliche Bei¬
des Kynast, aus der Feder des Historikers
lage vom 6. April und 20. Juni 1899,
Dr. Hermann Jantzen in Breslau.
unterm 12. Oktober eine ungünstige folgen, in
Münchner Theater. Seit kurzem
der er uns vorwirft, wir hätten uns immer aus¬
haben wir hier eine Volksbühne. Bekannt¬
schließlicher in das Fahrwasser des Alldeutschen
lich sollte sie schon vergangenen Winter
Verbandes treiben lassen, dem er, mit einem
ins Leben treten, allein die Stätte, die für
Grenzboten=Citat, den Sinn für die Ge¬
die Darbietungen in Aussicht genommen
schichte Deutschlands und die Kenntnis und
war, brannte nieder. Für dieses Jahr ist
Pietät für das, was ohne ihn errungen ist,
man mit Direktor Stollberg übereingekom¬
abspricht und ihn einer barbarischen Jingo¬
politik zeiht: obgleich Männer wie die Ab= men, der sein Schauspielhaus samt Künst¬
C/
Virant.
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