II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 99

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ruene Kakadu
Der
9.3. J. ahaununa

erenenenenennenn Aeenmu
wollte und — bleichsüchtig war“, er durfte sie
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erhalten, ihre Bilder malen, dafür hatte sie ihm
die geistige Herrschaft entwunden. Jetzt nimmt
von den Wiener Bühnen.
er sein Eigentum zurück, rafft seine Männlichkeit
zusammen und zwingt sie auf die Knie. Er ver¬
Der interessanteste Theaterabend der neuen
läßt den Kameraden und geht dav .., um die Ge¬
Theatersaison=hat vor einigen Tagen im Prater
liebte, vielleicht selbst ein Weib zu suchen. Die
stattgefunden. Zwischen Ringelspielen und Schie߬
Szene hat förmlich niedergeworfen, denn die
buden, anatomischen Museen und Raritätenkabi¬
Weiberhaß Strindbergs wächst hier ins Riesen¬
netten, in nächster Nähe von Wirtshäusern, wo
hafte, stürmt wie eine entfesselte Naturkraft über
Damenkapellen aufspielen, und von Tanzlokalen,
die Bühne, ist ein mächtiges Element, wie ein
wo dem Fünf=Kreuzertanz gehuldigt wird, steht
verzehrendes Feuer, eine schäumende Wasserflut.
das einstige Jantschtheater, jetzt Lustspiel¬
Es handelt sich hier nicht mehr um den Maler Axel
theater betitelt und von Direktor Jarno ge¬
und um das Malerweibchen Bertha, der Kampf
leitet. Direktor Jarno ist einer der wenigen
der Geschlechter selbst ist auf die Szene gebracht,
Frührigen und energischen Theaterdirektoren Wiens,
der Kampf zweier Naturwesen, bei dem es sich
der einen bestimmten Willen hat und auch die
nicht mehr um Sittlichkeit, sondern um Gewalt,
Kraft, ihn auszuführen. Er bietet im Josefstädter
physische und geistige Kraft handelt. Die Rolle
Theater und im Lustspieltheater, die er gleichzeitig
des Malers Axel wurde von Direktor Jarno
leitet, dem Großstadtpublikum französische Un¬
selbst ausgezeichnet gespielt ... Wenn man aus
sittenstücke, in denen sich das mondaine Leben
dem Theater schritt, hörte man wieder das Musi¬
mit seiner ganzen Leichtfertigkeit, oft aber auch
zieren der Damenkapellen in den Wirtshäusern,
mit seinem ganzen Geiste abspiegelt, verschmäht
das Geschrei der Ausrufer vor den Buden, den
es auch nicht, von Zeit zu Zeit Operetten oder
Lärn der Drehorgeln. In solchen Gegenden muß
Lokalstücke aufzuführen, welche der populärsten
##i in Wien die Literatur suchen.
Wiener Schauspielerin Hansi Niese dankbare
Ein leressanten Abend verdankt man auch
Rollen bieten, — regelmäßig ober veranstaltet er
Volkstheater“: die
auch literarische Abende. Der erste lite¬
Aufführung des
Kakadu“ von Ar¬
rarische Abend dieser Saison Lusesieltheater
thur Schni
bie
liebenswürdige, be¬
brachte die erste deutsche Aufführung des
hagliche Theater
setzten Zeit durch
vier 2. Schauspiels: „Die Kameraden
den Mangel künstlerischen
ng gelitten. Den
von Stindberg. Das Werl hat der Ge¬
Schauspielern fehlte es an Zu##
hne an
schlechtshaß geschrieben; Mann und Weid kämpfen
einem Regisseur, das Repertoire,
Sen¬
darin um ihre Überlegenheit, wie Raubtiere um
sationsstücke herrschten, verfiel und d
eine Beute, die Frau mit den Waffen der
sammenhang des Theaters mit dem Publikum
Schwachen mit List, mit Unwahrheit, mit Ver¬
begann sich
Das milde, gutmütige
stellung, mit den lockenden Kräften des Bluts, der
Naturell des Direkte
#ukovics ließ die Dinge
Mann mit der Wafse des Geistes, der Entschlossen.
gehen, wie sie gingen und allerlei Nebenregie¬
heit, Unabhängigkeit. Die Emanzipation des
rungen schufen eher Schaden, als Nutzen. Direk¬
Weibes, ihr Eindringen in männliche Berufskreise
tor Weiße hat den Hauptmangel des Theaters
ist in den Augen Strindbergs ein Sklavenauf¬
rasch erkannt: das Fehlen eines literarisch gebil¬
stand. Die Weiber sind Niedriggeborene, Parias
deten und energischen Regisseurs. Er gewann
mit niederer Stirne und niedriger Begierde, die
den Berliner Herrn Vallentin, dessen kräf¬
sich die Männerarbeit von Jahrtausenden — Ar¬
tige Hand sich in der Aufführung des „Grünen
beit, die sie # aus eigener Kraft leisten konnten
Kakadu“ bewährte. Seit langer Zeit sah man
aneignen. Sie sind Verbrecherinnen, ent¬
hier wieder eine künstlerisch belebte Aufführung,
zückende Verbrecherinnen oft, deren Verbrechen in
schön disponierte Massenszenen, klares, gut be¬
den Statistiken nicht verzeichnet sind. Solange
rechnetes Spiel und Gegenspiel, man spürte
sie Frauen bleiben, ein Stück unbewußter Natur,
auf der Bühne einen Willen, eine Intelligenz. Es
Mütter, Mütter auch den Männ#rn gegenüber,
ist kein Wunder, daß diese Aufführung großen Zu¬
die geistig und körperlich abgehetzt, bei ihnen Er¬
lauf findet, denn es gibt nur ein Rezept für
holung und Trost suchen, solange liebt sie Strind¬
Theaterdirektoren: man führe gute Stücke auf
berg: sein Haß aber kehrt sich gegen sie, wenn
und spiele sie gut. Einige neue Kräfte haben
sie als Mitbewerber des Mannes auftreten. Sie
rasch die Sympathien des Publikums gewonnen:
sind dann Bastarde und die Liebe des Mannes
Herr Homma vom Raimundtheater (einer der
ist Unnatur und Unzucht. Denn er liebt in
besten Charakterdarsteller der Wiener Bühne),
ihnen — den Mann. Strindbergs Haß ist stark
das kluge Fräulein Galafres, eine liebenswürdige
und mächtig, oft monumental, aber er verzerrt
Naive Fräulein Müller u. a. Zwei Schauspieler
in diesem Stück alle Bilder der Frauen. Sie
dieser Bühne, Herr Höfer und Herr Jensen,
sind hier nur Lügnerinnen, Säuferinnen, mit
treten jetzt stark hervor, entwickeln sich immer
allen Lastern verkehrter Sinnlichkeit behaftet,
kräftiger und reicher, kurz diese Bühne zeigt wie¬
aus Unnatur und Gemeinheit geknetet. Das
der frisches Leben, Bewegung. Es wird hier
Werk enthält eine außerordentlich starke Szene,
wirklich gearbeitet und was man das „Glück“
die Szene der Abrechnung zwischen Mann und
einer Bühne nennt, das wieder zu „lächeln“ be¬
Weib. Der Maler Axel hat sich von seiner Frau
ginnt, ist nur der Erfolg von Arbeit, zielbewu߬
Bertha losgelöst. Sie waren in der Ehe „Kame¬
ter Arbeit ...
Ein Rückfall in die ältere, un¬
raden“ gewesen, das heißt: er war der Spielball
gefunde Methode, mit Sensationsstücken die Auf¬
in ihren Händen, das Werkzeug ihres Willens.
imerksamkeit des Publikums zu gewinnen, war die
Sie hatte ihn geheiratet, weil „sie versorgt sein (Aufführung des Schauspiels „Die Rosen¬