II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 338

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10. Das Vernaechtnis
Grei=der „Vorw.“ auf die Aufsichtsrathssteule in der Auge=!
Belgien.
Sozialdemokraten be=meinen Elektrizitätsgesellschaft hin. An sich täßt sich
Dr. Leyds erklärte in einer Unterredung, daß
die Landtagswahlen ein Zu= gegen derartige Erörterungen schwerlich ein Ein¬
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seinem aus kleinbürgerlicher Familie] Losatti'sche Familie einen willkommenen Ausgit sich t man nicht ab und zu vom Prater oder sonst einer
jungen Mädchen Toni Weber. Dem aller Verpflichtungen gegen das verlassene, ungbück= Wiener Spezialität gehört hätte, so hätte man sich
roß ein hübscher Knabe, 4 Jahre ist er liche Weib ledig zu erklären. Durch Dr. Schmiot ebenso gut nach Berlin versetzt fühlen können wie
d durch des Schicksals rauhe Hand das läßt man Toni mittheilen, daß nun ihres Bleibens nach Wien. Im Uebrigen war die Darstellung
der Liebenden zerstört. Hugo Losatti im Hause Losatti nicht mehr auf die Dauer sein theilweise als recht gut zu bezeichnen. Scharf heraus¬
tem Spazierritt und wird sterbend seinen kann, daß man aber außerhalb des Hauses iu mate= gearbeitete Charaktere waren der Prof. Losatti des
rieller Beziehung für sie sorgen werde. Die von Allen Herrn Rippert und der Dr. Schmidt des Herrn Abel.
Haus getragen; er hat eben noch die
Verlassene zieht aber einem solchen Dasein den Tod Frlu. Isenta war in der Rolle der Franziska recht
sein Geheimniß anzuvertrauen und zu¬
Versprechen abzunehmen, sein Kind und vor. Sie entfernt sich unter Hinterlassung eines natürlich, während Frln. Schaper=Olden in der der
Toni übertrieb. Temperamentvoll gespielt war der
Fr in ihr Haus aufzunehmen. Und wenn Zettels, man möge nicht nach ihr suchen, es sei zu
fiten der Angehörigen Bedenken sich gel- spät. Die Klasseninteressen haben gesiegt über flegelhafte Quartaner des Frl. Mudra, Tempera¬
das Vermächtniß des Todten ist im Menschlichkeit und Pflicht. Franziska allein ment hat auch Frlu. Détschy, die sich in der kleinen
hblick denn doch heilig genug, als daß empfindet die ganze Schwere des Unrechts, das man Rolle eines unglücklich liebenden Backfisches dem
an dem „Vermächtniß" des verstorbenen Bruders be= Publikum vorstellte. Herrn Adalbert glaubte man
rfüllt lassen könnte.
schiedene Welten werden so einander gangen hat: „Wir sind feig gewesen, wir haben es den sterbenden Hugo Losatti nicht ganz. Frln. Meix¬
ner, die die Frau Prof. Losatti spielte, macht im
kt. Die Klassengegensätze platzen auf= „icht gewagt, sie so lieb zu haben, wie sie es ver¬
IIn uns Allen ist die Sehnsucht nach dient hat. Gnade haben wir ihr erwiesen, Gnade! Salon eine weniger glückliche Figur als in der
er in der einen Welt genießt man dieses Und wir hätten einfach gut sein müssen.“ In folge=Arbeiterstube. Ganz und gar fiel wieder die Wittwe
an es findet, skrupellos und reuelos, wie richtiger Konsequenz dieses Bewußtseins sagt Fran= Winter des Frlu. Gondy ab. Kleinere Rollen waren
es gethan, in der anderen muß man es ziska sich los von der Weltanschauung Dr. Schmidt's durch die HH. Schröder und Walter gut vertreten.
kntbehrungen erringen oder ihm auch und diesem selbst. Das ist der einzige Lichtblick in Das Publikum nahm jeden einzelnen Akt mit Bei¬
fall auf.
dem düsteren Drama, über das sich sonst schwüle,
en wie Dr. Schmidt, der Hausarzt bei
dem eine freudelose, harte Jugend alles sentimentale Stimmung breitet, die auf Einem lastet
Ierstickt hat und in dem sich das kon= wie ein drückender Alp, von dem man sich vergeblich
Kleine Mittheilungen.
Prinzip, die bürgerliche Gesellschaft mit zu befreien sucht. Les extremes se touchent, Das
Der gemeldete Austritt des Grafen
brachten Begriffen von Sitte und Moral gilt auch von dem Charakter des Wieners, denn sonst
Er ist Losatti's Tochter Franziska zum wäre es kaum erklärlich, wie diese von Sentimen=[Esterhazy aus dem Jesuitenorden ist
talität triefende Dichtung auf demselben Boden auf einen Liebesroman zurückzuführen. Der Graf
mmt und leitet hieraus das Recht ab, in
ggelegenheiten mitreden zu dürfen. Mit sprossen konnte, der die Königin unter der Operette kam in Pest mit der Marquise Marie Teyllard
t im Bunde steht der alte Losatti mit mit ihren prickelnden Walzermelodien hervorgebracht de Reynard zusammen, die er in seiner Jugend
in Paris kennen gelernt hatte, die aber seitdem ver¬
kinliberalismus; ihnen gegenüber die der hat. Einige Situationen in dem Stücke entbehren
armt war und in aristokratischen Kreisen in Pest
satti verschwägerte Wittwe Winter und der Natürlichkeit, so die Szenen am Sterbebett im
französische Stunden gab. Um sie heirathen zu
Uls Vertreter der Menschlichkeit und Ver= 1. Akt. In der Schilderung der Charaktere zeigt sich
können, verließ Esterhazy den Orden und trat zum
die Schnitzler eigene feine Beobachtungsgabe.
protestantischen Glauben über. Esterhazy ist 45,
Der Dichter hat als Ort der Handlung Wien an¬
gar das Kind stirbt, da ist das Band,
gegeben. In der Aufführung des Intimen Theaters Marie Reynard 34 Jahre alt.
den einander fremden Welten eine Zeit
mengehalten hat, gelöst, da hat die suchte man den „Weaner“ Lokalton vergeblich. Wenn