II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 339

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10. Das Vermaechtnis
Wereit
Ean darf ge.
Dresden, Florian Hüllmantel aus Bamberg, durch den Verein für klassischen Chorgesang un
ags] Kondukteur Snjegel von Bamberg, Kondukteur Hof=] 2. November, zumal dazu die ganz vorzügliche erste
auf mann von Bamberg, Lokomotivführer Adam Sator! Dresdener Solistenbesetzung gewonnen ist.

verlassen und ausgestoßen sieht, gibt sich in der Ver¬
Kunst und Wislenschaft.
zweiflung den Tod.
Intimes Theater.
Die Handlung fußt direkt im modernen
K „Das Vermächtnis“. Schauspielz in
Leben. Im unmittelbaren Anschluß an dieses kon¬
3 Akten von Arthur Schnitzler. — Das Themn, ein
struirt der Verfasser sein Drama als spezielles Fami¬
in jeder Faser modernes firirt sich — unter Anschluß
lienstück, das durch eine moralische Pointe einen all¬
an die erstmalige Vorstellung am Samstag
in
kurzem Umriß dahin:
gemeineren Zug erhält. Der Ausgangspunkt und der
ge#ung.
Faden, der alle drei Akte verbindet, ist das Vermächtnis
Der junge Jurist Hugo Losatti, der Sohn eines
dauache
Hugo's. Das Versprechen wird anfangs gehalten
Professors, verunglückt durch einen Sturz vom Pferde
icht
ben,
und damit wäre der Abschluß bereits im zweile## Akte.
und wird halb bewußtlos in's Elternhaus gebracht.
issen Du
Hier läßt jedoch der Dichter eine Wendung eintreten
Fühlend, daß er sterben wird, eröffnet er noch, daß
durch den Tod des Kindes, damit wird ein Konflikt
er eine Geliebte mit einem Kinde habe, einen Knaben,
di desab¬
und eine doppelte Ausgangsmöglichkeit geschaffen:
der bereits 4 Jahre alt ist, und nimmt seiner Mutter
Du verläkngst,
entweder die Mutter des Kindes erfährt auch ohne
das Versprechen ab, das Mädchen mit dem Knaben
inen uneigen¬
dieses ferner die gleiche liebevolle Behandung wie an¬
für immer in ihr Haus auszunehmen. Das Ver¬
zu beispiellose
fangs, oder kleinbürgerlicher Ehrdünkel und gesell¬
sprechen wird gegeben seitens der Mutter und in der
ich gar nicht
schaftliches Vorurteil gewinnen die Oberhand zu Un¬
Folge auch von der übrigen Familie. Hugo stirbt.
zu nimmermehr
gunsten Jener. Im ersteren Fall feierte der Adel
Das Mädchen, Toni Weber und das Kind finden dem
humanen Empfindens einen Sieg. Der Dichter läßt
Bruno!“
Versprechen gemäß Aufnahme im Hause des Pro¬
indes, und zwar in richtiger Beobachtung des Lebens,
fessors und werden auf das Liebevollste behandelt.
agen darf.“
das Letztere eintreten und motivirt damit logisch den
den Namen
Allein bald ereignet es sich, daß auch das Kind stirbt,
Schluß, den er bildet mit dem Selbstmord Toni's.
und damit ändert sich das Verhältnis: Von dem Ver¬
Und nun tritt aber auch die beabsichtigte allgemeine
nicht sein!
mächtnis Hugo's ist die Hauptsache, das Kind nicht
Moral heraus: Der Zuschauer verurteilt in Anbe¬
illst, ich habe
mehr, und nur die nicht Angetraute, die Geliebte ist
tracht einer solchen tragischen Folge kleinbürgerliche
Aufsatzes ein¬
noch vorhanden. Ihr Bleiben in des Professors
Engherzigkeit und sozialen Standesehrdünkel und emp¬
ich müßte
Hause hat die Begründung und in den Augen der
enunziren.“
findet, daß das Bessere und Höhere Mitleid und
Wek auch die entschuldigende Begreiflichkeit verloren.
Liebe ist.
mnz still in dem
Toni fühlt das und auch der Professor, Letzterer be¬
odor Meinardi
sonders unter dem Einfluß des Hausarztes, der feind¬
Die technische Ausführung verrät den
nicht erwartet.
lich gesinnt gegen Toni, diese in das gemeinste Licht zu
Autor, der Bühnengeschick besitzt und mit den Erforder¬
g und oberfläch¬
setzen sucht. Wohl tritt in edelster Gesinnung die
nissen eines wirksamen Stückes vertraut ist. Er schöpft
traute ich Dir
Tochter des Professors, Franziska, als eine wahre
aus dem sozialen Leben des Heute ebenso, wie etwa ein
Freundin für Toni ein, allein der andere Teil ist zu
Sudermann, nur liebt und versteht er es mit weniger
bitten darf! Auch
befangen in Bezug auf die öffentliche Meinung und
groben Effekten zu arbeiten, wie dieser z. B. in seinen
ählen, Dir meine
weist Toni, wenn auch schonend, aus dem Hause.
jüngsten Produkten, auch besitzt er dessen geistige
Toni, die in der Erinnerung an ihrer Liebe zu Hugo
Blende und Mängel verdeckende Diktion nicht. Das
1.)
i Hause bleiben will und sich nun, von aller Welt! „Vermächtnis“ ist nichts weniger, als eine dramatische

Teuee
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