II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 256

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OSERVER“
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goncess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnach
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a. —
Ausschnitt aus:
Neue Züricher Zeitung
Telefon 12801.
anenisch vom 7/5. 22.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte,
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„OBSERVER“ Nr. 38
Litteratur und Kunst.
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten:
Arthur Schnitzler. Das Vermächtnis
Schauspiel, Berlin. S. Fischer, Verlag 1899
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Ein Schauspiel, dessen Held fast das ganze Spiel hin¬
N
Filiale in Budapest: „Figyelö“. VIII. Josefsring 31a. —
durch tot ist! Es klingt fast unglaublich, ist aber doch
wahr.
Der Held nämlich, Dr. jur. Hugo Winter, ein Sohn
Ausschnitt aus:
eines Wiener Professors, stirbt schon im ersten Alt. Bie
Linzer Tagespost
zum Schluß des Schampiels st.hi er aber im Mittel¬
punkt wenigstens des Gesprächs und zum Teil auch der
Handlung, indem diese von den von ihm gegebenen An¬
vom /5 20.
ordnungen abhängt. Hugo hatte im geheimen eine Ge¬
liebte, von der er einen Sohn besaß. Er nimmt nun
——
auf dem Sterbebette seiner Mutter das Versprechen ab,
Volles Interesse von Seite des Publicums hätte das neue
daß nach seinem Tode sein Mädchen und dessen Sohn¬
dreiacige Schauspiel „Das Vermächiniss von Artbur Schnitzler
verdient. Leider war dem nicht so. Man wird freilich Schnitzlers
ins Elternhaus ausgenommen würden. Hugo stirbt und
beide erste Werke, „Liebelei“ und „Freiwild“ ungleich besser finden
sein Vermächtnis wird erfüllt. Etwas Aufsehen erregt
müssen, weil „Das Vermächtnis“ nicht jene dramatische Leichtflüssig¬
die Sache zwar schon, daß Herr Professors die „Maitresse“.
keit besitzt, worin eben der Zauber Schnitzlers besteht und der Dichter
ihres Sohnes zu sich aufnehmen. Diese halten aber den
jene Seelentiefe und Gewalt, um Vermächtnisprobleme wirklich tadel¬
Willen ihres Sohnes heilig und können sich auch eher
los zu lösen, nicht besitzt. Man kann Schnitzler in den tragischen
damit abfinden, da der kleine Bube schließlich doch ihr
Momenien nicht ernst nehmen, man kann das Theater nicht vergessen,
rechtmäßiger Onkel und gleichsam das teuerste Andenken
es ist zu wenig wirkliches Leben in den Augenblicken des Todes. Im
an ihren Sohn Hugo ist. Nun stirbt am Schlusse des
Grunde ist der leitende Gedanke des Stückes nicht im geringsten neu
- und das beste an dem „Vermächtnis“ ist die rücksichtslose und
zweiten Aktes aber auch noch der kleine Knabe. Jetzt
meisterhafte Schilderung der angefaulten Gesellschaftszustände Wiens.
wird das Verhältnis für dessen Mutter im Professoren¬
Aber das Werk ist furchtbar traurig und ernst und wird es wohl
hause schwieriger. Man sieht hier nun nicht mehr ein,
schwer zu einem durchschlagenden Erfolge bringen können. Die Dar¬
warum man die „Maitresse“ eigentlich noch länger
stellung an unserer Bühne war sehr zufriedenstellend. Der Erfolg des
im Hause behalten soll, man hat Angst, sie könnte hier
Schauspieles war ehrenvoll. Herr Grünau (Hugo) hätte wohl
Far
50 Zeitunz „ihr Geschäft“ wieder anfangen, kurz man schickt sie fort,#
kaum eine tiefere Wirkung erzielen können. Er war bestrebt, eine
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allerdings unter Zusicherung einer jährlichen Rente. porte
natürliche Darstellung der Leidens= und Sterbensscene zu bieten, was
ihm auch völlig gelang. Herr Elmhorst fand die richtigen Töne
Toni Weber aber, so heißt das arme Geschöpf, sieht sichein= ehlbe
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Vorf
für den Dr. Schmidt. Herr Baumgartner charakterisierte den
sam in die Welt hinaus gestoßen, sie ist anhänglich an
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Losatti in trefflicher Weise. Ebenso machten sich die Damen
Hugo und möchte edler Gemütsart bleiben. Sie weiß
Im Gege
Lerach (Beiti), Brauer (Francisca) und Kleiber (Weber) um
sich nicht anders zu helfen, als durch einen freiwilligen ## es¬
Abonnement du g
die gute Aufführung des Werkes besonders verdient.
Abonnenten fre Cob.
##rn.
Das Thema dieses Schauspieles st dankbarer Art,
hat aber eine große Klippe, welche Schnitzler nicht zu
umschiffen vermocht hat: es hat etwas Rührseliges an
sich. Damit die Handlung den rechten Sinn erhielt,
mußte Toni natürlich als lauterer Charakter gezeichnet
werden. Sie erscheint infolge dessen durch das ganze
Bezugs-Bedingungen.
Stück hindurch als die „gute“ Person, der gegenüber
fl. 7.50
Für 50 Zeitungsausschnitte (Artikel oder Notizen)
Herr Professors sich endlich doch als „böse“ Leute be¬
inclusive
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14.—
Porto.
nehmen. Außer dieser Sentimentalität, welche das ganze
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Zahlbar
Stück verdirbt, zeigt das Schauspiel noch weitere Schwä¬
55.—
500
im Voraus
„ 100.—
chen, die man vom Verfasser der „Liebelei“ nicht erwar¬
1000
tet hätte. Glücklicherweise enthält das „Vermächtnis“
im Gegensatze zu anderen Bureaux für Zeilungsausschnitte ist das
auch steht es den
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt;
aber auch einige wohlgelungene Charaktere, die davon
Abonnenten frei die aufgegehenen Themen zu ergänzen #ller zu ändern.
zeugen, daß sie von einem talentierten Dichter geschaffen
worden sind, so z. B. die Schwester Hugos Franziska,
seine Tante Emma Winter und sein Freund Gustav
Brander. Gehört das „Vermächtnis“ als Ganzes zu
den schwächern Leistungen Schnitzlers, so lassen uns doch
Einzelheiten des Schauspieles hoffen, daß wir in Zu¬
kunft wieder besseres von dem Wiener Dichter erwarten
dürfen.
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