II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 272

10. Das Vernaechtnis box 16/5
Telephon 12801.
MADN
W A
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
Demtsches Volksblatt, Wien
Aussehnitt aus:
1 HOUERSLR 1908
vom:
Lustspieltheater. Artur Schnitzlers Schauspiel „Das
Vermächtnis“, das vor zehn Jahren im Bürgtheater mit
Schratt und Hartmann in den Hauptrollen seine Urauf¬
führung erlebte, wurde gestern zu einem wohltätigen Zwecke
im Lustspieltheater mit Niese und Maran gegeben ###
ist ein tränenreiches Stück. Im ersten Akte stirbt der ##
eines reichen, angesehenen Mannes an den Folgennes
Sturzes vom Pferde und hinterläßt seinen Eltern als „Ver¬
mächtnis“ seine Geliebte und sein vierjähriges Söhnchen.
Im zweiten Akte stirbt das Kind und im britten Akte wird
die ledige Mutter aus dem Hause gejagt, worauf diese einen
Selbstmord begeht. Die Tendenz des Stückes richtet sich
gegen die Gesellschaft, die den Liberalismus auf der Zunge,
aber nicht im Herzen trägt. Die Darstellung war sehr
gelungen. Frau Niese fand erschütternde Töne, Maran
zeichnete den „korrekten“ Staatsbürger, dessen Charakter
über die Grenzen der Konvenienz nicht hinausgeht, ausge¬
zeichnet, aber man denke: Eine Rolle, in der man über
Maran nicht ein einzigesmal lachen darf. Von den übrigen
Darstellern siel vor allen Fräulein Gerzhofer durch
ihre edlen Ausdrucksmittel auf. Die Burgtheaterjahre sind
nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Neben ihr gebührt
Herrn Forster für scharfe Charakterisierung und gutes
Sprechen volle Anerkennung. Herr Lessen war in einer
Episode ausgezeichnet. Besonders sind endlich noch die
Damen Maltana, Schöller und Neuwirth sowie
die Herren Lucas und Vasco hervorzuheben. Das
Publikum geizte nicht mit Beifall.
I. P.
Telephon 12.801.
D.
„ODSLIVEN
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Verfretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt alfl#striertes Wiener Estrablatt
Wien
11. 11 1908
vom:
Lustspieltheater. Das gestern zu wohltätigem
Zwecke gespielte Schnitzlersche Schauspiel „Das
Vermächtnist##Btheater her bekannt.
Die Rezension sollte eigentlich auf Trauerpapier
geschrieben werden. Aber ein echter Dichter redet
aus diesen umflorten Szenen, ein Verbesserer der
Welt und des Gesetzes“. Einer in falschen Tugend¬
begrissen verknöcherten Gesellschaft hält er sein
Problem wie einen Hohl= und Zerrspiegel vor.
Hebbel hat einmal gesagt, man könne dort nicht
weiterlieben, wo ein anderer zu lieben aufgehört.
Und nun fordert ein sterbender Sohn von seiner
Familie, sie möge sich in Liebe seiner unvermälten
Genossin und seines
Söhnchens annehmen!
Hansi
spielte
die Toni Weber,
das süße Wiener Mädel im Schwarz, „wie Niobe,
ganz Tränen“. Die Echtheit und Gewalt ihrer
Empfindung ist groß. Selbst wenn mehrere gänzlich
verrshte und sittlich verkommene Individuen zufällig
im Theater anwesend gewesen sein sollten, so müssen
sie unbedingt erschüttert und bewegt worden sein.
Die Mutterzärtlichkeit der Niese war wieder von
herrlichster Echtheit. Maran spielte die Hartmann¬
Rolle des Professors Losatti mit feinster und vor¬
sichtigster Charakterisierungskunst. Man ist ja ge¬
wohnt, über ihn zu lachen, so wie er nur erscheint
und nun sollte man blos lächeln über ihn. Er
machte eine Art von Hjalmar aus der Figur,
einen Poseur und Phraseur der Sittlichkeiten. Die
Damen Maltana, Gerzhofer, Schöller,
Neuwirth und die Herren Vasco, Forster
Lucas und Lessen bildeten ein sehr respektables
Ensemble. An Einzelheiten mag immerhin einiges aus¬
zusetzen sein, das Zusammenspiel hält selbst gefähr¬
lichen Vergleichen ehrenvoll Stand. Das Publikum
ging schluckzend mit den Leidtragenden da droben.
Den schwersten Stand hatte, wie schon angedeutet,
Maran... Was mich betrifft, so gestehe ich ganz
offen, daß ich, wenn Meister Maran an mein
Sterbelager träte, nicht imstande wäre, den Ernst der
S#natinn # wohren