II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 267

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10. Das Vernaechtnig
zensteilungen machen wird, die sich auf die wissen“s Schichtballer verlängert oder gar Doppelschichten ver¬
schaftliche Behandlung der Militärtechnik bei frem=fahren wurden. Die Besserung der Förderverhält¬

en= das Lusthaus. Große und stolze Erinnerungen Sylvesternummer deutlich genug dargethan, es haben
drängen sich auf diesem Stück Boden zusammen.
sich ja in unserer Stadt, gleich nachdem das alte Hof¬
art
Man verurteilt in deutschen Zeitungen immer noch
theater in Trümmer gesunken war, Stimmen für eine
uf=Italien, wenn ihm Kunstschätze entführt werden, urteilt
Wiederherstellung des Neuen Lusthauses erhoben;
iselüber die Gleichgültigkeit der italienischen Behörden
niemand hat freilich damals gewagt, den Blick zu
gilt den alten Baudenkmälern gegenüber; währenddessen
der Ausführbarkeit dieses Planes zu erheben.
werden im eigenen Land die immer noch bedeutenden
Seitdem aber die herrlichen Ueberreste der westlichen
as Reste einer der großartigsten Schöpfungen deutscher
Seitenfassade neu aufgedeckt worden sind, hat manche
die Kunst in unglaublichem Unverstand umgerissen und
Kreise eine wahre Begeisterung ergriffen, den kost¬
nd der Vernichtung preisgegeben, und keine Stimme
baren Bau des Neuen Lusthauses zu retten, ihn neu
serhebt sich gegen einen solchen Frevel. Der erstehen zu lassen, und es wurden positive Mittel
ide Wiederaufbau des Lusthauses müßte einesund Wege beraten, diesen Gedanken zu
ut,
nationale Frage werden, ebenso wie derlverwirklichen, dieser Begeisterung eine
st¬
Schloßbau in Heidelberg.
spositive Gestalt zu geben. Die Entscheidung
en
Die deutsche Wissenschaft weiß der württembergie) steht jetzt unmittelbar bevor. Der Beweis wird sehr
erschen Regierung Dank, wenn sie in Kleinasien mit bald geliefert werden, daß es in Schwaben an den
en großen Opfern nach alter Kultur forschen und unter
treibenden Persönlichkeiten nicht fehlt, wenn es sich
uni tausendjährigem Schutt nach Altertümern graben läßt.
um ein so hohes Ziel handelt, und zwar stehen diese
us Um so bedauerlicher ist es, wenn im eigenen Lande
Persönlichkeiten an höchster Stelle. Die nächsten
lt= einem nationalen Kultur= und Kunstwerk gegenüber Tage schon werden dies enthüllen. Ja von mehreren
er¬
umgekehrt verfahren wird. Der Schwabe ist stolz Seiten zugleich geschehen Schritte in dieser Richtung.
in auf seinen Schiller, und wenn von deutschen Domen
So steht auf der Tagesordnung des Württembergi¬
gesprochen wird, weist er auf sein Ulmer Münster
schen Goethebundes für Dienstag, 20. ds., der Antrag:
er
hin, das er ausbaute. Leider hat man in den
Der weitere Ausschuß des Goethebundes wolle sich
maßgebenden Kreisen Württembergs nicht völlig er¬
für den Wiederaufbau des Lusthauses aus¬
kannt, was die Rettung des Lusthauses für das Land
sprechen=und die zur Ausführung des Planes erforder¬
er
und die Kunst Schwabens bedeutet. Es fehlt an
lichen Wege in Beratung ziehen.
den treibenden Persönlichkeiten.

it
Die badische Regierung rettet in der Erhaltung
#sldes Heidelberger Schlosses der Nachwelt ein
K. Wilbelma-Cheater.
en herrliches Stück deutscher Baukunst, Frankfurt
Zum erstenmal: Das Vermächtnis, Schauspiel in 3 Akten
er stellte den Römer wieder her. Wir erinnern ferner
von Arthur Schnitzler. Goethe=Bund=Vorstellung.
ges an den Aufbau der Marienburg, der Hohkönigs¬
Ein herbes Stück voll Leid und Trauer. Jeder Akt
urfburg im Elsaß, an den Ausbau des Domes in bringt einen Todesfall. Ein Reiter verunglückt, ein Kind
hefMeißen, an die Freilegung des Schlosses in
stirbt am Fieber, ein Mädchen geht aus Gram freiwillig
Königsberg. In Stuttgart handelt es sich um
in den Tod. Etwas viel auf einmal! Warum die drei

eine zum mindesten ebenbürtige Aufgabe. Es wäre
Personen zu Grunde gehen müssen? Damit der Dichter
8.
dringend zu wünschen, daß die Frage zu einer natio¬
ein warmherziges Plaidoyer für ein verführtes Mädchen
߬
nalen Angelegenheit gemacht wird, ehe es zu
halten und ein gewisses Pharisäertum der Gesellschaft
spät ist.“ ——
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geißeln kann. Schnitzler schildert einen schwierigen Kor¬
Wir sind in der glücklichen Lage, hier dem
flikt zwischen Herzenspflicht und Vorurteil, zwischen Forde¬
t.
Mahner laut und nachdrücklich entgegenrufen zu können:
rung der Welt und Willen des Menschen. Ein sogenanntes
rg
Dein Appell, so gutgemeint er ist, beruht auf einer
gefallenes Mädchen führt uns Schnitzler vor, das trotz
ganz falschen Voraussetzung! Wohl hat man im seiner „großen Sünde“ mehr wert ist als diejenigen, die
eigenen Lande erkannt, was mit der Rettung des
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mit Scheu und Verachtung auf die Unglückliche herabsehen,
Lusthauses für das Land und die Kunst Schwabens
er
Mit packender Kunst hat der Dichter sein heikles Theui
ng auf dem Spiele steht! Nicht allein wurde das, was ausgestaltet. In der Stimmungsmalerei wie in der Zeich¬
hier vorgebracht ist, schon in unserer obenerwähnten nung der Charaktere zeigt er sich wieder als Meisier. Man

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