II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 337

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10. Das Vernaechtnis
sahe iud Seire..
Frei=der „Vorw.“ auf die Aufsichtsrathssteus
50 J, für Gerste um 2.50 M, gegeunder der Reglesssinnige.
Soaldemokraten be¬ meinen Elektrizitätsgesellschaft hin. A
rungsvorlageterhöht worden sind. Ob sich hierbeit schlossen für die Landtagswahlen ein Zu=gegen derartige Erörterungen schwerl
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hältniß mit einem aus kleinbürgerlicher Familie Losatti'sche Familie einen willkommen
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stammenden jungen Mädchen Toni Weber. Dem aller Verpflichtungen gegen das verla
Feuilleton.
Bunde entsproß ein hübscher Knabe, 4 Jahre ist er liche Weib ledig zu erklären. Durch
alt. Da wird durch des Schicksals rauhe Hand das läßt man Toni mittheilen, daß nun i
stille Glück der Liebenden zerstört. Hugo Losatti im Hause Losatti nicht mehr auf!
Das Vermächtniß.
stürzt bei einem Spazierritt und wird sterbend seinen kann, daß man aber außerhalb des Ha
Schauspiel in 3 Aufzügen von Arthur Schnitzler.
Eltern in's Haus getragen; er hat eben noch die rieller Beziehung für sie sorgen werde.
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t. Nürnberg, 13. Okt. (Intimes Theater.)
Kraft, ihnen sein Geheimniß anzuvertrauen und zu= Verlassene zieht aber einem solchen Da
Arthur Schnitzler ist wohl der bedeutendste und kraft¬
gleich das Versprechen abzunehmen, sein Kind und
vor. Sie entfernt sich unter Hinterl
vollste Dramatiker „Jungwien's“, jener bunten
dessen Mutter in ihr Haus aufzunehmen. Und wenn
Zettels, man möge nicht nach ihr such
Gruppe von Literaten, die um Hermann Bahr sich
auch von Seiten der Angehörigen Bedenken sich gel- spät. Die Klasseninteressen haben
schaart, der, nachdem er in einem Wanderleben die tend machen, das Vermächtniß des Todten ist im Menschlichkeit und Pflicht.
Frai
ganze Kultur Mitteleuropa's, wie er selbst von sich
ersten Augenblick denn doch heilig genug, als daß empfindet die ganze Schwere des Unrech
mit Stolz rühmt, in sich aufgenommen, als ein Mo¬
man es unerfüllt lassen könnte.
an dem „Vermächtniß" des verstorbenen
derner modernen Geist in das literarische Wien
Zwei verschiedene Welten werden so einander
gangen hat: „Wir sind feig gewesen,
brachte. Schnitzler ist eigentlich der Einzige, der sich
näher gerückt. Die Klassengegensätze platzen auf¬
nicht gewagt, sie so lieb zu haben, w
von dieser Jungwiener Schule emporgearbeitet hat.
einander. „In uns Allen ist die Sehnsucht nach
dient hat. Gnade haben wir ihr erwi
Während Bahr Positives nur wenig geleistet hat
Glück.“ Aber in der einen Welt genießt man dieses
Und wir hätten einfach gut sein müssen
und die Anderen von seiner Sippe an den von
Glück, wo man es findet, skrupellos und reuelos, wie
richtiger Konsequenz dieses Bewußtsein
Schnitzler geschaffenen Typen des „süßen Mädels“
ni Weber es gethan, in der anderen muß man es
ziska sich los von der Weltanschauung
und des müden Anatol hängen geblieben sind, fand
sich unter Entbehrungen erringen oder ihm auch
und diesem selbst. Das ist der einzig
er in kräftiger und fortschreitender Entwickelung den
ganz entsagen wie Dr. Schmidt, der Hausarzt bei
dem düsteren Drama, über das sich
Anschluß an die Berliner dramatische Revolution.
Losattis, in dem eine freudelose, harte Jugend alles
sentimentale Stimmung breitet, die auf
Schon in die „Liebelei“ mengen sich soziale Töne,Menschliche erstickt hat und in dem sich das kon¬
wie ein drückender Alp, von dem man
und stärker noch schlägt er sie in seinem Schauspiel ventionelle Prinzip, die bürgerliche Gesellschaft mit
zu befreien sucht. Les extrèmes se to
„Freiwild“ an. Auch in seinem Schauspiel „Ver= ihren hergebrachten Begriffen von Sitte und Moral
gilt auch von dem Eharakter des Wiene#
mächtniß", das am Samstag Abend im Intimen verkörpert Er ist Losatti's Tochter Franziska zum wäre es kaum erklärlich, wie diese vo
Theater zum ersten Mal aufgeführt wurde, will er Gatten bestimmt und leitet hieraus das Recht ab, in talität triefende Dichtung auf dems
Schilderer und Richter des Bestehenden sein. Er Familienangelegenheiten mitreden zu dürfen. Mit
sprossen konnte, der die Königin unter
kämpft darin für das Recht der unehelichen Kinder
Dr. Schmidt im Bunde steht der alte Losatti mit mit ihren prickelnden Walzermelodien h
und deren Mütter, auf die unsere sog. Gesellschaft
seinem Scheinliberalismus; ihnen gegenüber die der
hat. Einige Situationen in dem Stü
in ihrem Pharisäerthum verächtlich herabsieht und
Familie Losatti verschwägerte Wittwe Winter und
der Natürlichkeit, so die Szenen am
die sie als Unwürdige und Aussätzige aus ihrer
Franziska als Vertreter der Menschlichkeit und Ver= 1. Akt. In der Schilderung der Charal
Mitte ausschließt.
söhnlichkeit.
die Schnitzler eigene feine Beobachtung
Dr. Hugo Losatti, der Sohn des Professors der
Als nun gar das Kind stirbt, da ist das Band,
Der Dichter hat als Ort der Handlu
Nationalökonomie und „liberalen“ Abgeordneten das die beiden einander fremden Welten eine Zeit gegeben. In der Aufführung des Intin
Losatti, hat seit Jahren ein heimliches Liebesver= lang zusammengehalten hat, gelöst, da hat die suchte man den „Weaner“ Lokalton verg