Dor den Coulissen.
Das „Schiller=Theater 0.“ hatte für gestern
vier Einacter versprochen, löste aber sein Wort nur zu
drei Vierteln ein. Tschechow's Scherz „Ein Heiraths¬
antrag“ blieb ungespielt, damit die Grenzen eines
Theaterabends nicht zu weit gezogen würden.
Von den drei kleinen Werken, die wir zu sehen
bekamen, bedeutete das erste, des Dänen Axel
Steenbuch „Nach Jahr und Tag“, eine
Steenbuch,
Novität für die deutsche Bühne.
der als Rechtsanwalt in Kopenhagen lebt,
hat in seiner Praxis jedenfalls reichlich Gelegen¬
heit, Menschen und ihre Schicksale zu studiren und
sich in die Beobachtung von Charakteren zu ver¬
senken. Das geht aus seinem Stück hervor, dessen
Für 50 Ze
beide Gestalten um ihrer lebenswahren Zeichnung
100
willen interessiren. Ueber dem Bestreben des Autors,=lusive
200
mit absolnter Wirklichkeitstreue zu schildern, kommtorto.
500
freilich die dramatische Bewegtheit der Handlung zuhlbar
„ 1000
Im Gkurz; hier werden uns zwei alte Jungfern gegenüber=Veraus.
Abonnement gestellt, die in allzu breit ausgesponnener Gesigt das
schwätzigkeit des Alters über Gott und die ## den
Abonnenten f Welt conversiren und sich, nach dem Schritt¬
maß der Echternacher Springprocession, erst ganz
Der
dem Kernpunkt. der Sache näherl.nd die
Inhaltsangab aulmählich
Plätter () Der besteht nun darin, daß Mamsell Lobegren „nächrgen¬
wodurch eine Jahr und Tag“ entdeckt, Mamsell Neve habe ihr denitung")
Leben des I Geliebten abspenstig gemacht. Es kommt zur spätellaftliche
seilungen v Abrechnung zwischen beiden, und Mamsell Neve mitje Mit¬
ihrem ruhigen, abgeklärten Empfinden, ihrem reichen
Herzen, das auch aus herbstem, schwerstem Leid
immer noch neue Kraft und neuen Lebensmuth zu
schöpfen wußte, behauptet den Sieg über die leiden¬
schaftlich=ungerechte und tief verbitterte Gegnerin, die
sie durch milde Strenge demüthigt und zur Erkenntniß
bringt, auf wessen Seite das Recht ist. — Eine kräftige
Zusammenziehung der ersten Scenen würde dem Stück
sehr förderlich sein und die Antheilnahme gleich von
vornherein wecken.
Der Einacter, der von Francis Maro unterglück¬
licher Wahrung der Eigenart des Verfassers ins
Deutsche übertragen ist, wurde von den Damen
[Bünger und Gundra trefflich gespielt. Beide
hatten die Feinheiten der Rollen geschickt heraus¬
gearbeitet und wu##in durch lebhaften Beisall aus¬
gezeichnet.
teben's Drama „Tuschied
Otto Erich
nscheng
svom Reguz aus dete mit seinenstark¬
o1 ul
1 Wisc loig Theil des 2#####
gefangen. De
# 0
M De er M.
Schuld, sondern aus die aus¬
fallein das 2#
die seine männliche Haupt¬
ichnete Dart
sihur durch Herrn ttinger fand. Der Künstler
zeigte sich in der Ausgestaltung des Hauptmanns
Griesfeld, der vergeblich um das Glück seiner Ehe
kämpft, auf der vollen Höhe seines reichen Könnens.
Sein Spiel war vom warmen Schimmer echten
Empfindens durchleuchtet und packte die Zuschauer mit
der Wucht des Selbsterlebten. Frl. Wasa als
Griesfeld's Gattin blieb auch diesmal mehr an der
Oberfläche, wenngleich ihre Kälte hier angebracht
erschien.
Zu tiefer Wirkung brachte es schließlich Arthur
Schnitzler's Groteske „Der grüne Kakadu“,
dieses in kecken Zügen hingeworfene Gemälde aus der
Zeit der ersten französischen Revolution mit dem Spiel
im Spiel, das zum bitteren, folgenschweren Ernst wird.
Auch hier ist eine ganze Reihe sehr guter Einzel¬
leistungen zu erwähnen. So der Spelunkenwirth und
ehemalige Theaterdirector des Herrn Holthaus,
Herzog des Herrn
der weltmännisch elegante
Kuhnert, der thierische, verkommene Strolch
des Herrn Steinrück Herrn Rickelt's
schwadronirender Philosoph, die Typen der Hofgesell¬
schaft, die die Herren Rembe Köstlin, Rolan
und Fräulein Hofmann gaben, u. s. w. u. s. w.
Frau Mallinger trat gestern nach längerer Ruhe¬
pause zum ersten Male wieder auf, und es schien, als
ob eigens für sie die Worte geschrieben wären, mit
denen Prospère sie als Léocadie empfängt:
— ein Jahr lang
dich doch begrüßen
lass
Für die
ich dich nicht gesehen“
hab'
namentlich bei diesem Stück,
Regieführung,
für die lebendige Bewegung der Massen, gebührt Herrn
Runge ganz besondere Anerkennung. Nur sollte er
sich gesagt sein lassen, daß Broschüren, die man am
18. Juli 1789 im Palais Royal zu Paris vertheilte,
unmöglich mit den — Programmheften des „Schiller¬
Theaters“ identisch sein können; irgendein Papier aus
jener Zeit sollte sich wohl auftreiben oder mindestens
sollte sich eins im Charakter der Epoche herstellen
R. W.
lassen.
Das „Schiller=Theater 0.“ hatte für gestern
vier Einacter versprochen, löste aber sein Wort nur zu
drei Vierteln ein. Tschechow's Scherz „Ein Heiraths¬
antrag“ blieb ungespielt, damit die Grenzen eines
Theaterabends nicht zu weit gezogen würden.
Von den drei kleinen Werken, die wir zu sehen
bekamen, bedeutete das erste, des Dänen Axel
Steenbuch „Nach Jahr und Tag“, eine
Steenbuch,
Novität für die deutsche Bühne.
der als Rechtsanwalt in Kopenhagen lebt,
hat in seiner Praxis jedenfalls reichlich Gelegen¬
heit, Menschen und ihre Schicksale zu studiren und
sich in die Beobachtung von Charakteren zu ver¬
senken. Das geht aus seinem Stück hervor, dessen
Für 50 Ze
beide Gestalten um ihrer lebenswahren Zeichnung
100
willen interessiren. Ueber dem Bestreben des Autors,=lusive
200
mit absolnter Wirklichkeitstreue zu schildern, kommtorto.
500
freilich die dramatische Bewegtheit der Handlung zuhlbar
„ 1000
Im Gkurz; hier werden uns zwei alte Jungfern gegenüber=Veraus.
Abonnement gestellt, die in allzu breit ausgesponnener Gesigt das
schwätzigkeit des Alters über Gott und die ## den
Abonnenten f Welt conversiren und sich, nach dem Schritt¬
maß der Echternacher Springprocession, erst ganz
Der
dem Kernpunkt. der Sache näherl.nd die
Inhaltsangab aulmählich
Plätter () Der besteht nun darin, daß Mamsell Lobegren „nächrgen¬
wodurch eine Jahr und Tag“ entdeckt, Mamsell Neve habe ihr denitung")
Leben des I Geliebten abspenstig gemacht. Es kommt zur spätellaftliche
seilungen v Abrechnung zwischen beiden, und Mamsell Neve mitje Mit¬
ihrem ruhigen, abgeklärten Empfinden, ihrem reichen
Herzen, das auch aus herbstem, schwerstem Leid
immer noch neue Kraft und neuen Lebensmuth zu
schöpfen wußte, behauptet den Sieg über die leiden¬
schaftlich=ungerechte und tief verbitterte Gegnerin, die
sie durch milde Strenge demüthigt und zur Erkenntniß
bringt, auf wessen Seite das Recht ist. — Eine kräftige
Zusammenziehung der ersten Scenen würde dem Stück
sehr förderlich sein und die Antheilnahme gleich von
vornherein wecken.
Der Einacter, der von Francis Maro unterglück¬
licher Wahrung der Eigenart des Verfassers ins
Deutsche übertragen ist, wurde von den Damen
[Bünger und Gundra trefflich gespielt. Beide
hatten die Feinheiten der Rollen geschickt heraus¬
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gezeichnet.
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sihur durch Herrn ttinger fand. Der Künstler
zeigte sich in der Ausgestaltung des Hauptmanns
Griesfeld, der vergeblich um das Glück seiner Ehe
kämpft, auf der vollen Höhe seines reichen Könnens.
Sein Spiel war vom warmen Schimmer echten
Empfindens durchleuchtet und packte die Zuschauer mit
der Wucht des Selbsterlebten. Frl. Wasa als
Griesfeld's Gattin blieb auch diesmal mehr an der
Oberfläche, wenngleich ihre Kälte hier angebracht
erschien.
Zu tiefer Wirkung brachte es schließlich Arthur
Schnitzler's Groteske „Der grüne Kakadu“,
dieses in kecken Zügen hingeworfene Gemälde aus der
Zeit der ersten französischen Revolution mit dem Spiel
im Spiel, das zum bitteren, folgenschweren Ernst wird.
Auch hier ist eine ganze Reihe sehr guter Einzel¬
leistungen zu erwähnen. So der Spelunkenwirth und
ehemalige Theaterdirector des Herrn Holthaus,
Herzog des Herrn
der weltmännisch elegante
Kuhnert, der thierische, verkommene Strolch
des Herrn Steinrück Herrn Rickelt's
schwadronirender Philosoph, die Typen der Hofgesell¬
schaft, die die Herren Rembe Köstlin, Rolan
und Fräulein Hofmann gaben, u. s. w. u. s. w.
Frau Mallinger trat gestern nach längerer Ruhe¬
pause zum ersten Male wieder auf, und es schien, als
ob eigens für sie die Worte geschrieben wären, mit
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namentlich bei diesem Stück,
Regieführung,
für die lebendige Bewegung der Massen, gebührt Herrn
Runge ganz besondere Anerkennung. Nur sollte er
sich gesagt sein lassen, daß Broschüren, die man am
18. Juli 1789 im Palais Royal zu Paris vertheilte,
unmöglich mit den — Programmheften des „Schiller¬
Theaters“ identisch sein können; irgendein Papier aus
jener Zeit sollte sich wohl auftreiben oder mindestens
sollte sich eins im Charakter der Epoche herstellen
R. W.
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