II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 24

D
ruene Kakadu
box 14/8
9. 3. Der Bruche nenaua
4
ichten
„ic. nür die Deut= und die Polen waren gezwungen, die Maske abzustreifen eröff

Tru
frem
liegen kann, seine Kunst nicht blos im „grünen Papagei“
Ergebenheit fallen und der geknechtete Mensch den krumm¬
gebeugten Nacken gerade richtet, da läß es ihm nicht Ruh Kan
ndern auch auf dem Boulevard des Capucins aus¬
Die
nüben.
und er freut sich mit und ruft im Geiste: „Es lebe die
Das gibt einen tollen Reigen, einen wahren Hexen¬
Freiheit!“ Und drollig genug sieht er dabei die Illusion, das
die Grenzen zwischen Schein und Sein auch hier verwischen, Das
abbath, eine Aristokratin von altem Adel und einem nicht
daß
ebens wie das Spiel Henris, des Rächers seiner Ehre,
viel jüngeren Mann widersteht dem Gelüste nicht und beob¬
Sch
ihn selbst täuscht, wie er gezwungen in der Komödie mit¬
achtet von der sicheren Höhe ihrer Stellung das Getriebe,
theil
das hier halb Spiel, halb Wirklichkeit ist, in das sie aber
spielen muß, ohne es zu ahnen.
vollständig hineingehört — und damit die gehörige Weihe
Das Stück Schnitzler's, bei aller Bizarrerie eine der sich
nicht fehle, entsendet die Polizei ihren Vertreter in das be¬
bedeutendsten Schöpfungen des Wiener Modernen — wenn folg
nicht die bedeutendste — stellt an Regie und Darstellung mor
rüchtigte Lokale, um über die aufrührerischen Reden, die
nirn
hier geführt werden sollen, unterrichtet zu sein; es ist zu
große Anforderungen und man kann nicht sagen, daß unsere
spät, aus den Reden sind Thaten geworden und als der
Première ihnen schon vollständig entsprochen hätte. Es gibtschrif
Mann der Ordnung die Verbrecher in die Bastille abführen
hier oft zwei, drei Handlungen neben einander, da gilt es Ent
will, ist sie gar nicht mehr da.
die rechte Mitte einhalten, daß nicht einmal eine gar zu die
„Die Bastille ist gefallen, es lebe die Freiheit!“ jubelt absichtliche Stille eintrete, ein anderesmal eine geflüsterte täri
es in das Ohr der verdutzten Aristokratengesellschaft, die Antwort der Frau Danzer nicht vom Lärm der übrigen und
nicht weiß, ob sie die jubelnden Massen nicht auch für Kom= übertönt werde. Das ist nicht leicht aber in diesem auf grei
parsen des Direktors vom „grünen Papagei“ halten soll. Die den tollen Trubel berechneten Stücke muß eben die Herr= Sitt¬
Vertelusive
Rachethat Henris macht es klar, daß es blutiger Ernst ist schaft des Geistes über die scheinbar regellose Masse sich
ebenso wie das vergebliche Rufen der Polizisten beweist, daß fühlbar machen. Die Einzelleistungen waren überaus an=sein Porto.
für einige Zeit wieder die Tragödie zu Ehren gebracht ist: erkennenswerth, vor allem der Henri des Herrn Seifert, dem seitsahlbar
eine Veraus.
der Mensch ist wieder auf sich selbst gestellt, er gibt seine der Täuschungseffekt prächtig gelang, die Leocadie der Frau
Kämpfe und Laster nicht mehr unter Polizeiaufsicht zum Lauda, die das Gezwungene und Falsche in dem Entzücken
mehl ist das
teht es den
besten, die Kulturgeschichte beginnt wieder von vorne. Am der jungen Frau über die geschlossene Ehe sehr hübsch wie¬
#rn.
richtigsten faßt die Aristokratin die Sache auf, wenn sie dergab, die Severine der Frau Danzer, der Gram des
ist zi
ihrem Liebhaber sich ohne weitere modische Stadien ganz Herrn Mosna, der Prospère des Herrn Smaha, der Albin
lerur
„Sieges
ergibt; die Zeit der „Avancen“ ist vorüber, es gilt die des Herrn Kafka, der Herzog des Herrn Vojan u. s. w.
die total verfährene lanerpolit
Tage voll auszunützen, die euch noch vergönnt sind, gar zu u. s. w.
viele werden es ja nicht mehr sein.
Die bedeutsame Pause, von der im Eingange die verschlechtert wurde. Die Meldung
Rede war, dauerte entsprechend lange, trotzdem war dieser Kabinets kam aber überraschend,
Es ist in diesen verhängnißvollen Dinstagabend viel,
fast zu viel zusammengedrängt, um uns den Kontrast der vielleicht letzte Novitätenabend des alten Consortiums bereits Unterhandlungen mit der Oppost
alten und der neuen Zeit, oder vielmehr zwischen einer Zeits um 9 Uhr zu Ende. Ist das nicht etwas zu wenig für das lauf nehmen. Die erwartete Ver
der unter polizeilichem Schutze stehenden äußeren Ordnung viele Geld, das ein Sitz koster? Der Abend ist ja doch ein, sondern gerade die entgege#
einmal angerissen und unsere Rücksichten auf den Sperr= Vorgeschichte dieser Wendung läßt
und inneren Ungerechtigkeit und der entfesselten Anarchie zu
zeigen.
sechser und auf den Anstich im Bräuhaus sind doch für aus Rom berichten: Die über d
unsere Gesellschaft nicht mehr passend. Könnte nicht die äußersten Linken erboste äußerste
Und so ist der Mensch einmal organisirt, er mag als
Pelloux heute Früh wissen, daß
neue Gesellschaft sich darauf einrichten, daß die Vorstellungen
philiströsester der Philister auf seinem Fauteuil oder Logen¬
von halb 8 bis 11 Uhr dauern? Kleiner Stücke zum Aus= im Interesse der Ordnung unterst
sitz hocken, er mag vor jeder Willkür und jeder Erschütte¬
der Versöhnung mit der Bergparte
rung der Autorität bangen, wenn es knattert und kracht, füllen von halben Stündchen haben wir genug.
Ar. ti. „werde. Gleich darauf drohten auch
wenn die Mützen in die Höhe fliegen und die Masken der