II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 306

10. Das Vernaechtnis box 16/5
Telephon 12.801.
„OBSENVEN
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt ausDeutsche Warte. Berlin
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vom:
Neues Volks=Theater.
Im Neuen Volks=Theater (Neue Freie Volksbühne) ist
Arthur Schnitzlers dreiaktiges Schauspiel „Das
Vermächtnis“ zur Aufführung gelangt. Vor dreizehn
Jahren wurde es zum ersten Male im Deutschen Theater ge¬
geben, konnte aber dort keine tieferen Wurzeln schlagen. Es
fehlt dem Stück der dramatische Nerv, der es lebensfähig macht.
Stimmungsmalerei schafft den Inhalt der drei Aufzüge, in
denen das Bächlein der Tränen nicht versiegt und ein naives
Publikum in sein Wässerlein hineinzieht. Wie sollte auch ein
zur Rührung geneigter Mensch nicht erschüttert werden durch
das traurige Geschick der drei Sierbenden — jeder der drei
Akte bringt eine Leiche — des mit dem Pferde verunglückten
Dr. Hugo Losatti, des Lieblings seiner Familie, dann seines
„süßen Buben“ und am Ende seiner Geliebten, die, nach dem
Tode des kleinen Engels, nicht mehr als „Vermächtnis“ be¬
trachtet, sondern hochmütig behandelt und beiseite geschoben
wird und darum ein freiwilliges Ende sucht. Diese in ähn¬
licher Gestalt schon so häufig erzählte Geschichte erhält ihre
Würze durch die Gegenüberstellung von Menschen warmer
Herzensgüte und Vertretern einer kalten Klassen= und Ver¬
standes=,Moral“. Einige Personen der Handlung schwanken
zwischen diesen Extremen hin und her. Die Darstellung, die
vor eine schwere Aufgabe gestellt war, konnte befriedigen; nur
hätte sie die Pein der larmoyanten und sentimentalen Szenen
durch ein rascheres Tempo etaws abkürzen sollen. H. Th.
Telephon 12.801.
„OBSERVER
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitunge¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianla.
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minnespolte.
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Pesese¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe olmne Gewähr.)
Ausschnitt au
Gasischs Zeitung, Serl
gem: 112101
Neues Volks=Theater.
Die Neue freie Volksbühne hat mit der Aufführung von Arthur
Schnitzlers Drama „Das Vermächtuis“ ihren Mitgliedern die
Renntnis—eines-Werkes vermittelt, das zwar manche der oft an¬
erkannten Vorzüge des Wiener Dichters aufweist, sich aber doch die
Bühne nicht dauernd erobern konnte, als es vor Jahren, auch in
Berlin, zuerst gegeben wurde. Den Eindruck, den das Drama
damals hervorrief, hat es auch am Montag Abend hinterlassen.
Die tiefste Wirkung bringt der erste Akt hervor mit seiner nerven¬
und herzzerreißenden Exposition. In den beiden letzten Akten erwartet
der Zuschauer die eigentliche Handlung, erhält aber austatt dessen nur eine
Reihe von gut beobachteten Familienszenen, die nach der starken Tragik des
ersten Aktes me## peinlich und quälend als erschütternd wirken.
Die Künstler des Neuen Volks=Theaters hatten sämtlich ihr Bestes
an die Durchführung ihrer Rollen gesetzt. So verlieh Robert
Müller dem selbstsüchtigen, aufgeblasenen Vater kräftige Züge der
Wirklichkeit. Johannes Riemann erschütterte die Horer in der
Sterbeszeue des ersten Aktes. Jella Wagner gab die unglückliche
Geliebte und verwaiste Mutter mit rührender Einfachheit. Annalise
Wagners Eigenart in der Wiedergabe des um ihre Liebe be¬
raubten jungen Mädchens trat abermals in sympathischer Weise
hervor. Maximilian Sladek als Dr. Schmidt, Martha Auger¬
stein als Franziska, Hermann Pfanz=Brander, Hedwig Loréc,
Elisabeth Huch, alle fügten sich dank der ausgezeichneten Regie.
Adolf Edgar Lichos dem Zusammenspiel trefflich ein. Eln#