Kakadu
ruene
er
g.3 eenenenentenesecer u
Telephon 1280
„OBSERVER‘
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeilungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York. Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt außuinkoite Weltblatt, Wien
I
17 70.1905
vom:
Deutsches Volkstheater. Am letzten Samstag erschien
Heinrich von Kleists köstliches Lustpiel „Der zer¬
brochens'Krug“ im Spiekplan„Herr Oberregisseur
Valleptin
Meinheisens und Derbheiten
reiche Stück=Seizslgbscht, aber nach unserer Empfindung
sich im Tempo vergriffen. Niederländische Behäbigkeit ver¬
trägt sich nicht mit der Geschwindigkeit, mit der ein
französischer Schwank heruntergespielt werden muß. Auch
waren einige der Darsteller zu lärmend und ließen in dem
hastigen Sprechen manche hübsche Wendung verschwinden.
Herr Höfer war als Dorfrichter Adam zu trocken,
Frau Thaller als Martha Rull zu laut. Eine reizende
Eve bot Frl. Galafrés und einen guten Bräutigam
Herr Birron. Frl. Schweighofer spielte die Frau
Brigitte sehr wirksam. Am besten wurden ihren Rollen
Herr Weiß als Gerichtsrat und Her Amou als
Schreiber Lichte gerecht. Wenn sich die Schauspieler erst
zusammengestimmt haben, dürfte die Verkörperung des
Kleistschen Lustspiels zu einer Mustervorstellung werden.
Eine Sehenswürdigkeit ist sie heute schon. — Den Schluß
des Abends machte die Schnitzlersche Groteske „Der
grüne Kakadu“. Welch ein köstlicher Einfall steckt
darin! Leider bleibt Schnitzler an der Oberfläche haften.
Und wenn die Rede auch noch so schimmert und gleißt
und die Aeußerlichkeiten noch so blenden, es stellt keine
tiefere Wirkung sich ein. Es fehlt die dramatische Schlag¬
kraft. Ueber diesen Mangel kann aller Lärm, den die
zahlreichen Leute auf der Bühne machen, nicht hinweg¬
täuschen. Wirklich grotesk war Homma als Strolch
Grain. Kramers Talent reicht für den Schauspieler
Henri nicht aus. Er ist zu glatt und zu süß, man merkt
seinem Spiel nicht an, daß es auch in mörderische
Wildheit ausbrechen kunn. Daß man aus der großen
Schar der Mitspieler keinen hervorzuheben vermag,
daran ist der Verfasser Schuld. Die Personen sind alle
so schrecklich geistreich und haben deshalb keine eigene
Physiognomie; es sind Puppen, gestopft mit Ironie
und witzigen Bemerkungen. Nur ein junger und alter
Aristokrat haben Trottel zu spielen, auch nach der
Schablone. Es ist nicht so leicht, Dummköpfe zu zeichnen.
Das Publikum nahm die Groteske, die bekanntlich vor
einigen Jahren zuerst im Burgtheater aufgeführt worden
ist, erst am Schluß mit Beifall auf. Als dann Schnitzler
selbst erschien, riefen ihn seine Verehrer immer wieder
vor den Vorhang.
box 15/2
Telephon 12801.
„OBSERVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Verfretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne Gewähr.)
Wiener Bilder
Ausschnitt aus:
vom: 15, JNTGGER 190.
Deutsches Volkstheater. Eine Meisteraufführ¬
ung, wie man sie selten sieht, war die gestrige Darstellung von
Heinrich von Kleists unsterblichem Lustspiel: „Der zerbrochene:
Krug“ und die geniale Komödie Arthur Schnitzlens: „Der¬
grüne Kakadu“. Ueber Kleists fast hundert Jahr alles Meister=,
werk brauchen wir kein kritisches Wort zu sprechen. Aber die
groteske Komödie Arthur Schnitzlers in der weisterhaften In¬
szenierung des Volkstheaters verdient ei utes Wort der
Anerkennung. Das Stück mußte leider ## höhere Winke au!
dem Repertoire des Burgtheaters verschwinden... „Der grüne¬
Kakadu“ ist bekanntlich ein Pariser Wirtshaus, in dem sich zur
Zeit der großen französischen Revolution eine Theatertruppe
versammelt, die ein seltsames, grauenhaftes Spiel von Täus¬
schung und Wirklichfeit veranstaltet. Die hochdramatischen Sze¬
nen, das Hineinspielen des historischen Weltdramas in die
Komödie, die wildbewegten Massen, geben ein Bild von ge¬
waltigster Wirkung. Dem neuen Regisseur Vallentin ge¬
bührt das Verdienst, durch seine außerordentliche Regieleistung
einen der glanzvollsten Abende des Volkstheaters zur größten
äußerlichen Wirkung herausgearbeitet zu hal. Von den über¬
aus verdienstvollen Einzelleistungen, müssen wir die Verdienste
der Herren=Jensen, Kramer, Homma, Vallen¬
ttin, Weiß, Raeder, sowie der Damen Lißl, Gala¬
fr.à-Wund Müller besonbers hervorheben.
ruene
er
g.3 eenenenentenesecer u
Telephon 1280
„OBSERVER‘
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeilungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York. Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt außuinkoite Weltblatt, Wien
I
17 70.1905
vom:
Deutsches Volkstheater. Am letzten Samstag erschien
Heinrich von Kleists köstliches Lustpiel „Der zer¬
brochens'Krug“ im Spiekplan„Herr Oberregisseur
Valleptin
Meinheisens und Derbheiten
reiche Stück=Seizslgbscht, aber nach unserer Empfindung
sich im Tempo vergriffen. Niederländische Behäbigkeit ver¬
trägt sich nicht mit der Geschwindigkeit, mit der ein
französischer Schwank heruntergespielt werden muß. Auch
waren einige der Darsteller zu lärmend und ließen in dem
hastigen Sprechen manche hübsche Wendung verschwinden.
Herr Höfer war als Dorfrichter Adam zu trocken,
Frau Thaller als Martha Rull zu laut. Eine reizende
Eve bot Frl. Galafrés und einen guten Bräutigam
Herr Birron. Frl. Schweighofer spielte die Frau
Brigitte sehr wirksam. Am besten wurden ihren Rollen
Herr Weiß als Gerichtsrat und Her Amou als
Schreiber Lichte gerecht. Wenn sich die Schauspieler erst
zusammengestimmt haben, dürfte die Verkörperung des
Kleistschen Lustspiels zu einer Mustervorstellung werden.
Eine Sehenswürdigkeit ist sie heute schon. — Den Schluß
des Abends machte die Schnitzlersche Groteske „Der
grüne Kakadu“. Welch ein köstlicher Einfall steckt
darin! Leider bleibt Schnitzler an der Oberfläche haften.
Und wenn die Rede auch noch so schimmert und gleißt
und die Aeußerlichkeiten noch so blenden, es stellt keine
tiefere Wirkung sich ein. Es fehlt die dramatische Schlag¬
kraft. Ueber diesen Mangel kann aller Lärm, den die
zahlreichen Leute auf der Bühne machen, nicht hinweg¬
täuschen. Wirklich grotesk war Homma als Strolch
Grain. Kramers Talent reicht für den Schauspieler
Henri nicht aus. Er ist zu glatt und zu süß, man merkt
seinem Spiel nicht an, daß es auch in mörderische
Wildheit ausbrechen kunn. Daß man aus der großen
Schar der Mitspieler keinen hervorzuheben vermag,
daran ist der Verfasser Schuld. Die Personen sind alle
so schrecklich geistreich und haben deshalb keine eigene
Physiognomie; es sind Puppen, gestopft mit Ironie
und witzigen Bemerkungen. Nur ein junger und alter
Aristokrat haben Trottel zu spielen, auch nach der
Schablone. Es ist nicht so leicht, Dummköpfe zu zeichnen.
Das Publikum nahm die Groteske, die bekanntlich vor
einigen Jahren zuerst im Burgtheater aufgeführt worden
ist, erst am Schluß mit Beifall auf. Als dann Schnitzler
selbst erschien, riefen ihn seine Verehrer immer wieder
vor den Vorhang.
box 15/2
Telephon 12801.
„OBSERVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Verfretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne Gewähr.)
Wiener Bilder
Ausschnitt aus:
vom: 15, JNTGGER 190.
Deutsches Volkstheater. Eine Meisteraufführ¬
ung, wie man sie selten sieht, war die gestrige Darstellung von
Heinrich von Kleists unsterblichem Lustspiel: „Der zerbrochene:
Krug“ und die geniale Komödie Arthur Schnitzlens: „Der¬
grüne Kakadu“. Ueber Kleists fast hundert Jahr alles Meister=,
werk brauchen wir kein kritisches Wort zu sprechen. Aber die
groteske Komödie Arthur Schnitzlers in der weisterhaften In¬
szenierung des Volkstheaters verdient ei utes Wort der
Anerkennung. Das Stück mußte leider ## höhere Winke au!
dem Repertoire des Burgtheaters verschwinden... „Der grüne¬
Kakadu“ ist bekanntlich ein Pariser Wirtshaus, in dem sich zur
Zeit der großen französischen Revolution eine Theatertruppe
versammelt, die ein seltsames, grauenhaftes Spiel von Täus¬
schung und Wirklichfeit veranstaltet. Die hochdramatischen Sze¬
nen, das Hineinspielen des historischen Weltdramas in die
Komödie, die wildbewegten Massen, geben ein Bild von ge¬
waltigster Wirkung. Dem neuen Regisseur Vallentin ge¬
bührt das Verdienst, durch seine außerordentliche Regieleistung
einen der glanzvollsten Abende des Volkstheaters zur größten
äußerlichen Wirkung herausgearbeitet zu hal. Von den über¬
aus verdienstvollen Einzelleistungen, müssen wir die Verdienste
der Herren=Jensen, Kramer, Homma, Vallen¬
ttin, Weiß, Raeder, sowie der Damen Lißl, Gala¬
fr.à-Wund Müller besonbers hervorheben.